Da es in den Foren verständlicherweise zum guten Ton gehört, sich erst einmal vorzustellen, möchte ich mich nicht dem verschließen.
Mein Name ist Frank, 1961 geboren und ich bin ein Kind des Ruhrgebiets. Ich bin nicht der geborene Schrauber und kenne somit nicht jede Schraube mit Vornamen, und vielleicht werden ich mit meinen Fragen hier im Forum manche gedanklich die Hände über den Kopf zusammenschlagen lassen. Meine Stärke ist eher das Planen und Organisieren von Touren im In- und Ausland.
Mein „kleiner“ Lebenslauf auf zwei Rädern:
Da meine gerade meine Mutter motorisierten Zweiräder völlig ablehnend gegenüberstand, war also nichts mit Mofa und Mokick, und bei der Anmeldung für den Autoführerschein mit 17 gab es auch keine elterliche Unterschrift für den Motorradführerschein, die holte ich einen Tag nach meinen 18. Geburtstag nach.
Eigentlich war ich ein schlechter Fahrschüler, aber auf dem Krad fühlte ich mich topfit. In meiner Phantasie kreiselte bei mir eine TS 250 rum, wobei die Frage der Kosten oder mehr deren Finanzierung mehr als schleierhaft war. Am Prüfungstag zum ersten Mal 0 Fehlerpunkte erzielt, rückwärts einparken klappte auch zum ersten Mal, ohne dass der Fahrlehrer die Augen verdrehte und auf dem Motorrad? Mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Da ich natürlich auf keinen finanziellen Zuschuss meiner Eltern hoffen konnte (und die Oma war vorsorglich von meinen Eltern geimpft worden), war nun in Sachen Krad Ende im Gelände, was aber dadurch versüßt wurde, dass ich von meinem Onkel einen alten R12 geschenkt bekam (kein Händler wollte ihn bei einem Neuwagenkauf ihn in Zahlung nehmen) und meine Eltern Steuern und Versicherung übernahmen. Spätestens im Herbst erwies sich ein Dach über dem Kopf als Vorteil, erst recht wenn man eine Freundin hatte.
Nach Schule, Bundeswehr, Studium und Einrichtung der ersten Wohnung war 7 Jahre später genug Geld vorhanden, um das Projekt Motorrad in Angriff zu nehmen. Führerschein gemacht und nun brauchte ich ein Motorrad. Internet gab es nicht und es blieb nur die Wochenendausgabe der Tageszeitung. MZ gab es keine, aber ich wurde auf eine Suzuki GS 400 aufmerksam.
Mit der war ich sehr zufrieden, hätte sie ein paar PS mehr gehabt, wäre das Glück perfekt gewesen. Aber durch Zufall erfuhr ich, dass ein Fahrradhändler eine Yamaha XJ 600 (51J) zu verkaufen hatte und er auch Motorräder in Zahlung nähme. Schnell war der Handel perfekt.
Eigentlich war es das Motorrad meiner Träume, von der Optik her, von der Bequemlichkeit, vom Unterhalt und so weiter. Ohne Probleme in die Türkei und zurück.
Da wir aber in einem MZ-Forum sind:
Im Herbst 1990 war wieder Türkei angesagt, diesmal im Flugzeug und in Begleitung meiner Frau sowie einem guten Freund von uns. Gleich nach der Ankunft machten wir uns Gedanken über Ausflugsziele, zum Beispiel Pamukkale, aber das bedeutete auch 80 DM pro Nase, um in einem Touristenbus zu hocken. Meine Frau meinte nur, für 240 DM können wir uns locker einen Wagen mieten.
Am anderen Tag wurde man zur Infoveranstaltung abgeholt, und auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Fahrzeugvermietung vorbei. Da stand es, ein ETZ 251 Gespann. Spontan meinte ich zu meiner Frau, ob sie ins Boot gehen würde, aber die Antwort war niederschmetternd: Niemals im Leben. Da war das Gespann eigentlich für mich abgehakt, bis nach einigen Momenten mein Kumpel meinte, warum ich ihn nicht gefragt habe, er würde gerne den Beiwagen nehmen.
Langer Rede-Kurzer Sinn:
Als bei der Infoveranstaltung man von allgemeinen Informationen zum Verhökern von Ausflügen kam, haben wir die Veranstaltung verlassen und uns zu Fuß zum Hotel begeben, natürlich an der Vermietung vorbei. Die wollten einen Horrorpreis, aber nach einer Stunde Verhandlung mit zum Gehen aufstehen, Gejammer über die schlechte wirtschaftliche Situation im Fahrzeugvermietungsgewerbe und was alles zum orientalischen Handel gehört war man sich auf einen Preis von 100 DM für 3 Tage inklusive Hoteltransfers einig.
Wir haben 2 tolle Tage mit dem Gespann gehabt, und am ersten Tag auf der Rückkehr von Pamukkale meinte meine Frau, sie möchte auch mal das Boot probieren, nahm Platz und nickte kurz darauf völlig ein.
Danach musste bei jedem Stop eine Münze die Sitzplatzfrage regeln.
Am 3. Tag auf der Rückfahrt von einer einsamen Bucht gab es den Totalausfall in der Elektrik. Tolle Situation, wenn der Batteriekasten verschlossen ist und kein Schlüssel und Werkzeug dafür mitgegeben wurde. Aber der Schmorgeruch und ungesunde Geräusche beim Einschalten der Zündung ließen darauf schließen dass mit dem Auswechseln oder Überbrücken einer Sicherung uns nicht geholfen worden wäre.
Fazit: Mein Vertrauen in die ostdeutsche Kunst des Motorradbaus stürzte zunächst ins Bodenlose ab.
Ähnlich ging es bald daheim mit der XJ 600, aber hier handelte es sich ja um ein betagtes Modell, wo ein wenig Nachsicht gewährt wurde. Also wurden so langsam die Möglichkeiten der Nachfolge sondiert, und die hieß für mich XJ 900, dieselben Vorteile wie bei der 600er, aber Kardan, mehr Bums im Motor und subjektiv mehr Komfort für beide. Allerdings hatte ich da die Rechnung ohne meine Frau gemacht: Am Motorradtreff „Haus Scheppen“ in Essen entdeckte meine Frau eine FJ 1200, wollte wissen, was sich dahinter verbirgt, und als ich meinte, das ist so etwas wie eine XJ600, nur 2 Nummern größer, frage sie den Besitzer, ob sie mal darauf Platz nehmen könnte. Keine Einwände, und schon war die mögliche Modellvielfalt unverrückbar auf nur eine Möglichkeit geschrumpft.
Auch hier langer Rede-kurzer Sinn: Aus der XJ 600 wurde eine FJ 1200.
Zwei Jahre später bekam ich ein Angebot, ein ETZ-Gespann aus NVA-Beständen, 400 DM. Ich konnte nicht wiederstehen und leiste 200 DM Anzahlung. Zu Hause blies mir der kalte Wind ins Gesicht, das kommt gar nicht in die Tüte, das fangen wir überhaupt nicht an, Du hast ja Deine FJ, Du kannst nicht gleichzeitig zwei Motorräder fahren, wenn das nun auch so ein Murks wie in der Türkei ist, eine Militärmaschine, da hat doch jeder ohne Rücksicht auf Verluste darauf rumgehackt und so weiter.
Da obendrein der Kauf einer Altbauwohnung bevorstand (mit den vorher nicht zu kalkulierenden zeitlichen und finanziellen Aufwand) war das Thema vom Tisch und wurde von mir nicht nachgegangen.
Als die Wohnung fertig war und so langsam sich die finanzielle Situation beruhigte wurden wir beim Auffahren auf eine Autobahn von einem ETZ-Gespann überholt, so mit Vater und Sohn. Meine Frau fand diese Szene irgendwie niedlich, und als ich sie an den kalten Wind mit dem NVA-Gespann erinnerte, meine sie, man kann ja seine Meinung auch überdenken.
Zwei Wochen später stand ein ETZ-Gespann im „Syburger“, ich verabschiedete mich bei meiner Frau, „nur mal ansehen“, und als ich zurückkam kam auf das gelangweilte „Na?“ nur die Antwort „gekauft“. Zwar gab es nun keine Begeisterungsstürme, aber das Gespann wurde akzeptiert. Schnell war in meinen Augen der Sinneswandel klar, denn nun konnte sie viel besser auch ihren Interessen nachgehen, denn Vater und die mittlerweile vorhandene Tochter amüsierten sich mit dem Gespann.
Allerdings fragte ich mich, ob ich mit dem auf 2000 DM heruntergehandelten Gefährt nicht ein wenig vorschnell war, denn das Gespann brauchte einen neuen Fahrzeugbrief, weil kein Platz mehr für Umschreibungen (und das in 8 Jahren) vorhanden war. Auch hätte ich bei der Lackierung genauer hinsehen sollen, denn die gerollte weiße Farbe wurde immer in Windeseile unansehnlich. Die Batterien litten auch bei längerem Abstellen unter einem „Schleichplatten“ und ich bekam den subjektiven Eindruck, jeder Vorbesitzer hat durch eine nicht nachvollziehbare Bastelei in Idee und Durchführung seine Duftmarke aufgedrückt. Also wurde viel Zeit und Geld in das Gespann reingeeimpft, bis es optisch und technisch wieder tageslichttauglich wurde.
Dann kam ein herber Rückschlag in mein Leben, die Ehe war im Dutt, es türmten sich auch finanzielle Probleme auf, zumal ich die Wohnung mit ihrer sehr großen Garage behielt. Ein Verkauf der beiden Motorräder wäre aufgrund Ihres Alters ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen, persönlicher Verlust und Ertrag standen in keinem Verhältnis.
Es änderte sich, als ich 2005 das Angebot bekam, nach Paris zu gehen. So langsam besserte sich die finanzielle Lage, und ich konnte die FJ sogar mitnehmen. Das Gespann blieb leider in Essen zurück und fiel in einen Dornröschenschlaf, bald zugedeckt von Sachen, die man sicher noch irgendwann gebrauchen könne ohne zu wissen wofür.
Nach fast 4 Jahren war ich wieder verheiratet, aber aus Paris – schnief - wurde danach Ixelles (Brüssel) und eine vernünftige Abstellmöglichkeit war auch für die FJ dort nicht gegeben.
Wenn man so rund jedes zweite Wochenende vom späten Freitagabend bis Sonntagnachmittag in Essen ist hat man nicht immer die Lust, sich aufs Motorrad zu setzen oder gar zu schrauben, zumal auch andere Pflichten rufen, somit tendierte die persönliche Jahreskilometerleistung in den Keller.
Allerdings kam ein neuer Aspekt auf: Ein Kollege hier in Brüssel, ein waschechter Sachse, machte Völkerstämme verrückt, um einen SR 50 Roller zu ergattern und ihn nach Belgien zu bekommen. Als er endlich Erfolg hatte, stand der Roller mehr oder minder unbenutzt in seinem Carport rum. Als seine Zeit in Brüssel vorbei war, wollte er ihn aber nicht in seinem neuen Wirkungskreis mitnehmen.
So bin ich sehr günstig an einen Roller gekommen, allerdings mit einer altersschwachen Batterie und einem Schleichplatten, ok, Dinge, die man auch als nichtdiplomierter Schrauber leicht beheben kann. Was ich aber völlig übersehen hatte, der Roller verteilte auch sein Getriebeöl und irgendwann war der Motor ein Totalschaden.
Belgien und Simson, zwei Welten trafen aufeinander.
Also den Roller zu einer befreundeten Autowerkstatt in Essen überführt, bei eBay einen neuen Motor bestellt, der auch prompt kam, aber sich weigerte, seinen Dienst aufzunehmen. Durch das Internet wurde eine Simson-Werkstatt gefunden.
Als ich nach fast 4 Wochen nach der Ablieferung anrief, hieß es, er ist heute gerade eben fertig geworden.
Ach so.
Am nächsten Tag nach Oberhausen, der Motor pröttelte im Leerlauf vor sich hin, 700 € bezahlt, und ich kam 200m weiter weit. Zurück zur Werkstatt, der Inhaber stellte ohne nachzusehen Spritmangel fest (komisch, in Brüssel war der Tank noch voll) und wie in der alten Werbung „I’m walking“ mit einem Kanister nur nächsten Aral-Tankstelle. Voller Tank, und ich kam 200m weit. Wer sein Roller liebt, der schiebt. Vor der Werkstatt auf der Straße wurde rumgefrickelt, eine Kaltlötstelle diagnostiziert, die es aber scheinbar nicht war, denn auch nach dem Löten hatte der Motor keine Lust mehr auch für 200 Meter seine Arbeit aufzunehmen.
Ich sollte den Roller zurücklassen, wir melden uns.
Drei Wochen später angerufen, ja, der Roller ist gerade eben fertig geworden.
Aach so.
Aber eine Probefahrt ist nicht möglich, der Versicherungsvertreter war noch nicht da. Mein Vorschlag, ich könnte ja mit meinem Versicherungskennzeichen für diesen Roller vorbeikommen wurde ignoriert.
Es folgten Telefonate und Mails, mal wieder der unzuverlässige Versicherungsvertreter, mal Krankheit, mal Kirmes im Viertel(!), mal Urlaub, mal ein überraschend neuer Schaden (?), mal Reha, und wenn nichts davon auf dem Programm stand dann sagte die Homepage, der Laden ist vorrübergehend geschlossen, Ersatzteilverkauf geht weiter, Anfragen nur per Email, die Telefonnummer war aus der Homepage dann gestrichen.
Langer Rede – Kurzer Sinn:
Ich weiß momentan nicht was mit dem Roller los ist, das Ladenlokal gibt es nicht mehr und die Sache liegt bei einem Anwalt.
Aber so langsam vermisste ich den Roller in Brüssel. Ich bekam ein Angebot für einen 50ccm-Roller-Noname-Fabrikat, aber ein wenig mehr Bums im Motor wäre auch nicht schlecht.
Vielleicht ein 125er?
Aber Roller?
Hatte nicht Udo Lindenberg propagiert „und zwischen den Knien, ein Tank voll Benzin“?
Gab es nicht auch von MZ eine 125er?
Aber wenn man Schmidt kennt, warum sollte er sich mit Schmidtchen zufrieden geben?
Also Augen auf und nach einer 250er schauen.
Wie es der Zufall wollte, auf der Strecke Brüssel-Essen war eine Emme im Angebot. Meine größte Sorge war, wie kann ich das der Gattin schmackhaft machen, erwies sich als unbegründet, sie stand voll hinter der Sache mit der Aussicht, man könnte dann auch damit schnell zur belgischen Küste fahren ohne in der Hitze im Auto im Stau zu stehen. Der Deal war schnell perfekt, und nun steht eine ETZ 250 in der Garage noch in Essen, da noch einiges zu tun gibt. Technisch scheint sie ok zu sein, aber optisch 4 Minus (mit Rücksicht auf die Eltern).
Bevor die Frage kommt, was ist eigentlich mit dem ETZ-Gespann:
Als die Sache mit der Solomaschine in trockene Tücher kam, habe ich wie wild nach MZ ETZ 250 gegoogelt, weil nach 12 Jahren Abstinenz ich so gut wie nichts mehr über dieses Motorrad im Kopf hatte. So bin ich auch auf dieses Forum gestoßen, was mir gleich zusagte. Bei möglichen Werkstätten fand ich eine in Ennepetal, und als Versuchsballon rief ich in Sachen Gespann an.
Ich war baff, wie unkompliziert die Firma ist, wenn man das Gespann nicht freischneiden muss ist alles möglich. Der Inhaber schlug vor, da das Gespann nicht fahrbereit ist, käme er vorbei und er könne einen Anhänger mitbringen. Bei der Kostenkalkulation über den Daumen musste ich doch heftig schlucken, aber meine Frau meinte nur, Verschrotten ist nicht, wenn das Gespann nun weiter in der Garage steht wird es eh nicht besser, im Gegenteil, alles wird teurer. Für den Fall, dass wir irgendwann mal dauerhaft in Deutschland sind, hast Du dann die Zeit und Muße um alles ins Lot zu bringen? Du wirst schließlich auch nicht jünger – danke.
Langer Rede- Kurzer Sinn:
Das Gespann wird jetzt technisch fremdrestauriert und wir hoffen Anfang September zu einem Oldtimertreffen nach Lothringen/Frankreich fahren zu können. So ein Werkstattpech wie mit dem Roller kann es eigentlich nicht zweimal geben.
Nun möchte ich mich bei allen Lesern bedanken, die es beim Lesen tapfer bis zu diesem Punkt hier geschafft haben und ich Euch nicht zu sehr gelangweilt habe. Ich freue mich jedenfalls auf und über dieses Forum.
Frank