von schrauberschorsch » 4. Juni 2018 15:22
Ich gebe auch mal was dazu:
Je nach verwendetem Decklack bedürfen nicht nur Kratzer, welche durch die Grundierung aufs blanke Blech gehen, einer Behandlung. Besteht der Decklack aus Wasserlack, ist der Lackaufbau über der Gruniderung 2-schichtig, Farblack mit Klarlack. Der Farblack ist diffusionsoffen mit der Folge, dass bei beschädigtem Klarlack Feuchtigkeit durch den Klarlack bis zur Grundierung durchkriechen kann und durch die Grundierung (die ist "offenporig") bis aufs Blech mit der Folge, dass es bei wasserlackiertem Blech und beschädigtem Klarlack auch unterm Lack anfängt zu gammeln. Dass eine Grundierung alleine keinen dauerhaften Rostschutz bietet sieht man daran, dass bei einem grundierten Blech es unter der Grundierung irgendwann dunkle Flecken gibt, Rost.
Ich bin kein Freund davon, Phosphorsäure als Rostentferner an Karosseriefalzen zu verwenden. Wird die Säure nicht vollständig neutralisiert, was bei einer Falz extrem schwierig ist, wird es früher oder später aus der Falz rosten. Man soll auch Falze nicht mit Sanitärsilikon abdichten, weil dort als Haftvermittler kleine Mengen Ameisensäure enthalten sind, welche in die Falz kriechen und dort Rost verursachen. Karosseriedichtmassen sind nicht umsonst säurefrei.
Dass es keine guten Rostumwandler gäbe, kann ich nicht bestätigen. Vor ungefähr 20 Jahren wurden die Hohlräume eines mir bekannten Oldtimers mit einem namhaften Rostumwandler behandelt, anschliessend hohlraumversiegelt, mit der Folge, dass bis heute sich kein Rost gebildet hat. Wird nur Rostumwandler angewendet, nichts weiter, fängt es natürlich schnell wieder an zu rosten.
Wenn der Kratzer am Moped tief ist, würde ich ihn zunächst mit gutem Klebeband (damit es keine Unterschneidungen gibt) abkleben und den Kratzer mit einer Grundierung mit einem kleinen Pinsel in mehreren Schichten auspinseln. Ist damit der Kratzer noch nicht gefüllt, würde ich anschliessend einen Füller mit einem frischen Pinsel auftragen bis der Kratzer soweit gefüllt ist, dass die Oberfläche wieder glatt ist. Hierzu kann man Füller aus einer Spraydose nehmen, den man in eine Metallschale sprüht. Ist das Lösungsmittel verdunstet, kann man das Zeug gut mit dem Pinsel auftragen. Anschliessend würde ich mir passenden Farblack besorgen. Wurde das Moped in einer speziellen Farbe und/oder vor längerer Zeit lackiert, muss der Lack notfalls nachgemischt werden. Den Decklack würde ich entweder mit einer Sprühdose auftragen (hierzu das Moped großflächig abdecken) oder wieder pinseln. Ist der Lack gerade so weit angetrocknet, dass er nicht mehr wegläuft, die Klebebänder abziehen. Wurde der Lack nicht zu dick aufgetragen, wird es kaum Absätze geben. Anschliessend den Lack mit Polierpaste und Politur so beipolieren wie P-J es geschrieben hat.
Mit etwas Geduld und Muße sollte ein passables Ergebnis dabei herauskommen.
Fuhrpark: NSU Quickly Bj 55 (restauriert), NSU Quickly S Bj 57, NSU Quickly S 23, BJ 61, DKW Hummel Super Bj 60 (restauriert), Miele K52/2 Bj 59 (restauriert), MZ RT 125/3 Bj 59 (Patina-restauriert), MZ ES 175/0 Bj 1960, IWL Berlin Bj 62 (in Arbeit), MZ ES 150 Bj 64