Ich hab mir ein Gespann restauriert weil ich den plötzlichen Einfall hatte zum Wintertreffen auf der Augustusburg mal mitm Dreirad zu fahren.
Hab bücher und im Internet alles mögliche zum Gespannfahren gelesen, die Therorie kapiert und mir gesagt so schwer wirds schon nicht, was andere können kannst du auch....Tschakka!
Einen Monat vorm Wintertreffen war sie dann endlich fertig und es ging ab auf die Strasse....
Meine allererste richtige rechtskurve welche auch nur leicht rechts leicht bergab ging hatte ich Glück das kein Gegenverkehr da war und ich kurz vorm Baum zum Stehen kam..... was war passiert? keine Ahnung...Puls 180...die Hände zittern....meine Gedanken: hoffentlich krig ich das Ding heile heim und dann schnellstmöglich vom Hof damit.
Ich hab eine geraucht und gewartet bis meine Hände ruhiger wurden, Ein Kick und es ging weiter, völlig Piano.
Dann eine Ampel ich musste im 90Grad winkel rechts rum. Die Ampel wurde grün, ich gab etwas gas, ließ die Kupplung langsam kommen und ehe ich wusste wie mir geschah kam das Boot wieder hoch, ich verkrampfte, vergas das einlenken und steuerte ungebremst auf das Auto was gegenüber bei rot wartete zu. wieder kurz vor der Fahrertür zum stehen gekommen, Der Fahrer erschreckte sich ebenfalls und fragte obs mir noch ganz gut geht?.
Gottsei dank ging es heimwärts nur noch geradeaus.
Zwei Tage stand die Gute dann. ich wollt sie nur noch los werden. Aber irgendwie wurmte es mich....
Es kann doch nicht sein das mich so ein simples altes Gerät fertig macht dachte ich und fing nochmal von vorne an.
Mit gehörig respekt, zwei stunden üben aufm Parkplatz und Immer wieder ins gewissen zu rufen LENKEN, Lenken, Du musst lenken! Linkskurven bremsen, Rechtskurven: Gas Auf!!... auch wenn das Ding in der Luft hängt und dir dein Gefühl sagt bremsen, gegenlenken und runter drücken...
Über 15 jahre Soloerfahrung waren dabei völlig für die Katz.
Und mir tat allles weh. Der Rücken war total zu vom verkrampfen und der Anspanung.
Man macht alles falsch. Vielleicht hat es jemand einfacher der noch nie Solo gefahren ist das zu lernen...?
Wenn du merkst er kommt hoch und versucht dann mit deinem Körper gegenzuarbeiten gehts schief weil du dich abstützt
um rüber zu kommen und beim abstützen das boot noch mehr steigt....!
Ich hab mir irgendwann auch mal die Mühe gemacht und das Fahrwerk wie im Handbuch vorgegeben vermessen und eingestellt und seit dem läufts einiges leichter. Die Lenkbarkeit, die Spurstabilität, das Bremsverhalten.... da taten sich Welten auf.
Mit jedem KM stieg der Fahrspass, und kein Gedanke mehr ans Verkaufen.
Dann 3 Wochen am Stück nichts anderes gefahren und es klappte immer besser.
Und das beste: Ich hatte keine Rückenschmerzen wie nach Solotouren.
Dann die erste kurze Solofahrt mal wieder und siehe da... verflucht was ist so ne Solo kippelig....
Aufm Gespann kannst du rumturnen und dich verrenken, das interessiert die Fuhre keinen Meter, aber wehe du drehst den Lenker. Beim Solofahren machst du alles mitm Körper, drückst die Maschine und bleibst ziemlich steif sitzen.
Aufm Gespann sitzt du locker und entspannt ähnlich wie hinter nem Lkw-Lenkrad nur leider nicht ganz so Spurstabil

Mittlerweile sind etwa 3000 Gespannkilometer zurückgelegt worden und da ich kein Auto mehr habe und möchte wird das wohl noch ne weile so weiter gehen.
Für die Langen Autobahn und Urlaubstouren ist ein EML Gepann im Sommer dazu gekommen welches sich wiederum anders fährt... einfacher, stabiler, schneller, sparsamer

es braucht viel Fliehkraft um das Boot zu heben und die Kurvengeschwindigkeiten sind nahe an meinen Solowerten.
Aber der Fahrspass auf der leichtfüssigen, wendigen, knatternden, vielseitigen und überall die Blicke auf sich ziehenden Emme ist deutlich höher.
Solofahren ist bei mir zu Ausnahme geworden.
Wünsche gutes Gelingen, den nötigen Respekt der Fahrphysik gegenüber, den Mut weiterzumachen wenns nicht gleich klappt, und vergiss das lenken nicht!