Ausgeruht und ohne Nachwirkungen vom Vorabend erwachten wir gut gelaunt am nächsten Morgen und begaben uns zielstrebig zurück in die Schlossgaststätte, um auch hier ein kräftiges Frühstück zu uns zu nehmen. Wenn man eines in Tschechien in Erinnerung behält, dann ist das neben den freundlichen Menschen mit Sicherheit auch das hervorragende Essen und die vorzügliche Braukunst. Beides zusammen rundet den Tag ab und macht eine Reise durch Tschechien zu einem wahren Genuss.
Der 4.Tag stand schon ganz unter dem Vorzeichen der Rückreise und endete schließlich auch mit einer unvorhergesehenen Überraschung. Nach dem Frühstück sattelten wir also wieder unsere „Pferde“ und besuchten die nur wenige Kilometer entfernte Burgruine Trosky die einen herrlich weiten Blick in das Landschaftsschutzgebiet Ceský Ráj erlaubt. Zum Glück war es noch früh am Tag, denn es war warm und entsprechend anstrengend war auch der Anstieg zur Burg. In der Mittagshitze hätten wir das nicht machen wollen. Zurück am Parkplatz angekommen, nahmen wir uns die Hinterradbremse von Matthieus' Gespann vor. Unterwegs hatte er zu Beginn der Reise bereits bemerkt, dass diese komplett ausgefallen war und vielleicht konnte ja die Funktionalität mit wenigen Handgriffen wieder hergestellt werden. Leider war das auf die Schnelle dann doch nicht möglich und wir machten uns zielstrebig mit mäßigem Tempo auf in Richtung Sächsische Schweiz, zur Bastei im Elbsandsteingebirge. Die Bilder dieser berühmten Felsformation kennt wohl jeder und das Touristenaufkommen war auch dementsprechend. Kein Vergleich zu der deutlich ruhiger gelegenen Felsenstadt bei Turnov; aber dennoch sehenswert, wie sich die mächtigen Sandsteingebilde hoch über den Flusslauf der Elbe erheben. Die Fahrt zur Bastei verlief gemütlich durch tschechische Dörfer immer weiter Richtung deutsch-tschechische Grenze. Unspektakulär, aber für den letzten Tag in Tschechien ein schöner Abschluss. Und dann passierte, womit ich kaum gerechnet hatte. Mir war aufgefallen, dass Jens bereits in den Tagen zuvor immer wieder interessiert um meine K75 geschlichen ist, sich abgehockt hat, den Motor angesehen, gegrübelt, um mich dann letztendlich doch wieder auf die Unmöglichkeit dieses 'Akkuschraubers', wie er ihn nannte, hinzuweisen.
Am vierten Tag konnte er sich nicht mehr halten
und er bat mich um einen Motorradtausch. Er nahm also meine K und ich seine GS. Mal davon abgesehen, dass der Fahrzeugtausch auch unseren Gesäßen gut tat, war ich nach der ausgiebigen Testfahrt von Jens' Urteil dann doch sehr überrascht. Die K hatte nach dieser Fahrt offensichtlich die Sphären seiner Akzeptanz erklommen und wurde von ihm mit anerkennenden Worten hinsichtlich Motorleistung bedacht. Das hätte ich aus Schraubi's Munde nun überhaupt nicht erwartet. Sollte er doch seine Meinung zur K75 geändert haben? Mich würde es jedenfalls nicht mehr wundern, wenn bald auch eine in seinem Fuhrpark auftaucht. Übrigens die einzige Maschine, die völlig problemlos die gesamte Reise absolviert hat. An den anderen Moppeds war der hohe Ölverbrauch bei Thomas' Karl Dall, der Ausfall der Bremsbeleuchtung (Birne) bei Schraubis' GS und der kapitale Bremsenausfall bei Matthias' Gespann zu beklagen.
Die K75 tat was sie sollte. Die 30 Jahre alte Dame spulte klaglos ihre Kilometer runter, mochte es aber auch, wenn man sie mal richtig `rannahm. Unsere K-Fahrer im MZ-Forum wissen sicher was ich meine...
(übrigens: der Verbrauch lag bei meiner nie höher als 4,5 Ltr./100 km)
Bevor wir also die Grenze nach Deutschland überschritten, haben wir noch einmal unsere Tanks gefüllt und ordentlich in einem Gasthaus mit Biergarten zu Mittag gegessen. Die letzten tschechischen Kronen wechselten den Besitzer und wurden in Köstlichkeiten in Form von Mitbringseln umgewandelt. Nachdem wir den Grenzübergang hinter uns hatten, bot Matthias extra für Thomas noch ein kleines Schmankerl an. Eine schöne kleine Bergstrasse mit vielen Kurven, auf denen man die Maschinen mal richtig laufen lassen konnte.
Gesagt getan und Thomas war nicht mehr gesehen.
Einmal hin und einmal zurück und Thomas hatte ein Dauergrinsen im Gesicht. Wie einfach das Leben doch manchmal geht.
Ich habe mich gefreut, die Bastei am vorletzten Tag unserer Reise endlich mal gesehen zu haben. Schon lange wollte ich mal dahin und somit hat Matthias mir unbewusst einen lange gehegten Wunsch erfüllt. Verbunden mit einem Abstecher zur Festung Königstein, die in der Geschichte angeblich nie erobert wurde, für deren Besichtigung man aber einen ganzen Tag einplanen sollte, war diese Tagestour ein gelungener Abschluss unserer Reise.
Ein Abschluss der Reise am vorletzten Tag? Ja leider, denn im weiteren Verlauf passierte, was wir MZ-Fahrer ja irgendwie auch gewohnt sind. Ohne Basteln keine Tour:
An einer abschüssigen Straße versagte die Vorderradbremse rechtsseitig an Matthias' Yamaha-Gespann und ging fest. Damit waren nun beide Bremsen am Motorrad vorne und hinten außer Funktion und nur noch die Beiwagenbremse tat ihren Dienst. Die Frage der Weiterfahrt war damit wohl abschließend beantwortet. In der Nähe eines leider ausgebuchten Gasthofes und den ersten langen Schreckminuten, musste Plan B her. Bei einem gemeinsamen Abendessen in dem Gasthaus, half uns der Wirt eine Pension in unmittelbarer Nähe zu finden. Die inzwischen abgekühlte Bremszange am Yamaha-Gespann ließ sich zum Glück wieder lösen und wir konnten im Schritttempo die Pension ansteuern.
Die Zimmer waren super, ganz anders als die Nacht zuvor und vor der Pension machten wir uns auf einer Asphaltfläche an die Reparatur des Gespanns. Lange Rede kurzer Sinn, die Reparatur der Vorderradbremse gelang nicht, dafür aber dann, bereits im Schein der Taschenlampe, die Reparatur der Hinterradbremse, die zum Glück einfach nur entlüftet werden musste.
Unser letzter Abend endete in Thomas und meinem Zimmer und wir machten uns gemeinsam an die tschechischen Biervorräte, die in den Tiefen des Yamaha-Gespanns versteckt waren und von Schraubi eigentlich als Mitbringsel gedacht waren. Naja, ist ja noch was übrig geblieben
Als wir kurz nach Mitternacht müde in unsere Betten sanken und die fast 1.600 km lange Reise am nächsten Tag nach einem schönen Frühstück und zwei kleinen Zwischenstopps (Bremsenkontrolle) auf direktem Wege (Autobahn) beendeten, war unser einhelliges Fazit, dass es eine schöne und stimmige Tour war. Unser Vorhaben auch das Erzgebirge und das Vogtland zu besuchen mussten wir allerdings diesmal leider verschieben. Grund genug, sich irgendwann noch einmal auf den Weg zu machen.
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MZ ES 150/1 Trophy (Bj.'70), MZ ES 250/2 'Trophy de Luxe' Gespann (Bj.'70), MZ ETZ 150 Enduroumbau (Bj.´86), BMW K 75s (Bj.'86), Honda XBR (Bj.´ 85)