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Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (2)

BeitragVerfasst: 25. November 2010 16:16
von Wolf-Ingo
Nach drei Jahren zu Fuß besaß ich 1975 endlich wieder eine eigene Mühle. Mit ihren 19 PS war die drehmomentstarke und 120 kmh schnelle MZ TS 250 ein ganz anderes Kaliber als meine schmalbrüstige DKW. In dieser Hinsicht war ich begeistert. Anders verhielt es sich mit der Zuverlässigkeit. Bereits auf der ersten längeren Tour ließ uns die Zonenfeile im Stich: Sigrid und ich hatten im August 1975 an einer Keltengrabung am Hochrhein teilgenommen und fuhren gerade zurück nach Tübingen. Es war tiefdunkle Nacht, ich betätigte den Abblendschalter, und schon standen wir mit geschmolzener Sicherung am Straßenrand. Die örtliche Autowerkstatt fand den Fehler zwar bald, aber leider erst nach einer kostenträchtigen Hotelübernachtung auf der Schwäbischen Alb.

Unten: Spärliche Ausrüstung im Sommer 1975.
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[color=#808000:2kmknf9u][i:2kmknf9u]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:18 --[/i:2kmknf9u][/color:2kmknf9u]

Anfangs bestand unsere Ausrüstung aus Jethelm, Sonnenbrille und billigen Arbeitshandschuhen aus dem Baumarkt. Daneben besaß ich ausrangierte Knobelbecher von der Bundeswehr und eine gebrauchte Panzerkombi, die das Versandhaus Räer für 30 Mark anbot. Sigrid musste sich gar mit ihren Jeansklamotten und einer Regenkombi als Fahranzug begnügen. Deren Grenzen bekamen wir bald zu spüren: Als wir am 2. April 1976 den spontanen Entschluss in die Tat umsetzten, übers Wochenende nach Straßburg zu fahren, froren wir im Schwarzwald ganz erbärmlich. Trotzdem schmiedeten wir beim abendlichen Weinabsacker auf dem Place du Corbeau unverdrossen Pläne für eine „richtige“ Motorradreise nach Südfrankreich. Eines war jedoch völlig klar: Unsere Ausrüstung musste zuvor erheblich verbessert werden.

Kurzes Intermezzo mit der Panzerkombi als Fahranzug.
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Zähneknirschend griffen wir tief in unsere Geldbeutel und kauften zwei Integralhelme der Marke Nolan. Das größte Loch in unser Budget rissen jedoch zwei Lederkombis, die wir beim Nagolder Lederfabrikanten Harro maßfertigen ließen. Von Räer kam ein winziger Benzinkocher namens Enders Baby und ein knallrotes Billigzelt. Letzteres hatte zwar keine Apsis, verwöhnte uns aber sehr zuverlässig mit fließendem Wasser, sobald es zu regnen begann. Weil das Nylondach dann auch noch seine Form verlor und mit zusätzlichen Schnüren daran gehindert werden musste, seinen Bewohnern auf dem Kopf zu kleben, erhielt die edle Behausung bald den bezeichnenden Namen „Pudding“.

Der Pudding

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Um das notwendige Reisegepäck unterzubringen, galt es auch das gelbe Zweitaktmonster aufzurüsten: Billig kam ich zu gebrauchten Taschenträgern, wie sie in der DDR üblich waren. Wasserabweisende Koffer baute ich mir in mühevoller Kleinarbeit aus Waschmittelkartons, Holzleim und Wachstuch selbst zusammen. Die edlen Behälter sollten mich noch Jahre später auf der MZ begleiten, um dann 1989 einen elenden, aber stilvollen Ertränkungstod zu sterben. Wein, nicht Wasser, setzte ihrem bewegten Leben am Nordkap ein Ende.

Nach Mitternacht. Der Kofferbau erwies sich als sehr aufwändig.
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Auch Sigrid unterstützte tatkräftig unsere Aufrüstung. Im Mai 1976 setzte sie sich tagelang an ihre Nähmaschine und steuerte einen selbst gebauten Tankrucksack bei. Er ziert noch heute unseren Keller.

Sigrids Werk ist vollendet.
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1976 stand ich an einem Scheideweg: Seit mehreren Semestern studierte ich Altorientalistik, hatte aber mittlerweile das Gefühl, beruflich auf einem Holzweg zu sein. Also beschloss ich, abseits des Studienorts eine Phase der Neuorientierung einzulegen. Voller Zuversicht sattelte ich mitten im laufenden Semester meine Zonenfeile, um gemeinsam mit Sigrid das sonnige Südfrankreich anzusteuern.

Mitte Juni begann unsere Reise in Tübingen. Herrliches Wetter begleitete die gemütliche Fahrt über kurvige Nebenstrecken des Schwarzwalds ins benachbarte Elsass. Bei Marckolsheim planten wir den Grenzübertritt nach Frankreich. Die Wahl dieses abgelegenen Ortes sollte sich als ausgesprochen unglücklich erweisen. Die französischen Zöllner dort interessierten sich nämlich nicht nur für unsere Papiere, sondern seltsamerweise auch für das mitgeführte Gepäck. Als sie dann auch noch versuchten, Sigrid zur „Leibesvisitation“ in ein gesondertes Zimmer zu führen, begriff ich, was die Burschen im Schilde führten: Der ganze Rummel diente offenkundig nur dem einen Zweck, meiner Frau ungestraft an die Wäsche gehen zu können. Unsere lautstarken Proteste führten schließlich dazu, dass man von ihr abließ und uns ungeschoren weiterziehen ließ. Nach dem Urlaub schrieb ich einen geharnischten, aber erwartungsgemäß folgenlosen, Beschwerdebrief an die zuständige Zollverwaltung.

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Die Route National 83 führte uns über Mulhouse und Belfort bis ins schöne Doubstal. Der ungeplante Grenzaufenthalt und die zahlreichen Ortsdurchfahrten verzögerten unsere Fahrt dermaßen, dass wir bald nach einem geeigneten Quartier zu suchen begannen. Wir fanden es in Clerval, einem kleinen Ort etwa 30 km westlich von Montbeliard. Das direkt an der Route Nationale gelegene „Hotel de la Paix“ war eine Bruchbude übelster Sorte: In den Zimmern lösten sich Putz und Tapeten von den Wänden, und warme Duschen suchte man vergebens im ganzen Haus. Trotzdem legte die Besitzerin ein derart hoheitsvolles Gebaren an den Tag, als sei sie die adelige Herrin eines uralten Stammschlosses. Wir blieben aus zwei Gründen: Erstens gab es ein ganz passables Restaurant und zweitens schien alles spottbillig zu sein. Die Kehrseite der Medaille bekamen wir in der folgenden Nacht zu spüren: In regelmäßigen Abständen drang auf- und abschwellender Lärm durch die altersschwachen Zimmerfenster. Verursacht wurde er von termingeplagten Fahrern, die ihre schweren Fernverkehrslaster rücksichtslos durch die enge Schlucht der örtlichen Hauptstraße prügelten.

Hotel de la Paix in Clerval: heute schmuck, damals verwahrlost.
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Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 16:27
von Kai*Neahnung
Fein,fein fein,
weiter so!!!!!!!!
Wann kommt der nächste Teil :?: :?: :?:
Gruß vom Tobi

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 16:28
von Wolf-Ingo
Wie gerädert begannen wir unseren zweiten Fahrtag. Die Reise führte über Besancon, Bourg-en-Bresse und Lyon bis ins Rhonetal. Um Geld zu sparen, wählte ich statt der teuren Autobahn lieber die kostenlose Landstraße entlang des Flusses. Das war billiger und schöner, trieb aber den Zeitaufwand in ungeahnte Höhen. Gegen 22 Uhr befanden wir uns immer noch nicht – wie geplant – in Arles, sondern noch weit davon entfernt. Sigrid war am Ende ihrer Kräfte und forderte energisch einen sofortigen Halt. Was sollten wir tun? Der Vollmond schien, und ein abseits der Straße gelegener Steinbruch lud zum illegalen Zeltaufbau geradezu ein. Wir hielten, überlegten kurz – und stiegen wieder auf die MZ. Die Erfahrungen an der Grenze hatten uns doch zu sehr verunsichert.

Fahrtunterbrechung am Nachmittag
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[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:30 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

Als wir gegen elf Uhr schließlich in Arles eintrafen, erlebten wir den nächsten Schock. Weil Stierkampf herrschte, waren nahezu sämtliche Quartiere belegt. Mit Mühe gelang es uns, ein schäbiges Zimmer in einem ungepflegten Haus zu ergattern. Die Matratze des Doppelbettes war derart verschlissen, dass sich sofort ein tiefer Trichter bildete, der die Schläfer gierig aufsog. In der Bettmitte zwangsvereint verbrachten wir trotzdem eine geruhsame Nacht!

Die überfüllte Stadt lockte uns nicht. Wir verließen sie am späten Morgen und tuckerten entlang der Küste nach Westen. Was wir suchten, ist einfach zu beschreiben: Sonne, Strand und unberührte Natur. Was wir fanden, war eine architektonische Ungeheuerlichkeit: La Grande Motte – eine potthässliche Touristenstadt aus der Retorte. Entsetzt flüchteten wir weiter nach Westen.

La Grande Motte – Bild ausnahmsweise nicht von mir.
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[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:32 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

Der Campingplatz machte einen sehr verschlafenen Eindruck. Er hieß „Sept Fons“ und lag am östlichen Ortseingang von Agde, einer kleinen Küstenstadt in der Nähe von Beziers. Abseits von Straße und Strand gelegen, wirkte das mit uralten Platanen bestandene Gelände sehr anziehend auf uns. Der ehemalige Gutshof versprach Ruhe und Kontemplation. Genau davon hatten wir geträumt und nahmen Abstriche beim Sanitärkomfort gern in Kauf.

Zeltplatz Agde – Verwaltungsgebäude, aufgenommen 2008. 1976 sah es hier nicht ganz so bunt aus.
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[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:33 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

Um ungestört zu sein, wählten wir eine wunderschöne Ecke aus, in der sich kein einziges Zelt befand. Bald wussten wir auch warum. Hinter einer Mauer versteckt lag die stark frequentierte Bahnstrecke von Perpignan nach Marseille. Tagsüber war der Lärm kaum wahrnehmbar. Aber nachts rissen uns die vorbeidonnernden Güterzüge regelmäßig aus dem Schlaf. Wir wogen ab, was uns wichtig war und blieben tapfer an Ort und Stelle.

Es wurde ein Traumurlaub. Acht Tage genossen wir das herrliche Wetter, labten uns an Rotwein, Fromage und Baguette oder schauten den Fledermäusen beim abendlichen Flug um die Laternenpfähle zu. Um Geld zu sparen, gingen wir nur jeden zweiten Abend essen. Bevorzugtes Ziel waren kleine Restaurants in der Altstadt von Agde, die preiswerte und bodenständige Küche boten. Aber auch die heute noch existierende Bar „Le Christina“ suchten wir häufig auf, weil sie nahe am Platz lag und so hieß wie Sigrids ältere Schwester.

Hier zog es uns hin.
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[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:34 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

An den übrigen Abenden übernahm es meine Frau, ein leckeres Mahl zu zaubern. Ich bin auch heute noch voller Bewunderung darüber, wie sie dies unter den primitiven Bedingungen stets zuverlässig hinbekam.

Es gibt frischen Thunfisch, Gemüse und Salat
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Den Tag verbrachten wir am Strand von Marseillan, der wochentags nur wenig besucht war. Dort schwammen wir oder beobachteten die Flamingos im nahe gelegenen Etang de Thau, einem landwärts gelegenen Binnensee. Die Ruhe und der große Abstand vom Studienort taten mir gut. In mir reifte der Entschluss, die Geisteswissenschaften an den Nagel zu hängen und künftig der Volkswirtschaft zu frönen, was auch geschah. Ich habe diese Entscheidung nie bereut.

Unschlüssig: Wo hineinspringen?
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[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:37 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

Einen absoluten Höhepunkt bildete unser Ausflug nach Carcassonne. Mein Großvater hatte mir einen riesigen Bildband hinterlassen, der ein wundervolles Foto dieser einzigartigen Stadt zeigt. Seitdem wollte ich unbedingt dort hin. Schon von außen bietet die weithin sichtbare Doppelmauer mit ihren Türmen und Toren einen überwältigenden Anblick. Wer sie durchschreitet, gelangt in ein wahrhaft beeindruckendes Labyrinth mittelalterlicher Häuser und Gassen. Staunend stiefelten wir darin herum.

In den Mauern von Carcassonne.
[img:2uf2h65v]http://i495.photobucket.com/albums/rr312/Wolf-Ingo/MZ-Forum/1976Agde11A.jpg[/img:2uf2h65v]

[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:38 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

Die Reise stand unter einem guten Stern. Wir waren von ihr derart angetan, dass sie uns als Muster für alle künftigen Touren dienen sollte, die wir in den folgenden zwei Jahrzehnten unternahmen. Sogar die MZ zeigte sich gnädig und machte keinerlei Mucken. Völlig anders verhielt sich die Ducati eines niederländischen Pärchens, das Wagner liebte und neben uns Quartier bezog. Dort wurde ständig an dem 350er Einzylinder herumgeschraubt. Natürlich freundeten wir uns im Laufe der Tage an – und durften am Ende doppelten Abschied feiern, weil die Ducati am vorgesehenen Abreisetag andere Pläne hatte.

Abschied
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Ende Juni mussten auch wir der harten Tatsache ins Auge blicken, dass selbst der schönste Urlaub einmal zu Ende geht. An einem heißen Samstagvormittag sattelten wir die MZ und verließen bedauernd den Ort des Geschehens. Um Zeit zu sparen, ging es direkt auf die nahe gelegene Autobahn. Der schöne Plan ging leider gründlich schief: Wir kamen im Rhonetal einfach nicht mehr in den vierten Gang, weil plötzlich die Leistung fehlte. Vollkommen ratlos beließ ich es bei Gang Nummer drei und 85 Knoten Dauertempo. Auf einem Parkplatz suchte ich dann intensiv nach entlaufenen Pferden und prüfte auch die Bremsen. Auffälligkeiten waren jedoch nicht zu vermerken. Erst als wir das Rhonetal wieder verließen, wurde mir klar, wer unsere Fahrt so nachhaltig behindert hatte: Es war der Mistral, ein stetig wehender Starkwind aus dem Norden.

Die langsame Fahrt durchkreuzte unsere Pläne: Erst gegen 22 Uhr konnten wir Lyon hinter uns lassen und fanden danach weder ein Restaurant noch ein Hotel, das uns aufnehmen wollte. Ob wirklich alle belegt waren oder man einfach keine Lust hatte, einen langhaarigen Boche zu bewirten, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Hinter Lons-le-Saunier gaben wir auf und schmissen das Zelt entnervt auf einen Acker neben der Route Nationale. Hungrig schliefen wir ein und wachten erfrischt wieder auf. Am Abend hatte uns die Weltstadt Tübingen wieder. Über 3.000 km lagen hinter uns - und ein toller Urlaub.

Einfahrt mit der MZ in unseren Hof (1978)
[img:2uf2h65v]http://i495.photobucket.com/albums/rr312/Wolf-Ingo/MZ-Forum/1976Agde13.jpg[/img:2uf2h65v]

[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:42 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

http://maps.google.de/maps?f=d&source=s ... 040527&z=6

[color=#808000:2uf2h65v][i:2uf2h65v]-- Hinzugefügt: 25/11/2010, 16:46 --[/i:2uf2h65v][/color:2uf2h65v]

So, liebe Leute, das war es erst einmal. In zwei, drei Wochen geht es weiter mit dem gelben Monster und einer noch längeren Reise. Sorry, dass ich nicht ausschließlich Fotos der Siebziger verwenden konnte, sondern gelegentlich auch mal ein moderneres einfügen musste, weil ich damals nicht unmäßig viel fotografierte. Die Menge hält sich aber wohl in erträglichen Grenzen.

Freundliche Grüße
Wolf-Ingo

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 18:02
von Christoph-TS
Sehr schöner Bericht! Das gibt mir gleich wieder Inspiration für meine nächstjährige Tour nach Nordfrankreich :)

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 18:12
von altf4
...feine geschichte - dank dafuer :)

g max ~:)

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 18:15
von trabimotorrad
Toller Bericht und sehr schöne Bilder. Vielen Dank für Deine Mühe :ja:

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 18:19
von s-maik
einfach nur klasse die geschichte und die Bilder, danke dafür ...

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 19:05
von Clou
Hi Ingo

Hat richtig Spaß gemacht deine GEschichte zu lesen. Schade, dass wir uns um knapp 30 Jahre verpasst haben. Ich wohne gerade in Besancon, im Doubs-tal und kanns nachvollziehen, dass du es schön fandest. Auch die Route-National kenne ich mittlerweile fast in- und auswendig.

-Christoph

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 19:20
von Steppenwolf
Toll geschrieben und bebildert. Macht einem glatt Laune auch dort mal selber entlang zu fahren. Danke für den tollen Bericht

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 19:37
von Jürgen Stiehl
Ein Genuss auch wegen der tadellosen Rechtschreibung.
Jürgen

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 19:40
von Nils
Sehr schön. Weiter so!

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 19:50
von Arni25
Sehr schöner Bericht! Vielen Dank für Deine Mühen!

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 20:22
von fränky
Klasse Bericht, da freue ich mich schon auf alle weiteren :D :D :D
zumal wir zu der Zeit auch viel unterwegs waren, leider aber ohne MZ :cry:

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 20:34
von Wolf-Ingo
[img:1ekhyuij]http://smilies-smilies.de/smilies/verschiedenes_smilies/dienerm.gif[/img:1ekhyuij]

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 20:50
von Andreas
Feiner Bericht!

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 25. November 2010 22:01
von ths
:top: Superspitzenklasse.

Weiter so

Thomas

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 00:25
von steven80
Wirklich toller Bericht! Mit viel liebe gemacht! Und ich schreib mal noch was sowieso alle denken: Die Sigrid war aber auch ein heißer Feger, was?! ;-)
Ist nicht sexistisch, sondern anerkennend gemeint!

gruß
Steven

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 01:07
von Wolf-Ingo
Danke, Steven, das war sie wirklich!

Freundliche Grüße
Wolf-Ingo

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 05:51
von Paule56
Wolf-Ingo hat geschrieben:Danke, Steven, das war sie wirklich!

Freundliche Grüße
Wolf-Ingo


war? :gruebel: ;-)
man, man, wir werden alle älter, da wird nicht nur der "lack" stumpf ....
entscheidend ist doch, dass ihr noch heute füreinander da seid, wenns so bleibt ... was willst mehr?
und nun schreib büdde weiter :ja:

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 06:40
von knut
wenn ich mir deine frau in der kombi anschaue , kann ich die franz. zöllner verstehn ;-)

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 08:08
von Ekki
Paule56 hat geschrieben:
Wolf-Ingo hat geschrieben:Danke, Steven, das war sie wirklich!

Freundliche Grüße
Wolf-Ingo


war? :gruebel: ;-)
man, man, wir werden alle älter, da wird nicht nur der "lack" stumpf ....
entscheidend ist doch, dass ihr noch heute füreinander da seid, wenns so bleibt ... was willst mehr?
und nun schreib büdde weiter :ja:



Da spricht der alte Wolf ;D

Sehr schön gemacht. Die Gegend ist immer eine Reise wert. Für Nachahmer empfehle ich noch in der Nähe von La Grande Motte den Ort Le Grau du Roi und Aigues-Mortes mit seiner vollstandig erhaltenen Stadmauer.

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 08:28
von net-harry
...ich könnte stundenlang weiter lesen... :ja:
Danke dafür.

Gruß Harald

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 08:43
von TS-Jens
Super :gut:

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 08:54
von sammycolonia
einfach nur klasse.... :respekt:

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 09:57
von guzzimk
Super Geschichte, bitte mehr !!!

LG

Markus

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 10:48
von mecki
Hallo Wolf Ingo, Wie sich doch unsere Erlebnisse gleichen. Die Sache mit dem Panzerkombi und Arbeitshandschuhen und den Frankreichfahrten. Auch haben wir uns beim Harro 1968 zwei Lederkombis um 300.- DM gekauft. Was übrigens ein Fehler war. Ist euch sicher auch so ergangen. Im Sommer wirst Du darin geröstet im Winter erfriert man und wenns regnet ersäuft man. Beim ersten richtigen nass werden wurden wir auch noch blaugrau eingefärbt und zwar für mehrer Wochen, da sich diese Gerbsäuere oder Lederfarbe um nichts in der Welt abwaschen lies.

Grüsse, Mecki

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 11:34
von horrorschwabe
... schreib ein Buch! Die Geschichten sind klasse, sammel das alles, such dir einen kleinen Verlag!

Grüße

Markus

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 26. November 2010 13:22
von Wolf-Ingo
Danke, Ihr Lieben. Ihr macht mich richtig verlegen. Aber es tut gut. Was Mecki da bezüglich des Abfärbens schreibt, kann ich voll bestätigen. Sigrids Harro-Handschuhe färbten ihre Hände noch 10 Jahre nach dem Kauf regelmäßig schwarz ein. Dazu musste es nicht einmal regnen.

Freundliche Grüße
Wolf-Ingo

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 27. November 2010 23:35
von derMaddin
Schöner Bericht, sowas lese ich immer wieder gerne! Bitte weiter machen... :ja:

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 28. November 2010 09:39
von Berni
Besser als mit dem Lesen dieses wunderbaren Berichtes kann man die Winterabende nicht verbringen. :gut: :zustimm:

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 19. Dezember 2010 13:02
von Wolf-Ingo
Hier gehts weiter mit Teil 3: viewtopic.php?f=12&t=41376

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 15. April 2012 23:35
von keulemaster
sehr schöner Bericht :-)

Re: Mit der Viergang-TS ans Mittelmer - Vier Jahrzehnte... (

BeitragVerfasst: 3. Februar 2013 15:18
von samasaphan
Klasse! Danke!