Das sind keine Koffer Luzie sondern zwei Rucksäcke. Und die Befestigung ist genial einfach und hält super.
-- Hinzugefügt: 19th April 2010, 12:15 pm --So, weiter geht's mit Tag 2 ...
Tag 2: Mnisek – Zwickau (613km)
Früh morgens gegen 6 Uhr klingelt der Wecker und reißt mich aus meinen Träumen. Viel zu früh eigentlich, doch die Läufer müssen bald los zum Wettkampf. Einen Kaffee später sieht die Welt gleich ganz anders aus, das Leben kehrt auch in meinen Körper zurück.
Schloss Mnisek

Blick über den Ort Mnisek

Etwas später verabschiede ich die Läufer am Start und beginne meine erste kurze Tagestour. Nicht ohne vorher noch den Auspuff zu kontrollieren. Tatsächlich ist die Krümmermutter etwas locker, beim festziehen rutsche ich ab und schlage mit meinem Kopf am Zylinderkopf auf.
So, jetzt bin ich wirklich wach. Ich habe mir vorgenommen, in der Zeit bis zum Zieleinlauf einige der Orte zu besuchen für die ich gestern nur wenig Zeit hatte. Es ist kurz nach halb 9 als ich aufbreche. Zuerst geht es bei Sonnenschein und 7°C in Richtung Karlstein, dort will ich mir die Burg in der die tschechischen Kronjuwelen lagern, ansehen. Dort angekommen ist es allerdings schon so warm, das meine Motorradklamotten schon auf halbem Weg nass geschwitzt sind. Ich breche ab und entscheide ich mich für eine Tasse Kaffee in dem kleinen Ort am Fuße der Burg.
Kirschblüte vor Karlstein


Im Anschluss daran fahre ich in Richtung Beroun, hier gibt es Kurven ohne Ende und wilde Felsformationen zu bestaunen. In einer Serpentine liegt Split - ich rutsche über’s Hinterrad weg, doch kann die Hufu noch mit ausgestelltem Fuß wieder auf Kurs bringen. Das Ganze geht so schnell, das ich die Brenzligkeit der Situation erst kaum bemerke. Wie hilfreich ein (der richtige) Reflex in solchen Schrecksekunden sein kann!

Irgendwo hinter dem Ort Srbsko verlassen wir die befestigten Straßen und unser Weg führt uns über Felder und Schotterpisten einfach querfeld ein. Trotz eher ungeeignet anmutender Bereifung bewältigt die Hufu alle diese Aufgaben, geht voran wie gewohnt – gutmütig und immer noch mit mehr als genug Rückmeldung vom Untergrund, so das kein Zweifel aufkommt wie weit man es noch treiben kann. Ich liebe dieses Teil! Ich steuere eine Felsformation an, die ich schon aus der Ferne gesehen habe. Als ich dort ankomme fahre ich in eine Art natürlichen Steinbruch. Dieser ist voll mit Geröll und und die Schotterpiste die mich hereinführte endet hier.



Von der Idee hier einen Kaffee zu trinken verabschiede ich mich, es ist viel zu warm im Moment. Also lieber einen Schluck Wasser und der Blick auf die Uhr. Es wird Zeit nach Mnisek zurück zu fahren und das vom Laufveranstalter bereitgestellte Mittagessen einzunehmen.


Seitengepäckträger mal anders

Während ich auf den Zieleinlauf meiner Kollegen warte, liege ich im Gras und lasse die Seele baumeln. Es sind etwa 20°C und man merkt das der Frühling jetzt wirklich da ist. Die Kirschblüte hat hier bereits begonnen.
Nach dem Zieleinlauf meiner Gefährten verabschiede ich mich von den Läufern, die jetzt auf direktem Wege wieder nach Deutschland fahren. Ich habe immer noch etwa 1000 Kronen von der letzten Tschechienfahrt übrig, die will ich noch los werden. Mein Ziel ist der Osten, erst einmal los und schauen wo es uns hin treibt. Es ist gerade erst 14 Uhr, sodass wir wohl noch einiges an Strecke machen können.

Mein Weg führt mich über kleinste mittelböhmische Wald- & Bergstraßen mit Kurven ohne Ende. Die Gegend um Slapy und Neveklov ist dazu auch landschaftlich interessant und macht die Strecke fahrerisch anspruchsvoll. Berg und Talfahrt wechseln sich ab und die Kurven scheinen nie ausgehen zu wollen.

In Benesov finde ich den Abzweig nach Kotna Hora nicht, also fahre ich kurzerhand in Richtung Vlasim, einem Ort im Süden weiter. An der Hufu merkt man die Veränderung der Landschaft auf dem Teilstück bis Krelovice. Es wird deutlich bergiger und das nimmt der Hufu etwas den Elan. So schön wie der LT150 kann eben kein normaler EM150 die Berge hoch blubbern.

Ich verspüre ein gewisse Erschöpfung, vermutlich die Nachwirkungen der Angina die mir doch einiges an Kondition genommen hat. Es geht weiter nach Havlikuv Brod, wo ich mich mit einer weiteren Ladung Sprit versorge und einen Blick auf die Karte werfe. Hier könnte ich wieder auf die Route in Richtung Osten abbiegen. So richtig glücklich macht mich der Gedanke allerdings nicht. Es lockt zwar ein tolles Ziel, doch hätte ich wenn ich es anfahren würde wohl nur maximal einen halben Tag Zeit dafür.

Das ist zu wenig, um dieses Ziel würdig auszukosten. So muss ich erstmals auf einer Tour einsehen, das es für alles die richtige Zeit gibt und die Dinge mit ein wenig zu viel Druck nicht unbedingt besser passen. Mit diesem Gedanken weicht schlagartig die Unzufriedenheit in mir darüber, dieses Mal nicht so weit gehen zu können. Eine Vernunftsentscheidung, der Arbeit geschuldet die in Deutschland auf mich wartet. Doch ich kann warten. Ich komme zur richtigen Zeit wieder, der Weg ist ja nun vorgezeichnet.


Also suchen wir noch eine schöne Route in Richtung Deutschland. Wie wär’s mit einmal um Prag und zurück? Das sollte für ein Wochenende ausreichend sein. Ich entschließe mich etwas Zeit zu sparen indem ich auf der Straße 38 in Richtung Kolin bleibe und nach Norden fahre. Die Abendsonne begleitet mich an Kutna Hora vorbei. In diesem Ort kann man sich die Knochenkirche ansehen, die auch in „long way round“ gezeigt wird. Doch dieser Ort ist mit einem Versprechen an einen Freund belegt, wir kommen zur richtigen Zeit wieder hier her.

Bis Ml. Boleslav vergehen etwa 100 streckenmäßig langweilige Kilometer. Die Straße ist gut ausgebaut, nicht sonderlich bergig aber liegt frei auf weiter Flur sodass der Wind angreifen kann und uns etwas ausbremst. So geht es weiter in Richtung Norden, immer begleitet von der rot glühenden Sonne (danke Aschewolke!).
Hinter Ml. Boleslav stimmt der Streckenverlauf mich wieder positiv, dazu der Blick auf die Karte: nur noch etwa 100km bis zur Grenze – und es ist erst 18.30Uhr. Auf in Richtung Ceska Lipa! Der Wind spielt auch hier seine Rolle, doch die Landschaft ist viel schöner als auf dem vorangegangenen Teilstück. Ich schieße nicht mehr sehr viele Fotos, hier und da noch ein kurzer Stopp. Bald schon geht die Sonne unter.

Auf dem letzten Stück in Richtung Decin denke ich darüber nach, ob ich wirklich nochmal in Tschechien übernachten sollte, oder ob es nicht sinnvoller wäre gleich noch nach Zwickau zurück zu fahren. Ich entscheide mich zu letzterem und nehme in Hrensko in meinem Stammlokal „Restaurant Falk“ ein Abendessen ein. Ich tank auf und erstehe für die letzten 100 Kronen noch zwei Schachteln Zigaretten. Anschließend sehe ich einem glutroten Feuerball dabei zu, wie er im Tal des Elbsandsteingebirges versinkt.
Es ist 21Uhr als ich in Schmilka wieder deutschen Boden betrete und mittlerweile recht dunkel. Die beleuchtete Festung Königsstein wacht hoch oben über dem Elbsandsteingebirge und die Lichtspiegelungen glitzern auf der Elbe. Sie bereiten mich würdig auf den Auftakt für diese Nachtfahrt vor. Sehr schön anzusehen.
Ich folge dem BAB Zubringer zur A17 über Pirna. Bei der Auffahrt auf die Autobahn bemerke ich, dass meine Blinker nicht mehr funktionieren. Na gut, jetzt sind wir auf der Bahn. Das muss erstmal so gehen. Ich halte an der Raststätte Dresdner Tor um nach der Sicherung zu schauen. Dort ist aber alles im grünen Bereich und so muss ich mich damit abfinden das es wohl ohne Blinker zurück geht.
Ich stöpsele meinen MP3 Player an und biege wieder auf die BAB ein. Es ist wenig Verkehr und während der Fahrt durch die Nacht höre ich das Lied Girl with a Gun von Northern Lite. Die Textstelle I want some rock’n’roll baby bleibt im Gedächtnis und ein grinsen macht sich breit. Diese Textstelle wird zum Titel der Fahrt.

Bald darauf stellt sich Verwunderung ein, hinter Freiberg macht der Motor in den höheren Gängen nur noch mööööh und hat Leistungsverlust, mehr als eine knappe 80 ist nicht drin. Bloß gut das die BAB fast leer ist.
Wir beide rollen problemlos (wenn auch langsam) in Chemnitz ein und ich entscheide mich noch zu einer Tasse Kaffee an der Autobahnraststätte. Wir sind jetzt so lange gefahren, es kommt nicht mehr auf 15 Minuten an. Außerdem muss man solche seltenen Nachtfahrten vernünftig auskosten. Hier entsteht ein letztes Bild und keine Stunde später bin ich, kurz vor 0.30Uhr zurück in Zwickau.
Im Kopf noch die Bilder von der nächtlichen Fahrt durchs Elbsandsteingebirge, der Sonnenuntergang und die Offroadtour heute Mittag. Der Tag hatte absolut alles wann man braucht zum glücklich sein.
Rock on!

So, damit habe ich euch mal eines meiner Lieblingsziele vorgestellt. Aus Sachsen ist die Fahrt nach Mnisek über ein Wochenende eigentlich problemlos machbar. Man muss ja nicht unbedingt um Prag drumherum fahren.
