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Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 12. August 2017 10:54
von samyb
Hallo,

Ich lese gerade aus der Betriebszeitung "Scheinwerfer" des VEB Motorradwerks Zschopau ( http://mz-zschopau.com/Scheinwerfer/index.html ) u.a. folgenden Zeitungsartikel "Entwicklung der Qualität der ETZ in der Großserie" (Quelle: http://mz-zschopau.com/Scheinwerfer/pdf ... 1_81_1.pdf ). In diesem Artikel werden Namen von Zulieferer genannt, etwa:

- Zylinderkörper vom VEB VMW Dresden
- Zylinderlaufbuchsen aus Erla (?)

Andere Zulieferer sind allegemeinbekannt, wie:
- Pneumant (Reifen)
- VEB Fahrzeugelektrik
- BVF (Vergaser)

Gibt es vielleicht eine Auflistung der Zulieferer von Teilen und Baugruppen, die in den MZ-Motorrädern eingebaut wurden?

Erwähnenswert ist auch, ob die Zulieferer im damaligen Inland oder im Ausland waren. Die Scheibenbremsen wurden, so glaube ich, eine Zeit im Westen produziert (Brembo-Fabrikate aus Italien), bevor das MZ Werk sie selber (bzw. über DDR-Zulieferer) fertigen konnte.

Quelle: "MZ Scheibenbremse wird produziert", Scheiwerfer, 1983, http://mz-zschopau.com/Scheinwerfer/pdf ... 2_83_1.pdf

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 12. August 2017 11:50
von krocki
Schöne Quelle! Immer wieder sehenswert, was es für Umbauten gab, etwa 1981 ganz oben unter Wintertreffen Augustusburg.
Und: ja, es fällt immer wieder auf wieviel kleine Zulieferer beteiligt waren, Pirna, Ruhla, Schmalkalden, Hartha, Flöha, Riesa, Elsterwerda, Rathenow, Schwarzenberg...

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 12. August 2017 19:03
von daniel_f
E.H. Fröhlich Beierfeld stellte Tankdeckel für MZ und Simson her, siehe teilweise Prägung auf der Innenseite der Tankdeckel.

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 12. August 2017 19:09
von Hegautrabi
In Erla steht eine Eisengießerei mit viel Geschichte. Und die gibt es heute noch.
http://www.eisenwerk-erla.de

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 12. August 2017 21:24
von elsa150
Nicht zu vergessen;
Meßgerätewerk Beierfeld.
Tacho u. Drehzahlmesser

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 13. August 2017 08:21
von krocki
Zwischenlösungen werden abgebaut...dazu gehört das manuelle Richten der Bremsscheiben :shock: ... Leichtmetallgießerei Annaberg (1983 > Scheibenbremse)
interessant sind die ständigen Qualitätsmängel:
Zylinderlaufbuchsen aus Erla sind nicht zeichnungsgerecht und können im VMW Dresden nicht umgossen werden (1981 > ETZ 250)
4000 Zylinder fehlen, 3000 Maschinen nicht produziert (1982 > ETZ 250)
50 Prozent aller Fahrzeuge wurden beanstandet, in der Motormontage besitzen von 45 Werktätigen nur 8 eine fachgerechte Ausbildung (1982 > Qualität 1)
Aberkennung des Gütezeichens Q im Februar 83
Platzprobleme, Verlagerung der Kupplung zum VEB Fritz Heckert und der Scheibenbremse zum VEB Kyffhäuserhütte Artern (1985 > Verlagerungen)
1988 werden immer noch bis zu 30% beanstandet, rigorose Q-Kontrollen gibt es (nur?) für die Exportfahrzeuge (1988 > MZ-Initiativen)

Der "Scheinwerfer" ist übrigens das "Organ der Betriebsparteiorganisation des VEB Motorradwerk Zschopau". Das erklärt das unsägliche, mit den Jahren immer schlimmer werdende Parteigeschwurbel...

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 13. August 2017 10:27
von samyb
krocki hat geschrieben:Zwischenlösungen werden abgebaut...dazu gehört das manuelle Richten der Bremsscheiben :shock: ... Leichtmetallgießerei Annaberg (1983 > Scheibenbremse)
interessant sind die ständigen Qualitätsmängel:
Zylinderlaufbuchsen aus Erla sind nicht zeichnungsgerecht und können im VMW Dresden nicht umgossen werden (1981 > ETZ 250)
4000 Zylinder fehlen, 3000 Maschinen nicht produziert (1982 > ETZ 250)
50 Prozent aller Fahrzeuge wurden beanstandet, in der Motormontage besitzen von 45 Werktätigen nur 8 eine fachgerechte Ausbildung (1982 > Qualität 1)
Aberkennung des Gütezeichens Q im Februar 83
Platzprobleme, Verlagerung der Kupplung zum VEB Fritz Heckert und der Scheibenbremse zum VEB Kyffhäuserhütte Artern (1985 > Verlagerungen)
1988 werden immer noch bis zu 30% beanstandet, rigorose Q-Kontrollen gibt es (nur?) für die Exportfahrzeuge (1988 > MZ-Initiativen)

Der "Scheinwerfer" ist übrigens das "Organ der Betriebsparteiorganisation des VEB Motorradwerk Zschopau". Das erklärt das unsägliche, mit den Jahren immer schlimmer werdende Parteigeschwurbel...


Ja, angesichts von den lückenhaften Zahlen zur "Erfüllung der Planaufgaben des Betriebes" ist der Leser darauf angewiesen, zwischen den Zeilen zu lesen. Aber aus der Tatsache, dass hier keine Primärquellen (im Sinne des Archiwesens) vorliegen, kommt man mit diesen Quellen nicht viel weiter.

Nur um ein Beispiel zu nennen:
Die Eigenherstellung von Rat.-Mitteln wird gegenüber 1983 auf 114,8 Prozent gesteigert.

(Zitiert aus: http://mz-zschopau.com/Scheinwerfer/pdf ... 2_84_1.pdf )

-- Hinzugefügt: 13. August 2017 11:43 --

elsa150 hat geschrieben:Nicht zu vergessen;
Meßgerätewerk Beierfeld.
Tacho u. Drehzahlmesser



Näheres zum "Meßgerätewerk Beierfeld" hier:
http://ddr-fahrradwiki.de/index.php?tit ... _Beierfeld
http://ddr-fahrradwiki.de/Tachometer

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 13. August 2017 13:14
von krocki
Na wenigstens wissen wir jetzt, daß die kleine ETZ gegenüber der 150er TS eine Gebrauchswertsteigerung von 30% hat :freude:
1985 ist die Rede von einer "perspektivischen Motorengeneration", das Funktionsmodell sollte zum 11. Parteitag präsentiert werden, das wäre 86 gewesen. Nie was davon gesehen oder gehört?
Unabhängig davon sollte der EM250 sparsamer gemacht werden.
Gehäusehälften kamen übrigens aus der Gießerei Annaberg.

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 13. August 2017 13:36
von samyb
krocki hat geschrieben:Gehäusehälften kamen übrigens aus der Gießerei Annaberg.


Meinst Du damit die Aluminiumgießerei Annaberg, bis 1981 ein Zweigwerk der VEB Motorradwerks Zschopau, ab 1981 dem Kombinat Zweiradfahrzeuge Suhl eingegliedert (Quelle: http://mz-zschopau.com/Scheinwerfer/pdf ... onzern.pdf ), und deren Nachfolger die Handtmann Unternehmengruppe ist ( https://www.handtmann.de/handtmann-unte ... eschichte/ )?

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 13. August 2017 15:07
von MaxNice
Ich hatte mal bei einem mir aufgefallenem Gießereistempel etwas recherchiert, Seitendeckel der MM 150 Baureihe habe ich mehrere mit dem Stempel der VEB Druckguss Heidenau im Fundus, was Gießereien angeht kann ich wärmstens diesen Thread empfehlen.

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 13. August 2017 15:12
von samyb
MaxNice hat geschrieben:Ich hatte mal bei einem mir aufgefallenem Gießereistempel etwas recherchiert, Seitendeckel der MM 150 Baureihe habe ich mehrere mit dem Stempel der VEB Druckguss Heidenau im Fundus, was Gießereien angeht kann ich wärmstens diesen Thread empfehlen.


Schön! Da kommen wir der Thematik der Industriearchäologie näher :D

Und dabei erfährt man, dass Gussteile teilweise im Ausland hergestellt wurden (z.B. aus Slowenien, zumindest in Simson-Mopeds):

LTH ist eine der größten Druckgießereien in Slowenien, genauer gesagt in Škofja Loka.


Der aktuelle Betrieb heisst LTH Castings ( https://www.lthcastings.com/default.asp ... utthegroup ).

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 16. August 2017 12:11
von samyb
Bielstein-Stossdämpfer soll es mal bei Enduro-Varianten gegeben haben!

Quelle:
1/ http://www.moto-collection.org/moto-col ... fiche=6703
2/ Zu Bielstein:
http://www.bilstein-motorrad.de/
https://www2.bilstein.com/en/about-us/h ... -bilstein/

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 22. August 2017 12:14
von Zwiebacksäge
Rücklicht von Fa. Balaco bzw. VEB Kradleuchten Karl-Marx-Stadt (je nach Baujahr...)

Hintergrund:
Da ich für meine ETS auch die rote Rücklichtscheibe beschaffen musste stolperte ich über die Frage "Balaco" oder "VEB Kradleuchten Karl Marx Stadt" :gruebel:
Da die Maschine von 1970 ist, kam nur der Balaco-Schriftzug in Frage, irgwann wahrscheinlich um 1972 änderte sich wohl der Schriftzug auf den roten Scheiben.

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 11. Januar 2023 21:13
von samyb
Einzelne Berichte über die verschiedenen Hersteller von Scheibenbremsen (Brembo):

33295
(Neue Zeit 06-10-1983)

... und den VEB Kyffhäuserhütte Artern:

33514
(Neues Deutschland 29-12-1987)

Bemerkenswert ist das verlinkte Plakat: https://www.kyffhaeuser-nachrichten.de/ ... 179952.jpg (mit der Bildunterschrift: "Tafel mit dem Verweis auf die Herstellung von Scheibenbremsen für Motorräder ab 1985", aus dem Bericht ( https://www.kyffhaeuser-nachrichten.de/ ... tNr=253327 ) zum Vortrag „Von der Mühlenbauanstalt Landgraf & Sohn zu einem Betriebsteil des VEB Kyffhäuserhütte Artern - eine erfolgreiche Zeit Frankenhäuser In-dustriegeschichte“ ( https://docplayer.org/125474459-Aufruf- ... ausen.html ).

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 3. Februar 2023 20:46
von samyb

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 4. März 2023 15:20
von dscheto
Bis jetzt ist vielleicht unbekannt, daß MZ für die Telegabelfertigung für die TS bis zur Einführung der /1 die Stand- und Gleitrohre aus dem Nichtsozialistischem Wirtschaftsgebiet (NSW) bezog, Quelle: KFT 9/1976. Welches Land dies war wird nicht dargelegt, jedenfalls keines aus dem RGW. Qualitätsprobleme gab es wohl massiv.
Ob schon die ETS davon betroffen war, könnte man vermuten. Die Entwicklung durch das Walzwerk Riesa/Zeithain kann man dem Artikel entnehmen.

Nachtrag: Anmerkung für später geborene - RGW - Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe; ein wirtschaftlicher Zusammenschluss der damaligen sozialistischen Staaten bis 1991, mit dem Ziel, durch Spezialisierung Auslastung und Effektivität der Produktion zu optimieren
NSW - war alles außerhalb davon

Grüße

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 28. September 2023 06:52
von samyb
Polstermöbelwerk Stollberg ([1]):

DC_20_I_4_1424_0111.png


[1] Bericht über die Untersuchung im VEB Motorradwerk Zschopau auf Grund der Ministerratsbeschlüsse vom 2. Juni 1966 und 4. Aug. 1966,
https://invenio.bundesarchiv.de/invenio ... 06975fde1/

-- Hinzugefügt: 28. September 2023 06:59 --

VEB Stoßdämpferwerke Hartha:

viewtopic.php?f=5&t=93845

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 28. September 2023 08:26
von bujatronic
Noch ein paar Ergänzungen: Ganz so schludrig, wie dargestellt, war es doch nicht. So hat die TKO (Technische Kontrollorganisiation) immer wieder wahllos Maschinen aus der Serie herausgegriffen, die dann meist von Werksangehörigen so ca. 8tkm gefahren wurden, und die natürlich Bericht erstatten mußten. Größtes Problem waren übrigens lockere Schrauben, und im Sondermaschinenbau wurde (u.a. von mir) an einer technischen Lösung gearbeitet, damit die Schlagschrauber nicht zu früh abgesetzt werden können. Ist nicht mehr zum Tragen gekommen. Auf dem sog. Asynchronband, das ab 1990 eine teilautomatische Motorenmontage realisierte, wurden die Schrauben von einem Roboter angezogen. Dabei kam es vor, daß das Bit nicht in den Inbus rutschte, trotzdem waren die Schrauben fest, sahen nur nicht so schön aus.
Im Sondermaschinenbau wurden etliche Themen zur Qualitätssicherung bearbeitet, z.B. bei den Trockenöfen (die manchmal zu früh geöffnet wurden) oder an der Lackvorbereitung (ähnliches Problem).
Meine ETZ251 war übrigens eine solche Serienkontrollmaschine, die ich direkt vom Werk gekauft habe. Sie wurde nach dem Test in der MZ-eigenen Kundendienst-Werkstatt (Gabelsbergerstraße) gewartet. Dabei hat sie wohl den Brembo-Sattel bekommen, der wahrscheinlich irgendwo noch runmlag.
Von einem neuen Motor ist mir nur der EM200 bekannt, der Anfang der 70er Jahre mit horizontal geteilten Motor- und Getriebegehäuse und einem E-Starter entwickelt wurde, kann man z.B. auf der Augustusburg sehen. Es gab auch mal einen Viertakt-Prototyp, aber das in den späten 80ern.
Die Führungsrohre für die Telegabel wurden Stück für Stück auf Rundlauf getestet und bei (häufigem) Bedarf gerichtet. Wenn der schon etwas ältere Kollege (der das im Schlaf beherrschte) im Urlaub war, mußte Ersatz gefunden werden. Einmal habe ich das 2 Wochen lang gemacht, kam aber bestenfalls zu ca. 80% an die Norm heran, manche Rohre waren solche "Korkenzieher", daß sie in den Schrott gingen. Aus diesen Erfahrungen heraus haben ein Hydrauliker und ich dann einen Automaten konstruiert, der aber auch auf dem Papier - nein, im Computer blieb.
Auch wurde z.B. eine Elektronik eingesetzt, die das Stumpfschweißen der Alu-Felgen überwachte.

Einen Zulieferer kann ich noch beisteuern: Förderbau Falkensee lieferte zumindest in den 50er Jahren den Benzinhahn, finde nur gerade das Foto nicht...
Jetzt doch gefunden! Was da aussieht wie ein aufgenietetes Schild ist tatsächlich im Guß. Also allerfeinster Feinguß (im wahrsten Wortsinn). Ich bin immer wieder fasziniert, was man sich zu dieser (Weißgott nicht einfachen) Zeit in Details für Mühe gegeben hat!

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 28. September 2023 08:50
von samyb
bujatronic hat geschrieben:Einen Zulieferer kann ich noch beisteuern: Förderbau Falkensee lieferte zumindest in den 50er Jahren den Benzinhahn, finde nur gerade das Foto nicht...


Tatsächlich!

https://www.ifa-zweirad.de/fahrzeugteil ... -falkensee

Von 1970 bis 1978 gehörte der Landmaschinenbau Falkensee zum Kombinat IMPULSA, dann ab 1978 bis 1989 zum Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau. Ab 1990 wurde der Landmaschinenbau Falkensee als Förderanlagenbau GmbH Falkensee fortgeführt.

( https://brandenburg.museum-digital.de/collection/3543 )

Re: Welche MZ Zulieferer?

BeitragVerfasst: 28. September 2023 11:18
von rene1982
Sitzbankbleche bspw. wurden in einem bestimmten Zeitraum bei Galvanik Göhlert in Niederiesa verzinkt. Die gibt es heute noch. Ein sehr netter älterer Herr, der Sohn auch. Wenn man Anruft, einen Termin ausmacht und dann Vorbeikommt (mit Post machen die nichts) verzinkt er auch noch für privat Teile. Erste Frage "Aus welchen Baujahr sind die Teile?" Bei passendem Bj kam meist "Oh, die hab ich damals verzinkt. Das war das Zink wenigstens noch gut, heute gibt es nur noch mist".