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Hallo,
da ich nicht zu den Genies gehöre, die ihre Bohrer frei von Hand korrekt nachschleifen können, hatte sich nach und nach eine Schublade mit stumpfen Bohrern gefüllt. Daneben lag die oben abgebildete Vorrichtung, mit der das ganz leicht seitlich an einem Schleifbock zu erledigen sein soll.
Bin ich auch nicht mit zurechtgekommen. Jetzt habe ich mich mal ernsthaft mit dem Ding auseinandergesetzt und eine Lösung gefunden, die vielleicht für den einen oder anderen nützlich ist.
Der Apparat hat einige Mängel, welche ein genaues Arbeiten vereiteln. Zunächst stimmt die Winkelskala nicht - also mit Winkelmesser kontrollieren und am geschliffenen Bohrer mit einer Winkellehre nachprüfen.
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Ferner leiert das Halteblech unten rasch aus, sodaß die ganze Chose herumschlackert. Abhilfe: Erst einmal mit zwei breiten U-Scheiben fest andrücken; gfls. stabileres Blech nehmen, s. Bild ganz oben. Damit ist das Elend aber nicht zuende: Der Bohrer soll ja in Vorrichtung eingelegt, fixiert und dann ca. 60 Grad nach beiden Seiten an der Schleifscheibe entlang gedreht werden. Weil für den nötigen Materialabtrag mehrere Durchgänge erforderlich sind, muß dann die Fixierung (durch den schwarzen Blechbügel oben) wieder gelöst und der Bohrer mittels der schwarzen Kunststoff-Rändelmuttern ein Stück weiter zugestellt werden. Dadurch verändert sich aber die Lage der Bohrerspitze, die vorn oben an der verstellbaren Führungsnase anliegt. Im Ergebnis verändert sich damit auch der Schleifwinkel! Zusammen mit der verkehrten Winkelskala kommen so u. U. völlig irre Schneidengeometrien heraus. Das dicke Ende kommt spätesten dann, wenn der Bohrer um 180 Grad gedreht wird, um die zweite Schneide anzuschleifen. Dafür müssen ja die Rändelmuttern wieder zurückgedreht und erneut zugestellt werden werden. Wie man so ohne Skala exakt am gleichen Punkt, wie bei der ersten Schneide, ankommen soll, ist mir schleierhaft.
Ist das Ding also ein Fall für die Schrott-Tonne? Jein, jedenfalls nicht mit den obigen Nachbesserungen und meinem im Folgenden beschriebenen Vorschlag!
Die Idee dabei ist, die Zustellung nicht mehr mit den Rändelmuttern vorzunehmen, sondern absolut exakt mit Hilfe eines Kreuztisches. Das erspart das ständige Fixieren und Lösen; der Bohrer bleibt genau in seiner einmal festgelegten Lage, wird nicht mehr beim Zustellen gedreht, und somit bleibt auch der Schleifwinkel gleich. Beim Wenden des bohrers zum Schliff der zweiten Schneide fährt man einfach den Tisch zurück und kann anschließend wieder nach Skala bis zum vorherigen Schlußpunkt zustellen. Es entstehen zwei absolut gleiche Schneiden.
So sieht das in der Gesamtansicht aus:
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Ich habe das auf die Fräsmaschine gebaut; es sollte aber ebenso gut auf einer nicht zu kleinen Standbohrmaschine mit Kreuztisch funktionieren. Natürlich arbeitet man so nicht mehr seitlich an der Schleifscheibe, sondern an deren Umfang. Dafür habe ich hier eine Scheibe aus einem Schrott-Schleifbock hergenommen. Zum Einspannen in die Spannzange (bzw. ins Bohrfutter) tut es eine Schraube mit abgesägtem Kopf (hier M 14).
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Die Vorrichtung wird mit einem Anschlagwinkel ausgerichtet, aufgespannt und auf die Mitte der Schleifscheibe ausgerichtet. Diese Achse wird festgelegt und dann nur noch mit dem vorderen Handrad vor- und zurückgefahren.
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Wichtig ist, daß die Bohrerspitze so wie im Bild steht. Das erreicht man durch Vor- bzw. Zurückschieben des Bohrers entlang der Blechnase. Dann mit den Rändelmuttern den Anschlag bis ans Bohrerende führen und festsetzen. So ergibt sich bei der 180 Grad-Wende exakt wieder die richtige Position.
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Links sieht man noch den Halter für den Staubsaugerschlauch; der Schleifstaub ist nicht gerade gesund für die Atemwege.
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Für Bedenkenträger: Die Schleifscheibe läuft so natürlich ohne schützendenn Blechmantel, was ich aber für vertretbar halte. Ihren 5-Minutentest mit hoher Drehzahl hat sie ja schon lange hinter sich, und sie läuft auf der Fräse bei 1000/min nur mit ca. einem Drittel der ursprünglichen Geschwindigkeit. Als weiterer Vorteil hat sich noch ergeben, daß die Bohrer nicht mehr heiß werden. Am Schleifbock mußte sie ich öfter zwischendurch ausspannen und kühlen.
Die Schleifergebnisse können sich jetzt absolut sehen lassen. Die Bohrer beißen wirklich herrlich in den Stahl!
Grüße, Fritz.
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