Hiho,
wollte mich erstmal für die Hilfe bedanken, der Leerlauf ist zwar mit 3000 viel zu hoch aber das war im weiteren kein größeres Problem.
Ich werde noch einen großen Reisebericht schreiben in dem ich dann auch auf diese technischen Dinge eingehe.
Nur so viel: die Country hat in den 4800 km der Tour mehr unerwartete Defekte gehabt als in den 40000 km davor, die ich sie nun besitze, und das obwohl ich sie in den 2 Wochen vorher komplett durchgewartet habe und fast alle Verschleißteile neu waren.
Die Sache mit der Gasaufbereitung war allerdings durch eine Flapsigkeit von mir entstanden, das will ich kurz erzählen:
Bereits auf der Autobahn nach Calais riß in Belgien der Gaszug (zuletzt geölt: ca. 6 Monate vorher). Er hatte sich unbemerkt durch das Röhrchen am Vergaserdeckel durchgesägt und sich an der dadurch entstehenden Kante aufgerieben.
Dabei entdeckte ich, daß ich eine extra Tasche mit Bordwerkzeug, darunter ein Bowdenzugreparaturset, offenbar daheim liegen gelassen hatte. Dazu wirds im großen Bericht noch etwas mehr geben.
Ich stand nun also mitten auf der Autobahn und versuchte die Emme bis zur nächsten Ausfahrt zu schieben - das waren aber rund 8 Kilometer.
Schon nach weniger als zwei Kilometern war dann Ende mit Schieben da der Seitenstreifen durch eine Brücke unterbrochen wurde, ich also für einige Meter auf die Fahrbahn hätte gehen müssen - und der Verkehr war relativ dicht.
Noch dazu teilten mir meine Mitfahrer, die an der nächsten Ausfahrt raus sind, mit, daß die nächste Ausfahrt noch sehr weit entfernt ist. Noch rund 6 km mit einer schwer bepackten Emme und ich hätte zumindest mit einigem Tempo an der Brücke vorbei müssen. Shit.
Achja: unsere Fähre war für 7 Uhr am nächsten Morgen gebucht, davor Etap Hotel in Calais. Zeit war also.
Ich ersann folgende Lösung: ich drehte den Choke auf und verstellte die genannte Vergaserschraube so weit, daß der Motor auf die höchstmögliche Drehzahl kam. Damit waren tatsächlich rund 6 km/h Schleichfahrt möglich. Ich stand dann eine Weile vor dem Brückenpfeiler und beobachtete den Verkehr sehr lange und zählte ab, wieviel Zeit vergeht wenn Autos hinten erscheinen bis zu dem Moment wo sie die Brücke passierten. Das waren rund 25 Sekunden. Ich schätzte daß mich die Umgehung des Pfeilers etwa 10-15 Sekunden kosten würde. Genau so paßte ich es dann ab und ich kam dran vorbei und "fuhr" mit 6 km/h auf dem Seitenstreifen zur Ausfahrt. Die Blicke der Kühe an den anliegenden Weiden werde ich sicher nie vergessen.
Eine halbe Ewigkeit später an der Ausfahrt angekommen bastelten wir ein Provisorium das den Gaszug wieder benutzbar machte, wenngleich er aber nun viel zu kurz war und beim Lenken nach links Gas gab. Das Hotel in Calais erreichten wir aber, wenn auch sehr spät, und auch die Fähre war dann kein Problem mehr.
Wir mußten nun aber umplanen: eigentlich wollten wir direkt am nächsten Tag bis Leeds weiterfahren. Dazu taugte das Provisorium nicht.
Also quartierten wir uns auf einem (hervorragenden!) Campingplatz in Dover ein und ich bestellte bei Ente einen neuen Gaszug mit dem schnellstmöglichen Versand. Der kostete 10 Euro und bescherte mir den Zug (und ein neues Röhrchen) bereits nach zwei Tagen.
Am übernächsten Tag jedoch, kurz vor Newcastle, verlor die Emme auf der Autobahn im Teillastbereich deutlich Leistung und das Abgas war deutlich geschwärzt. Ich dachte zuerst ich hätte die besagte Schraube nach der Verstellung nicht mehr korrekt zurückgedreht und fragte Ente nach der richtigen Einstellung. Sie war zwar in der Tat etwas zu weit draußen; ich war der Meinung, daß wohl durch den etwas zu fetten Lauf über die letzten rund 500 km der Auspuff nun zugekokt sei und hoffte es würde sich in den nächsten Tagen geben. Aber das Problem blieb.
Erst einige Etappen später (mal lief die Country wie geölt, dann wieder mit Leistungsverlust und schwarzem Rauch) kam mir der entscheidende Einfall: ich nahm den Gaser nochmal auseinander und tatsächlich hatte ich beim Einbau des Kolbenschiebers das Halteplättchen unter der Nadel positioniert...so daß diese eben manchmal einfach in Vollgasstellung hängen blieb... eine kleine Unachtsamkeit beim Einbau und schon hat man halt Probleme...
Alles gut? Weit gefehlt.
Im folgenden riß noch der Kupplungszug (den ich aber als Ersatzteil dabei hatte), der Zündkerzenstecker gab den Geist auf, mußte einige hundert Kilometer mit zu geringem Luftdruck herumeiern weil britische Tankstellen alle nur eine einzige Art Luftdruckventil haben und dessen Winkel vorne sich nicht an den Country-Ventilen anbringen läßt, die neuen Kettenschläuche wurden von der Kette förmlich zerfetzt, letztere hat mit nun rund 6000 km ihre Haltbarkeit auch schon wieder ausgereizt und die Auspuffhalterung riß ab.
Wie wir das alles noch erlebten und lösten schreibe ich dann im großen Bericht, wo auch die Bilder reinkommen. Insgesamt hatten wir aufgrund der Defekte rund drei Tage verloren, was noch im Rahmen war.
Trotzdem wars ein absolut spitzenmäßiger Urlaub - und mal ehrlich: ohne das alles hätte man ja auch weniger zu erzählen.
Gruß Alex