Letztes Jahr reifte in mir die Idee mit der ETZ 250 von Bremen bis in die Alpen zu fahren. Um die Tour stressfrei durchzuführen, plante ich 2 Wochen Reisezeit ein. Da die ETZ ja nun nicht die ideale Autobahnmaschine ist , wollte ich hauptsächlich nur Landstraßen fahren und möglichst auch noch Bundesstraßen meiden. Am 2.6. ging die Fahrt morgens in Bremen los. Bis Verden an der Aller fuhr ich das kurze Stück A 27 und dann Richtung Nienburg, Steinhuder Meer wo die Landschaft schon reizvoller wurde, H.Oldendorf, Uslar , Witzenhausen, Waldkappel, bis Rotenburg an der Fulda wo ich mich schon in der JH angemeldet hatte. Für die ganze Tour hatte ich mich in neun JH`s angemeldet und überall ein Einzelzimmer bekommen, meistens sogar mit Dusche und WC im Zimmer.
Am zweiten Tag fuhr ich von Rotenburg in die Rhön über die Wasserkuppe, Wildflecken richtung Sinntal. Die Rhön hat mich viel Fahrzeit gekostet, was sich aber durchaus lohnt. Durchs schöne Sinntal nach Gemünden ,Zellingen, Tauberbischofsheim nach Kirchberg Jagst wo ich die zweite Nacht verbrachte. In den Jugenherbergen bekommt man auch immer ein preiswertes und gutes warmes Abendessen was ich immer in Anspruch nahm.
Am dritten Tag bin ich dann doch in Ellwangen auf die Autobahn A7, weil mir gesagt wurde ,das in Aalen eine Baustelle sei, die man so besser umfährt. In Giengen dann wieder von der A7 runter nach Scheppach , Augsburg , die Ausfallstr. von Augsburg B17 fand ich dann grausam zu fahren und sah zu , das ich auf eine alte parallel verlaufende Landstraße kam an der die bayrischen Häuser wie an einer Schnur aufgereit waren. Jedes Dorf sah aus, wie bei " unser Dorf soll schöner werden". Gestärkt in einer Gartenwirtschaft ging es dann weiter nach Schongau und dann zum Etappenziel Oberammergau. Oberammergau bietet wieder eine große moderne JH , die an diesem Tag aber kaum belegt war. Als ich nach einem Spaziergang durch das Schöne Oberammergau zur JH kam standen neben meiner Etze vier neuere schwerere Maschinen alle mit dem Kennzeichen DE für Dessau. Na,ja dachte ich mir, das ist ja nett: Ich komme aus den alten Bundesländer und fahre eine MZ und die Kollegen aus den neuen Bundesländern fahren neuere Japaner und Italiener. Beim starten am nächsten morgen kam es bei den kollegen bei dem Klang rängdängdäng ,rängdängdäng, wie aus einem Mund :"Hach wie Früher"." Ich glaube ich bau mir auch wieder eine auf".
Am vierten Tag ging es dann von Oberammergau nach Badgastein. Über Garm.Partenkirchen, Wallgau ,Vorderriß , Jenbach , Wörgl , St. Johann , Kitzbühel , Bruck am Großglockner , nach Badgastein. Badgastein ist ein alter mondäner Kurort aus der "Sissi" und Kaiser Wilhelm Zeit. Es gibt viele alte große Hotels aber auch leider einige die dem Verfall preisgegeben sind. Die große JH liegt in der nähe des Bahnhofs und ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen. Weil ich außer Motorradfahren auch mal in den Bergen wandern wollte blieb ich in Badgastein vier Tage und genoß die Bergwelt bis auf 2200m Höhe.
Nachdem ich nun vier Tage gewandert war, ging es am achten Tag nach Meran. Badgastein , liegt ja in einer Sackgasse und am Ende des Tales kann man durch die Tauernschleuse in Richtung Mallnitz fahren. Die Mz wurde auf den Autozug geladen und mit Gurten verzurrt. Die Fahrt dauerte nur zehn Minuten und man erreicht den Bahnhof Mallnitz. Leider regnete es am Morgen, hörte aber bald auf. Von Mallnitz ging es über Lienz , Bruneck , Brixen , Bozen nach Meran. Von Brixen an habe ich die Autobahnen vermieden und bin die parallel verlaufenden Landstraßen gefahren. In Meran wurde es deutlich wärmer . Man spürte schon das Mittelmeerklima. Besonders beeindruckend sind die riesigen Obstplantagen und Weinhänge. Die JH in Meran ist ein ehemaliges Hotel mitten in der Stadt welches auch von einigen Schulklassen belegt war und somit die Nächte nicht so ganz ruhig wie in den anderen Herbergen verlief. Meran ist eine sehr schöne Stadt aber in den letzten Jahren mehr zur Shoppingmetropole verkommen.
Nachdem ich mir zwei Tage Meran angesehen hatte, ging es weiter ins schöne Lech am Arlberg. Die Strecke wurde wieder richtig schön. In Richtung Schlanders , Reschenpass war zwar noch viel Verkehr, der aber hinter Landeck doch deutlich weniger wurde. Über Sankt Anton am Arlberg ging es Arlbergpass hoch wo ich bei dem schlechten wetter mitten in den Wolken landete. Oben sah man kaum 10m weit und auf den nassen Straßen bei dieser Sicht wurde mir schon sehr mulmig ,vor allem weil man die engen Kurven kaum sehen konnte. Hinter der Passhöhe habe ich vor lauter schlechter Sicht dann die Abzweigung zum Flexenpass verpasst und mußte nach 6 km wieder wenden und das ganze Stück bei der schlechten Sicht wieder hoch fahren um dann in die Richtung Zürs , Lech zu kommen. Diesen ganzen Abschnitt bin ich am nächsten Tag dann bei schönstem Wetter nochmal gefahren , weil die Strecke schon herrlich war. In Lech teilte ich mir mit einer iranischen Freundschaftsgruppe die wunderbare Herberge ,in der die Herbergsmutter ganz alleine für alle Gäste sorgte und sie hervorragend bekochte. nach zwei Übernachtungen mußte ich langsam wieder die Fahrt Richtung Norden antreten (980 km).
Am Pfingstmontag regnete es in Strömen. Die Strecke über den Hochtannbergpass richtung Dornbirn war wunderschön aber leider durch den Regen vermießt. In Bregenz hörte der Regen endlich auf und ich konnte noch die schönen Landsträßchen bis Biberach an der Riß genießen.
Nach einer Übernachtung ging es dann weiter nach Fulda. Weil die Entfernung 370 km betrug , bin ich bis Würzburg die A7 gefahren und dann über Gemünden am Main durch schöne Sinntal nach Fulda wo mich die achte JH erwartete.
Den letzten Tag habe ich mich dann doch entschlossen Autobahn zu fahren, weil es von Fulda doch noch 380 km bis Bremen sind. Ehrlich gesagt , mit der ETZe solange auf der Autobahn ist grausam . Besonders die Kasseler Berge kamen mir echt motortötend vor. Rauf wird sie gequält und runter dreht sie mit geschlossenem Schieber hoch.
Zu Hause angekommen, konnte ich aber feststellen ,das ich auf der ganzen Fahrt keinerlei techn. Problem hatte. Lediglich 30 km vor Bremen ist mir ein Spanngurt durchgescheuert.
Ich bin jedenfalls froh diese tolle Tour gemacht zu haben, es reichen auch 250ccm aus um in den Genuß schöner Strecken zu kommen. Was ich auch schön fand ,wenn man alleine reist und in Jugendherbergen absteigt lernt man viel nette Leute kennen.