Di. 8.9.
In Flagstaff heute Morgen blauer Himmel.
(E) Mike und Vicky habe uns mit Popcorn, Benzin für den Kocher und guten Ratschlägen versorgt.
Wir sind nach Montezuma Castle gefahren und wollten uns die Geisterstadt Jerome ansehen. Aber diese angebliche Geisterstadt ist wieder zum Leben erwacht. Lauter Souvenirgeschäfte und kein Geist. Die Straße durch den Oak Creek Canyon war wunderbar kurvenreich. In Jerome wirde es wieder gefährlich bewölkt, so dass wir uns schleunigst in den Sattel schwangen und abhauten. Wir hatten Glück und kamen über einen kurvenreichen Paß in trockene Gegenden. Unterwegs überlegten wir die 200 Meilen bis Las Vegas noch zu schaffen und erreichten Las Vegas so gegen 20.30 Uhr. Nach einem Bummel durch die Stadt (Golden Nugget, Cesars Palace) hatten wir die Nase so voll, dass wir ins Motel (20$) zurück fuhren. Mich kotzten dieser Prunk und die ganzen Idioten, die das Geld wegschmeißen an.
Meilen Stand 17855
Mi. 9.9.
(K) Wir sind ziemlich früh aus Las Vegas wieder abgehauen, Richtung Pazifikküste. Die Fahrt ging hauptsächlich durch die Mojavewüste. Die Temperaturen waren wieder ziemlich hoch. Selbst im T-shirt fängt man an zu schwitzen, und das bei 55-60 Meilen. Ich hatte daher versucht ohne Nierengurt zu fahren. Solange man hinten sitzt und sich anlehnen kann, geht das auch einigermaßen. Wenn man aber selbst fährt, flattert das Hemd zu viel und der Rücken wird trotz der Temperaturen ziemlich kalt.
In der Wüste wuchsen ziemlich viel Drachenbäume. Sie sind natürlich nicht so mickrig wie unsere Zimmerpflanzen sondern hatten Größen bis etwa 3 m (einige vielleicht auch mehr) und waren richtig verzweigt. Sie hatten nur an den Enden der Äste jeweils einen grünen Blätterschopf. Die übrigen Pflanzenteile schienen mit abgestorbenen Blättern bedeckt zu sein, wohl als Verdunstungsschutz.
Am Spätnachmittag sind wir auf dem KOA-Campingplatz bei Bakersfield gelandet. Die Luft ist trübe und dunstig hier im Tal. Soll von der Landwirtschaft hier kommen, sagt die Campingmutti. (Hier werden u.a. Wein und Baumwolle angebaut) Der Campingplatz hat ziemlich hohes Gras, trotzdem er frisch gemäht ist, und man liegt gut darauf.
Abends haben wir gewaschen, Ekki mit der Maschine und ich mit der Hand (aber nur meine Jeans und einen Schal). Unsere Tätigkeiten, die bei Licht stattfanden, wurden von einer Unmenge Mücken sowie drei Kröten (oder Frösche?) begutachtet.
PS
Auf der Fahrt nach Bakersfield haben wir die Geisterstadt Calico besichtigt (1881-1907). Früher hat man dort Silber geschürft und dann weggebracht. Heute bringen Touristen das „Silber“ wieder in die alten Holzläden, die vom Pistolengurt bis zum Kaugummi und alten Telephon alles verkaufen.
Meilen Stand 18153
Do. 10.9.
Das Wetter ist gut, der Krach in der Gegend auch. Sind dann weiter gefahren Richtung St. Maria; am Meer kühl bis kalt und neblig-trüb; an der Küste dann noch etwa 100 Meilen nach Süden gefahren, keine Besserung.
Abends notgedrungen auf einen staatlichen Zeltplatz gegangen, beide fertig mit den Nerven. Gegenüber von unserem Platz campieren Holländer; abends zusammen am Feuer gesessen und gut unterhalten. Die Holländer, zumindest er über 60, sind mit eigenem Wagen und Wohnwagen nach Amerika gekommen und bleiben 8 Monate hier. Er erinnert mich mit seinem Bart an einen Kapitän aus der Kolonialzeit. Ohne die Holländer wären wir wohl an den (Zelt)Wänden hochgegangen, weil Land und Leute uns hier nicht gefallen.
Meilen Stand 18309
(E)Heute wollen wir etwas weiter südlich fahren. Der Campingplatz am Meer war voll. Ein anderer Platz lag direkt neben einem Atomkraftwerk. Wir sind dann ins Landesinnere gefahren und trotzdem der Platz und nicht gefiel geblieben, weil wir beide inzwischen so erschöpft sind, dass wir nicht mehr weiter fahren wollen. Wir sind in den 2 Wochen 6000 km gefahren und das geht an die Substanz. Gerade kommen die Holländer wieder, die gestern auch auf dem Campingplatz am Meer waren. Sie haben ebenso wie wir keinen schöneren Ort gefunden. Die Leute sind wirklich sehr nett und aufgeschlossen, obwohl er 63 und sie nicht viel jünger ist. Morgen wollen die zwei nach Disneyland, die machen hier alles mit. Eventuell fahren Kurti und ich auch nach Disneyland, wir müssen uns unbedingt etwas „Ruhe“ und Ablenkung gönnen.
(K)So schlecht wie er uns auf den ersten Blick (auf den Toiletten kein Türen) schien, ist der Campingplatz doch nicht. Er ist ziemlich groß und mehr ein Wald oder Park. Allerdings gibt es hier viele Insekten. Unser Zelt liegt glaub ich auf einem Ameisentrampelpfad. Auf diesem Platz soll es auch Klapperschlangen geben. Wir werden ja sehen, ob derlei Getier in unserem Zelt lustwandeln wird. Das Schlangenbissset liegt griffbereit im Beutel mit den Waschsachen, neben den Zahnbürsten, leicht zu finden; wo ist er doch gleich?
Sa. 12.9.
Ruhetag. Morgens ein paar Amis getroffen, die uns zu einem Softballspiel eingeladen haben. Sind mit einem der Spieler, Stuart und seiner Frau Melody, nach Hause gefahren und von den Beiden sind wir für den nächsten Tag eingeladen worden. Sie wollen mit uns nach Disneyland gehen, wir müssen nur ihre Wohnung wieder finden. Abends noch bei den Holländern gewesen, haben ihnen von der Einladung erzählt. Besonders die Frau stand der Sache skeptisch gegenüber. Ekki hat heute einen Kolibri gesehen.
Meilen-Stand 18415
Sonntag 13.9.
(E) Morgens nach Stuart Clark und seiner Frau Melody gefahren. Wir sind von 14.30 – 20.30 in Disneyland gewesen. Am Besten waren die Piraten, die Bärenshow und Space-Mountain. Was dort an Effekten geboten wird ist wirklich einmalig. Es war gut, dass wir von Stuart und Melody geführt wurden, wir brauchten uns dann nicht selbst entscheiden. Wer weiß, ob wir uns immer einer so großen Menschenschlange angeschlossen hätten. Wir haben dann noch bei ihnen übernachtet. (Interessant fand ich, wie wir gegessen haben. Sie benutzten Pappteller, weil man dadurch Zeit spart, da nicht gespült werden muss. American way of life!)
Meilen-Stand 18711
(K) Nachdem wir bei Stuart und Melody noch gefrühstückt hatten (bacon and eggs, dazu Toast mit Himbeermarmelade, zu trinken gabs Orangensaft und Milch) sind wir aus LA abgehauen. Gerade Rast gemacht, um noch etwas zu essen und zu trinken; dabei haben wir festgestellt, dass die Milch zu Buttermilch geworden ist.
Meilen-Stand 18021
Dienstag 15.9.
Haben heute Nacht auf einem State Beach bei San Simeon übernachtet, nur ein paar Meter vom Pazifik entfernt. Ich kann von mir behaupten schon durch die Wasser dieses Ozeans gewandelt zu sein (wobei ich mir etwas klamme Stiefel und eine feuchte Hose geholt habe)
Wir wollen heute die Villa des Zeitungsmillionärs Hurst und in Monterey die Straße der Ölsardinen begutachten.
Langsam verschwindet der Hochnebel über dem State Beach und der Boden unseres Zeltes wird trocken. Machen wir uns also vom Acker.
Das Schloß des Millionärs Hearst ist ein State Monument geworden. Einige Meilen vom Schloß (auf einem Hügel) entfernt ist ein Parkplatz, Busse bringen einen zum Schloß. Es werden Touren angeboten, Besichtigungstouren, jede kostet 7 !!! $. In Anbetracht dieser Tatsache haben wir auf jegliche Besichtigung verzichtet. Dieser Hearst scheffelt auch nach seinem Tod noch Millionen (aber nicht von uns).
Wir sind dann weiter entlang der Küste gefahren. Zwischen San Simeon und Monterey ist der Pacific Coast Highway Nr. 1 ganz interessant. Rechts sieht es aus wie ein Gebirge, links fallen die Berge steil ins Meer ab. Die Strecke ist zudem sehr kurvenreich. Faszinierend ist auch der Nebel, der wirklich nur über dem schmalen Küstenstreifen hängt. Je nach Höhe der Straße und der Berge auf der rechten Seite fährt man unter, neben oder auch durch die Nebelbänke. Sichtweiten von nur wenigen Metern wechseln mit strahlend blauem Himmel auf verhältnismäßig geringen Entfernungen einander ab.
In Monterey sind wir über John Steinbecks „Straße der Ölsardinen“, die Cannery Row, gelaufen. An einigen Stellen stinkt es tatsächlich noch nach Fisch, aber an die Fischfabriken erinnern hauptsächlich nur noch die Schilder an den Häusern (z.B. Monterey Canning Company), in denen jetzt Restaurants und Andenkenläden untergebracht sind. Von Monterey aus sind wir Richtung Yosemite National Park, also ins Landesinnere, gefahren. Je weiter wir uns vom Meer entfernten, umso wärmer wurde es. An der Küste wurde es uns in Pullovern, Lederjacken und Handschuhen nicht warm. (Wir hätten auch gut die Lederhosen anziehen können, aber die waren wie immer j.w.d., ganz weit unten im Seesack). Hier konnten wir gut im T-shirt fahren. Am San Louis Reservoir, einem Stausee in den Bergen, haben wir einen Kleiderwechsel vorgenommen.
Weil wir waschen und duschen wollten und beides meistens dort zu finden ist, wollten wir auf einen KOA-Campingplatz gehen. Es gibt zwei, die in der Nähe des Yosemite liegen. Wir entschlossen uns für den in Coarsegold. Das letzte Stück dieser Strecke war US 152 bis Chowchilla, dann ein kleines Stück US 99 North, dann rechts ab auf Le Grand-Raymond-Coarsegold. Schon die Abzweigung bis Le Grand war, wie die gesamte Strecke von der 99 bis Coarsegold, nur als schwarzer Strich eingezeichnet. Hinter Le Grand wurde es dann auch schwarz. Die Teerstraße hörte bei einer Ranch auf. Ein kleines Schild wies auf eine Schotterstraße, die direkt vor der Ranch abbog.: Raymond 12 miles! Bis kurz vor Raymond sind wir dann über diese Schotterstraße geschlichen, bei untergehender Sonne. Meilenweit von irgendwo schwebte ich in der ständigen Sorge um unsere Reifen. Es hätte sich ja ein winziges, spitzes Felsstückchen in einen unserer Pneus drücken können. Wir hätten dann wohl in der Wildnis übernachten können. Gestört hätte uns wohl niemand, ein paar Mustangs und frei umherlaufende Kühe ausgenommen.
Fast möchte ich sagen, wider Erwarten ging alles gut. Wir erreichten den Campingplatz wohlbehalten, wenn auch im Dunkeln. Das Zelt haben wir wieder bei Scheinwerferlicht aufgestellt; die Sachen hinein geschmissen; draußen ein Ox-tail Süppchen gekocht und uns dann schlafen gelegt. Der Boden war wieder ziemlich hart.
Meilen-Stand 19214
Mittwoch 16.9.
Heute Morgen sehr ausgiebig gefrühstückt und während Ekkehard Briefmarken und Waschpulver gekauft hat, habe ich den Bericht vom Vortag geschrieben. Wir werden noch mindestens einen Tag auf diesem Campingplatz bleiben und den Yosemite ganz piano angehen.
Der heutige Tag ist also ganz der Entspannung gewidmet. Wir schwimmen im kleeblattförmigen Pool, waschen, fahren einkaufen und werden wohl heute Abend Minigolf spielen. Hoffentlich bleibt das Wetter gut, zumindest trocken. Im Moment ziehen große Wolken von Norden auf.
Donnerstag 17.9.
Auf dem Campingplatz ist es trocken geblieben, auch den ganzen Donnerstag. Im Yosemite sind wir heute allerdings von einigen Regenschauern heimgesucht worden. Wir hatten allerdings die Regenanzüge dabei. Diese Anzüge sind für Amerikaner ein äußerst ungewöhnliches Bild. Wenn wir mit ihnen auftauchten, wurden wir gelegentlich als Astronauten angesprochen (so was ist den Amis vetrauter)
Im Yosemite haben wir uns das Mariposa Wäldchen angesehen, wo die ältesten Mammutbäume dieser Gegend wachsen. Die Tour durch das Wäldchen haben wir in einem offenen Bus gemacht.
Außerdem haben wir uns wieder zu einer Klettertour zu dem Vernal und Nevada Fall verleiten lassen. Den ersten haben wir gut erreicht. Bis zum Nevada Fall hatten wir die Hälfte geschafft, als es an zu donnern fing. Wir sind dann schleunigst zum Rückzug übergegangen, obwohl man uns gesagt hatte, den schlimmsten Teil hätten wir schon hinter uns. Abends haben wir dann noch einmal eingekauft: 1 Gallone Milch, Brot (weich wie immer), eine Riesenbütte Haferflocken (unsere dritte inzwischen) und Bananen. Das Wetter auf dem Campingplatz ist gut.
Meilen – Stand 19441