Um Schmiermittel und Montagehilfen bei hydraulischen Bremsanlagen scheint es immer wieder Verwirrung zu geben.
Darum hier mal ein paar allgemeine und spezielle hoffentlich hilfreiche Bemerkungen.
In diversen Selbsthilfeanleitungen findet sich wiederkehrend der Hinweis auf ominös scheinende Montagepaste für Bremsen.
Dabei wird nicht immer unmittelbar ersichtlich beschrieben, welche Paste gemeint ist, denn je nach Zweck gilt es zwei zu unterscheiden:
Montagepaste für Bremszylinder, Manschetten, Bremskolben
Produkt: ATE Bremszylinder-Paste
Die Bremszylinderpaste ist stark vereinfacht gesagt gelierte Bremsflüssigkeit und dient zur Initialschmierung bei Montage von HBZ und RBZ.
Dementsprechend werden Zylinder, Kolben und entsprechende Dichtungen damit behandelt.
Montagepaste für Bremsklötze, Rückstellfeder und Führungsschächte am Bremssattel
Produkt: ATE Plastilube
Die Paste ist auch als "Antiquietschpaste" bekannt und verhindert neben Bremsenquietschen des Festhängen/Festrosten der Bremsklötze in den Führungsschächten.
Entsprechende Flächen sowie die Rückseite der Bremsklötze (an denen die RBK anliegen) werden hauchzart behandelt.
Einige Bemerkungen zur Bremszylinderpaste:
- Die ATE-Bremszylinderpaste wird oft als "blaue Paste von ATE, die die Werkstätten verwenden" bezeichnet.
Allerdings kennen bzw. benutzen viele KFZ-Werkstätten sie gar nicht, weil bei vielen (Rad)bremszylinderreparaturkits ein Kleingebinde mit entsprechender Bremszylindermontagepaste bereits beiliegt.
- Statt Verwendung von Bremszylindermontagepaste können für den Heimgebrauch die entsprechende Teile bzw. Flächen mit Bremsflüssigkeit benetzt (z.B. eingepinselt) werden. Nachteilig dabei ist die fast unvemeidbare Kleckerei mit aggressiver Bremsflkt.
Offen ist die Frage, ob sich dabei ein so guter Schmier- bzw. Haftfilm ausbildet, wie bei der Verwendung von Paste, anzunehmen ist es nicht (siehe Bemerkung weiter unten).
- Mineralische Fette und Öle verbieten sich als Schmiermittel wegen der Unverträglichkeit zum Dichtungsmaterial (EPDM).
- Während an den MZ-Sätteln bis 1989 einfache Rechteckringe als Radbremskolbendichtringe zum Einsatz kamen, weisen die ab diesem Zeitpunkt verwendeten Dichtringe eine veränderte (keilförmige) Profilform auf, wodurch sich die Vorspannkraft erhöht und das Zurückziehen des Kolbens durch die Verwindung des Rings beim Lösen der Bremse verbessert. Im Handel ist inzwischen (fast?) ausschließlich die neue Bauform erhältlich, bei der bei Montage die korrekte Einbaurichtung beachtet werden muß (erhöhte Ringseite schaut von der Bremsscheibe weg).
Bei dieser Bauform ist die Montage mit Bremsflüssigkeit als Schmiermittel kritisch, durch zu wenig Schmierung kann der Ring dabei ausreißen.
Der NM91 empfiehlt hierfür die Montage mit Rizinusöl (auch als Kleinstmengen in der Apotheke preisgünstig erhältlich).
Die seinerzeit für Hobbyschrauber nicht verfügbare Bremszylinderpaste sollte hier funktionieren (ungeprüft bzw. unbestätigt.)
Abschließend noch eine Bemerkung zur "Antiquietschpaste".
Früher wurde hier Kupferpaste verwendet, was heutzutage wegen des Risikos elektrochemischer Korrosion nicht mehr der Fall ist. Auch Keramikpaste ist kein Mittel der ersten Wahl, weil sie aushärtet/brockig wird.
Prinzipiell ist die Behandlung der Bremsklotzschächte und Bremsklotzrückseiten nicht zwingend notwendig, empfiehlt sich aber sehr - dann aber auch mit dem geeigneten Produkt.