Ich möchte "kurz" mit einem kombinierten Langstrecken-, Verbrauchs-, Fahrwerkbelastungstest mein Gespann vorstellen, und auch weil sich sowas im Winter immer schön liest.
Das ganze passierte rund um den 3. Dezember bei Temperaturen um +12 Grad und ohne die geringste Schneeflocke - bis auf 250 km Rückfahrt auch die meiste Zeit trocken.
Das blaue Wunder deshalb, weil ich mich gern eines besseren belehren lasse, WELCHES Motorrad noch zu sowas fähig ist - und weil ich ohne Schaden (Personen- und Motorrad-) zurückgekommen bin - wobei ich vor der Fahrt teilw. Zweifel (Beladung) hatte.
Trikes (HD-Servicecars z.B.)zählen nicht. Entsprechende (aus heutiger Sicht), aber untermotorisierte Gespanne hat es höchstens in D in den 20ziger, 30ziger Jahren des letzten Jh. gegeben.
Die Vorgeschichte ist:
Kauf im April 2006 in Flensburg mit TÜV, Rückführung nach Neufünfland (Berlin) auf dem Sattel desselben,
bis August Neuaufbau der Elektrik mit neuer E-Zündung (newtronic war schon drin, ersetzt duch die letzte DDR E-Zündung, Wechsel Lima (defekt+Reglerdefekt), Wechsel Motor (ausgeschlagenes Getriebeausgangslager[Ritzel]), Einbau 45 Ah Autobatterie, ETZ Motor mit Umgestaltung (Sperrholzplatte unter Sitzbank) Batteriefach - Gleichrichter, Sicherungskasten und Steuerteil auf herausnehmbare Platte, Kapselung aller 3 Stossdämpfer, komplette Neuberreifung 3.50-16, Vorne Metzler Block C, Hinten,Seite Heidenau K 29,
dann Transport eines Kajaks, ca.30 Kg von Spanndau nach Köpenick (50 km) über Stadtring - Fahrwerk ok, 18 Ritzel zu schwach...
dann Transport einer Küchenplatte vom 20 km entfernten Baumarkt, 2,5 m x 60 cm * 4 cm, ca. geschätzte 60 kg, Fahrwerk zu schwach (Durchhang), Ritzel zu schwach...
dann geplante Tour nach Elbe (verschoben) - Entdeckung, das die Seilzugbremsankerplatte vom Vorderrad im SW-Rad verrutscht (Schelle/Gegenhalter überlastet),
Umbau nach Elbe Sept/Okt:
Hinterradbremsankerplatte mit Anpassung/Erneuerung der Seilzugbremse, Einbau von Orig. Gespannstossdämpferfeder in SW, Ritzel 16 weil ich was vorhatte ^^,
dann am 3.12. von Berlin vollgetankt und leer nach Wegberg (20 km vor holländ. Grenze, 20 km hinter Mönchengladbach, hab ich gewohnt, 9 Jahre nicht mehr dort gewesen), Abfahrt 6.00 Ankunft 15.43, nicht mal gefroren (Fahrer), Sonne bis 14.00 Uhr - bin zweimal auf Tanke angequatscht worde und bei Mönchengladbach fährt ein Kombifahrer beim Überholen auf gleiche Höhe und hebt respektvoll den Daumen - das macht einen noch mehr stolz.
Gegenwind und viele Steigungen nach Hanover 4%, hab ich mich vor Magdeburg an poln. LKW gehängt und bin Windschatten gefahren, teilw. 90 meist aber um 80 km/h, bei den mehr Steigungen als Abfahrten bin ich bis auf 70 runter und musste sogar 2x in den 4. runterschalten (Porta Westfalica etc). Hin und zurück ca. 80% übrigens 3 spurig.
Tachostand - Getankt - Schnitt
20.955 getankt in Berlin, Abfahrt bei 20.981 km um 6.00 Uhr morgens
21.238 - 16,21 - 5,72 l/100km
21.506 - 16,56 - 6,18 l/100km
Ankunft Wegberg 21.624 km
21.645 - 8,15 - 5,86 l/100km
Rückfahrt am Sonntag, 5.12. ins Sauerland (Breckerfeld) leer, dort mit 2. LSW beladen, Rückenwind, 9.00 los von Wegberg und um 10.49 in Breckerfeld angekommen, Demontage und Verladung des LSW bis 13.49, dann um 15.04 Uhr in Gütersloh getankt:
21.883 - 15,17 - 6,37 l/100km - 15.04 Uhr (Rückenwind)
22.055 - 11,52 - 6,69 l/100km - 18.18 Uhr
22.198 - 11,72 - 8,19 l/100km - 20.27 Uhr - Seiten/Gegenwind, Klemmer vor Magdeburg, weil ich die 70 trotz wind und 4% Steigung, Beladung, Nässe unbedingt um jeden Preis halten wollte - ist hinter der Steigung passiert, hab dann häufiger hinter Steigungen Kupplung gezogen und Gas weg - um zu entlasten.
Klemmer: hässliches Kolbengeräusch, geistesgegenwärtig Kupplung gezogen (Beladung hätte den Kolben weiterbewegt - Fresser, Motorschaden) bis 5 gezählt und langsam eingekuppelt, danach etwas "sanfter" gefahren. Der Verbrauch lässt schliessen, das die 2 Liter mehr aufgrund von unverhältnismässigen Belastungen gebraucht wurden.
Ankunft 22.40 Uhr in Berlin-Köpenick
22.318 - 6,55 - 5,45 l/100km bei 60 km/h kurz vor Berlin (windgeschützt)
Die Rückfahrt (Sonntags, LKW-frei, und 3 spurig, schnitt 70) hat es mit 2. SW richtig in sich gehabt. Die Fuhre war überraschend fahrstabil, kein Rumgeeiere, allerdings deutlich windanfälliger, Lenkkräfte/korrekturen. Die neuen Betonpisten waren nicht grade eben, wodurch der SW in Schulterhöhe schonmal 10 cm auf und ab schwang (Resonanzschwingungen) es sich aber nicht weiter aufgeschaukelt hat.
Auch die teilweise 9 % Gefälle Landstrasse von Breckerfeld auf die A45 hatte es in sich, Rollen lassen, Bremsen (Seilzugeigenbau hat gehalten ^^) und nicht in Panik geraten (per Anhalter durch die Galaxis ^^) - aber wie gesagt, absolut Fahrstabil - wobei ich mir eine härtere Feder statt der Gespannfeder trotzdem wünsche und es da eine 50 Euro-Lösung gibt.
Was die Fahrt (1363 km) jedoch nicht zum Vergnügen macht, sind die Lenkkräfte bei dieser Beladung. Ich wäre nach der Fahrt nicht mal in der Lage gewesen, schmerzfrei eine 3 kg-Hantel zu heben.
Die Pausenintervalle Rückfahrt hatten hauptsächlich damit zu tun.
Die Sitzposition Einzelsitze hat sich bewährt, der A... tat nicht weh. Gefroren auch nicht. Aber der eine Arm musste ständig ziehen, der andere drücken und dann noch die Vibrationen die sich bei dieser etwas krampfigen Haltung (4 tkm Gespannerfahrung jetzt) die Arme raufgearbeitet haben...
Befestigung, ca. 10 Spanngurte, 2 Holzlatten, damit - wenn die Chose rutscht - ich das Gedöns nicht auf den Lenker bekomme und die Richtung, wo ich einschlage, nicht mehr frei wählen kann.
Gerutscht ist nichts! Was die grüne Rennleitung angeht, die sind 2 km hinter mir gefahren und haben sich sicher die Fuhre von aussen angekuckt, ob seitlich ausbricht, etc. und mich in Ruhe gelassen. Sowas sieht man schliesslich nicht alle Tage.
Hab ja gegen nix verstossen und bin 70 gefahren.
Es war die richtige Entscheidung ein drittes Rad zu nutzen und ein LSW statt Personenboot zu haben. Die ursprüngliche Absicht, Kurzstreckentransport wegen fehlender Dose (mit Dachgepäckträger/Kajak) und unzureichender Beladung einer Solo, kann also unbedingt noch erweitert werden.
(Was kostet ein Transporter im Jahr ^^ und was schluckt der?)
In manchen Bereichen ist eine Emme einfach - auch erst recht nicht heute - nicht zu toppen.
Geplante Verbesserungen:
- Gabelstabi Eigenbau (Tarozzi ist mir zu schlecht verarbeitet)
- Federn (SW verstärkt, Gespannfedern in HiRa-Stossdämpfer und SW (Gespannfeder imo zu lasch) Federn in Sonderanfertigung, würd ja am liebsten Blattfedern nehmen, aber der Einbau ...)
- Vorderradtrommelbremse - Duplex aussenliegend, umspeichen
- aufvulkanisierte Reifen (Immler) für hinten
- eventuell 300 ccm
Was ich dagegen lasse, wegen Preis/Nutzen:
- 15" gedöns
- Schwinge vorne
Sicher ist, dass ich das Teil nicht mehr missen möchte und es meine Mobilität (=Freiheit) gewaltig gesteigert hat (vielleicht irgendwann mal Motorradtransport?!).