von Dominik » 27. Oktober 2012 14:45
Hallo zusammen.
Samstag, 27. Oktober 2012 am Vormittag:
Es ist soweit! Der sechste Winter auf und mit MZ TS (und mein elfter) steht bevor.
Die MZ war in ein weißes Schneekleid eingehüllt, es lagen zirka 1 ½ cm Neuschnee, es hatte +0,5° Celcius und den ganzen Tag über schneegrieselte es. Alle großen Straßen waren aber frei.
Er hat uns wieder, der Winter, mit allen Zutaten, die einem so auf zwei Rädern begegnen:
Gleich am ersten Tag Nässe, Kälte, Salz, die Gischt der überholenden und vorausfahrenden Autos auf B27 und Autobahn, Blindflüge durch Schneewand auf der Brille und Beschlag an der Innenseite, wohl wegen des Schals vor dem Gesicht, der einen Kamineffekt der Nasenschnauferei begünstigen wird, höheres Verkehrsaufkommen in der Stuttgarter City durch zaghafter fahrende Autofahrer, die mir persönlich lieber sind als jene, die die Grenzen der Physik auszuloten versuchen…..
Kurz steuerte ich in ein Cafe im Stuttgarter Westen an aber wie so alle Cafes sind sie samstags ziemlich gut besucht. Übrigens ein Problem der Winterfahrerei: Ich glaube, man ist in Cafes o.ä. nicht so gerne gesehen mit schneebehangener und nasser Motorradkluft. Vor dem Eingang schüttele ich ja das meiste ab….
Wenn schon nass und kalt, dann richtig: Bei Schneegestöber und Wind setzte ich mich ins Freie unter die Markise, meine Handheizung war der große Pott Milchkaffee aber mit seinem Erkalten wurden auch meine Finger wieder zunehmend klamm, es ließ sich mühsamer schreiben. Die Tinte im Tintenfass war aber noch nicht so weit, dass sie gefror. Also fuhr ich bald weiter gen Weilimdorf zu meinen Eltern (und Mecki), etwas Kohlebriketts schleppen, mit dem Hundchen ein Wintergassi tätigen und so weiter.
Ein herrliches Naturschauspiel: Als ich der Schneedecke Walnüsse entnahm (1100 sind es bisher), hörte ich Trompeten am grauen und von Schneegriesel durchstoßenen Firmament: Kraniche! In berühmter V-Formation zogen sie von dannen. Na hoffentlich werden sie nicht frieren! Letzte Woche hatte es ja noch eitel Sonnenschein bei über 20°Celcius!
Mal sehen, was uns der Winter 2012/13 so bringen wird.
Die MZ ist bestens gerüstet: Vorne ist noch der Winterreifen M+S Silica von Heidenau vom Vorjahr montiert (er überlebte gar den Sommerbetrieb, Dezember 2011 montiert, hat schon über 20.000 km runter!) und für hinten ist der Mitas C01 Crosser bereits bestellt, der Mitas H06 ist abgefahren.
Viele andere Zutaten und Verbesserungen ließen die TS über die Jahre zu einem ausgesprochenen „Survival-Motorrad“ reifen. Hierüber vielleicht in einem anderen Thread mehr. Es kann also nicht so schlimm werden. Außer wenn ich an den Februar 2012 denke, da wurde es ganz schön zäh: Zwei oder drei Wochen am Stück Extremkälte, da mussten wir früh morgens im Dunkel meist bei -18°C bis -10°C los. Da wird man schon mal ungeduldig.
Ich wünsche allen eine angenehme & unfallfreie Fahrt, egal ob mit oder ohne Weiß.
Viele Grüße
Dominik
Fortsetzung, Samstag 27. Oktober 2012:
Abends um sechs ging es wieder auf die Gass – in die Stuttgarter City hinein. Ich parkte vor meiner und für mich legendären LaBi, der Württembergischen Landesbibliothek & Welt der Lernenden. Meine Klamotten waren wieder nass und klamm, denn es schneite immer noch.
Mit meiner Ministerin für das kulturelle und kunsthistorische Ressort ging ich in die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Dort besuchten wir das ZAV-Intendantenvorspiel Oktober 2012. Sie waren gigantisch, die Mädels und Jungs! Ihr Spiel, ihr Tanz, ihr Gesang…ließen Sorgen, die an sich gar keine sind, vergessen. Und dass man am Montag wieder in der Welt des Berufes stehen wird, in meinem Fall derzeit der Automobilindustrie – Der scheinbar großen Welt, die sich um 4 kleine dreht. Ein Heliozentrum? Zumindest kann auch ihr Boden mit den Brettern, die die Welt bedeuten, ausgelegt sein. Achtet auf fugenfreies Verlegen dieser!
Nach einem Besuch in einem Cafe ging es dann nach halb dreiundzwanzig Uhr los gen Heimat. Der Schneefall war passe und nach Anlegen aller Klamotten ging es die Weinsteige hinauf. Das ist auch so eine Sache im Winter – diese zahlreich vorhandenen Klamotten, Knieschoner, lange Thermounterhose, Thermooberteil, zwei Pullover, Nierengurt und die Halskrause und die Winterhandschuhe. Der Dresscode wurde von mir eingehalten, die Knochen danken es. Das städtische & nächtliche Ausgehen ist aber erschwert, die schmalen Aluboxen und der Tankrucksack nehmen alles gerade so auf. Jedes Mal das An-und Ausziehen….
Blöde auch, dass ich sie noch nicht konservierte! So werde ich sie nächste Woche erst nochmals dampfstrahlen und danach regelmäßig abwechselnd in Ballistol und FS 365 eintauchen müssen.
Dass die B27 dann doch etwas zugeseift und schneevermatscht sein sollte, hätte ich nicht gedacht. Das meisterten wir aber auch noch.
Einen Nachteil hat die tägliche Winterfahrerei noch: Man wird nicht alt. Nein – das Tagesalter ist natürlich gemeint! Ich persönlich bin abends müder, als es im Sommer der Fall ist und da ich eben nicht alt wurde, plumpste ich bald in das kuschelig-warme Bett.
Sonntag, 28. Oktober 2012:
Der Rotationszeitenverlauf unserer Mutter Erde wurde um eine Stunde ausgebremst.
Es scheint über Nacht doch noch geschneit zu haben, die weiße Pracht war dicker gepolstert und hing in den Bäumen, die aber mit ihrem bunten Blätterwerk noch nicht wirklich auf den Winter eingestellt waren.
Um elf ging ich dick eingehüllt zur MZ hoch, die wieder leicht weiß bedeckt war. Nach zwei Tritten war sie da und wir fuhren los, erst durch Echterdingen. Bei meiner Lieblingseisdiele „Venezia“ hielt ich kurz an und fragte, wie lange sie überhaupt und heute Abend geöffnet hätten. Das wird auf der Rückreise am Abend ein schönes Wochenendausklang-Eis für das Zuhause geben!
Ich machte einen Abstecher über das 20 Kilometer entfernte Glemseck, um mir ein paar schöne altbritische und MZ-Motorräder anzuschauen. Schön anzuschauen war der weiße Winterwald links und rechts der Straße. Auf der Rennstrecke kam mir ein Gespannfahrer entgegen, wir beide freuten uns sichtlich und grüßten uns nett. Am Glemseck war dann doch nichts los und da das Krummbachtal, wohl wegen Schneebruchs, gesperrt war, musste ich Gerlingen und Weilimdorf über einen Umweg ansteuern.
In Weilimdorf angekommen, war beim Öffnen des Gartentors ein herunterfallender Batzen Schnee der Hecke das Einzige, was mich heute nass machte. Ein ruhiger Wintertag.
In den nächsten Tagen wird alles schmilzen und mal schauen, wann der große Winter einsetzen wird. Ein Vorgeschmack ward uns gegeben….
Einen schönen und ruhigen Sonntag euch und viele Grüße
Dominik
Copyright Dominik Spang Stuttgart (Buchstaben dürfen in loser Reihenfolge geklaut werden)
Fortsetzung, Sonntag, 28. Oktober 2012:
Am Abend ging es wieder los. Der Vollmond und die Sterne strahlten am klaren Himmel. Das sollte uns eine frostige Nacht bescheren. Wie so oft im Winter bei Schnee & Minusgraden entschied ich mich, nicht über das Schloss Solitude dort droben und Stuttgart-Vaihingen zu fahren sondern quer durch die Stadt. In Feuerbach hatte es doch tatsächlich etwas Glatteis auf der Straße, am Leitzbuckel ebenso.
Im Winter, auch wenn die Straßen frei erscheinen, muss man als Zweiradler mit allem gefasst sein: Auch LKWs oder Autos rutscht die weiße Matte gern vom Dach, festgefahren kann das ganz schön glatt werden. Und dann gerne hinter oder in einer Kurve….Ebenso sind Kreuzungen und Einmündungen von Seitenstraßen mit Vorsicht zu genießen! Oder harte Eisbollen, die sich von Automobilschwellern loseisten. Was tun dann auf glatter Straße? Ein fixer Schlenker nach links oder rechts oder lieber drüberfahren?
Vor dem Eiscafe Venezia in LE stieg ich dann gekühlt wirklich ab und holte mir das Sonntagabend-Eis.
Auf den weißen Obstbaumwiesen standen schon die Schneemänner, die Kinderchen nutzten die Gelegenheit früh am Schopfe.
Montag, 30. Oktober 2012:
Am frühen Morgen war es dann richtig frostig: -6,5 ° C. Eigentlich nicht arg kalt aber bevor ich um 5.40 Uhr mit der MZ losfahren konnte, musste ich fix den Rückspiegel, den Tacho und die Sitzbank frei kratzen. Business as usual. Dann ging es auf die Autobahn, was mir mittlerweile wieder richtig Spaß macht. Denn am 2. Oktober baute ich meinen neuen, komplett gerichteten 300er Motor ein, der bombig läuft. Ebenso machte ich die Motorschuhlager, den Schwingenbolzen und den Auspufftopf nagelneu (der Gute von Güsi, läuft super damit!) und alles neu macht der Mai! Der Vorgänger-300er, mein erster komplett selbst überholter MZ-Motor, war reichlich ausgenudelt und nicht mehr so prickelnd, spulte dieser doch innerhalb 3 Jahren & 2 Monaten knapp 72.000 Kilometer runter. Die „Erfolgsstory“ erfährt eine Fortsetzung.
Ab Dienstag wurde es wärmer und wieder sonnig, der Schnee verflüchtigte sich und der goldsonnige Herbst zeigte sich nochmals von seiner charmanten und bunten Seite. Winterverschnaufpause.
Viele Grüße und einen schönen Allerheiligen-Feiertag morgen wünscht
Dominik
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Dominik am 31. Oktober 2012 11:56, insgesamt 8-mal geändert.
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