Re: Lust auf Ostpreußen?
Verfasst: 17. Februar 2018 18:05
Im Frühjahr 1236 hallten sächsische Laute und das Klirren von Werkzeugen und Waffen über den Drausensee/Drużno. Die Ritter des Deutschordens begannen zusammen, mit einer Ritterschaft aus Meißen den Bau zweier Transportschiffe. Nachdem im Frühjahr des Folgejahres der Bau und die Beladung der Schiffe mit Baumaterial, Waffen und Vorräten beendet wurde , stachen die Schiffe „Pilgrim“ und „Friedland“ mit der kriegslüsternen Truppe in See, mit dem Ziel die Elbingmündung zu erreichen.
Nach der Eroberung von Pomesanien und den Gebieten um den Drausensee war das erklärte Ziel der Ritter, die Pruzzen auch aus den strategischen und wirtschaftlichen Positionen an der Elbingmündung zum Frischen Haff zu vertreiben. Zur Unterstützung dieses Vorhabens eilte eine Streitkraft aus Christburg/Dzierzgoń zu Fuß, den "schwimmenden Rittern" zu Hilfe. Auf einer Insel im Fluss bauten die Eroberer eine erste Erde-Holzwehranlage ,welche aber von den Pruzzen wieder erobert und zerstört wurde.
1240 begann man dann an anderer Stelle, nämlich am Ostufer des Elbings , unweit von der Mündung der Hommel mit dem Bau der eigentlichen Burg.
An der Nordostseite der Wehranlage entwickelte sich schnell eine Siedlung, welche 1246 von Hochmeister Heinrich von Hohenlohe die Handfeste bekam. Die Lage der Burg und der Siedlung war außergewöhnlich gut, da man von hier aus auf dem Wasserweg Anbindung an die deutschen Länder und Livland hatte. Von hier konnten die Ritterbrüder ihre Expansion Richtung Osten und Nordosten in das pruzzische Gebiet voran treiben.
Zu Beginn der Bauphase verwendeten die Baumeister noch massive Feldsteine, was die Anlage auch einen Angriff 1242 durch die Pruzzen ,sowie einen Sturm der Truppen Swentopolks von Pomerellen widerstehen ließ
(der erste große Pruzzenaufstand wurde von Swentopol nachweislich inszeniert und von ihm geführt,zu dieser Zeit kämpfte der Orden noch Seite an Seite mit polnischen Herzögen gegen die Pruzzen und Swentopolk ) .
Die Arbeiten an der Burg wurden 1248 bis 1260 fortgesetzt, diesmal mit Backstein und nur durch den zweiten pruzzischen Aufstand (1260-1247) zeitweilig unterbrochen. Auch diesmal feierten die Ordensbrüder ihren Sieg auf Grund der mächtigen Wehranlage.
1246 erhob man die Burg zur Komturei, als erster Amtsinhaber wurde ein Alexander urkundlich erwähnt.
1251 stieg die Burg zum Sitz eines Landmeisters auf und blieb Versammlungsort des preussischen Kapitels, bis im Jahre 1309 der Ordenshauptsitz von Venedig nach Marienburg verlegt wurde.
Die Burg war eines der frühesten Häuser für die Zusammenkunft des Konvents, wehrhafte aber auch künstlerische und repräsentative Eigenschaften hatte die Burg. In ihrer Blüte galt sie als eine der schönsten und mächtigsten, nach der Marienburg.
Geschützt war sie durch die Flüsse Elbing und Hommel, sowie angeschlossenen Wassergräben.Nord-Vorburg und und Stadtmauer waren miteinander verbunden. Als Hochmeistersitz gab es natürlich einen Großen Remter, den Kapitelsaal, eine Wohnstube für den Großgebietiger, Schatzkammer, Zeughaus und eine Kapelle in der sich die berühmte Heiligkreuzreliquie befand. Überreicht von Kaiser Friedrich II. an Hochmeister Hermann von Salza.
In der Burg soll sich auch die Münzerei des Orden befunden haben.
Elbinger Handwerker fertigten Keramikplatten von hoher Qualität, welche in der Burg zur Verschönerung angebracht waren. Mit der gleichen Dekoration wurde auch das Marienburger Hochschloss geschmückt, was viel aussagt.
Eine Säule aus Gottländer Kalkstein im Innenhof des Museums wurde wahrscheinlich in einem der Burgsäle als Gewölbestütze genutzt. Ihre aufwendige Gestaltung bestätigt die hochwertige Ausführung der Anlage.
Leider haben die Elbinger Bürger nicht nur Preussisch Holland „geschliffen“, sondern auch 1454 an ihrer Burg Hand angelegt. Die bis 1309 einstmals so mächtige und wichtige Ordensburg wurde zerstört und nie wieder aufgebaut. Erhalten hat sich ein Teil der Nord-Vorburg in der wirtschaftliche Einrichtungen untergebracht waren. Speicher, Malzhaus , Brauerei und Bäckerei waren dies. In der südlichen Vorburg betrieben die Handwerker ihr Gewerbe.
In einem Inventar wurde aufgezeigt, die Ritter besaßen 19 konventeigene Schiffe, welche im Hafen bei der Süd-Vorburg lagen. Europaweite Handelspolitik des Elbinger Komturs war der Grundstein der wirtschaftlichen Macht des Ordensstaates. Gehandelt wurde mit Getreide und anderen landwirtschaftlichen Gütern.
Nachdem der Ordenshauptsitz die Marienburg geworden war entfiel das Amt des Landmeisters und Elbingen wurde Sitz des Obersten Splitters(der,der die Spitaltätigkeit formell überwachte),der auch zusätzlich Komtur von Elbingen war.Im 14. Jahrh. wurde das Heilige- Geist- Hospital erbaut, welches dem Obersten Splitter unterstand . Dieser, folgte ebenfalls außerhalb des Burgkomplexes an dessen Nordseite, die Heilige-Geist-Kirche.
Die Städte wuchsen mit dem Erstarken des Ordens wirtschaftlich und militärisch natürlich mit, nur dass der Orden die Städte in ihrer Entwicklung behinderte, sowie Veränderungen nur zustimmte, wenn sie im Interesse des Ordens lagen. Durch einen Konflikt bei den Steuerabgaben und der anschließenden parteiischen Rechtsprechung zu Gunsten des Ordens kam es 1440 zur Gründung des Preußischen Bundes auf einer Versammlung. Nach der Eskalation dieses Streites, bewaffneten sich die Städte und insbesondere die Bürger der Stadt Elbing spielten eine bedeutende Rolle in dieser Auseinandersetzung.
Im Februar 1454 stürmten die Elbinger die Burg und nach 5 Tagen Belagerung mit anschließendem Sieg schliff man nicht nur die Burg, sondern zerstörte auch die Handwerksbetriebe in der Süd-Vorburg, welche wohl als Konkurrenz wahr genommen wurden.
Nach dem Verlust der Burg zog sich der Orden nach Preussisch Holland zurück und erhob diese Stadt zum Komtursitz. 1466 im zweiten Thorner Frieden ging Elbing an Polen und bis 1772 gehörte es zur Provinz Königliches Preußen. Die Burgruine wurde 1554 , also 100 Jahre später vollständig geschliffen. Nichts blieb erhalten, bis auf das Malzhaus der Nord-Vorburg.
1945 brannte, so wie auch der Großteil der Stadt , das Malzhaus nieder und wurde erst 1979-1986 wieder aufgebaut. Es ist heute ein Museum und war sehr interessant, vor allem aber abwechslungsreich. Die Ruinen der Stadt wurden abgetragen und durch neue Bauten, allerdings stilistisch passende, ersetzt.
Auf den Grundmauern der Nord-Vorburg gegenüber vom Malzhaus im ehemaligen, 1536 errichteten Elbinger Gymnasium, befindet sich das Archäologisch-Historische Museum.
1976 bis 1985 führte man auf dem ehemaligen Standort der Burg Grabungen durch, welche aber nicht großflächig angelegt waren. Die Burg konnte daher nur teilweise rekonstruiert werden. Grabungen in der Altstadt haben zahlreiche Funde zu Tage treten lassen, an denen der Reichtum der einstigen Residenz des Landesmeisters, des Obersten Splitters und Komturs, sowie der Hansestadt zu erkennen ist.
Schönes Wochenende!
Gruß
Rüdiger
Nach der Eroberung von Pomesanien und den Gebieten um den Drausensee war das erklärte Ziel der Ritter, die Pruzzen auch aus den strategischen und wirtschaftlichen Positionen an der Elbingmündung zum Frischen Haff zu vertreiben. Zur Unterstützung dieses Vorhabens eilte eine Streitkraft aus Christburg/Dzierzgoń zu Fuß, den "schwimmenden Rittern" zu Hilfe. Auf einer Insel im Fluss bauten die Eroberer eine erste Erde-Holzwehranlage ,welche aber von den Pruzzen wieder erobert und zerstört wurde.
1240 begann man dann an anderer Stelle, nämlich am Ostufer des Elbings , unweit von der Mündung der Hommel mit dem Bau der eigentlichen Burg.
An der Nordostseite der Wehranlage entwickelte sich schnell eine Siedlung, welche 1246 von Hochmeister Heinrich von Hohenlohe die Handfeste bekam. Die Lage der Burg und der Siedlung war außergewöhnlich gut, da man von hier aus auf dem Wasserweg Anbindung an die deutschen Länder und Livland hatte. Von hier konnten die Ritterbrüder ihre Expansion Richtung Osten und Nordosten in das pruzzische Gebiet voran treiben.
Zu Beginn der Bauphase verwendeten die Baumeister noch massive Feldsteine, was die Anlage auch einen Angriff 1242 durch die Pruzzen ,sowie einen Sturm der Truppen Swentopolks von Pomerellen widerstehen ließ
(der erste große Pruzzenaufstand wurde von Swentopol nachweislich inszeniert und von ihm geführt,zu dieser Zeit kämpfte der Orden noch Seite an Seite mit polnischen Herzögen gegen die Pruzzen und Swentopolk ) .
Die Arbeiten an der Burg wurden 1248 bis 1260 fortgesetzt, diesmal mit Backstein und nur durch den zweiten pruzzischen Aufstand (1260-1247) zeitweilig unterbrochen. Auch diesmal feierten die Ordensbrüder ihren Sieg auf Grund der mächtigen Wehranlage.
1246 erhob man die Burg zur Komturei, als erster Amtsinhaber wurde ein Alexander urkundlich erwähnt.
1251 stieg die Burg zum Sitz eines Landmeisters auf und blieb Versammlungsort des preussischen Kapitels, bis im Jahre 1309 der Ordenshauptsitz von Venedig nach Marienburg verlegt wurde.
Die Burg war eines der frühesten Häuser für die Zusammenkunft des Konvents, wehrhafte aber auch künstlerische und repräsentative Eigenschaften hatte die Burg. In ihrer Blüte galt sie als eine der schönsten und mächtigsten, nach der Marienburg.
Geschützt war sie durch die Flüsse Elbing und Hommel, sowie angeschlossenen Wassergräben.Nord-Vorburg und und Stadtmauer waren miteinander verbunden. Als Hochmeistersitz gab es natürlich einen Großen Remter, den Kapitelsaal, eine Wohnstube für den Großgebietiger, Schatzkammer, Zeughaus und eine Kapelle in der sich die berühmte Heiligkreuzreliquie befand. Überreicht von Kaiser Friedrich II. an Hochmeister Hermann von Salza.
In der Burg soll sich auch die Münzerei des Orden befunden haben.
Elbinger Handwerker fertigten Keramikplatten von hoher Qualität, welche in der Burg zur Verschönerung angebracht waren. Mit der gleichen Dekoration wurde auch das Marienburger Hochschloss geschmückt, was viel aussagt.
Eine Säule aus Gottländer Kalkstein im Innenhof des Museums wurde wahrscheinlich in einem der Burgsäle als Gewölbestütze genutzt. Ihre aufwendige Gestaltung bestätigt die hochwertige Ausführung der Anlage.
Leider haben die Elbinger Bürger nicht nur Preussisch Holland „geschliffen“, sondern auch 1454 an ihrer Burg Hand angelegt. Die bis 1309 einstmals so mächtige und wichtige Ordensburg wurde zerstört und nie wieder aufgebaut. Erhalten hat sich ein Teil der Nord-Vorburg in der wirtschaftliche Einrichtungen untergebracht waren. Speicher, Malzhaus , Brauerei und Bäckerei waren dies. In der südlichen Vorburg betrieben die Handwerker ihr Gewerbe.
In einem Inventar wurde aufgezeigt, die Ritter besaßen 19 konventeigene Schiffe, welche im Hafen bei der Süd-Vorburg lagen. Europaweite Handelspolitik des Elbinger Komturs war der Grundstein der wirtschaftlichen Macht des Ordensstaates. Gehandelt wurde mit Getreide und anderen landwirtschaftlichen Gütern.
Nachdem der Ordenshauptsitz die Marienburg geworden war entfiel das Amt des Landmeisters und Elbingen wurde Sitz des Obersten Splitters(der,der die Spitaltätigkeit formell überwachte),der auch zusätzlich Komtur von Elbingen war.Im 14. Jahrh. wurde das Heilige- Geist- Hospital erbaut, welches dem Obersten Splitter unterstand . Dieser, folgte ebenfalls außerhalb des Burgkomplexes an dessen Nordseite, die Heilige-Geist-Kirche.
Die Städte wuchsen mit dem Erstarken des Ordens wirtschaftlich und militärisch natürlich mit, nur dass der Orden die Städte in ihrer Entwicklung behinderte, sowie Veränderungen nur zustimmte, wenn sie im Interesse des Ordens lagen. Durch einen Konflikt bei den Steuerabgaben und der anschließenden parteiischen Rechtsprechung zu Gunsten des Ordens kam es 1440 zur Gründung des Preußischen Bundes auf einer Versammlung. Nach der Eskalation dieses Streites, bewaffneten sich die Städte und insbesondere die Bürger der Stadt Elbing spielten eine bedeutende Rolle in dieser Auseinandersetzung.
Im Februar 1454 stürmten die Elbinger die Burg und nach 5 Tagen Belagerung mit anschließendem Sieg schliff man nicht nur die Burg, sondern zerstörte auch die Handwerksbetriebe in der Süd-Vorburg, welche wohl als Konkurrenz wahr genommen wurden.
Nach dem Verlust der Burg zog sich der Orden nach Preussisch Holland zurück und erhob diese Stadt zum Komtursitz. 1466 im zweiten Thorner Frieden ging Elbing an Polen und bis 1772 gehörte es zur Provinz Königliches Preußen. Die Burgruine wurde 1554 , also 100 Jahre später vollständig geschliffen. Nichts blieb erhalten, bis auf das Malzhaus der Nord-Vorburg.
1945 brannte, so wie auch der Großteil der Stadt , das Malzhaus nieder und wurde erst 1979-1986 wieder aufgebaut. Es ist heute ein Museum und war sehr interessant, vor allem aber abwechslungsreich. Die Ruinen der Stadt wurden abgetragen und durch neue Bauten, allerdings stilistisch passende, ersetzt.
Auf den Grundmauern der Nord-Vorburg gegenüber vom Malzhaus im ehemaligen, 1536 errichteten Elbinger Gymnasium, befindet sich das Archäologisch-Historische Museum.
1976 bis 1985 führte man auf dem ehemaligen Standort der Burg Grabungen durch, welche aber nicht großflächig angelegt waren. Die Burg konnte daher nur teilweise rekonstruiert werden. Grabungen in der Altstadt haben zahlreiche Funde zu Tage treten lassen, an denen der Reichtum der einstigen Residenz des Landesmeisters, des Obersten Splitters und Komturs, sowie der Hansestadt zu erkennen ist.
Schönes Wochenende!
Gruß
Rüdiger