Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

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Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

Beitragvon ETZploited » 5. Januar 2012 15:39

Um Schmiermittel und Montagehilfen bei hydraulischen Bremsanlagen scheint es immer wieder Verwirrung zu geben.
Darum hier mal ein paar allgemeine und spezielle hoffentlich hilfreiche Bemerkungen.

In diversen Selbsthilfeanleitungen findet sich wiederkehrend der Hinweis auf ominös scheinende Montagepaste für Bremsen.
Dabei wird nicht immer unmittelbar ersichtlich beschrieben, welche Paste gemeint ist, denn je nach Zweck gilt es zwei zu unterscheiden:

Montagepaste für Bremszylinder, Manschetten, Bremskolben
Produkt: ATE Bremszylinder-Paste
Die Bremszylinderpaste ist stark vereinfacht gesagt gelierte Bremsflüssigkeit und dient zur Initialschmierung bei Montage von HBZ und RBZ.
Dementsprechend werden Zylinder, Kolben und entsprechende Dichtungen damit behandelt.

Montagepaste für Bremsklötze, Rückstellfeder und Führungsschächte am Bremssattel
Produkt: ATE Plastilube
Die Paste ist auch als "Antiquietschpaste" bekannt und verhindert neben Bremsenquietschen des Festhängen/Festrosten der Bremsklötze in den Führungsschächten.
Entsprechende Flächen sowie die Rückseite der Bremsklötze (an denen die RBK anliegen) werden hauchzart behandelt.


Einige Bemerkungen zur Bremszylinderpaste:
- Die ATE-Bremszylinderpaste wird oft als "blaue Paste von ATE, die die Werkstätten verwenden" bezeichnet.
Allerdings kennen bzw. benutzen viele KFZ-Werkstätten sie gar nicht, weil bei vielen (Rad)bremszylinderreparaturkits ein Kleingebinde mit entsprechender Bremszylindermontagepaste bereits beiliegt.
- Statt Verwendung von Bremszylindermontagepaste können für den Heimgebrauch die entsprechende Teile bzw. Flächen mit Bremsflüssigkeit benetzt (z.B. eingepinselt) werden. Nachteilig dabei ist die fast unvemeidbare Kleckerei mit aggressiver Bremsflkt.
Offen ist die Frage, ob sich dabei ein so guter Schmier- bzw. Haftfilm ausbildet, wie bei der Verwendung von Paste, anzunehmen ist es nicht (siehe Bemerkung weiter unten).
- Mineralische Fette und Öle verbieten sich als Schmiermittel wegen der Unverträglichkeit zum Dichtungsmaterial (EPDM).
- Während an den MZ-Sätteln bis 1989 einfache Rechteckringe als Radbremskolbendichtringe zum Einsatz kamen, weisen die ab diesem Zeitpunkt verwendeten Dichtringe eine veränderte (keilförmige) Profilform auf, wodurch sich die Vorspannkraft erhöht und das Zurückziehen des Kolbens durch die Verwindung des Rings beim Lösen der Bremse verbessert. Im Handel ist inzwischen (fast?) ausschließlich die neue Bauform erhältlich, bei der bei Montage die korrekte Einbaurichtung beachtet werden muß (erhöhte Ringseite schaut von der Bremsscheibe weg).
Bei dieser Bauform ist die Montage mit Bremsflüssigkeit als Schmiermittel kritisch, durch zu wenig Schmierung kann der Ring dabei ausreißen.
Der NM91 empfiehlt hierfür die Montage mit Rizinusöl (auch als Kleinstmengen in der Apotheke preisgünstig erhältlich).
Die seinerzeit für Hobbyschrauber nicht verfügbare Bremszylinderpaste sollte hier funktionieren (ungeprüft bzw. unbestätigt.)

Abschließend noch eine Bemerkung zur "Antiquietschpaste".
Früher wurde hier Kupferpaste verwendet, was heutzutage wegen des Risikos elektrochemischer Korrosion nicht mehr der Fall ist. Auch Keramikpaste ist kein Mittel der ersten Wahl, weil sie aushärtet/brockig wird.
Prinzipiell ist die Behandlung der Bremsklotzschächte und Bremsklotzrückseiten nicht zwingend notwendig, empfiehlt sich aber sehr - dann aber auch mit dem geeigneten Produkt.
Viele Grüße,
Arne


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Re: Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

Beitragvon Paule56 » 5. Januar 2012 17:43

ETZploited hat geschrieben:
Einige Bemerkungen zur Bremszylinderpaste:
- Die ATE-Bremszylinderpaste wird oft als "blaue Paste von ATE, die die Werkstätten verwenden" bezeichnet.


Die Tube ist blau, die Paste selbst eher weiß.
Ich verwende sie auch an den Gewindegängen der Entlüftungsschraube, sowie den Anschlussteilen.

Eine Montage der Kolben ist damit problemlos auch bei den neueren Ringen, bzw. Gummiteilen möglich.

Übrigends sind die Dichtringe der Nachwende-Grimeca Bremszangen immer noch richtig quadratisch (wie ein stino Paketgummi), die Einbaulage also egal.

Zum Quietschen und Klappern der Klötze und deren Abhilfe muss ich mich leider ausschweigen, das gäbe nur wieder eine der üblichen Grundsatzdiskussionen ;-)
Gruß
Wolfgang

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Re: Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

Beitragvon Klaus P. » 5. Januar 2012 18:50

Hallo Wolfgang,

vor der Wende war in dieser Tube das drin, was man von außen sah.
Icb besitze noch so eine, bin aber keine Werkstatt.

Gruß

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Re: Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

Beitragvon ea2873 » 5. Januar 2012 21:20

die ate-paste in der blauen tube ist super, vermindert auch deutlich korrosion v.a. an den SW bremsanlagen.

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Re: Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

Beitragvon Dorni » 5. Januar 2012 21:35

Mahlzeit,

in Ermangelung der ATEBremszylinderpaste habe ich angefangen, einfache Vaseline zu verwenden. Zum einen hauchdünn zur Montage und Initialschmierung und zum anderen auch um die Manschetten von innen zu füllen und von aussen einzureiben. Einfach genial, saugünstig und bis jetzt alles dicht und funktionstüchtig.

Robert

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Re: Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

Beitragvon Klaus P. » 5. Januar 2012 21:54

Hallo Robert,

das nehme ich in der Radlerhose,
riecht nicht so wie Hirschtalg oder Ringelblumensalbe.

Rizinusöl ist ebenfalls saugünstig, in der Apotheke zu bekommen.
Schon vom Original (MZ) empfohlen.

Gruß Klaus

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Re: Info: Montagepasten für hydraulische Bremsanlagen

Beitragvon -rt- » 12. Januar 2012 18:00

ich will jetzt nicht den fred in eine endlosdiskusion umwandeln, nur kann mir jemand plausibel erklären warum die Dichtringe aus EPDM kein mineralölhaltigen schmierstoffe vertragen wenn DOT4 mineralisch ist und vaseline m.W. nach auch aus mineralöl hergestellt wird?
das sie aufquellen können habe ich gehört aber warum?

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