Moin MZ Freunde,
so jetzt kommt noch ein Bericht, falls Ihr nix zu lesen und somit lange Weile habt.
Ich hatte 2007 mein Studium beendet und es sollte nochmal auf große Tour gehen. Ich erzählte zwei guten Freunden von meinem Vorhaben und sie sagten: das gleiche hatten wir auch vor! Obwohl wir uns gut kannten, haben wir nie über den Urlaub gesprochen.
Ich hatte vor Jahren mal ein Mädel aus Tallin kennengelernt und erwähnte auch damals, dass ich sie irgendwann besuchen kommen wollte. Also in Zeiten der E-Mails kurz geschrieben und das Reiseziel für mich stand fest.
Also das gemeinsame Ziel war klar: An der Ostsee lang durchs Baltikum bis Tallin und obenrum zurück.
Kleines Problem am Rande: Nein, nichts mit der MZ, aber das Auto meiner Freunde musste noch zu Ende „restauriert“ werden. Das war nämlich noch zerlegt und hatte keine Vollabnahme. Also in die Hände gespuckt, mein Kumpel arbeitete Tag und Nacht am Auto, übrigens ein B-Kadett, und stellte es am Donnerstag fertig. Freitag sollte es losgehen...
Da ich gute Tüv Kontakte hatte, fuhr ich den Wagen Freitag früh um 8 Uhr zum Tüv. Er bekam trotz kleiner Mängel das ersehnte H-Kennzeichen. Direkt vom Tüv fuhren wir noch zur Vergasereinstellung.
Um zehn setzte packte ich meine Sachen, schaute nochmal in den Briefkasten und: oh Schreck. Meine Stellenzusage fürs Referendariat in Hamburg ab September. Jetzt war Juli. Ich muss in einer Woche zu- oder absagen! Also kurz noch meine Bekannte in Hamburg angerufen und gefragt wie es dort so ist. Sie sagte es sei schön dort und sie würde sich auf mich freuen! Im Studium half sie mir auch immer und hatte stets die richtigen Tipps. Also ich war Single und dachte mir: Na dann ziehste eben nach dem Urlaub nach Hamburg. Nochmal zur Stadt und polizeiliches Führungszeugnis beantragt, Eltern angerufen-gesagt wo ich dann hinziehe- und die fertig gepackten Sachen auf der MZ platziert.
12 Uhr ging ich noch in der Mensa essen für 1,55Euro, dann fuhr ich los. Abends um 23 Uhr erreichte ich Pasewalk und schlug dort am See mein Zelt auf. Nachmittags 17 Uhr starteten auch meine Freunde mit dem B-Kadett und kamen-ohne vorher das Auto überhaupt irgendwie getestet zu haben- auch spät in der Nacht in Pasewalk an. Ich sag nur: Opel, der Zuverlässige.
Von dort aus gings am nächsten Tag gemeinsam weiter und ich konnte einen Großteil meines Gepäcks in deren Auto unterbringen. Es regnete hin und wieder und wir passierten bald die polnische Grenze. Aufgrund der überfüllten Straßen war ich teilweise ein Verkehrshindernis...
Immer wieder mussten wir am Opel nacharbeiten, es gab einen Elektrikdefekt und der Wagen sprang immer sehr schlecht an. Nach dem Urlaub-die beiden fuhren noch bis Finland-stellte sich heraus, dass das Kabel des Anlassers lose war. Aber auch der Anlasser war lose, acu und die Hinterachse auch. Das muss mein Kumpel in der langen Schraubernacht am Donnerstag irgendwie übersehen haben...Aber es ging ja alles gut und wir waren stets im Blickpunkt aller Leute. Die Baltischen Länder kennen Oldtimer kaum und sind uns wo auch immer freundlich und hilfsbereit begegnet. Der Kadett und die Hufu brachten immer Sympathiepunkte. Man sah nur (aus-)lachende Leute.
Wir fuhren nach Kollberg und machten Rast an den sehr schönen Ostseestränden. Weiter gings nach Danzig, später nach Litauen. hier: in Kolberg auf Toilette
Die Landschaft ist schön, aber für Motorradfahrer nicht sonderlich fahrerisch ansprechend. Es gibt aber unzählige schöne Alleen und die Strände sin weiß und überwiegend leer. Man sieht manchmal kilometerweit keinen Menschen.
Ab Litauen wurden die Schotterpisten häufiger, die Dörfer uriger. Allgemein kann man aber sagen, dass die Länder zunehmend ordentlicher und fortschrittlicher wurden, je weiter man gen Osten gefahren ist. Estland war für mich das schönste dieser Länder, aber das kommt später.
Dann ging es nach Lettland und wir fuhren über Klaipeda nach Ventspils und Kolka. Alles sehr schön, die Details bekomme ich aber nach den Jahren nicht mehr richtig zusammen, zumal ich auch nicht geplant habe. Mein Navi hieß Angela und saß ja im Opel...
Endlich erreichten wir Riga und waren sehr begeistert. Die alten Häuser in der Innenstadt überwiegend restauriert, Leben auf der Straße und mehr S-Klassen als man in Deutschland sieht. Woher kommt der Reichtum? Mittlerweile haben diese Länder ja auch eine krise hinter sich, damal war es aber schon ungewöhnlich. Wir waren überrascht.
Ab Riga trennten sich unsere Wege, denn meine Freunde wollten nach Finland und ich nach Estland. Also ging es weiter. Ich fuhr nach Tartu über kilometerlange einsame Schotterpisten und war auch über die Sauberkeit und das intakte Häuserbild erstaunt. Dort stand auch eines der schiefsten Häuser (der Welt?)
Am Ende der Reise stand nun doch Tallin fest. In Tallin schlief ich auch in einem tollen Hostel, dort traf ich einen Franzosen, der mit dem Fahrrad da war. Es geht also immer noch extremer. Hut ab. Tallin mit seinem Marktplatz, der Stadtmauer und dem Hafen ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Da ich mich nun um meinen baldigen Umzug kümmern musste-und in HH ist es nicht so einfach eine Bleibe zu finden- beschloss ich die Fähre zurück zu nehmen. Diese kostete etwa 160 Euro von Tallin nach Helsinki und dann nach Rostock zurück.
Auch in diesem Urlaub keine Pannen an der Hufu, außer eine falsch eingestellte Hinterradbremse. Die Strecke betrug etwa 3500km und auch diese Reise werde ich nicht so schnell vergessen.
Ich habe unterwegs auch immer mal wieder Leute mit alten Motorrädern gesehen. Auch eine Truppe mit Vorkriegs oder kurz Nachkriegsmotorrädern. Ebenso gab es ein Trupp MZ Fahrer. Also wer war 2007 von Euch auch dort???
Bis denn, wir sehen uns auf der Straße
Christoph Reuter