Der Fred ist zwar schon bissel älter, aber falls hier noch keine Entscheidung gefallen ist noch ein paar Worte zu den 500ern, die noch nicht so fielen aber imho nötig sind;
Generelles:
Alle 500er haben den (z.T. veränderten, mit Unterzug verstärkten) Rahmen der ETZ125. Die hatte 15 PS. Nun hängt da ein Teil mit nominell 34 PS drin.
Und das merkt man leider. Der (vor allem mit Dello-Gaser bestückte) Motor kann mehr als das Fahrwerk letztlich hergibt - wobei ich das nun nur von der Country aus sagen kann, die mit ihrem Halbenduro-Fahrwerk ohnehin nicht so für hohe Endgeschwindigkeit und Kurvenhatz ausgelegt ist. Jedenfalls merkt man bei Tempo 140 durchaus, daß das ganze Teil ein wenig hin- und herschwimmt, aber nicht bedenklich. Aber anders als Nordlicht das schrieb würde ich dem Fahrwerk definitiv nicht mehr als 34 PS zutrauen...das reicht auch so schon
Der Rotax ist wie schon gesagt wurde ein zugewürgter Sportmotor der original irgendwie 50-60 PS hat und bis über 9.000 dreht. Für die Emme hat das einen echten Vorteil: man kann das Ding nicht durch hochtourige Fahrweise kaputtfahren da er in der Emme nur bis rund 7.000 dreht, d.h. das Ding befindet sich im Dauerschonzustand - allerdings darf man ihn auch nicht unter 4.000 fahren, die Schläge kriegt sonst alle die Kurbelwelle ab...
Zur Country speziell kann ich etwas mehr erzählen da ich seit rund 11 Jahren eine fahre;
Ich persönlich halte die Country für das ideale Reisemotorrad schlechthin; sie ist das bequemste Motorrad überhaupt - ich hatte mit ihr noch NIE irgendwelche Probleme bei langen Fahrten, auch nicht nach 2 Wochen mit 2000 km und 400 km am Stück. Der Rotax ist trotz seiner nominell 34 PS zwischen 5000 und 7000 U/min agil genug um sich von einer 45-PS-GS500e nicht abschütteln zu lassen und hat einen sehr individuellen Klang. Durch die gute alte Kettenkapselung hat meine erste Kette 33000 km gehalten - dabei hatte ich sie eigentlich vernachlässigt.
Trotzdem kann man die Country nur Leuten empfehlen, die wissen was es bedeutet, Teilen hinterherjagen zu müssen und die kein Problem damit haben in der Garage Ersatz zu horten oder die allgemeinen Nachteile älterer Moppeds in Kauf zu nehmen;
Fahrwerksteile die es nicht mehr und nirgends gibt und die bei Stürzen unbedingt gerettet bzw. geschweißt werden sollten sind u.a. die Gußalu-Fußrastenträger (Tour und Country), auch der breite Lenker der Country ist wohl selten, hoffnungslos ist die Situation beim Auspuff und dem Krümmer - da gibts nur häßliche Nachbauten (die wohl aber immerhin mehr Leistung entfachen). Die Plastikteile an sich fliegen immer mal wieder im Netz umher, wenn auch selten in der Farbe die man sucht. Gummiteile an sich sind ebenfalls nicht mehr zu bekommen oder sauteuer, z.B. diese "Schmutzabweiser" unterm Tank.
Bei einigen Teilen hat sich die Situation sogar verbessert; 5 Wochen auf nen Kupplungszug wartet man nicht mehr, den kriegt man direkt (und Ente informierte mich neulich daß das nun von einem anderen Hersteller ist - der vorherige ist STÄNDIG gerissen; alle 10-15.000 km konnte man fest damit rechnen). Auch die Kettenschläuche gibt es "wieder" - man kann nämlich die ET250-Schläuche passend machen indem man innen den Platz erweitert (Ente bietet das für einen kleinen Aufschlag selbst an).
Zahnriemen ist auch ein wichtiges Thema; da der Rotax ein Freiläufer ist, kann man ruhig den alten so lange drin lassen bis er reißt sofern man immer einen neuen dabei hat (oder halt vorschriftsmäßig alle 15.000 tauschen...) Das Problem ist nur: man bekommt im Inet problemlos Riemen mit den passenden Maßen - die aber für andere Zwecke gebaut wurden und im Rotax instantan zerstückelt werden. Nach 3000 km ist er bei mir direkt gerissen. Der danach eingebaute "echte" hält seit 17.000 km (und den ersten, routinemäßig ausgebauten, hab ich immernoch als Ersatz dabei und der sieht noch sehr gut aus).
Wann der das letzte mal gewechselt wurde und was für einer das war sollte man also unbedingt fragen.
Ein ganz großes Thema ist der Anlasserfreilauf; in sehr vielen Anzeigen findet man eine Passage wo steht: "Anlasserfreilauf, wie üblich bei dem Kilometerstand (15.000) , defekt". Das ist HUMBUG und zeigt nur, daß der Verkäufer keine Ahnung hat und den Rotax vermutlich über Jahre falsch gestartet hat - nämlich ohne die Dekompression langsam kommen zu lassen. Tut man das aber, hält der Freilauf ewig. Meiner nun seit 41000 km.
Ganz wichtig ist also: Man sollte den Rotax unbedingt vom Verkäufer starten lassen und dabei genau beobachten ob er beim Anlassen den Dekohebel kommen läßt.Wir sind bei der Country? Ahja, Reifen. Die Country hat vorne eine total bescheuerte Reifengröße, für die es fast keine Auswahl gibt.
Eines haben die alle gemeinsam: Halbenduro und rutschen bei Regen wie die Sau, vor allem der Bridgestone. Der Dunlop soll etwas besser sein, konnte ich noch niht testen da der immer grade dann nirgends mehr erhältlich war wenn ich Reifen bestellen mußte.
Einige Countryfahrer sind dazu übergegangen, hinten einen Straßenreifen draufzumachen (während man vorne halt so einen Halbenduro läßt). Soll eine gute Lösung sein, zumal die Halbendurodinger hinten in der Regel nur etwa 6.000 km halten. Bei normaler Fahrweise.
Ich habe mich noch nicht dazu durchringen können - einfach weil es nicht dem Charakter der Country entspricht; richtig unebene Feldwege und leichtes Gelände fahren sich mit der Country richtig gut, da macht die echt viel Spaß.
Country-Zubehör ist ebenfalls von der seltenen Sorte; Kofferträger und Sturzbügel sind nur durch Glück zu bekommen. Ohne Koffer will ich mir meine Country aber nicht mehr vorstellen, die gehören absolut dazu.
Einiges an Pflege braucht der Motor auch noch; die Ölwechsel sollten penibel eingehalten werden und wenn möglich Teilsynthetik - mit mineralischem ist die Schaltung recht hakelig, mit Teilsynthetik dagegen astrein! (Und entgegen aller Gerüchte schadet das dem Rotax nicht)
Der Ölwechsel selbst ist eine Riesensauerei. Es gibt aber Lösungen (siehe hier im Forum) um das zu umgehen.
Dann ist da noch das Justieren des Ventilspiels - alle 7500 km
- eine sehr ärgerliche Sache. Einerseits weil es eben "dauernd" fällig ist, dann weil man nur mit nervenaufreibendem Gepfriemel an die Stellen kommt und dann noch weil man, um das machen zu können, von der Sitzbank, Lampenmaske über den Tank bis zum Zylinderdeckel alles abbauen muß. Das nervt echt.
Fazit:
Man muß bei regelmäßiger Nutzung mehrmals im Jahr ran um herumschrauben, auch wenn es oft nur Kleinigkeiten sind und routinemäßige Wartung ist. Man hat alle Nachteile die ein älteres Mopped (z.B. aus den 80ern) auch hat. Als "Alltagstauglich" würde ich die Rotaxe daher nicht bezeichnen.
Daher fahre ich mittlerweile die normalen Strecken mit meiner RT125 und die Country ist nur noch für das da, wo sie ihre absoluten Vorzüge hat: lange Touren und Urlaubsfahrten - und da ist sie (fast) perfekt.
Gruß Alex
PS.: Zwei Dinge fallen mir noch ein die auch wichtig sind:
1. Ein Riesenvorteil der 500er ist, daß sie auf dem Markt richtig billig zu haben sind. 800 Euro mit TÜV sind nicht selten. Meiner Meinung nach ist das dann doch deutlich unter Wert und damit ein echter Tipp.
2. Die Rotaxe, zumindest Country und Tour, werden mittlerweile richtige Raritäten. Schon vor einigen Jahren tauchte die Country in keiner KBA-Statistik mehr auf, es dürfte also nur weit weniger als 100 Exemplare noch geben. Das macht die Country an sich schon zu einem interessanten Mopped. ETS? Hat doch jeder