Sachsenharley - die zweite

Wir war der Urlaub bzw die Fahrt mit der MZ ?

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Sachsenharley - die zweite

Beitragvon Ex-User J.F.S. » 16. Mai 2007 21:58

Sachsenharley ? die zweite!

Im März 1980 bekam ich die 250er MZ. Die Nachfrage war zu dieser Zeit enorm, denn ich musste über drei Wochen darauf warten. Auch Rudi Emmel, der Hildesheimer Händler hatte sein bestes Verkaufsjahr bei den MZ-Motorrädern, wie er sagte. Endlich war sie da - in dunkelblau. Andere fanden sie hässlich, ich fand sie zumindest hübschhässlich. Es musste ja nicht immer japanisches Einheitsmenü sein. Meine erste Fahrt führte direkt zum Reifenhändler, denn das Fahren mit den volkseigenen Rutschgummis erschien mir zu riskant. Metzeler vorne und Pirelli hinten hatte ich schon vorbestellt.

Die weiteren Verbesserungen führte ich wie schon bei der TS 125 durch. Nur für die untere Aufnahme des Beinschutzes musste ich einen Unterzug aus Aluminiumprofilen bauen, der an der Fußrastenbefestigung mit angeschraubt wurde. Und es gab noch einen deutlichen Unterschied zur 125er: die um etwa 2,5 cm niedrigere Sitzhöhe. Um meine nicht ganz unbeträchtliche Länge von 1,92 komfortabel auf der 250er zu verstauen, kürzte ich zwei Aluminium-Kastenprofile mit einem Querschnitt von 2,5 x 2,5 cm auf knappe Sitzbanklänge und verpasste ihnen Bohrungen im Abstand der Befestigungslöcher. Lackiert wurden die beiden Profile in schwarz und zwischen Sitzbank und Rahmen gelegt. Die Befestigung geschah mit längeren Maschinenschrauben. Das Ganze war absolut stabil und fiel optisch überhaupt nicht auf.

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Leistungsmäßig war die 250er natürlich ein deutlicher Sprung. Die 17 PS standen gut im Futter, begleitet von einem fülligen Drehmomentverlauf ab besseren Standgasdrehzahlen. Auf der Landstraße war man damit sehr gut unterwegs. Interessant auch, dass die MZ japanische Viertakter gleicher Hubraumgröße in der Beschleunigung deutlich distanzierte. Leider war die Wirkung der Bremsen eher bescheiden. Vor allem zu zweit und mit Zuladung konnte es manchmal eng werden.


Damaliger Motorradtreffpunkt Wernershöhe zwischen Hildesheim und Alfeld.

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Eine betagte BMW R 50 mit Vollschwingenfahrwerk und einer Art Gläser-Verkleidung kam regelrecht herangedampft. Aus dem rechten Zylinderkopf zischte und qualmte es. Der Fahrer stoppte, warf Helm und Jacke auf die Sitzbank und begann ein munteres Schrauben und Zerlegen. Er machte dabei den Eindruck, dass er durchaus alleine klarkäme.

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Als die Schrauberei aber kein Ende nahm, fragte ich schließlich, ob ich ihm irgendwie helfen könne.
?Ja!? meinte er. ?Leih mir mal Dein Motorrad. Ich brauche ein paar Teile aus meiner Werkstatt. So komme ich nicht weiter!?
? - ? ? .? Ich war erst mal platt. Den kannte ich doch gar nicht! Daher bot ich an, ihn nach Hause zu fahren. Auf diese Weise lernte ich Karl, einen der buntesten Vögel der Hildesheimer Motorradszene und seine sagenhafte Werkstatt kennen. Darin fanden sich wenigstens ein Dutzend verschiedener Motorräder, Autos und eine Unmenge von Teilen, Werkzeug usw. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an die Alchimistenküche aus der Geschichte von ,Klacks?.

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Das Beste und Interessanteste aber waren die Treffen, die dort jeden Freitagabend stattfanden. Hermann und ,Otis? lernte ich dort neben diversen anderen Leuten kennen. Einmal habe ich mich köstlich darüber amüsiert, wie Hermann mir mit Hilfe eines Sägeblattes die Zündung meiner MZ einstellte ? Tatsache! Ich habe aber zuerst gedacht, er wolle mich verklapsen.

Ostern 1980 stand die erste größere Tour an. Der MZ-Händler Probst in Lauffen am Neckar (nahe Heilbronn) hatte zum alljährlichen Treffen eingeladen. Die rund 500 Kilometer lange Fahrt legte ich hauptsächlich auf Bundesstraßen zurück. Auf dem größten Teil der Strecke waren die Schilder der B 27 meine ständigen Begleiter, denn die Straße führte schließlich direkt durch Lauffen. Das Wetter war äußerst bescheiden. Schneeschauer wechselten mit tiefhängenden Wolken und auch am Ziel kam kein rechtes Hochgefühl auf, denn der Platz des Treffens war auch völlig durchnässt.

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Aber was soll?s, wo sonst sah man schon so viele MZetten und interessante Umbauten. Beim Probst erstand ich einen Seitenständer für die TS. Die Teilnahme am Geschicklichkeitswettbewerb schenkte ich mir, denn unten am Neckarufer geriet die Veranstaltung doch eher zu einer reizenden Schlammschlacht.

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Abends im Festzelt konnte man MZ-Filme anschauen und anschließend mit zwei Ingenieuren aus Zschopau diskutieren. Ich nutzte die Gelegenheit, einmal meinem Unmut über die bescheidenen Bremsen Ausdruck zu verleihen. Dieses Gespräch ist mir unvergesslich geblieben, denn die Antwort der MZ-Leute lautete:
?Die Bremsleistung entspricht den gesetzlichen Bestimmungen. Also, was wollen Sie??
?Wenn mich ein plötzlich auftauchendes Hindernis zu einer Vollbremsung zwingt, interessieren mich keine gesetzlichen Bestimmungen, sondern nur ein äußerst kurzer Bremsweg. Wie wäre es, wenn Sie der MZ eine wirksame Scheibenbremse verpassen würden??
?Wenn Sie ein Motorrad mit Scheibenbremse möchten, kaufen Sie sich doch eine japanische Maschine!?

Soviel vermeintliches Ignorantentum war für mich unerträglich! Im Nachhinein möchte ich den MZ-Leuten allerdings zugute halten, dass sie sich über betriebsinterne Dinge nicht äußern durften. Denn zu diesem Zeitpunkt mussten die Entwicklungsarbeiten und Vorbereitungen für den Produktionsanlauf des Nachfolgemodells ETZ 250 bereits im vollen Gange sein. Und diese Maschine hatte bekanntlich neben der ersehnten 12-Volt-Anlage auch die gewünschte Scheibenbremse.

Der Sonntag brachte die Abreise aus Lauffen. Zusammen mit einem Nienburger Gespanntreiber nahm ich diesmal den Weg über die Autobahn. Der Gespannspezi hatte vorgesorgt. Im Beiwagen lagen zwei Zehnliter-Reservekanister, aus denen er zwischendurch auf Rastplätzen nachtankte und damit die notwendigen Zwischenstopps sehr kurz hielt. Das bescheidene Wetter blieb uns mit häufigen Schauern treu. Sonst verlief die Fahrt ohne besondere Ereignisse.

Einige Zeit später fiel mir auf, dass die Hinterradbremse häufig nachgestellt werden musste. Nachdem ich mir keinen Vers darauf machen konnte, baute ich schließlich das Hinterrad aus. Wie wunderbar einfach ging das doch bei dieser Konstruktion! Sonst wiesen nur Kardanmaschinen das Prinzip der Teilung von Antrieb und Hinterradnabe auf. Die heutigen Hersteller ignorieren bis zum heutigen Tage diese Möglichkeit bei kettengetriebenen Motorrädern. Statt einer kompletten Kapselung wird lieber jede Kettenlasche einzeln abgedichtet.

Bevor ich aber völlig abschweife, folgt nun der historische Blick in die Hinterradtrommel meiner TS 250/1:

Oh nein, da grinste mir zum ersten Male Murphy entgegen! Die Bremsringoberfläche wies einen kleinen Gussfehler auf, einen so genannten Lunker, der bei jedem Bremsvorgang kräftig Material von den Bremsbelägen abhobelte. Auf Garantie wurden das komplette Hinterrad mit Radlagern (offene SKF) und die Bremsbacken ausgetauscht.

Alles in Butter? Von wegen! Beim zufälligen Berühren der hinteren Bremstrommel verbrannte ich mir fast die Finger! Hinterrad `raus und Murphy grinste zu zweiten Male. Eines der Radlager saß schief drin und war mittlerweile hinüber, wie man sehen konnte. Es bestand zwar noch Garantie, aber das war mir egal und ich machte mich selbst ans Werk. In unseren Keller fand ich eine uralte Kochplatte. Die musste Hannibal schon bei der Überquerung der Alpen im Tankrucksack dabeigehabt haben. Egal, Hauptsache das Ding funktionierte. Aus der gleichmäßig erwärmten Radnabe drückte ich mit einem Dorn vorsichtig die Kugellager heraus. Den Spuren in den Lagersitzen nach zu urteilen, hatte der Monteur die Lager kalt hineingetrieben. Wo rohe Kräfte sinnlos walten ... . Ich spendierte meiner MZ schicke neue Lager (FAG gekapselt). Diese wurden zunächst eingefroren. Die Radnabe kam wieder auf Hannibals Platte, mit dem Lager gut gezielt ? plopp ? und die Wärmeanpassung abgewartet.. Einmal links und einmal rechts. Eintreiben war nicht notwendig, die natürliche Schwerkraft genügte. Ich schob die Steckachse hindurch, schubste das Rad an und es lief und lief und hörte gar nicht wieder auf zu laufen. Murphy sollte keine Chance mehr haben. An der Front tauchte er auch nicht wieder auf

Zufällig hatte ich in Meister Emmels Werkstatt einen früheren Mitschüler wiedergetroffen, der mittlerweile das gleiche Motorrad wie ich fuhr, jedoch als Gespann. Wir verabredeten einen gemeinsamen Trip nach Paris und weiter an die französische Atlantikküste.

Einige Wochen später ging es los. Und wieder war das Wetter absolut be....scheiden . Gießen, Trier, Esch sur Alzette in Luxemburg und Metz im Elsass waren Stationen unserer Fahrt.

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Übernachtet wurde meist in Jugendherbergen, denn ans Zelten war bei dem Dauerregen nicht zu denken. In Metz schaute ich mir abends die beeindruckende Kathedrale an ? kann ich nur empfehlen, auch wenn man sonst nichts für derartige Architektur übrig hat.

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Direkt an dem Kirchenbau führte eine kopfsteingepflasterte Straße vorbei. Mit leicht abschüssigem Verlauf beschrieb sie weiter unten eine deutliche Linkskurve. Es hatte gerade ausnahmsweise aufgehört zu regnen, aber das Pflaster war noch feucht. Ein eingeborener Jungspund schoss mit seiner 125er YAMAHA-Enduro hinunter, setzte den linken Stiefel heraus, ging sehr elegant in die Kurve ? es sah wirklich gekonnt aus, na der musste aber fahren können, warum trage ich bei nassem Kopfsteinpflaster mein Moped bloß immer durch die Kurven ? da wischte ihm das Hinterrad weg und er legte sich mit einem hässlich schrappenden Geräusch der Maschine sehr persönlich in die Kurve. Einige Passanten direkt am Ort des Geschehen kümmerten sich sofort um den ,Motard?, bevor ich (zu Fuß unterwegs) die Stelle erreichte. Der Krankenwagen brauchte keine drei Minuten ? alle Achtung. Der Bengel hatte noch Glück, es war wohl nur eine Schlüsselbeinfraktur. Die Sanitäter nahmen ihn mit - und das Motorrad blieb auf der Straße liegen! Ich hob das Ding auf. Die Gabel war ziemlich verbogen und blockierte das Vorderrad. Der gestauchte Lenker drückte auf den Zündschlüssel, der sich nicht mehr bewegen ließ. Die Franzosen standen achselzuckend daneben. Ich nix französisch, die verstanden kein deutsch, englisch wollten sie auch nicht, also blieb nur die gepflegte Konversation mit Händen und Füssen. Ein Gallier wurde kurzerhand an der Vorderradgabel dienstverpflichtet und gemeinsam trugen wir die Enduro auf den Fußweg. Den Lenker konnte ich mit ein paar kräftigen Schlägen etwas zurückdrehen und die Zündung ausschalten. Dann lehnten wir die Karre an die nächste Hauswand und ließen sie dort stehen.

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter in Richtung Paris. Es regnete nicht, sondern goss wie aus Eimern. Zunächst wunderte ich mich über die Namen der Orte wie Gravelotte, Vionville usw.. Die kannte ich als Hildesheimer Straßennamen. Erst bei einer Gedenktafel wurde mir klar, dass diese nach den Schlachtorten aus dem deutsch/französischen Krieg 1870/71 benannt worden waren. Die nächste Etappe war ebenfalls geschichtsbeladen ? Verdun, Krönungsort französischer Könige und Synonym für den Wahnsinn des 1.Weltkrieges. Hier folgte unsere persönliche Kapitulation - vor dem Wetter, wenn man das überhaupt noch so nennen konnte. Mein Begleiter kehrte gleich um, während ich mir mit meinem allgemeinen Faible für Geschichte die historischen Orte ansah. Irgendwie passten das Grau in Grau und die triefende Nässe auf einmal zu der allgemeinen Traurigkeit zerschossener Kasematten und endloser Gräberreihen ... .

Kehrtwendung. Kurz vor der deutschen Grenze wollte ich mein restliches französisches Hartgeld vertanken, da man es bei den Banken bekanntlich nicht mehr los wurde. Wieder das leidige Verständigungsproblem: Sprit für diesen Geldbetrag. Der französische Tankwart kapierte es aber, als ich ihm die Summe mit dem Finger auf die völlig verdreckte Zapfsäule schrieb und auf die Zapfpistole deutete. Zweitaktöl hatte ich ohnehin immer dabei.

Nach einer Übernachtung in St. Ingbert nahm ich die Rücktour in Angriff. Es war eine elend lange Fahrt im strömenden Regen. Bei Höxter wurde es plötzlich trocken. Nanu - Brause kaputt? Das fehlte mir ja richtig etwas. An der Wernershöhe bei Alfeld, also wenige Kilometer vor meinem damaligen Heimatort, wollte mich noch der Fahrer eines NSU 1200 (TTS mit leicht angestelltem Motordeckel) zu einem Privatrennen animieren. Nee, sowieso nicht und heute schon gar nicht mehr, ich war völlig bedient und winkte den Komiker vorbei. Der schüttelte nur den Kopf und schoss davon.

Nach dem Abbruch der Urlaubsfahrt besserte sich die Wetterlage natürlich deutlich und ich fuhr noch für einige Tage Richtung Nordsee. Eigentlich nicht der Erwähnung wert, wenn nicht auf der Rückfahrt am frühen Abend kurz hinter Oldenburg die Ladekontroll-Leuchte errötet wäre. Die genaue Ursache fand ich am Straßenrand nicht. Rundgeschätzte 200 Kilometer mit der Batterieladung? Könnte ohne Licht klappen. Rauf auf die Autobahn! Als es dämmerte, schaltete ich das Standlicht ein, hängte mich an einen zügigen LKW mit süddeutschem Kennzeichen und rauschte bis Hildesheim durch, wo ich kurz vor Mitternacht eintraf. Die letzten Kilometer fuhr ich bei sehr hellem Vollmond ohne Licht und schaltete es nur kurz ein, wenn ein Auto auftauchte. Vor der heimatlichen Garage ging der Motor einfach aus ? die Batterie war restlos leer!

Nach dem Aufladen der Batterie brachte ich die MZ zur Werkstatt in Hannover/Krepenstraße. Der Lichtmaschinenrotor war bereits werksseitig nicht exakt zentrisch montiert worden und hatte leicht am Stator geschliffen. Spanabhebende Fertigung hätte man das auch nennen können. Nachdem sich die Nuten des Rotors allmählich mit Metallspänen vollgesetzt hatten, war es schlicht zu einem kompletten Kurzschluss in der Lichtmaschine gekommen. Nun ja, der alte Neckermann spendierte mir eine neue und ich rollte wieder frohgemut davon.

Die genaue Reihenfolge der weitere Ereignisse bekomme ich nach dieser langen Zeit nicht mehr zusammen. Spielt eigentlich auch keine Rolle, daher schiebe ich zur Abwechslung den ersten Unfall ein:

B 243, kurz nach dem Ortsausgang Groß Düngen, Richtung Hildesheim. Vor mir rollte recht behäbig ein Kleinlaster. Ich überholte und fuhr mit dem üblichen Landstraßentempo weiter. Gut einen Kilometer weiter bei Egenstedt stand die Fußgängerampel auf rot. Dort wartete bereits ein Opel Rekord. Ich hielt an und ließ ohne einen besonderen Grund vier, fünf Meter Platz zu dem Wagen. Im Spiegel sah ich den besagten Kleinlaster herannahen. Also, ich hätte schon stärker abgebremst ... oh, Sch ... . Ich habe noch versucht, durchzustarten, aber es reichte nur, mich am Lenker festzuklammern, da knallte mir dieser Nachwächter ins Heck! Mir passierte gar nichts, ich befand mich nun jedoch direkt hinter dem Opel. An der MZ waren Rückleuchte, Nummernschild, Auspuff, Schutzblech und Gepäckträger hinüber. Am Kleinlaster hatte der Gepäckträger einen eindruckvollen Abdruck in der Kühlermaske hinterlassen. Der Opelfahrer stellte sich als Zeuge zur Verfügung, so konnten wir uns die Polizei schenken. Die gegnerische Versicherung hat auch anstandslos bezahlt.

Und nun wieder Bühne frei für Murphy: Ei was tropft denn da? Feines Getriebeöl aus der Fuge des linken Deckels. Kann wohl kein Problem sein. Doch, eines, das ich mir gleich darauf selber machte. Ich ging schlicht von den selben Konstruktionsmerkmalen wie bei der TS 125 aus. Der Abbau des Schalthebels war ja noch richtig, aber dann entfernte ich die Schraube des Kickstarters. Es gab ein Geräusch, als hätte ich eine Spieluhr misshandelt:

Sch n u r r r r r ... .

Man sollte doch v o r h e r in die Reparaturanleitung schauen! Der Mechanismus sitzt bei diesem Modell komplett im Deckel. Es hat aber viel Freude bereitet, die Kickstarterfeder wieder vorzuspannen. Die Beseitigung der Ölquelle hingegen war reine Routine mittels neuer Gehäusedichtung und Hylomar.

Nächster Unfall! Ort des Geschehens: Hildesheim Almsstraße, Richtung Berliner Kreisel. Ich ordnete mich nach rechts ein, um in die Osterstraße abzubiegen. Links vor mir, also auf der Geradeausspur fuhr etwas langsamer ein roter VW Passat. Gerade als ich auf Höhe des Hecks war, blinkte die Fahrerin kurz und zog im selben Moment auf meine Fahrspur `rüber. Bremsen reichte nicht mehr, nach rechts auf den dort abgesenkten Fußweg auszuweichen ging wegen der vielen Fußgänger nicht, also knallte ich dem Passat mit Schwung schräg in die rechte Seite. Der Lenker wurde mir förmlich aus den Händen gerissen und die Beinverkleidung gegen mein linkes Bein gedrückt. Seltsamerweise flog ich nicht nach vorn, sondern seitlich nach hinten vom Motorrad und knallte mit der linken Seite auf den Asphalt. Für einen Sekundenbruchteil leicht benommen, rappelte ich mich wieder auf und sah zu, dass ich von der Fahrbahn kam. Die Autofahrerin hatte angehalten, sie hochschwanger und ihr Mann stiegen aus. Warum war der nicht gefahren ? keine Lizenz?. Na gut, außer einigen derben Prellungen hatte ich nichts davongetragen und am Motorrad war auch nicht allzu viel hinüber. Im hinteren Kotflügel des Passat prangte eine ziemlich lange Delle, welche die Steckachse der MZ gezogen hatte. Vor allem wegen der besonderen Umstände der Fahrerin wollte ich aus der Sache keine Staatsaktion machen und mich mit den Leuten direkt einigen. Zeugen gab es für diesen Unfall zur Genüge und bei dem Vorfall mit dem Kleinlaster waren auch keine Probleme aufgetreten. Ich sprach die beiden also an, erhielt aber keine Antwort. Hallo, jemand zuhause? ? Nee, keine Reaktion! Die beiden standen da wie die Ölgötzen und reagierten einfach nicht! Gleich darauf kam zufällig eine Streife der Autobahnpolizei vorbei. Ich winkte unsere Freunde und Helfer heran und erklärte kurz die Situation. Sie forderten einen anderen Streifenwagen an, dessen Besatzung den Unfall aufnahm und der Fahrerin gleich ein Bußgeld aufbrummte. Das zumindest hätte sie sich sparen können. Hinter meinem Geld, es ging um etwa 180 Mark, habe ich noch einige Male hertelefoniert, dann bin ich dem Ehepaar persönlich auf die Bude gerückt. Nachdem ich den beiden klargemacht hatte, dass die Sache auf dem Rechtswege für sie deutlicher teurer werden würde, bezahlten sie endlich. Ihrer Haftpflichtversicherung hatten sie den Unfall, wohl wegen des Schadensfreiheitsrabattes, gar nicht gemeldet!

Und nun gibt sich noch einmal Murphy die Ehre ? sein letzter Auftritt bei der TS. War eigentlich ganz harmlos. Der Drehzahlmesser maß überhaupt nichts mehr. Der Winkeltrieb unten am Gehäuse hatte sich wegen einer ausgelaufenen Kunststoffbuchse verabschiedet. Meister Emmel besorgte mir die Teile, montiert habe ich sie selbst. Es war wie gesagt nur eine Kleinigkeit.

Aber bevor ich diesen Beitrag beende, fällt mir noch eine Begebenheit ein, die hier einfach nicht fehlen darf:

Es war der merkwürdigste Motorradunfall, den ich je erlebt habe. Ich fuhr meinen üblichen Törn. Roter Berg, Wernershöhe, Langenholzen. Im Ort die S-Kurve, die um eine Scheune führte. Ein paar Meter weiter, mitten auf der Brücke lag eine 500er Honda Four. Die Gabel war verbogen und Öl tropfte aus dem Motor. Die Sache wirkte recht übel.

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Vom Fahrer war nichts zu sehen. Fast gleichzeitig kam ein Motorradfahrer aus der Gegenrichtung angerast und legte eine Vollbremsung hin, dass die Reifen qualmten.

?Mensch, mein Kumpel ...? stotterte er und schaute mich ganz verstört an. ? ... eben war er noch hinter mir. Da liegt seine Maschine und jetzt ist er weg!?
?Nun beruhige Dich mal, das gibt?s doch gar nicht!?
?Mann, wo ist ?n der geblieben?? Er drehte fast durch!
Wie wir gesucht haben! Es ging natürlich alles ganz schnell und auf einmal schrie der andere: ?Da! Da hinten schwimmt er!?

Ich dachte, mich laust der Affe! Der Unglücksrabe musste nach dem Sturz im hohen Bogen über das Brückengeländer gesegelt und in den Bach geflogen sein. Die Maschine war gegen einen Pfosten geprallt und wieder auf die Straße zurückgeschleudert worden. Der Fahrer war schon etwa dreißig, vierzig Meter davongetrieben. Wir sind vielleicht gerannt. Da hinten kam nämlich ein Wehr. Aber wir haben ihn noch rechtzeitig erwischt und herausgezogen. Das Wasser war dort glücklicherweise recht flach, aber die Strömung war enorm. Bewusstlos war der Kerl, kam aber gleich wieder zu sich. Den halben Bach muss er geschluckt haben, so hat der anschließend gespuckt.. Da er auch einen Schock hatte, riefen wir vorsichtshalber einem Krankenwagen. Seinen Sturzhelm konnten wir nicht finden, den hatte er vielleicht im Flug verloren. Wie es überhaupt zu diesem Sturz kam, kann ich nur vermuten. In der besagten S-Kurve gab es eine ziemliche Bodenwelle. Wenn man da zu schnell fuhr, konnte die Maschine durchaus abheben ? Flugrichtung Brückengeländer! Schon merkwürdig, als Folge eines Motorradunfalls beinahe zu ertrinken!

So, das waren meine Erlebnisse mit der TS 250/1!

Im Jahre 1981 begann für mich eine Reihe beruflicher Veränderungen und Fortbildungsmaßnahmen. Von da an war ich leider auf ein Auto angewiesen. Ein Motorrad war für einige Jahre nicht ,drin?. So verkaufte ich die MZ nach rund 18.000 Kilometern. Meine nächste ,Motorradveranstaltung? fand erst 1983 statt, und zwar mit einer geliehenen MZ TS 150. Mit der ging es zusammen mit Hermann zum sagenumwobenen 1. MZ-Treffen von Dirk Wildschrei. Doch davon werde ich später einmal berichten..

Gruß, Jürgen


.
Zuletzt geändert von Ex-User J.F.S. am 17. Mai 2007 08:29, insgesamt 1-mal geändert.
Ex-User J.F.S.

 

Re: Sachsenharley - die zweite

Beitragvon Ex User Otis » 16. Mai 2007 22:32

J.F.S. hat geschrieben:Sachsenharley ? die zweite!
Gruß, Jürgen


.


Mensch Jürgen..BOMBE !!!

Kalles Esse...da kommen Geschichten hoch..auahaaaaa... :wink: :twisted:

So sehe ich sogar nochmals meine R75/5 bei ihm am Hof...
..und meine "Lieblingshunde"... 8)

Feine Story...da fällt mir auch noch so einiges ein... :D

Weiter so.."Flieger"... :top:
Ex User Otis

 

Beitragvon Ex User Hermann » 16. Mai 2007 23:51

Menschenskind, der Kalle S.! Und diese R75/5, Peters "Dicke", ich schmeiß mir wech!

:rofl:

Meine Lieblingshund(e) sind auch da :fight:
Ex User Hermann

 

Beitragvon Ex User Otis » 17. Mai 2007 00:17

Hermann hat geschrieben:Meine Lieblingshund(e) sind auch da :fight:


Was stand an seinem Tor..?

--> "Vorsicht vor dem bis(s)chen Hund " :lol:

Das ! Bild flattert noch bei mir herum ;o)... :snoopy:
Ex User Otis

 

Beitragvon Ex-User J.F.S. » 17. Mai 2007 08:21

Otis hat geschrieben:Was stand an seinem Tor..?
"Vorsicht vor dem bis(s)chen Hund " :lol:


Stimmt! Das war am Tor des Hauses zu lesen. Wisst Ihr auch noch, was am Tor
der Werkstatt im Hinterhof stand?

Ob es regnet oder schneit, Karl ist allzeit bereit!

Und irgend so ein Komiker hatte vom letzten Wort das erste e entfernt ... . :D

Gruß, Jürgen
Ex-User J.F.S.

 

Beitragvon Ex User Otis » 17. Mai 2007 08:56

J.F.S. hat geschrieben:Stimmt! Das war am Tor des Hauses zu lesen. Wisst Ihr auch noch, was am Tor
der Werkstatt im Hinterhof stand?Ob es regnet oder schneit, Karl ist allzeit bereit!
Und irgend so ein Komiker hatte vom letzten Wort das erste e entfernt ... . :D

Gruß, Jürgen


Unvergesslich..leider glüht an der ! Esse schon lange keine Kohle mehr..

..mit froindlichen Grüssen..Bild

Schönen Vatertag oich..

Peter
Ex User Otis

 

Beitragvon TS-Willi » 17. Mai 2007 10:36

Und tolle "70er-Jahr Fotos", das macht Spaß.

Fuhrpark: TS 250/0; Nimbus 750 Bj 1938; Moto Guzzi 850 T3

Grüße Willi
TS-Willi

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