Noch ne Geschichte

Wir war der Urlaub bzw die Fahrt mit der MZ ?

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Noch ne Geschichte

Beitragvon Ex User Hermann » 30. August 2006 14:55

6 Stunden TÜV

Es war im Jahr 1982, kurz nachdem ich meine allererste MZ seitlich in einem Auto parken wollte. Nachdem ich durch Zufall an den "Scheunenfund" einer TS250/1 geraten bin, sollte das gute Stück natürlich auch zum TÜV. Sie brauchte, da mehrere Jahre abgemeldet, eine Vollabnahme.

Also Morgens um 8.00 Uhr beim TÜV in Hildesheim aufgelaufen. Ich war der dritte Ankömmling, wurde aber erst nach etwa 10 Autos reingewunken. (Fängt ja gut an, grml)

Kein "Guten Morgen" oder sowas, sondern ein barsches "Bring das Ding mal zur Waage!" Gesagt, getan. "Gewicht stimmt nicht! Die ist 5Kg schwerer als angegeben!" Mein Einwand mit dem vollen Tank und dem Bordwerkzeug interessierte ihn nicht. "Kannst die Karre wieder zurückbringen nach Vorne!" Irgendwie gefiel mir dieser Ton überhaupt nicht ............ :shock:

"Die Reifen sind überaltert und porös!" (Anmerkung: Eine Woche vorher neu gekauft! Hätte ich mehr Ahnung gehabt, dann hätte ich den Aufdruck auf der Reifenflanke gesucht.) "Die Gabel/Lenkung hat Spiel!" Ich: Vom Werk sind bis zu 3mm zulässig weil die Gabel keine Buchsen hat. "Wo steht son Mist? Hier wird nach westlichen Kriterien geprüft!!" :roll: (Was auch immer er damit meinte)

"Schmeiß mal an, ich will mal fahren!" Ok, aber bitte dran denken, es ist kein Japaner, hohe Drehzahlen sind nicht nötig zum Anfahren! Der Graukittel setzt sich auf die TS und fährt mit etwa 5000U/min an! Eine solche Fahrdynamik hat er der MZ wohl nicht zugetraut, jedenfalls stieg das Vorderrad unaufhörlich und er schoß mit rudernden Beinen durch die Prüfhalle, haarscharf an der offenen Grube vorbei! Draußen legte er noch eine Vollbremsung mit Fastumfaller hin und brüllte "Komm mal her!!"

"Du beweist mir jetzt, daß dieses Motorrad 17PS hat!" Hier, sehen sie: Vergaser, Auspuff, alles Original! Ich hab doch gesagt, nicht so viel Gas! "Papperlapapp! Ich bin schon Motorrad gefahren, als du noch in den Windeln lagst!" Wieso duzt der mich eigentlich immer? "So nehme ich die jedenfalls NICHT ab!"

Ich bin ja ein geduldiger Mensch, aber irgendwie spürte ich eine gewisse Aggressivität in mir hochkommen. Dann die Idee: In Hannover gabs ne MZ-Vertretung die sowas bestimmt bestätigt! Also in Rekordzeit über die B6 nach Hannover, ein Bier ausgegeben und in nichtmal 2 Stunden war ich mit Leistungsbestätigung inkl. Firmenstempel wieder beim TÜV in Hildesheim. Mittlerweile war es 11.30 Uhr.

Nach knapp 20 Minuten stapfte der Herr wieder auf mich zu. "Ich weiß nicht wie du das gemacht hast, aber das muß ich ja wohl anerkennen!" Noch einmal ging er ums Motorrad, ich freute mich derweil schon auf den Stempel. Doch dann: "So geht das nicht! Der Rückstrahler ist nicht zulässig! Der muß rund sein und mit Prüfzeichen!" Öhm ........ so langsam wurde mir etwas ............ :evil:

OK, Hermann, ruhig bleiben! Gaaanz ruhig! Idee: Fahrradgeschäft! Also ab zum Räder-Emmel, der machte nebenbei auch MZ-Service in Hildesheim. Der alte Emmel hat fast hinterm Tresen gelegen als ich ihm die Story erzählte. Er drückte mir einen roten, runden Fahrradrückstrahler mit Prüfzeichen in die Hand, Werkzeug auch und fertig war der tüvgerechte Rückstrahler.

Um 12.45 Uhr war ich wieder beim TÜV. "Du gibst wohl nie auf?! Wir machen jetzt Mittagspause, jetzt mußt du warten!" :shock: Sch.....!! Die machen mit einem was sie wollen!! Ich spürte ein leichtes Kribbeln im Nackenbereich und (zunächst wohlige) Wärme stieg in mir hoch.

Um 13.30 Uhr kam der altbekannte Prüfer und schaute. "Auch das muß ich ja wohl abnehmen! Keine Ahnung wie du das so schnell gemacht hast!" Freude machte sich breit, doch zu früh. "Die Schutzbleche sind wohl nicht Original? Die haben scharfe Kanten!" Und: "Der Lenker kommt mir auch komisch vor!"

Jetzt war es soweit! :angry:

Der bisher so ruhige langhaarige Zottel mutierte zum langhaarigen Bombenleger, meine Stimme änderte ihre Tonlage in etwa wie ein Motor der in den Leistungsbereich kommt!

[glow=red]Wenn sie jetzt so weitermachen wie bisher, dann garantiere ich für nichts mehr!!! Ich will sofort den Leiter dieser Einrichtung sprechen oder ich dreh im roten Bereich!![/glow]

Ups, allein wie der geschaut hat war eine Entschädigung. Nach den Reifen hat er nicht mehr geschaut, Stempel drauf und mit den Worten "Deine Papiere kannst du gleich drinnen abholen!" ging er schnurstracks in sein Büro. Nach einer weiteren halben Stunde hatte ich den Kram in der Hand, "ohne Mängel" stand da.

Maaaaaaaaaaaaannnnnnn! Der wollte mich echt f.......!! Der muß nen Haß auf Motorradfahrer gehabt haben! Das besagte Motorrad ist übrigens immer noch in meinem Besitz und so wird es auch bleiben. :wink:
Ex User Hermann

 

Beitragvon Steppenwolf » 30. August 2006 15:02

So viel Streß wegen einer Vollabnahme. Da hätte ich aber früher nach dem Chef gefragt. Man muß sich ja nun nicht wie ein Hund behandeln lassen, nur weil man TÜV kriegen möchte.
________
Es grüßt
Christian

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Beitragvon Ex User Hermann » 30. August 2006 15:35

Das war "früher", da gabs noch keine Konkurrenz für den TÜV und die Graukittel benahmen sich wie Hardcorebeamte!
Ex User Hermann

 

Re: Noch ne Geschichte

Beitragvon VielRost » 30. August 2006 15:50

Hermann hat geschrieben:Sie brauchte, da mehrere Jahre abgemeldet, eine Vollabnahme.

Hermann hat geschrieben:da gabs noch keine Konkurrenz für den TÜV und die Graukittel benahmen sich wie Hardcorebeamte!


Man hat mir gesagt, Vollabnahmen nach §21 sind auch heute noch NUR durch den TÜV möglich. Dekra, Grüfa etc. dürften keine Vollabnahmen nach §21 durchführen.

Bin ich da falsch informiert worden?

Gruß
Kurt

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Beitragvon Ex User Hermann » 30. August 2006 15:51

Im Osten machts die DEKRA, der "Kuchen" ist zw. TÜV und DEKRA sauber aufgeteilt. Was die mittlerweile zahlreichere Konkurrenz natürlich wurmt!
Zuletzt geändert von Ex User Hermann am 30. August 2006 15:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Noch ne Geschichte

Beitragvon Gast » 30. August 2006 15:52

VielRost hat geschrieben:
Hermann hat geschrieben:Sie brauchte, da mehrere Jahre abgemeldet, eine Vollabnahme.

Hermann hat geschrieben:da gabs noch keine Konkurrenz für den TÜV und die Graukittel benahmen sich wie Hardcorebeamte!


Man hat mir gesagt, Vollabnahmen nach §21 sind auch heute noch NUR durch den TÜV möglich. Dekra, Grüfa etc. dürften keine Vollabnahmen nach §21 durchführen.

Bin ich da falsch informiert worden?

Gruß
Kurt

Hi Kurt,
kommt drauf an,wo du wohnst....in den "neuen Bundesländern" darf's nur die DEKRA...
Soo haben die Blaukittel sich die "Sahnetorte" aufgeteilt.... 8)
EDIT: OK Hermann,hast gewonnen.... :lol:
Gast

 

Beitragvon Ex User Hermann » 30. August 2006 15:53

1 Minute schneller, Holgi hat den 2ten Platz :mrgreen:
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Beitragvon Ekki » 30. August 2006 16:36

Der Ton macht die Musik und manchmal wollen die Leute Hardrock hören :musik:
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Re: Noch ne Geschichte

Beitragvon DerKnecht » 30. August 2006 20:51

Holger B. hat geschrieben:in den "neuen Bundesländern" darf's nur die DEKRA...


Ich wohne in Sachsen-Anhalt, Grenze zu Brandenburg: Vollabnahme durch TÜV Nord gemacht.

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Beitragvon Berni » 31. August 2006 15:48

OK, einen hab ich auch:

So im Herbst 1973/74 heisst es mal wieder: Auf, wir verbringen ein paar Tage in der Eifel. Ist ja vom Ruhrpott nicht so weit weg, schöne Anfahrtstrecke und den Spass machen wir uns schon selber.
Wir, das waren:
Ingo, unser Kurvenschreck, der mit seiner 175er Jawa in engen Kurven jeden versägte. Schräglage bis zum geht nicht mehr.
Dann Helmut, der schweigsame Niederbayer, den es in den Ruhrpott verschlagen hatte. Hatte vor 3 Wochen sein neues Pannonia Gespann mit dem Zweitakt-Twin und dem Duna-Raketenseitenwagen bekommen - sein erstes Gespann. Aufgrund geringer Gespannerfahrung bekommt er keinen Beifahrer ins Boot, dafür aber unser aller Gepäck.
Und ich mit meinem Kraftei: Motobi 250SS mit offenem Ansaugtrichter und völlig ungedämpftem Auspuff. Kurz vorher noch einen Rennhöcker angeschraubt, deshalb kann Freundin Gudrun nicht bei mir mitfahren, sondern kommt auf den Sozius von Ingos Jawa.

Die Fahrt verläuft nett und locker, Helmut kommt mit dem Gespann auch immer besser klar, das Tempo steigt, die Pannonia vorneweg gibt das Tempo vor. So 30 km vor Adenau schlängeln wir uns durch die Eifel, rechts-links-rechts-links-rauf-runter - Spass ohne Ende.
Dann eine lange Rechtskurve, gleich danach eine enge Linksrum. Plötzlich höre ich einen tierisch lauten Schrei: "Jetz' is aus - oalles vorbei!" und die Pannonia mitsamt Helmut vor mir ist verschwunden - einfach weg.
Wir noch um die Kurve rum, dann Stop und zurück - kein Helmut - kein Gespann. Wir rufen "Heeeelmut".
Aus dem Nichts die Antwort: "Hier - ich bin hier".
Wir dem Ruf nach, die Böschung runter, über den Stacheldrahtzaun - hmmh, der war nicht runtergedrückt, kein Loch, - durch einen dichten Busch - und da sitzt Helmut auf der Wiese. Direkt neben ihm das Pannonia Gespann und beide umringt von etwa 30 Kühen. Ein wunderbares Bild.
Nachdem wir uns mindestens 5 Minuten nonstop beömmelt haben, kommen wir zurück zum Ernst der Lage.
Helmut wird aufgestellt und untersucht - sieht alles OK aus. Die Kühe werden vorsichtig zur Seite gedrängt - als Stadtmenschen sind uns die Riesenviecher nicht ganz geheuer.
Dann zerren wir das Gespann aus der Wiese auf die Strasse zurück - das war richtig Arbeit. Mit dem Bordwerkzeug wird der Zaun durchgepetzt - auch dem Hinweg muss das Gespann den Zaun glatt überflogen haben, ebenso den Busch dahinter. Als es so auf dem Asphalt steht, sieht die Fuhre garnicht mehr so gut aus: Die Bootsschnauze zeigt nach aussen und nach oben, der Lenker ist arg krumm, das Vorderrad ist nicht mehr rund und das Seitenwagenrad auch nicht. Aber der ungarische Twin springt an.
Dann Helmut: " Ich fahr keinen Meter mehr, macht was ihr wollt, lasst mich hier liegen, aber auf das Ding - nix."
Jeder Versuch, ihn zu beschwätzen, ,scheitert. Ingo, unser Held, nimmt sich des Gespanns an, Helmut nimmt die Jawa. Mit der wackligen Fuhre eiern wir die letzten Kilometer bis auf einen geeigneten Platz hinter Adenau. Direkt neben einer Klasse Kneipe werden die Zelte aufgeschlagen.

Die nächsten 2 Tage wird erstmal gefeiert, dann richten wir mehr schlecht als recht das Gespann halbwegs gerade. Helmut verweigert noch immer jeden Kontakt damit - er hat mit der Pannonia nichts mehr im Sinn.
Ingo fährt das Gespann dann später in den Ruhrpott zurück und stellt es bei Helmut auf den Hof. Noch am selben Abend schraubt der den Seitenwagen ab, repariert die Schäden an der Zugmaschine und lackiert die Pannonia um in ein aufsehenerregendes Glut-Orange. Den Seitenwagen verkauft er nur wenige Tage später für den Gegenwert eines Kasten billigen Bieres. Erst viele Jahre später wird Helmut wieder Gespann fahren.

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Beitragvon Lorchen » 1. September 2006 07:06

:rofl: HAHA, sehr schön! Manche haben aber auch ein Glück.

Nochmal zum TÜV/DEKRA da oben. Es ist sogar so, daß in Berlin-Ost die DEKRA und in Berlin-West der TÜV Vollabnahmen macht. Ist da irgendwo eine Mauer stehengeblieben???
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Beitragvon Berni » 2. September 2006 20:54

So, jetzt aber den letzten (für Heute). Zum Glück nicht selbst erlebt, aber aus erster Hand überliefert: :)

1969 fährt mein Freund Reinhold mit seiner Solo ES 250/2 von Magdeburg nach Hause - Richtung Saalfeld/Thüringen. Den Tag vorher wurde bös gefeiert, viel gegessen und getrunken. Reinhold fühlt sich von vorne bis hinten und von oben bis unten irgendwie dormelig. Und dazu ein Scheiss Wetter: Grau und es regnet. Spät weg gekommen ist er auch - es dämmert schon. Aber die ES schnurrt wie ein Kätzchen und läuft tadellos.

Als der Regen noch schlimmer wird, hält Reinhold kurz an und zieht einen einteiligen Gummianzug über. Ist kein direkter Regenkombi, sondern so ein Industrieteil und sieht fürchterlich aus: Schmuddliges grau-grün, aber 100 % dicht. Die Fahrt geht weiter und Reinhold schwitzt zwar unter dem Gummi, bleibt aber trocken.

Die ES 250/2 frisst die Kilometer, es geht voran. Zwar drücken so langsam Blase und Darm ein wenig, aber jetzt wird nicht mehr angehalten. Reinhold will nur noch eins: Nach Hause zur Anneliese und ab ins schöne warme Bettchen.

Doch was ist das? Das Darm- und Magengrollen wird plötzlich unsagbar heftig - und noch heftiger. Oooooohhh, das duldet keinen Aufschub mehr. In die Bremsen, was die Eisen hergeben, die ES ins Gras geschmissen, Helm ab, Handschuhe aus - Oooooooh - jetzt noch den Gummianzug ausge..... brrrratsch - zu spät: Eine volle Ladung dünnflüssigen Verdauungsbreis entlädt sich völlig unkontrolliert in den Gummianzug. Und nochmal, und nochmal!!!

Reinhold horcht in sich herein: Kommt da noch was? Nein, OK, die Sache ist vorbei. Aber das Gefühl zwischen Haut und Gummi ist unbeschreiblich. Und von aussen prasselt der Regen! Egal, rausgepellt aus dem Anzug und mit (logischerweise) nassem Gras und nassen Blättern wird versucht, die schlimmste Scheisse aus dem Gummi zu wischen. Naja, die Aktion ist ziemlich sinnlos. Alles flutscht und flatscht nur, aber sauber wird da nix. Und der Regen fällt!
Schluss jetzt, Augen zu und durch. Wieder rein in den beschissenen Gummianzug, Helm auf, Handschuhe an, die ES angekickt (kam sofort) und die letzten 60 Kilometer nach Saalfeld.
Könnt ihr euch vorstellen, wie der gute Reinhold auf der glatten ES-Sitzbank gerutscht ist? Der glatte Gummi rutscht auf der glatten und nassen Sitzbank und innen drin rutscht und flutscht die Flitzkacke. Eine Katastrophe! Während der gesamten Restfahrt kann Reinhold keinen klaren Gedanken mehr fassen, in seinem Kopf rattert nur ein Wort: "Scheisse, Scheisse, Scheisse ......."

OK, irgendwann hat auch die schlimmste Fahrt ein Ende, und so auch diese. Zu Hause angekommen ab in den Motorradschuppen und ALLE Klamotten aus, restlos alle. Unterhose, Hose, Gummianzug - alles kommt in die Tonne. Dann Reinhold splitterfasernackt ins Haus, sein Annelieschen wortlos zur Seite gestossen, kein Gruss, kein Kuss, gleich ab ins Badezimmer. Reinhold duscht und schrubbt, von aussen kreischt die Anneliese "Reinhold, was ist denn?"

Nach Unmengen von Wasser und Seife fühlt sich unser Reinhold endlich clean. Raus aus dem Bad, rein in frische Klamotten. Und jetzt ist Zeit, der Anneliese alles zu erzählen. Annelieschen liegt am Boden und erstickt fast vor Lachen, und ich glaube, so langsam kann auch Reinhold wieder schmunzeln.

Am nächsten Morgen wird der komplette Inhalt einer gewissen vollgestopften Blechtonne rückstandsfrei verbrannt. Aber selbst dabei glaubt unser Reinhold, noch einen unangenehmen Geruch zu bemerken ..... kann aber auch Einbildung gewesen sein.

Gute Nacht!

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