
Hallo Leute,
da ich in der letzten Zeit mein Fernweh mit diversen sehr interessanten Reiseberichten und Reiseanregungen, aus dem Forum bekämpfe bzw. anstachel, wollte ich euch auch eine kleine
Zusammenfassung meiner diesjährigen Touren geben.
Die Touren habe ich mit meiner RT 125/1 von 55 gemacht. Da hier ja auch schon gefragt wurde, wie tourentauglich so eine RT ist, vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen.
Eigentlich war es mehr ein Wochenendtrip und ein größerer Tagesausflug. Aber ich fasse das hier zusammen. Vielleicht findet der ein oder andere eine Anregung für eigene Touren.
Aber von Anfang an… [das wird etwas nun ausschweifend]

Die ganze Geschichte beginnt eigentlich im Januar 2012. Anlässlich der Oldtema in Erfurt überreden mich gute Freunde zur Teilnahme an „der Hatz auf die Katz“. Eine familiäre Oldtimerveranstaltung in Saalfeld, die von Vorkriegsmotorrädern und Autos geprägt ist und eine Baujahrbegrenzung von 1965 hat.
Zu dieser Zeit hatte ich zwar schon meine TS 150 in der Mache, aber die war bis dahin weder fertig zu stellen, noch mit dem Baujahr ´83 geeignet. Mein Freund Christoph konnte mir aber aus der Patsche helfen. Er stellte mir seine CZ 250 in Geländesportausführung zur Verfügung und so durfte ich die erste größere Tour damit unternehmen. Schlußendlich schwor ich mir im nächsten Jahr mit einem eigenen Motorrad teilzunehmen und in Bezug auf die Baujahresbegrenzung fiel mir nur meine (zu der Zeit) auf Halde stehende RT 125/1 ein.
Hier kommt ein Foto
Also wurde die Agenda 2013 gestartet, die beinhaltete im Winter 2012/13 die RT fertigzustellen und im Mai (letzes Maiwochenende) mit der RT an der Hatz teilzunehmen. Komme was da wolle, ich wollte natürlich auf Achse anreisen, denn mit so einem schnöden Transporter kann ja jeder…
Wohnen tue ich in Eisenach, für die die es interessiert, und damit standen knapp 105km Anreise auf dem Plan.
Als erstes jedoch musste die RT fit werden. Es war das übliche Spiel: zerlegen, Motor machen lassen (neuer Kolben und Zylinder neugeschliffen), reinigen, Gabel neubuchsen, Reifen wechseln usw. usw.
Kurz ich hatte von Januar bis in den März gut zu tun. Im April zogen sich dann die Restarbeiten elendig in die Länge und auch der Winter nahm kein Ende. Fast Anfang Mai konnte ich dann mit großen Fragezeichen die RT zum TÜV schieben. Im Vorfeld hat ein Freund noch gemeint „Die Prüfen gerne die Radlager“ und wackelte am Vorderrad. Die bis dahin iO erscheinenden Lager hatten es aber doch hinter sich, also in einer „Nacht und Nebelaktion“ einen Tag vor dem TÜV Termin noch die Radlager getauscht. Wider Erwarten kam die RT ohne Mängel durch den TÜV. Besonders fasziniert war ich vom Eintrag: „Bremsleistung zeitgenössisch“, hatte ich mir doch im Vorfeld Sorgen um die Halbnabe und die übliche Forderung nach einer blockierenden Vorderradbremse gemacht.

Nach der Anmeldung stand erst einmal behutsames Einfahren auf dem Plan. Wenn man sowas noch nicht gemacht hat, dann ist es schon ein kleinwenig spektakulär… Die ersten Fahrten im Stadtgebiet usw. usw. Bei den ersten Fahrten im Umland hatte ich dann die schöne Begebenheit, das sich die Schraube am Abschlußpilz losvibrierte, was sie just vor einer Kurve tat und so ein Gaswegnehmen behinderte. Natürlich hatte ich keinen Schraubendreher dabei, in der Meinung ich hätte alles angezogen. Mit Hilfe meines Schlüsselbundes und einiger Zwangspausen „schleppte“ ich mich nach Hause, wo eine große Portion Loctite die Sache bisher behoben hat. Der Christoph meinte im Vorfeld, ich sollte bevor ich so eine Tour mache ungefähr 500km gefahren haben. Ich weiß zwar nicht mehr ganz genau, wie ich es schaffte aber so ungefähr 400-500 Kilometer konnte ich bis zum letzten Mai Wochenende wirklich sammeln.

Während dieser ganzen neuen Fahreindrücke habe ich mich parallel um stilechte Kleidung gekümmert. Bei der Hatz ist es so, dass viele Leute in zeitgenössischer Kleidung auftauchen und so gut mit ihren Maschinen harmonieren. Da man sowieso im Pulk fährt ist auch der Sicherheitsaspekt noch gegeben. Ich für meinen Teil hatte schon etliche Jahre eine alte Renania Halbschale zu liegen und besorgte mir noch einen langen Ledermantel aus der Bucht. Dazu wollte ich eigentlich meine Lederschnürstiefel nehmen, aber 1 Woche vor der Fahrt meinten die Sohlen sich endgültig von den Schuhen lösen zu müssen. Damit hatte ich ein Problem, denn mit Turnschuhen fahren, wie sieht denn das aus??

Bei einem Militärausrüster, wo ich mir günstig BW-Lederhandschuhe holte (die letzte Fahrt hatte ich noch als sehr frisch in Erinnerung und Lederhandschuhe wegen der Optik), war ich kurz davor mir olle Knobelbecher zu holen… Wie das ausgesehen hätte!? Man weiß es nicht. Während der Woche kam ich mit einem Arbeitskollegen über dieses Problem ins Gespräch und er meinte er hätte noch ein Paar schwere Stiefel (wohl mal von der Feuerwehr) im Keller, diese wären auch nur einmal getragen worden. Er brachte sie mit und sie passten... Welch ein Glück und das Ganze auch noch geschenkt !! Mittlerweile konnte ich mich revanchieren, aber nicht mit Schuhen

Und dann kam er der große Tag. Freitag hatte ich Urlaub genommen, damit ich in Ruhe und entspannt mit der RT fahren konnte. Für das WE war Regen vorausgesagt, aber als ich losfuhr war alles trocken und da ich Samstagskind bin, habe ich grundsätzlich das Glück gepachtet. Dachte ich…
Für die Hin- und Rücktour hatte ich mir ruhige und flache Straßen rausgesucht, welche ich in der Woche auch noch mit dem Auto abgefahren bin. Naja ich vertraute bis dahin meinen Baukünsten noch nicht so wirklich... Und so eine 3-Gang RT ist ja nun auch nicht geschaffen mit 120 12% Steigung zu bewältigen. Darüber hinaus war für mich der Motor noch in der Einfahrphase und aus dem Grunde wollte ich kein Risiko eingehen.
Link der Strecke
Da ich nach der Erfahrung im letzten Jahr und der Einfahrperiode schon ungefähr wusste wie das Fahren auf der RT werden würde, habe ich mich nach dem Zwiebelprinzip angezogen. Das war warm, aber man darf auch nicht Drinnen stehen oder sitzen… Sofortiges Saunagefühl ist die Folge.
Draußen ging es aber. Die Maschine war getankt, startbereit und wie gewohnt sprang sie auf den ersten Tritt an. Mein großes Abenteuer Erstausfahrt mit der RT konnte beginnen.
Die Route führte mich über Wutha , Mechterstedt, Hörselgau in die Richtung Günthersleben-Wechmar. Die Strecke ist flach und das Wetter war sonnig, aber noch merklich kühl. Daher hatte ich mir auch schon Strickhandschuhe unter die BW-Lederhandschuhe gezogen. Eine weise Entscheidung, aber mit einer Lücke im Plan. Die Ärmel waren nämlich nicht dicht geschlossen und so zog der Wind hinein. Da konnte man nur versuchen mit den vorhandenen Ärmeln der Pullover die Arme irgendwie zu schützen. Deswegen haben die Altvorderen auch Stulpenhandschuhe getragen. Noch so ein Punkt auf der Einkaufsliste.


Die Fahrt verlief bis hierhin ereignislos. Die RT schnurrte, der Fahrer richtete immer wieder den Mantel. In Wechmar habe ich dann am Ortsausgang angehalten, um etwas heißen Tee zu trinken, welchen ich wohlweislich mitgenommen hatte. Also rechts ran Maschine ausgebockt und hinein mit dem heißen Zeug. Was für eine Wohltat. Die steifen Finger freuten sich auch über etwas Bewegung.
Bei der Begutachtung der Maschine fiel auf, dass die Batterie schief stand!? Wieso denn das. Tja einfacher Weise hatte sich die „gute“ provisorische Gummiband Batteriehalterung verabschiedet und irgendwo auf der Straße verteilt, welche ich in Ermangelung einer Originalen und zu wenig Zeit installierte. Die Halterung war an sich nicht schlecht, aber anscheinend hat sich das Klemmstück unter der Batteriehalteplatte gelöst und damit die Spannung im Gummiband weggenommen.
Hm nun wollte ich aber nicht auf Risiko einfach so weiterfahren. Draht hatte ich nicht dabei und so war guter Rat teuer. Aber die Rettung lag nicht weit. Ein paar Häuser weiter hatte ich zwei Gartenbauer bei der Arbeit gesehen und die mussten nun herhalten. Also Motorrad zurückgefahren und nett nach Draht oder Schnur gefragt. Die Beiden hatten nur so eine Art Richtschnurdabei, aber davon gleich eine ganze Rolle, von der ich mir etwas abmachen durfte. Sehr nette Leute!! Mit der Schnur wurde dann die Batterie so gut es ging vertäut und darauf gehofft, dass der ganze Kram hält. Nach der Zwangspause ging es weiter, wobei das Anziehen wieder seine Zeit kostete. Ich nahm mir vor in regelmäßigen Abständen nach der Batterie zu schauen.
Die Tour ging also unverzagt weiter gen Saalfeld. Von Wechmar aus führte die Tour nach Arnstadt, von da in Richtung Süden über die Wipfratalgemeinde, mit meiner Angststelle. Das war eine scharfe Rechtskurve, welche nicht so gut einzusehen war und da die Leute dort auch gerne mal mit 120 km/h langbrettern und die RT Berghoch mit vielleicht 40 km/h-50km/h …. Naja an diesem Freitag kam keiner.
Nach angenehmer Fahrt ging es Richtung Singen, über die Klosterruine Paulinzella nach Rottenbach. Trotz Teegenuß war mir schon wieder frisch, „das ziehst Du jetzt durch!“ dachte ich bei mir. In Saalfeld konnte ich mich ja in der Kneipe aufwärmen. Trotzdem verzichtete ich „großzügig“ auf meine letzte ausgedachte Schleife und fuhr über Bad Blankenburg, direkt nach Saalfeld. ich glaube ich wäre nicht mehr losgekommen, hätte ich mich woanders in ein Cafe gesetzt. Die ganze Zeit über dachte ich auch wesentlich später dran zu sein, als ich war.
In Saalfeld angekommen stellte ich fest, dass die RT doch nicht so langsam ist, wie gedacht. Gut ich habe angesichts der frischen Temperaturen auch nicht die ausgiebigen Pausen gemacht, welche ich vorhatte. Die RT ist bis auf die kleine Batteriesache gut gelaufen und ich konnte feststellen der Fehler sitzt meistens auf dem Motorrad. Die Anlaufstelle für die Anmeldung ist im Pappenheimer beheimatet, wo ich mir als erstes einen heißen Cappuccino und ein leckeres Rostbrätl genehmigte.
Nach weiteren Heißgetränken kamen dann auch die Vertreter der Organisation, die sogleich meine fantastische Batteriebefestigung würdigten… Die RT parkte unauffällig direkt vor dem Pappenheimer.
Nach der erfolgreichen Anmeldung steuerte ich zum Kulmberghaus, wo ich mich mit meinen Freunden traf und wir residierten. Das Kulmberghaus liegt, wie der Name schon sagt auf dem Kulm, einem Berg bei Saalfeld.
Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick auf Saalfeld und Umgebung. Kann ich jedem wärmstens empfehlen. Auch als Tagesausflug. Die Betreiberinnen dort sind sehr zuvorkommend und sind flexibel mit besonderen Essenwünschen etc. also einfach herzlich und rustikal. Wer ein gehobenes 7 Sterne Ambiente wünscht ist dort aber an der falschen Adresse.
Da wir in 2012 auch dort übernachteten kannte man sich bereits und die Begrüßung war entsprechend herzlich. So konnte also die Hatz beginnen.
Fortsetzung folgt… (wenn ihr mögt)
und so sah er aus
Grüße Chris
P.S.: Da ich mehr fahre als fotografiere muss ich euch mit Fotos etwas vertrösten und das wenige Material noch hier rein laden.