Florida-Part 1Noch bevor ich so ein Motorrad der Firma Harley Davidson kaufte hatte ich mich mit dem Land und auch dem Ort wo mein Motorrad gebaut wurde beschäftigt. Milwaukee hieß die Stadt in der diese schweren Eisenrösser gebaut wurden. Die Indianer, die Potawatomi nannten den Ort "minwaking" , bevor die Weißen sich hier breit machten. Viele deutsche Auswanderer hatten sich hier nieder gelassen und brachten dem Ort und seinen Menschen eine Entwicklung mit Wohlstand. Ich hatte schon damals Lust, angefacht durch Filme und Reportagen(Easy Rider, Electra Glide 344-Electra Glide in Blue, Wilder Westen Inclusive, The Wild One (mit Marlon Brando) u.s.w.), dieses Land zu sehen. Mich beeindruckten diese Weiten und auch heute noch mag ich das flache weit überschaubare Land mehr, als die Berge. Ein paar Jährchen nach mir hatte sich auch mein Bruder Wolfram seine Harley geholt und gemeinsam sponnen wir dann unseren Plan. Wolfram ist ein großartiger Organisator und er war es auch der sich um die Versicherungen und Flüge für die Mopeds, sowie unsere Flüge kümmerte. Er hatte viel Erfahrung damit , durch seine Rucksackreisen auf verschiedene Kontinente. Ich plante unsere Reiseroute auf der alten Highway 66, die es mir angetan hatte.
Die Reise, so war der Plan, sollte in Orlando/Florida zum Spring Brake auf Daytona Beach (der alljährigen Motorradsaisoneröffnungsparty) beginnen und uns von da aus bis nach Chicago/Illinois führen, von wo aus wir dann die eigentliche Reise auf der Route 66 beginnen wollten. In San Francisco wartete dann unser Flieger in die Heimat. Es sollte dann aber alles ganz anders kommen…
Zu unseren Reisebegleitern sollten Wolfram´s Freundin und jetzige Frau Kathrin und meine Freundin und jetzige Frau Anna gehören. Für Kathrin war es, so wie für uns, absolut kein Problem als Deutsche in die USA einzureisen. Bei meiner polnischen Freundin war das nicht so einfach. Nach einem Antrag auf Visum, lehnte die amerikanische Botschaft in Warschau eine Ausstellung dieses ab. Wir hatten denen nicht mal erklären können, wie alles zusammenhängt, wer die Reise bezahlt u.s.w.. Die hatten wohl bloß Angst eine Schwarzarbeiterin in ihr Land zu bekommen. Da auch die Zeit für einen neuen Antrag zu kurz war bissen wir in den sauren Apfel und einigten uns auf eine zweimonatige „Trennungszeit“.
Die Preise für die verschiedenen Kosten erwähne ich, so weit ich sie noch genau weiß, oder eine Rechnung vorhanden ist, nicht um hier „auf die Kacke zu hauen“, sondern, dass sich jeder der will ein noch besseres Bild von unseren Bedingungen machen kann. Vergleichbar ist das alles mit heute nicht mehr, denn die Preise sind definitiv gestiegen. Ich denke, das hätte ich gar nicht erwähnen müssen, aber manchmal gibt es den einen oder anderen etwas begriffsstutzigeren Mitmenschen. Für den Gabelflug von Düsseldorf über Amsterdam nach Orlando und von San Francisco über Amsterdam nach Düsseldorf berappten wir damals pro Person mit einem Motorrad 3300,- DM. Heute empfinde ich das als unglaublich günstig. Eine Haftpflicht für die Motorräder war auch nötig, da unsere ja nicht für den amerikanischen Kontinent galten. So suchte Wolfram und er fand eine Versicherung die uns für zwei Monate versicherte. Die Kosten dafür beliefen sich auf 400,00 DM und ich weiß, dass ich damals ganz schön schlucken musste. Heute ist es unglaublich schwierig, für eine derart kurze Zeit einen Versicherer zu finden. Die wollen nur Jahresverträge verkaufen. Ich kenne einen Arbeitskollegen der hat 3 ! Autos in den USA und Kanada stehen, und klagte mir sein Leid. Natürlich hatten wir auch jeder eine Auslandskrankenversicherung. Der Kurs von Dollar zu DM betrug 1,53 zu 1 .
Der Tag war endlich da, am 25.02.1996(ja es war Winter!!!) sollte es im Morgengrauen mit den Motorrädern von Werdau in Richtung Lüdenscheid , zu unserem jüngeren Bruder gehen. Dort wollten wir übernachten, um dann am nächsten Morgen nach Düsseldorf in das Frachtzentrum zu fahren und die Motorräder abzugeben.
IMG_1889.JPG
IMG_1923.JPG
IMG_2048.JPG
Die Maschinen waren dann sicher da, denn bis zum 28.02.96 sollten sie dort sein. Schon die 450 Kilometer nach Lüdenscheid waren bei 3 Grad prächtig kalt, Hauptsache war, dass es keinen Schnee oder Schneeregen gab. Konnte man damals schon Funktionsbekleidung kaufen? Egal, auf einer Harley sitzt man in schwarzem Leder, also froren wir etwas. Wir hatten die Wettervorhersagen immer wieder mit Bangen beobachtet, doch der Tag nach Lüdenscheid sollte trocken bleiben. Nach dem wir uns von Lüdenscheid auf den Weg nach Düsseldorf machten, passierte in einer von der Morgensonne verschonten Senke das Unglück. Wolfram, der vor mir fuhr, brach die Harley weg und er stürzte mit seiner 320 Kg schweren Maschine, ohne einen Hauch der Hoffnung sie halten zu können auf seinem Sturzbügel. Ich versuchte gar nicht zu bremsen und setzte die Füße auf die glatte Straße, um das Wegrutschen der Maschine irgend wie abzufangen, doch auch ich hatte keine Chance , stürzte(ein Glück, ich hatte nur 285 Kg)und rutschte mit ihr weg. Wir wuchteten die Motorräder dann wieder, unter vielen Begaffern hoch und besahen uns die Schäden. Fast nichts, außer den Kratzer am Sturzbügel hatte Wolfram zu beklagen. Bei meinem Hochlenker sah das schon anders aus, das ganze Gewicht hat er aufnehmen müssen und das hat er auch hervorragend gemacht. Ich bog ihn wieder in seine etwagige Ausgangsform, ärgerte mich über den kaputten rechten Spiegel und freute mich dass das so ziemlich alles, bis auf einen leichten Kratzer an der Auspuffanlage, gewesen war. Mit 200,-DM für den Lenker(den holte ich mir in Deutschland, da der eingetragen werden musste) und 30,-DM für ein Paar neue Screaming Eagle Spiegel in den USA konnte ich leben. Wolfram ersetzte gar nichts.
Mich ärgert es manchmal noch heute,wie unflexibel der Arbeitgeber sein kann. All die 27 Jahre bei der Bahn waren wir im Schichtdienst und bereit Schichten von erkrankten Kollegen zu besetzen, aber einer einmonatige Verschiebung unserer Reise in die wärmere Jahreszeit konnte man uns nicht entgegen kommen.
IMG_1890.JPG
IMG_1892.JPG
Unsere Reise/Flug begann dann erst am 01.03.1996. Wir beide hatten noch eine knappe Woche Nachtschicht zu arbeiten, dann ging es nach Düsseldorf in eine Jugendherberge für wenig Geld.
Für mich war es das erste mal, dass ich überhaupt flog und dann gleich noch so lange. Von Düsseldorf flogen wir nach Amsterdam, wo eine KLM Boeing auf uns wartete. Der Flug war recht langweilig bis auf das hübsche Essen , der Start und die Landung. Doch, ich erinnere mich an den Ausblick über Grönland, da war ich noch nie gewesen und nun konnte ich das alles von oben sehen, einfach überwältigend.
Ach ja, der Blick aus dem Cockpit gehört seit dem 11.09.2001 natürlich auch der Vergangenheit an. Ich weiß nicht ob es im Zubringerflug nach Amsterdam war oder schon in der KLM-Maschine, ich glaube aber in der KLM, da war ja mehr Zeit. Die Piloten waren sehr entspannt und sie bekamen viel Besuch, der von einer Stewardesse immer angekündigt wurde. Der Flug dauerte ca. …(ewig lange)
IMG_1897.JPG
2015-10-25_144.JPG
4 Ausblick aus Flugzeug.JPG
Bevor wir uns aus dem Flughafen begeben konnten mussten wir am amerikanischen Zoll/Custom Service vorbei. So einen bös´ guckenden Mann hatte ich nicht erwartet und nach seinen vielen Fragen, die ich auch teilweise mit polnisch beantwortete(damals konnte ich noch polnisch denken und dann sprudelte mir nur so diese Fremdsprache heraus, wenn ich in anderer Fremdsprache etwas gefragt wurde), dachte ich schon der will mich wieder zurück schicken, so wie damals die Einwanderer auf Ellis Island. Er schaute mich etwas erstaunt an, heute muss ich darüber lachen. Dieses absolute eintauchen in die polnische Sprache, konnte ich nicht ausblenden und hatte fast bis zum Schluss unserer Reise damit Probleme. In Orlando erfuhren wir von unserem „Glück“, die Motorräder sollten erst in drei Tagen ankommen. Da gibt man sie eine Wochen vorher ab und dann das. Irgendwo in Orlando nahmen wir uns ein Hotel, da wir ja erst mal nicht fort kamen und den Jetlag überwinden wollten. Die Indianer sagen dazu,: Wenn du einen Tag geritten bist sollst du ruhen, dass deine Seele ,die du auf der schnellen Reise verloren hast ,wieder zu dir finden kann.
Das erste Frühstück am nächsten Morgen im MC Donald war ernüchternd, viel zu süße fettige Eierkuchen mit gebratenem Schinkenspeck und Ahornsirup waren echt nichts für mich, aber ich hab´s probiert. Das später immer wiederkehrende Wattebrot konnte ich allerdings nicht ausschlagen, denn es gab kein anderes zu kaufen. Auch die von mir erfreut gefundene „Polish Sausage“/polnische Wurst war leider keine Freude. Dieser labberige Brei hatte nun gar nichts mit den leckeren geräucherten Würsten in Polen zu tun. Selbst die schlechteste fettigste slaska /schlesische Wurst in Polen, war Welten besser, wie die probierten verschiedenen amerikanischen Sorten. Genug gemeckert, die Amerikaner lieben ihr Essen. Von den ehemaligen in Deutschland stationierten GI(Ursprung dieser Bezeichnung liegt in den verzinkten Mülleimern, die benutzt wurden-galvanized iron= verzinktes Eisen- ihr,(selbstverliebte Amerikaner) habt schon ein Schuss weg, oder?), die wir oft genug trafen, waren aber auch viele des Lobes für unsere Deutsche Küche. „Ey man du kommst aus
Ludwigs
Burg, da war ich stationiert“. „Nee du, eigentlich komme ich aus
Langen
Bernsdorf einem Dorf in Sachsen“, Spaß muss sein.
Wir einigten uns dann ein Auto zu mieten und die Zeit in Orlando sinnvoll zu verbringen. Das Auto war eine günstige Wahl und er nannte sich Neon oder Neo. So einen, wie später dann noch viele andere Autos, hatte ich noch nicht gesehen. Wenn ich da an die alten Damen und Herren in ihren „Oldsmobilen“ denke, typisch amerikanisch eben.
2015-10-25_118.JPG
5 Mietauto.JPG
Es wird nicht ganz so lange dauern bis zum nächsten Teil,habe schon was vorbereitet.
sequel follows...
Gruß
Rüdiger
-- Hinzugefügt: 30. Dezember 2017 02:03 --Florida Part 2Da ich Trickfilme von Disney mochte, war der Besuch in Disneyworld nicht die schlechteste Wahl für mich.
Jim Carrey, der damals noch am Anfang seiner Karriere(Ace Ventura-Ein tierischer Held) stand, stattete dem Disneypark in Orlando einen Besuch ab und seilte sich von diesem Haus ab, um anschließend mit den Zuschauern rum zu blödeln.
2015-10-25_122.JPG
2015-10-25_125.JPG
2015-10-25_123.JPG
2015-10-25_124.JPG
Ich erinnere mich auch noch an die Indiana Jones Show, die mich als junger Kerl sehr beeindruckt hatte. Viel Theater mit tollen Stunts und Explosionen.
IMG_1905.JPG
In einer Ecke des Parks fraf ich auf zwei mir bekannte Figuren aus dem (damals noch gezeichnet) Zeichentrickfilm „Der König der Löwen“. Der „Affenguru“ und „Timon“ waren schwer zu einem Foto zu bewegen, dauernd suchten sie in meinen Taschen nach Fressbaren, was ich nicht hatte.
2015-10-25_140.JPG
IMG_1901.JPG
Ich weiß noch, dass wir wenig an den einzelnen Fahrgeschäften warten mussten(März!), bei Besuchen in Paris mit der Familie vergällte mir/uns das lange Warten(bis zu 1 Stunde und 15 Minuten) an den einzelnen Stationen den ganzen Besuch. Für den Rest meines Lebens möchte ich jetzt in so etwas nicht mehr rein. Damals, die DDR war noch nicht so lange tot, war das schon eine Attraktion für mich.
2015-10-25_129.JPG
2015-10-25_130.JPG
2015-10-25_131.JPG
2015-10-25_133.JPG
2015-10-25_136.JPG
2015-10-25_139.JPG
2015-10-25_141.JPG
Endlich war es so weit, wir konnten unsere „Bikes“ abholen. Wir waren noch einmal beim „Custom Service“/Zoll vorstellig und dann konnten wir sie rausfahren, nachdem ich Spiegel und Blinker wieder an ihren rechten Fleck zurück montiert hatte. Es war ein gutes Gefühl, nach der letzten eiskalten Reise, jetzt bei 25-30 Grad den bollernden V-Twin wieder unter sich zu spüren. Ab ging´s zum Hotel, die Sachen packen und einen günstigen Campground für unsere Reisekasse gesucht.
1 Transport der Motorräder 1.JPG
2 Transport der Motorräder 2.JPG
Wolfram und ich hatten, das System mit dem Trinkgeld noch nicht verstanden. Jeden Tag fehlten mir im Hotel diverse Süßwarenriegel, die ich am Bett liegengelassen habe. Ich „giftete“ schon Wolfram an, bis wir uns des Themas „Trinkgeld“ in unserem Reiseführer annahmen. Man lässt doch tatsächlich einen Prozentsatz am Bett liegen, für die schlecht bezahlten „Haussklaven“. Mich regte das auf, dass die ihre Angestellten nicht anständig bezahlten und diese dann auf das Trinkgeld des Gastes angewiesen waren. Wir ließen zum Abschluss noch ein paar Dollar Noten zurück(obwohl das Hotel wirklich nicht billig war, ca. 30 „Bucks“/Dollar pro Nacht und Person).Ich dachte mir aber doch, dass das nicht anständig sein kann, man nimmt doch nicht einfach etwas mit, auch oder gerade dann, wenn man in dem Hotel arbeitet. Abgehakt dachte ich.
Wir fanden in Orlando einen Campingplatz auf dem wir nicht pro Zelt, sondern für einen Platz bezahlten. Das war für uns auch neu, in Deutschland wird pro Zelt, Bike und Person abgerechnet. Hier schonte das ungemein die Urlaubskasse.
Als erstes kaufte sich Wolfram in einem riesigen Laden für amerikanische Boots ein paar hübsche Stiefel. Solche Dinger, wie sie die Cowboys tragen mit Sporen(wo zu?) und Metall besetzten Spitzen. Ein freundlicher Händler, der Wolfram einen guten Preis ohne Tax/Steuer machte und im Anschluss der Verhandlung die Steuer berechnete, war der Besitzer des Ladens.
IMG_2040.JPG
IMG_2041.JPG
Da meine alte Jeans Weste aus DDR-Tagen verschlissen war, suchte ich natürlich noch eine passende „Kutte“. In diesen „Heiligen Hallen“(hat nichts mit "trabbimotorrad", der hat seine eigenen "Heiligen Hallen",zu tun), bin ich dann fündig geworden, leider nur mit Ärmel die ich entfernen musste. Meinen in Köln gekauften Adler habe ich am selben Tag noch aufgenäht.,Nähzeug hatte ich immer dabei, bin doch ein echt cooler Biker, oder?
IMG_1925.JPG
2015-10-25_119.JPG
IMG_2039.JPG
Ich beschaute Wolframs neue Schuhe und fand auch Gefallen daran, also fuhr ich am nächsten Tag wieder in den Laden und der Händler erkannte mich vom Vortag. Er kam aus dem Loben für mein „nice jacket“ mit dem „ beautiful eagle“ gar nicht mehr raus, bis ich ihm sagte, ich wolle auch so ein paar Stiefel. Jetzt musste ich ihn noch an den gestrigen Preis erinnern und er nickte mir abwägend und zustimmend zu. Er ging die Stiefel noch mal weiten, denn die saßen etwas straff, dann war auch ich glücklicher Besitzer echter amerikanischer Stiefel(vielleicht in Südamerika hergestellt?).
So, für heute mal Schluss, der nächste Teil ist auch schon vorbereitet. Morgen geht es weiter.
Guten Schlaf und gute Nacht
wünscht
Rüdiger
-- Hinzugefügt: 30. Dezember 2017 02:48 --Tut mir bitte den Gefallen und schreibt nach jedem Beitrag von mir hier etwas .Egal was .Nach so einer Antwort von euch ,habe ich gemerkt,kann ich meinen neuen Beitrag ohne Probleme hochladen.
Ohne euren Beitrag läuft das so :
Wenn ich meinen letzten Beitrag anklicke(also "Antworten" drücke),um fort zu fahren und neu zu berichten, vermengen sich die Bilder vom vorherigen und neuem Beitrag und ich muss den ganzen Schei.. noch mal neu ordnen. Keine Ahnung warum, ich dachte ich bin hier der "Herr der Ringe",quatsch der Dinge,aber so ist es leider nicht. Bei der Vorschau ist von der Vermengung der Bilder auch nichts zu erkennen.
Vielleicht klärt mich doch noch einer von den "Adis" auf.
Bis denne und danke dafür
Rüdiger
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
MZ Typ/Baujahr, ...ETS 250/Bj.69/71/72/72,ETS 125/Bj.81!,2xTS 150,TS 125,ES 175/Bj.56(Rahmen verk.)ES 250/0 Bj.61,ES 250/0 Bj.57,Neckermann TS 150/Bj.?