Hallo Forengemeinde,
wie vor langer Zeit angekündigt der Bericht.
Nach Vorbereitungen am Moped (Wartung, neuer VR, Zündspule erneuert) ging es am 28.Mai 2011 los. Die Fähre ging erst um 23 Uhr irgendwas, also konnte ich ausschlafen.
Nach meinen diversen Zündspuldefekten in diesem Frühjahr wollte ich nicht ohne Ersatz auf die Reise gehen, erster Anlaufpunkt war also der Teilemarkt in der Vestlandhalle in Recklinghausen. Ich fand eine Zündspule von MZA, welche ich glücklicherweise nicht brauchte unterwegs. Der weitere Weg führte mich überwiegend über Landstraßen durch das Münsterland, wo ich zur Aufbesserung des Mittagspicknicks ein Pfund Erdbeeren erwarb. Ohne erwähnenswerte Zwischenfälle erreichte ich nach 540 km das Fährterminal in Travemünde. Dort blieb genug Zeit eine 24er Palette Tuborg im Duty free Shop zu erwerben, von dem ich illegalerweise eine Dose bereits im Inland genoß. Ich lernte Babsi und Harald kennen, die eine vierwöchige Skandinavienreise geplant hatten. Nach weiterem Biergenuß und vielen Benzingesprächen habe ich im Ruhesesselraum meinen Schlafsack ausgerollt. Den Raum (mit Außenfenster!) hatte ich für mich allein, Schließfächer gab es dort auch. Allemal besser als eine Innenkabine mit Fremden.
29. Mai
Im Laufe des nächsten Tages lernte ich eine Lufthansa Stewardess im Ruhestand kennen, die Finnin ist und in Mainz lebt. Sie war unterwegs zu ihrem Sommeraufenthalt in Helsinki, wo sie Führungen für deutsche Touristen macht. Sehr nette Begenung, ich habe viel erfahren über mein Reiseland und viele Tips bekommen, was gut zu essen ist und was eher nicht.
30. Mai
Am Morgen ist alles Grau in Grau und es regnet Bindfäden. Mir schwant Schreckliches wenn ich an das Wetter denke, mir ist nach den paar Kilometern vom Fährteminal bis in die Stadt schon kalt. Zu Ergänzung der Vorräte steuere ich einen Supermarkt an, nachdem ich den Markt im strömenden Regen nicht so lauschig fand. Die Preise fühlten sich auch nach Touristenabzocke an, ich habe dann nur mit den Augen eingekauft. Nach dem Anziehen der neu erworbenen Wollsocken ging es thermisch schon besser. Gegen Mittag wurde das Wetter besser, sogar die Sonne kommt raus. Die Stimmung stieg, zwischen Anjala und Lappenranta schön über Schotterpisten gedriftet. Mit ein paar Schleifen 255 km gefahren. Wild campen traute ich mich nicht so richtig, daher steuerte ich den Campingplatz in Lappenranta an, dort treffe ich Babsi und Harald wieder. Der Platz ist nicht besonders schön, aber der Sonnenuntergang über dem See reißt einiges raus.
Zum Abendbrot gab es einen Pastetenrest vom Mittagspicknick und Linsensuppe aus der Dose. Etwas davon ist mir nicht gut bekommen, ein Kräuterschnaps bringt nur wenig Besserung. Die Nacht wird unruhig mit Rumoren im Bauch, ein weiterer Kräuterschnaps als Frühstück bringt nur wenig Ruhe in den Bauch.
31. Mai
Nach Peilung der gesundheitlichen Lage entschließe ich mich zur Weiterfahrt nach Punkaharju, überwiegend über schöne Schotterpisten und Nebenstraßen.
Während der Mittagspause sehe ich Babsi und Harald ein letztes Mal, fahrender Weise ohne daß sie mich bemerkten. Der Campingplatz in Punkaharju ist wesentlich schöner, zur Genesung lege ich einen Ruhetag ein und stelle auf Schonkost um. Das hilft etwas.
1. Juni
Ich besichtigte das Forstmuseum Lusto wo alte und moderne Forsttechnik zu sehen ist. Man lernt auch einiges zur Entstehung der Forstwirtschaft in Finnland. Sehenswert.
Fußläufig vom Campingplatz ist ein Kunstzentrum mit in den Fels gehauenen Ausstellungsräumen. Sehr eindrucksvolle Kulisse für die dort ausgestellte moderne Kunst und die Ausstellung "Verheiratet mit einem Künstler". Zur Erfrischung noch ein Bad im See, erfrischte richtig.
Der rechte Blinker macht Zicken in Form einen Kurzschlusses. Wehrt sich hartnäckig gegen die Instandsetzung, kurzerhand stillgelegt. Der linke geht ja noch und bei der Verkehrsdichte... Die Zündspule ging schon einer Mutter verlustig, daher mit zwei Stopmuttern versehen.
2. Juni
Über Nebenstrecken nach Varkaus. Die Landschaft ist von Wald und Seen geprägt und sehr dünn besiedelt. Bei den seltenen Ortsdurchfahrten sieht man nur selten Häuser, lediglich die Zufahrten verschwinden im Wald. Bei der Mittagspause an einem idyllischen See kommen in der guten halben Stunde zwei Fahrzeuge vorbei. Die Ruhe und Einsamkeit ist für mich sehr beeindruckend und wohltuend, hier im Rheinland und auch der weiteren Umgebung gibt es das nicht. In Varkaus das Museum für mechanische Musikinstrumente besichtigt. Persönliche Führung auf Englisch durch den finnischen Betreiber und Deutsch durch einen Hessen der auch mitmischt. Super netter Besuch mit sehr eindrucksvollen Exponaten und erstklassiger Führung.
Zur Übernachtung einen Campingplatz an einem schönen See gefunden (gibt es Campingplätze ohne See in Finnland?). Bei der Runde zum Aussuchen des Übernachtungsplatzes sehe ich bewundernde Blicke der WoMo-Camper.
Zur Bereitung des Abendessens und Verzehr desselben suchte ich das Küchenhäuschen auf. Gute Einrichtung auf praktisch allen Plätzen in Finnland, es gibt in der Regel gut ausgestattete Küchen und Eßtische. Mopedfahrerfreundlich. Sauna am Morgen war inklusive, einen Gang mit anschließendem Bad im See gemacht, hatte ich beides für mich allein.
3.Juni
Bei einer Pause unterwegs habe ich einen Bruch des rechten Seitengepäckträgers entdeckt, der daran angebrachte Reservekanister wackelt gefährlich. Ich beschließe den auf den Sitz im Boot umzuziehen, muß sich der Rest des Gepäcks etwas zusammenkuscheln. Bei näherer Inspektion des Fahrzeugs entdecke ich noch einen lockeren oberen Anschluß ->1 1/4 Umdrehungen nachgezogen. Am Nachmittag auf dem Platz in Jaala angekommen, gleich die anderen vom Forum getroffen.
Tolle Stimmung, super Lokalität, nette Leute, Sauna, See: Was will man mehr? Tüchtig Bier getrunken, nicht zuletzt deswegen gut geschlafen.
4. Juni
Nach dem Frühstück in der Hütte am See ging es zur Besichtigung eine Pappefabrik, die aus Holzschliff bierfilzartige Pappen hergestellt hat. Die Fabrik war über 70 Jahre in Betrieb und der Standort wurde geschlossen, weil kein Platz für Expansion zur Verfügung stand.
Das wurde sozialverträglich gemacht, die Leute konnten in der neuen Fabrik arbeiten. Diejenigen die das nicht wollten, vor allem die Älteren, hatten die Möglichkeit ihr Arbeitslebenin der alten Fabrik zu beschließen. Viel Technik aus deutscher Produktion, die in Finnland sehr geschätzt wird, tolle alte Industriearchitektur.
Am Abend wurden Preise verliehen für alles mögliche was Mopedfahrern bei solchen Gelegenheiten so einfällt. Ich habe was für alte Herren bekommen, eingedostes Elchfleisch, das gibt Kraft auf den Füller und für die Wiederkehr im nächsten Jahr.
5. Juni
Verbindungsetappe (400 km) nach Turku.
Unterwegs irgendwo ein Traktorenmuseum entdeckt und Zeit für die Besichtigung genommen. Sehr sehenswert, z. T. sehr alte Exponate mit Modifikationen vom Dorfschmied, das hatte ich so noch nicht gesehen. Sehr zünftig untergebracht mit Plumsklo und alten Zeitungen als Klopapier.
6. Juni
Ich komme jetzt an die Westküste, der Wald wird lichter und Seen gibt es kaum noch. Ich fand einen lausigen Campingplatz, in Mossala direkt am Fähranleger. Der Platz besteht aus einer schlecht gemähten Wiese und Dixieklo, weit und breit gibt es allerdings keine Alternative...
Rees und seine Freundin getroffen, er ist Archäologe und hat Pläne in Bohrkernen von Flußsedimenten Forschen und so herausfinden, was in Städten oberhalb gewerblich getrieben wurde. Ich drücke ihm die Daumen, daß das klappt. Rees war schwer beeindruckt, mich mit einer 250er auf einer solch weiten Reise anzutreffen, er fährt Saab 900 in exzellentem Zustand.
7. Juni
Eine Runde über die Schären gemacht. Schöne Holzkirche aus dem Jahr 1703 in Houtskär besichtigt.
Dies ist die einzige rein schwedischsprachige Gemeinde Finnlands. Das in der Nähe gelegene Schärenmuseum hatte leider geschlossen bis Mittag. Ich konnte nur etwas durch die Fenster sehen, sah durchaus besuchenswert aus. Die anderen Sehenswürdigkeiten am Weg hatten weitenteils Saisonbetrieb, immerhin zwei Windmühlen gesehen.
Wieder auf dem Festland erreiche ich Kustavi, die Kirche ist geschlossen und das Zentrum ausgestorben, Vorsaison halt.
Ich bin enttäuscht und fahre weiter zum Gut Louhisari. Es ist derart heiß, daß ich die Besichtigung auf die Bilder auf den Hinweistafeln beschränke und mache eine Pause unter Schatten spendenden Bäumen. In Naantali finde ich einen engen, aber schönen Campingplatz.
8. Juni
In Turku vor der Abreise das Freilichtmuseum besichtigt, toll gemacht. Nachbau einer Stadt mit Handwerksbetrieben um 1800. Es gibt Menschen in zeitgenössischer Kleidung und man sieht sie bei der Arbeit.
Weiterfahrt nach Helsinki zum komfortablen Campingplatz. Dort treffe ich einen Franzosen, der Englisch spricht. Er kam vom Nordkap und hatte stramme Reiseetappen geplant. Erholsam war da nix dran, aber die dicke BMW GS ist immerhin komfortabel...
Abends mit der Metro in der Stadt gewesen, recht modern die Innenstadt im Kampi, dem Ausgehviertel. Nicht ganz mein Stil.
9. Juni
Zur Einschiffung mußte ich erst am Abend am Terminal sein. Ich hatte noch Gelegenheit zu einem kleinen Stadtrundgang und auf dem Weg zum Terminal noch eine Rundfahrt eine Stadtrundfahrt durch Espoo gemacht. Im Park Maria Kallio beim Joggen gesehen, in Tapiola. Zeitig am Fährterminal angekommen hatte ich genug Zeit für den Großen Service, Kette spannen und Öltank auffüllen. Ich war der einzige Motorradfahrer auf der Fähre, ausgiebig die Sauna genossen. Ansonsten eine ereignisarme Überfahrt.
1. Juni
Zur Übernachtung die Schwägerin in Stuvenborn angesteuert, netter Grillabend zum Urlaubsabschluß.
2. Juni
Ich will zügig nach Hause, also überwiegend über die Autobahn...