Wiederentstehung einer MZ GS
Wer hätte nicht gerne eine? Gerade jetzt, wo die Twin-Shocks so hoch im Kurs stehen, sind originale MZ GT oder GE Modelle unbezahlbar geworden und haben preislich Maico, KTM und alle Japaner deutlich überholt. Kein Wunder, ist doch mit jeder echten MZ-GS immer eine Geschichte verbunden. Unzählige Erfolge in den 70er und 80ziger Jahren sprechen für sich. MZ war Weltklasse und wäre es heute noch --- aber das ist eine andere Geschichte.
Bekanntermaßen war in der ehemaligen DDR die Beschaffung aktueller Sportgeräte nur einem kleinem, vorbestimmten Kreis vorbehalten. Wer das nun war, spielt keine Rolle (in diesem Bericht). Einfach in den nächsten Laden gehen und sich eine kaufen, war nicht. Was tun? Kaum zu glauben, aber die schnellste Lösung war Selberbauen. Die Mangelwirtschaft in der DDR förderte eine unglaubliche Anzahl von handwerklich begabten Idealisten hervor, die sich das selber erschufen, was man nicht kaufen konnte. So auch die 3 Herren, deren Werk hier beschrieben wird (Fred, Andreas, Herbert). Bezugsgröße war die MZ GS 250 Werksmaschine, Mitte der 70er Jahre. Das Teil wurde fotografiert und anhand dieser Vorlage wurden 5 Rahmen gebaut.
Hier sieht man einen der Erbauer (Fred) mit den Rahmen beim Lackierer.
Die Maschinen sahen dann so aus
Man beachte die Stoßdämpfer, umgebaute Wartburg Dämpfer, mit Reservoir versehen. Die Gabel war Eigenbau, komplett neu gegossene Gleitrohre und verlängerte original MZ-Standrohre. Federweg ca. 280 mm.
Noch ein Bild aus der damaligen Zeit. Die Werksmotoren waren unerreichbar, also bediente man sich mit aufgepepptem Serienmaterial.
Das Töchterchen von Herbert aus dem Erbauer-Trio mit dem Eigenbau
2006 tauchte nun einer dieser Rahmen wieder bei einem der Erbauer (Herbert) auf. Was mit den anderen Rahmen passierte, ist unbekannt. Die ganze Peripherie des Motorrades fehlte oder war nicht mehr original. Herbert tüftelt gerne und hat auch schon wunderschöne 4-Takter restauriert. Aber das hier ist was Besonderes, einen Eigenbau wieder nach 30 Jahren in die Finger zu kriegen lässt nur eine Marschrichtung zu: Restauration und die Geschichte wieder aufleben lassen.
Zu Beginn wurde der Motor aufgebaut. Grundlage ist ein TS-5-Gang Motor, Kurbelwelle feingewuchtet, kontaktlose MZB-Zündung
Hier sieht man das Kurbelgehäuse, das durch Auftragsschweißung so geändert wurde, dass ein ETS Zylinder passt
Gehäuse nach dem Planfräsen
Hier der Zylinder. Natürlich bearbeitet und mit einem 5ten Überstromkanal, der von einem 12er Loch im Kolben bedient wird. Hubraum: 300 ccm
Zylinderkopf, einiger Kühlrippen beraubt und auf 300 ccm angepasst.
Einpassen des Motors in den Rahmen
Für den Auspuff existierten noch alte Berechnungen, so war die Umsetzung kein Problem
Anpassen der Auspuffbirne
Fahrgestell von hinten, noch mit den umgebauten Wartburg-Dämpfern
Der Alu-Tank, natürlich selbst hergestellt
So sieht sie restauriert aus, CZ-Gabel und Bilstein-Dämpfer sind ein Zugeständnis an die Neuzeit. Original GS-Teile sind die Räder, hinten mit 6 Mitnehmer und der Kettenschutz. Die BVF M6 Magnesium-Rennvergaser sind zwar noch zu bekommen, sind aber sehr teuer, so dass ein umbedüster Serienvergaser zum Einsatz kommt. Kotflügel hinten ist von KTM, früher wurde dieser selbst gemacht.
Auspuffendstück Eigenbau. Die Leistung dürfte so bei 28-30 PS liegen. Damals genug für den 2. Platz in der DDR-Ausweisklasse unter einem der Erbauer Fred Demelt.
ETZ 250 mit 300er Motor, Schwalbe KR51/2, Honda NC 750 X DCT, zeitweise ETZ Gespann, diverse Fahrräder