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Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 19:21
von TS Paul
Heute möchte ich euch teilhaben lassen an einem der tollsten Orte in Berlin den ich in meinem Berufsleben jemals betreten durfte.
Die Räumlichkeiten im Keller eines Kreuzberger Hinter- Hinter- Hinterhofes schlummern nun schon so lange, und werden nun wohl durch Umbau zerstört werden. Ursprünglich, so berichtet mir ein Mitarbeiter der Firma, wurden dort wohl Teile für U Boote und Heinkel sowie Junkers Flugzeuge produziert. Davon zeugen noch diverse originale.
Der 2013 verstorbene Chef hegte und pflegte diese Örtlichkeit, und baute es seit 1948 zum Museum aus. Selbst der Russe hat die Maschinen nicht gefunden

.
Nun Bilder. Ich habe seeeeehr viele davon, deshalb erstmal nur ein Paar.
Ich lasse euch nun einmal hinein schauen, und ihr könnt euch euer Urteil bilden.
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Eventuell könnte einer der lieben Mods die Bilder mal richten. Ich bin zu blöde

.
Das Dach stürzte 2015 ein, und wurde nur dürftig geflickt. "Mutmaßlich landet wohl alles im Container", so der Mitarbeiter.
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 19:38
von nabe3
Sehenswert, Bewahrenswert! Nimm doch mal kontakt aufmit dem Deutschen Technikmuseum Trebiner Str. Tel. 030 90 254 0
Hoffe , dass die was machen können.
Nabe
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 19:43
von TS Paul
nabe3 hat geschrieben:Sehenswert, Bewahrenswert! Nimm doch mal kontakt aufmit dem Deutschen Technikmuseum Trebiner Str. Tel. 030 90 254 0
Hoffe , dass die was machen können.
Nabe
Laut Mitarbeiter schon geschehen

kein Interesse! So wie einige andere nichts dvon retten wollen, so die Aussage.
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Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 20:05
von Feuereisen
Geile Scheiße...
Für einige Maschinen vor allem aber für die Transmission und Teile der Elektroinstallation hätte ich sofort Verwendung....
Vielleicht bringt es was mal beim Landesdenkmalamt vorzusprechen - evtl. besteht da Interesse an dem Gesamtensemble, denn auch die jüngere Geschichte Berlins ist mittlerweile für Denkmalschützer interessant. Bei Bedarf kann ich mal einen Freund fragen der dort arbeitet und den Kontakt herstellen.
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 20:40
von TS Paul
Noch ein paar Impressionen.
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Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 20:43
von MichaelM
Sabber, lechtz. Die kleine Drehbank aus dem letzten Bild. Haben will!!!!
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 21:13
von pierrej
Kann ich da einziehen???

einfach genial.
Gruß Pierre
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 21:20
von Greif
oooo...h man Paule, jetzt können einige nicht ruhig schlafen, gerade hatten wir das Thema am WE und nun noch diese Bilder, das ist nicht gut, oder alles gleich sichern, Basti hat bestimmt auch noch eine dieser Schuten samt Schubdampfer, im Ernst... es tut einfach weh wenn alles im Schrott landet und nur eine komplette Werkstatt gibt ein richtiger Bild für Ausstellungen

Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 21:32
von SaalPetre
Mensch hast du bei Feuereisen im Außenlager gestöbert.
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 21:36
von RT-Tilo

sowas muß eigentlich IMMER gerettet werden, viel zu viel davon ist schon
im Schrott gelandet ! ich habe damals einige Sachen aus unserer alten Werkstatt
gerettet und jetzt sind sie teilweise im Horch-Museum gelandet. Es wäre wirklich
ein Jammer, wenn dieses herrliche Museum wegfliegen würde ...

Ich kenne da auch eine alte Schmiede, aber die Tochter, des Hauses gibt (noch) nichts weg ...

Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 21:54
von Kosmonaut
Wirklich toll, darum wäre es echt schade. Allein das Fahrrad wird mir schon schlaflose Nächte bereiten.

Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
8. August 2017 23:15
von Eisenschwein 1968
Alles für den Schrott? Nach so nem Fahrrad such ich schon ewig...
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
9. August 2017 06:22
von Lorchen
Da sollte man keinen Gegenstand verschieben und nicht mit dem Finger irgendwo langziehen.
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
9. August 2017 11:04
von otmar
Ja was soll man dazu sagen? Der Irrsinn!
Aus eigener Erfahrung steht und fällt sowas mit Leuten, die sich darum kümmern. Wobei das in diesem Fall eine echte Herausforderung ist und wohl kaum nebenbei machbar ist. Wenn die Immobilie baulich instand gesetzt werden muss, dann muss man wohl oder übel einen Teil der Einrichtung beiseite räumen. Davor müsste man mit vielen Fotos dokumentieren was wo stand, um zumindest danach den Bezug der Dinge untereinander nachvollziehen zu können.
Das Museen kein Interesse zeigen wundert mich nicht. Denen ist das auch zu kompliziert. Die reissen wenn dann ein paar Sahnestücke aus dem Kontext und stellen das entsprechend in ihre Ausstellung mit rein.
Ist so ähnlich wie originale Motorräder weg zu restaurieren, um damit irgendein selbstgestecktes Ziel zu verfolgen.
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
9. August 2017 11:30
von biebsch666
Lorchen hat geschrieben:Da sollte man keinen Gegenstand verschieben und nicht mit dem Finger irgendwo langziehen.
Das trifft es auf den Punkt!
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
9. August 2017 11:39
von Ysengrin
Hmmmm, ich sehe das ganz anders und bin damit wohl in der Minderheit.
Natürlich ist sowas genial und ziemlich einmalig, aber was bringt es, wenn die Sachen in einem verschlossenen Hinter-Hinterhof vor sich hingammeln und zustauben?
Wenn, dann müsste man das der Öffentlichkeit zugänglich machen und sinnvoll aufbereiten. Wer, von ein paar Leuten wie uns, will sich sowas denn in dem Zustand anschauen bzw. dafür Eintritt zahlen? Das müsste man in einen verständlichen Kontext stellen, thematisch sortieren und mit Informationen versehen, damit es auch für den ahnungslosen Besucher verständlich und "lebendig" wird. Vielleicht könnte man es auch in eine Museumswerkstatt umwandeln, die zu bestimmten Anlässen tatsächlich benutzt wird. Aber ob das in den Räumlichkeiten geht bzw. sinnvoll ist?
Ich könnte mir vorstellen, dass an so einer vollständigen Werkstatt ein Freilichtmuseum interessiert sein könnte.
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
9. August 2017 16:52
von Etzitus
Hallo,
nu kriegt euch mal wieder ein. Sowas ist 1. gar nicht so selten und 2. kein Museum, sondern „nur“ eine alte, nicht mehr genutzte Werkstatt. Und offensichtlich ist es mit dem Dornröschenschlaf jetzt vorbei. Nur, der Erweckungskuss führt nicht zu einer Weiternutzung sondern wohl zur Räumung der Örtlichkeiten. Also ist das ganze erstmal Schrott der weg muss. Und das bleibt es auch, wenn diese Werkstatt nicht in Beziehung zu ihrer ehemaligen Benutzung und den Nutzern gestellt werden kann und eine bzw. ihre „Geschichte“ erzählt. Was wurde da gemacht, wie wurde es gemacht und wer hat da was gemacht. Am besten an den ganz konkreten Arbeitslebensläufen der Menschen, die diese Werkzeuge und Maschinen genutzt haben. Und nur wenn das im Zusammenhang vermittelt werden kann, wird sie zum „Museum“. Dazu muss diese Geschichte aber erst einmal aufgearbeitet werden und dann auch noch in den Rahmen eines Ausstellungskonzeptes passen, in der die Werkstatt sinnvoll gezeigt werden kann. Vor Ort wird sie sicherlich nicht erhalten werden können.
Ich bin freiberuflich arbeitender Kulturwissenschaftler und habe als Volkskundler mit dem Schwerpunkt Haus- und Handwerksforschung schon einige alte Werkstätten für Museen begutachtet und auch aufgenommen und versetzt. Das ist vielfach nicht immer einfach und es ist nicht leicht sich dem Faszinosum solcher Orte nüchtern zu nähern.
Einfach alles so lassen wie es ist und bloß nix dran rühren hat sicher was, wird solchen Örtlichkeiten aber auch nicht gerecht. Mir hat mal ein Restaurator auf meinen Einwand hin, dass er da ja wohl zu viel gereinigt habe nur gesagt: „Patina ist ja gut und schön, aber Dreck ist nicht historisch“ und so eine Werkstatt ohne Bezug zu ihren Nutzern ist nicht mehr als eine, zugegeben nette, Ansammlung von Werkzeugen und Maschinen.
Und, wie gesagt, solche Werkstätten sind nicht ganz so selten wie man denkt und werden den entsprechenden Museen öfters angeboten. Insoweit sollte man da nicht zu empört reagieren wenn die da nicht gleich Jucheizia schreien. Auch deren Lager- und Präsentationskapazität ist begrenzt und es kann, vielleicht für manchen leider, nicht alles bewahrt werden.
Schöne Jrüße
Rainer
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
10. August 2017 07:31
von ea2873
an einen onlinehändler weitergeben, dann bleiben die teile irgendwo zumindest erhalten. Container wäre schade.
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
10. August 2017 08:20
von Robert K. G.
Oha... wenn ich das Dach sehe kann ich den Eigentümer verstehen.
Entweder einer nimmt alles oder alles kommt in die Tonne. Das Gleiche mussten wir leider auch mit der Werkstatt meines Großvaters machen. Der war Stellmacher Meister. Aber außer ein paar Maschinen ging alles in die Tonne. Es wollte einfach keiner haben. Es gibt schlicht viel zu viel davon...
Gruß
Robert
Re: Das vergessene Museum

Verfasst:
10. August 2017 08:24
von otmar
Etzitus hat geschrieben:Was wurde da gemacht, wie wurde es gemacht und wer hat da was gemacht. Am besten an den ganz konkreten Arbeitslebensläufen der Menschen, die diese Werkzeuge und Maschinen genutzt haben. Und nur wenn das im Zusammenhang vermittelt werden kann, wird sie zum „Museum“. Dazu muss diese Geschichte aber erst einmal aufgearbeitet werden und dann auch noch in den Rahmen eines Ausstellungskonzeptes passen, in der die Werkstatt sinnvoll gezeigt werden kann.
Da stimme ich Dir grundsätzlich zu. Aber Realität und Anspruch liegen doch dann in den meisten Museen weit auseinander. Im Museum Augustusburg könnte man z.B. die dort stehende Doppelport gleich mit in den Container werfen. Das ist eine Maschine mitten aus der Serie, die irgendwann mal renoviert wurde und nun ohne großartige Einordnung da herumsteht. Wirklich schön oder besonders original ist die auch nicht.
Da ja offenbar noch auskunftsfähige Mitarbeiter existieren liesse sich zur Geschichte dieser Örtlkichkeit sicher noch einiges in Erfahrung bringen. Unterlagen wird es sicher auch noch geben. Vermutlich ist das aber nicht in 2 Wochen gemacht auch wenn man da jemanden hinschickt, der das gelernt hat und Geld dafür bekommt.
Und dann sollte man wohl ein Ausstellungskonzept zum jeweiligen Ort bzw. den Objekten entwickeln und nicht umgekehrt. Aber in der Realität ist das schon so: Viele Einrichtungen haben eine Art Konzept und sammeln dann Zeug von überall zusammen was in diesem Konzept dann in einen Zusammenhang gestellt wird den es so nie gab.
Etzitus hat geschrieben:Mir hat mal ein Restaurator auf meinen Einwand hin, dass er da ja wohl zu viel gereinigt habe nur gesagt: „Patina ist ja gut und schön, aber Dreck ist nicht historisch“
Nun muss man noch "Dreck" definieren. Ich beschäftige mich ja gerade intensiv mit einem kleineren aber durchaus vergleichbaren Nachlass. Und mir sind die über 30 Jahre alten Holzspäne an den Maschinen quasi heilig. Im Grunde ist das auch Dreck aber er zeigt wie die Maschinen benutzt wurden. Jahrelang angesetzter Staub ist sicher was anderes.
Meine Maschine wollte ich vor ein paar Jahren auch an ein Museum abgeben aber die hatten auch kein Interesse. War mal ganz gut so.