Das "Ja-Wort" um 14 Uhr stimmt ja nicht so ganz, mit programmgemäßem Ablauf und "strategic delay"


Das Brautpaar hatte die Herausforderung, dass der Ort der Trauung ~ 100 km vom Wohnort entfernt war. Und irgendwie alles, was zum Fest da war, wieder nach Hause schaffen musste. Ich durfte meine Chauffeursdienste dann noch auf Sonntag ausdehnen und das Hochzeitsgespann (aka "die Ratte") an den Wohnort überführen. Mit der 5jährigen Tochter im Boot...
Autobahn wollte ich tunlichst meiden, das macht mit so einem Gefährt nicht wirklich Spaß. Und über die Autobahn wär es 1/3 weiter gewesen. Also nur ein kurzes Stück geradeaus übers Hermsdorfer Kreuz auf die Autobahn. Schon da waren wir der Blickfang schlechthin - ein MZ Gespann mit Brautschmuck drauf! Auf den wenigen km gab es einige Autos, die vorbeigezogen waren, und dann nochmal vom Gas gegangen sind und sich zurückfallen ließen, um das Gespann nochmal genauer zu betrachten. Meine Tochter hat dann immer ganz majestätisch gegrüßt, so wie sie es tags zuvor bei der echten Braut beobachtet hat

Ab Ausfahrt Bad Klosterlausnitz ging die Fahrt dann stilecht mit 70-80 km/h über Kreis- und Landstraßen via Camburg, Bad Sulza nach Eckartsberga. Ich war seit längerem mal wieder ohne Navi unterwegs, es ging aber erstaunlich gut mit Strecke bzw. Hauptorte einprägen und dann nur nach Straßenschildern zu fahren. Das Wetter war perfekt, bis auf den Seitenwind von links, der das Giermoment vom Seitenwagen noch verstärkt hat. Links am Lenker nur zerren - ich spüre es noch heute in der linken Schulter. Aber die Straßen und Sträßchen - einfach super. Und die Landschaft - gelbe Felder, buntblühende Wiesen, sattgrüne Wälder, und obendrüber ein tiefblauer Himmel... Es gab auch einzelne Autofahrer, die meinten sie müssten unbedingt überholen. Einige km weiter, in der nächsten Stadt, an der nächsten Ampel hatten wir sie wieder vor uns. Hat also nichts gebracht.
Gut ausgebaute Land- oder Bundesstraßen waren eher selten auf dieser Strecke, Kreis- und Nebenstraßen schön häufig. Mitsamt der entsprechenden Fahrbahnbeschaffenheit mit Buckel, Senken, Schlaglöchern etc. Wär ich mit der BMW gefahren, hätte ich bei dem Gerüttel sicher Kopf- und Kreuzschmerzen bekommen. Bei dem weichen Gewackel des TS-Gespanns war es aber kein Problem, meine Tochter hat es sogar geschafft im Beiwagen einzuschlafen. Man merkt halt, für was die MZ entwickelt wurde, und da ist sie auch heutzutage noch top.
So navilos unterwegs, habe ich in Eckartsberga einen anvisierten Abzweig nicht gefunden, ohne Wegweiser ist man halt schnell dran vorbei. Also ging es die Alternativroute über Bad Bibra und Finneland weiter nach Roßleben. Und war sogar noch Minuten vor meiner Frau am Ziel, die über die Autobahnen gekommen war. Trotz geringer Motorisierung, manchen Strecken die ich lieber nur mit 60 gefahren bin, und einigen Kind-bedingten Pausen (wenn die Kleine schon fast hysterisch ans Bein trommelt, und nachdem man angehalten hat, weil man das Kind während der Fahrt nicht versteht, erzählt sie das Wichtigste der Welt: "Papa, ich habe da Pferde gesehen!"

Leider hatte ich keine Kamera dabei. Ob ich mehr Bilder gemacht hätte, hätte ich eine mitgehabt, wär eh die Frage - so der gute Fotograf bin ich nicht, und wenn ich mal in Fahrt bin, halte ich für ein paar Knipser nicht so gerne wieder an. Also muss, wer Lust dazu hat, sein Kopfkino bemühen...
ftr hatte Angst, dass er auf der Heimfahrt im Regen fahren muss. Der große angekündigte Regen fiel aber komplett aus. Während der Hochzeit ein kleiner leichter Schauer, der die drückende Hitze genommen hat, sonst blieb es trocken. Am Sonntag gar nichts. ftr hat es vermutlich sogar besser gehabt als ich - er hatte Rückenwind...