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Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 27. September 2018 18:43
von blaublau
Wunderbar das es euch so gefällt :) Freut mich sehr :ja:

Und weiter gehts mit dem 10. Tag

Mein Körper holt sich die verlorene Energie am Folgetag, heute ist irgendwie alles lustlos. Das liegt aber auch daran, das es der vorletzte Tag auf dieser wunderschönen Insel ist. Ähnlich dem Sonntag vor dem Montag..
Nach dem gewohnten Frühstück erkundige ich mich an der Rezeption am Campingplatz wo es denn den nächsten Handyladen gibt. "Olbia...oder versuch es mal in dem Buchladen in Santa Teresa...gegenüber der Esso am Hafen"
Es war nur eine kleine Randnotiz von Tag 9, dass mein Handy abends nicht mehr funktionieren wollte. Doch an dem Handy steckt noch mehr als nur Internet und Whatsapp.
Im Notfall brauche ich ein Telefon um mich abschleppen zu lassen und so unglaubwürdig ist dieser Fall gar nicht in Anbetracht der bisher zurückgelegten Entfernung und dem Fahrzeug. Ich habe den neuen Motor vor der Tour schon gute 5000km getestet auch in den Alpen eine Woche mit CTS zu Männertag, aber man weiß ja nie!
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Ich habe versucht mein Handy über dem Benzinkocher zu trockenen falls Wasser eingedrungen ist, es lag auch 1h in der prallen Sonne. Keine Veränderung, es ist jetzt grade unbrauchbar, also mache ich mich auf den Weg nach Santa Teresa und suche diesen ominösen Laden.
Nach dem 2. Anlauf, ich habe anscheinend in einer Versicherungsgesellschaft nachgefragt, habe ich den Laden gefunden und kaufte mir das preisgünstigste Handy was es gab, 30 Euro und dafür SMS und Anrufe tätigen, super. Schnell die Simkarte getauscht und leider festgestellt das die wichtigsten Nummern auf dem Handy selbst gespeichert sind anstatt auf der SIM Karte. Nungut, besser wie garnix.
Auf dem Hinweg hatte ich noch ein mulmiges Gefühl, wenn einem bewusst wird, "bleibst du jetzt stehen musst du irgendeinen Italiener fragen ob du mit seinem Telefon den Pannendienst rufen kannst" und ich weiß seit 2016 das man gute 6 Stunden warten kann..als ein Kumpel liegen blieb..

Logisch und lustiger Weise zugleich war der Rückweg entspannter, ich bin quasi wieder abgesichert und mache unbekannte Strände unsicher 8)
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Auf dem Campingplatz angekommen legte ich mich noch an den Strand und schrieb das wichtigste was mir bisher passierte auf eine alte Rechnung die noch im Seitenkoffer rumflog...für ein bisschen Input beim Reisebericht schreiben.
Ohne ständigen Kontakt zur Außenwelt wird man binnen weniger Stunden ruhiger im Inneren.
Ich meine es tat mir gut, nicht mehr ständig Nachrichten zu bekommen und auf dieses Ding zu starren.
Jetzt bin ich wirklich frei :ja: ...und erinnere mich an gestern als wir an dem Gipfel ankamen..ein ähnliches Gefühl.
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Am späten Nachmittag wandere ich den Strand entlang zu einem Turm (wie im Schach die Spielfigur), ein bisschen historischen Input kann ich noch gebrauchen und daher gehe ich bis ganz rauf.
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Der Turm aus der Ferne..

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der "Aufstieg"

Und oben, es sind ca. 12 Meter höhe, sehe ich wieder meine alte Heimat Korsika, ca. 35km Luftlinie sind es bis Bonifacio und diese Insel erstaunt mich immer wieder weil sie wie der Mond ab und zu ganz nah auftaucht. Man sieht deutlich die hellgelben Sandfelsen und weiter hinten die bis zu 3000m hohen Berge dieser tollen Insel.

Am Abend gab es wieder Ignusa, ich will nicht lügen, aber auswärts ist man etwas assozial :mrgreen:
Die heutigen und folgenden Bilder habe ich mit der Helmkamera geschossen,ein Glück hatte ich dieses "backup"

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 27. September 2018 20:16
von matthias1
Es is schon erstaunlich, wie abhängig wir von Elektronik sind.
Bei dir das Handy, bei uns wars das Navi. Glücklicherweise hatte ich noch eine Europakarte von 1997 bei.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 28. September 2018 11:14
von mario l
matthias1 hat geschrieben:...eine Europakarte von 1997...

zeigt die überhaupt noch alle Länder richtig an :?:

lg mario

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 28. September 2018 11:58
von matthias1
Ist das bei einer Reise mit dem Mopped wichtig?

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 3. Oktober 2018 18:27
von blaublau
Mein Handy ist gleichzeitig mein Navi gewesen, also ich hatte somit auch mein Navi verloren :/

Entschuldigt die Abstinenz, es geht jetzt weiter mit den restlichen Tagen :arrow:

Tag 11 am 11.9.2018

Der Abreisetag steht an, bis 12 Uhr müssen wir auschecken, ich habe noch viel Zeit alles platzsparend wieder auf dem Moped zu verpacken. Wie jedes Jahr geht das immer schneller und effektiver. Zumindest hatte ich dieses Jahr gar keine Isomatte mit und habe auf meiner Motorradkombi immer geschlafen. Der dicke Schlafsack (Packmaß ein 5L Bierfass) blieb dieses Jahr ebenfalls zuhause und wich einem dünnen mit Packmaß 1L Bierdose :D Ich denke das können sich die männlichen Mitleser ganz gut vorstellen :mrgreen:
Mit Artur schmiede ich einen Plan, er fährt heute Abend mit der Fähre Richtung Rom und ich nach Genua. Wir werden uns am Abend in Olbia treffen. Ich fahre Hummel und er Bus. Um den Tag zu vertreiben fahre ich einige Umwege um noch ein paar schöne Erinnerungen zu sammeln.
Mein Handy welches gleichzeitig Navi war ist unbrauchbar geworden über Nacht. Zum Glück habe ich ein Notfallnavi mitgenommen, der Akku hält noch 5 Sekunden und das Kartenmaterial ist von 2008. "naja besser wie nix, fürs gröbste wirds reichen"
Schon am Campingplatzausgang zeigte mir mein Reservenavi das es am liebsten auf einem Stein zerschellen will :evil:
Kennt es eine Straße nicht die man befährt schaltet es sich selbst ab. Das kommt bei so altem Kartenmaterial nicht selten vor..

Also muss ich mit den Schildern vorlieb tun und fahre wie geplant nach Aggius um mir süße Schildkröten anzusehen.
Leider finde ich keine und frage den "Gärtner" welcher aber nur Italienisch kann. Das Ende vom Lied, ich komme bei diesem Baum an :lach:
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Ich finde sie am Ende selbst und schieße noch ein Foto mit dem freundlichen Mensch 8)
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Weiter geht es nach Tempio, wo ich mich das erste mal (mehrmals) verfahren werde.
Kurz nach dem Ortseingangsschild biege ich links auf einen Parkplatz, der Polizeijeep welcher entgegen kam, ist noch in sicherer Entfernung. Ich schaue auf einem abgerissenen Stück Landkarte von Artur wo ich hin muss während die Polizei vorbeifährt und mich grüßt "hätte ich die nur hergewunken wüsste ich den Weg jetzt"

Ich schaffe es dann doch noch nach 30 Minuten herumirren auf die richtige Straße Stadtauswärts zu kommen, mein Ziel ist der Monte Limbara, die Superstrada 392 bringt mich auf kurvenreichen Weg bis zum Pass wo ich Richtung Gipfel abbiege. Es hieß hier gibt es eine schöne Aussicht.
Der Weg zerrt sich und der Asphalt ist teilweise schon zu Schotter verwittert, auch wird es kühler. Nach guten 1000 Höhenmetern bin ich am Ende der zivil befahrbaren Straße angekommen, Monte Limbara ist das höchste Gebirgsmassiv im Norden Sardiniens.
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Von jetztan geht es weiter nach Olbia, unterwegs sehe ich wie so oft viele Korkplantagen

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Das Ortseingangsschild von Olbia sieht etwas durchlöchert aus.
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Ich treffe 2 Stunden bevor ich am Hafen sein muss Artur wieder, wir suchen uns einen Supermarkt um noch etwas für die Fähre einzukaufen, anschließend gehen wir in den typischen kleinen Gassen etwas essen.
Halb 8 verabschieden wir uns und ich mache mich auf dem Weg zu meiner Fähre. Diese steht bereits da und wird gemütlich eingeladen. Anders wie sonst habe ich dieses Mal keinen kennengelernt und vertreibe mir die Zeit mit Löcher in die Luft gucken und Ignusa trinken. Meine Stimmung ist gereizt, nicht zuletzt weil das Bootspersonal an den Mopeds hin und her rüttelt damit noch Autos reinpassen. "man kann doch nicht an einem 30 Jahre alten Pneumantkoffer das Moped hinten anheben um es zu verrücken" ... ich hätte ausrasten können :evil:
Zweitens habe ich jetzt den Punkt der Heimkehr erreicht, es war toll hier und ich hätte so gerne 3 Wochen hierfür verplant.. :(

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 4. Oktober 2018 06:10
von MZ-Jens
Großartig, vielen Dank für den tollen Bericht. :zustimm:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 4. Oktober 2018 07:29
von Harlekin
Ich weis kommt jetzt zu spät aber da du ADAC Mitglied bist kannst du dir kostenlos Karten schicken lassen. Die hab ich dann immer als backup dabei da sind auch die meisten großen Städte mit drinnen als straßenkarte.

Viel Erfolg auf der Rückreise.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 4. Oktober 2018 18:58
von blaublau
MZ-Jens hat geschrieben:Großartig, vielen Dank für den tollen Bericht. :zustimm:


Naja gestern fand ich nicht so gut, aber da flossen auch schon 2 Bier :oops:

Ich bin nicht mehr beim ADAC, ich habe einen europaweiten Schutzbrief abgeschlossen, kann ich nur empfehlen :ja:


Tag 12, 12.09.2018 ---nichts hält außer die Hummel---

Nachts halb 1 bin ich meinen Schlafsack gekrochen auf dem obersten Deck für Passagiere, im 8. Stockwerk. Nachdem ich mir meine Ohrstöpsel implantiert hab damit mich das Dröhnen des Schiffs weniger stört, schlief ich bis kurz vor 6. mehr geht nicht, ich finde es sehr unbequem auf dem Schiff.
Aber das frühe Aufstehen lohnt sich, wieder kann ich den Sonnenaufgang genießen während es auf dem Schiff noch ganz still ist und einem der Fahrtwind umpfeifft :wink:

Irgendwann später ertönten wieder die Lautsprecher und informierten "...guten morgen..Kaffeebar auf Deck XX geöffnet" , ich habe mich bereits eingedeckt und sonne mich auf der Reling.
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9:45 legen wir endlich in Genua an, nach über 12 Stunden fahrt.. vor der Hafeneinfahrt haben ich sogar Delfine gesehen welche aus dem Wasser gesprungen sind <3
Vor dem Fahrzeugdeck warten schon viele auf die Öffnung der Luke, im Fahrzeugdeck ist es stickig und warm. Bis der Verkehr rollt vergehen nochmal 15 Minuten, denn wir sind auf der 2. Etage des Fahrzeugabteils. Das reicht um nochmal die Jacke abzulegen und die Sitzbank einzusitzen :biggrin:

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Endlich geht es los, doch schon 200m später steht Alles am 1. Kreisverkehr :lach:
Wenn ich etwas gelernt habe im Urlaub, dann vordrängeln :mrgreen: ..ist das doch in Italien gang und gebe bei Zweirädern
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"Das kann ja was werden ohne Navi" Ich versuche irgendeiner Straße zu folgen welche Stadtauswärts in die Berge führt und grade die, welche bei der eingestürzten Autobahnbrücke endet erwische ich natürlich..
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Mein stupider Plan sieht jetzt vor irgendeiner Stadt auf den Schildern zu folgen wo grade keine Umleitung ist...Milano...obwohl es auf der Hand liegt habe ich mich bis kurz vor dem Ziel nicht gefragt wie groß denn Milano ist, geschweige denn mir auf der Zunge zergehen lassen, dass das Mailand ist.. :idea:
Wir haben es nun 13:30 und ich tucker stadteinwärts auf einer 4 spurigen Straße einem höllenerlebnis entgegen. :roll:

Vielleicht ist es in Rom oder Neapel genauso schlimm, ich weiß es nicht, aller 500m kommt die nächste Ampel und zwischendrin kommen nocheinmal 3 Fußgängerüberwege, während aggressive Ausparker und Radfahrer meinen Gesamteindruck der Stadt abrunden.. nie wieder!
Ich habe versucht mein Navi zu benutzen, 2x bin ich fast auf die mautpflichtige Autobahn gekommen, wo ich nicht drauf darf ohne Vignette und unter 150ccm darf dort sowieso kein Zweirad fahren. Mit gesetztem Blinker und schweißüberströmt habe ich am mageren Straßenrand zurückgeschoben und so getan als hätte ich eine Panne :roll:

Dieses Navi "fucked mich ab"...und so sagte ich mir...was kennst du noch...nördlich...Berg...Bergamo... :wink:
Ich weiß nicht wie sich Italiener nur mit den Schildern zurrecht finden. Ich konnte an diesem Tag nichts feststellen, manche Kreisverkehre führen den Namen auf einmal nicht mehr mit, das verunsichert sehr..und es ist schon 17:30 , heute war bis Bormio geplant direkt vor dem Stilfser Joch und ich bin noch 180km entfernt.
Irgendwann schaffte ich es doch noch nach Bergamo zu kommen und dort war es dann entgültig vorbei.
Ich hatte weder Karte noch Navi und kannte die Namen auf den Ortsschildern nicht. Nebenbei war die Autobahn oft neben mir und ich empfand es sehr schwirig nicht darauf aufzufahren, vielleicht lag es am Wassermangel.

Völlig entnervt kaufte ich mir eine Flasche Kola und eine mit Wasser, die ersten Getränke des Tages.. Ein Gespräch mit meinem Vater per Notfalltelefon brauchte auch nicht viel. Besonders die SMS "such dir eine Unterunft, ist schon spät" trieb mich an diesem Tag zur weißglut. Ich fühlte mich einfach verloren.
Nach ein paar Minuten Ruhe entschloss ich mich mit meinem alten Navi die Verkäufer am Zeitungskiosk zu fragen wo es Ersatz gäbe.
Unweit von hier soll ein Handyladen geben. Ich mache mich auf die andere Straßenseite und schaue nochmal schnell zu meinem Moped. Den Blick interpretierte eine augenscheinliche Nu**e anders und verfolgte mich sogleich :lach: :lach:
Im Handyladen gab es nichts dergleichen und sowie ich rausging belästigte mich auch schon die weibliche Person erneut.. :lach: :lach:

Nichts desto trotz ging die Suche weiter, in einem Tabakshop bekam ich die 2. Adresse und um halb 7 abends ging ich freudestrahlend aus einem Elektronikladen mit meinem neuen tomtom. Nun ersetze ich in diesem Urlaub schon das 2. wichtige Teil für teuer Geld. :|
Auf dem Parkplatz testete ich das neue Navi und nach wenigen Minuten stieg ich hinter das Menü.
Ziel wird nun der 30km entfernte Campingplatz im Gebirge sein.
Es ist wieder kalt und dunkel, doch ich kurve noch durch tolle Straßen, bin jedoch völlig fertig.
20:15 erreiche ich den italienischen Campingplatz am Lago di Endine, westlich vom Gardasee.
Zu meinem Glück können die Inhaber, eine sehr nette italienische Familie, ein wenig Englisch sodass ich mir noch eine Pizza aushandeln konnte sowie einen Platz fürs Zelt.
Heute war ein ziemlich kranker Tag :cry:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 4. Oktober 2018 19:31
von matthias1
Das kenn ich.
Wobei ich dir sagen muß, der Verkehr in Milano ist im Vergleich zu Napoli echt angenehm.
Das liegt aber nur am fehlen von Erfahrungen mit den örtlich geltenden Gepflogenheiten.
Auch in Neapel gibt es Regeln, die wir aber auch erst nach Stunden nur im Ansatz verstanden haben.
Wenn möglich meiden wir große Städte.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 4. Oktober 2018 19:42
von OSLer
Puh, was für ein Abenteuer, und trotz Ärger ist das sicher später eine wunderbare Erinnerung, um die ich dich sehr beneide. Weiterhin gute Fahrt und die nötige Portion Gelassenheit. ;D

Gruss
Lars

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2018 08:50
von blaublau
Tag 13, ---heute wird aufgeholt---

Gestern bin ich im kleinen Bergort Madrera am Lago di Endine gestrandet. Kurz vor der Dunkelheit zeigte mir mein neues Navi den Weg zum Zeltplatz, welcher in der ungefähren Richtung lag wie ich es brauche.
Halb 7 am Morgen klingelte der Wecker vom Notfallhandy, bald darauf machte ich mich abreisefertig.
Es ist kalt und neblig, ein paar Sonnenstrahlen kämpfen sich bis zum See vor, ein cooles Bild.
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Ohne Frühstück/Trinken ging es los, ich hole die 140km bis Bormio nach, die ich gestern ohne Navi nicht gefunden habe. Mein neues Navi stellt mich bisher ganz zufrieden, doch die heutige Tagestour wird hart. Über 500km durch die Alpen….Italien, Österreich, Deutschland…bis nach Vilsbiburg bei Landshut, bis hierhin habe ich schon gute 2 Liter Öl verbrannt.
Noch am Vormittag schnupper ich wieder Luft von ganz oben und erklimme wie bereits letztes Jahr den großteils einspurigen Gaviapass. Doch zuvor war ich nochmal volltanken und treffe 4 Italiener, natürlich fragt man sich wo es denn heute hingeht, München haben sie mir nicht wirklich geglaubt, doch ich werde mein Bestes geben mein Ziel zu erreichen.

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Wir trinken zusammen einen Kaffee und knipsen schöne Fotos bevor es weiter geht.

Der Aufstieg beginnt! Die dünne kühle Luft, mein Gepäck, die Steigung der Straße, saugen das letzte Quäntchen Leistung aus meinem Moped, wären das Öl kocht und es nurnoch maximal im 3. Gang vorwärts geht.

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Das Tal aus dem ich aufsteige sondert viel Nebel ab, es sieht fantastisch aus, ich, die Sonne, der Nebel, die zerfahrene Straße ohne Leitplanken und die schneebedeckten Gipfel im Hintergrund.
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Ich gönne meinem Aggregat etwas Pause und mache Fotos. Die Italiener sausen vorbei, ich werde sie am Gipfel auf 2600m Höhe wiedertreffen. Hier unterhalte ich mich auch mit 4 Schweizer Fahrern über mein „Töff“, wie es dort genannt wird.
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Ich trete die Abfahrt an und hinterlasse den neugierigen Menschen eine kleine blaue Wolke :D
Bergab konnte ich 2 weitere Motorräder überholen bis ein großer Betonmischer die Straße blockierte. Der Hang wird erneuert und es sah so aus als würde das noch eine ganze Weile dauern. Mit anderen Fahrern lote ich den Platz zwischen Felswand und Laster aus…“wir passen durch“… und fangen genervte Blicke der wartenden Autofahrer ein.

Wieder ein Mopedpluspunkt :D
Unterwegs wird an noch weiteren Stellen die Straße repariert. Anscheint ist der „Frühherbst“ eine beliebte Zeit für Ausbesserungen des Rennasphalts :D Ich erreiche Bormio nach 4 Stunden. Das hätte ich gestern nie geschafft, in Vilsbiburg soll ich nach aktueller Berechnung 19 Uhr sein. In Bormio lasse ich keine Zeit verlieren und erklimme gleich den nächsten Pass welcher mich nach Österreich bringt…das Stilfser Joch…auf über 2700m Höhe.

Mein Motor habe ich noch nie so gequält wie diesen Urlaub, den Kupplungsdeckel kann man vor Hitze nicht anfassen. Wieder krieche ich auf den letzten Metern aber ziehe noch ein Auto ab :D
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Bergab wird motorschonender aber meine Bremskonstruktion erfährt den ultimativen Belastungstest. Ich habe freie Bahn und puste zwischen den Kehren bis in den letzten Gang auf 100 kmh bevor abrupt meine Bremsscheibe die Geschwindigkeit in nutzlose Wärme umwandelt, was übrig bleibt regelt die Schräglage.
Langsam „bin ich drin“ und ärgere die großen Maschinen. Hier fällt mir auf das meine Ideallinie ganz anders als deren ist, die Kehren nehme ich viel spitzer und bin effektiv schneller wie die großen.
Es vergeht wieder viel Zeit auf der Sitzbank ehe ich eine Rast am Reschensee mache, hier decke ich mich mit Wein und Speck ein. Gleich bin ich in Österreich, während es heute früh noch sonnig war ist das Wetter jetzt trüb, es wird bald mit Regnen anfangen….doch dem entkomme ich souverän und durchquere Österreich ganz eisern bis es kurz vor der Grenze Probleme mit dem Motor gibt. Er stottert ähnlich wie Zündaussetzer, eine neue Kerze brachte schonmal keinen Erfolg.

Ich lokalisiere das Problem bei 5500-6000 Umdrehungen..phu…das hilft aber auch nicht weiter.
An der letzten Tankstelle vor Deutschland lasse ich nochmal voll und treffe 2 Fahrer aus Nürnberg. Die habens noch vor sich..ich bin auf dem Rückweg.
Die Zündaussetzer rauben mir die Nerven, manchmal kommt dieses Symptom wenn man zu lang untertourig fährt, kurz nach Garmisch fahre ich auf die Autobahn Richtung München. Hier habe ich 80km zum Freibrennen, nach 50km wechsel ich nochmal die Kerze…das kann doch nicht sein, es geht einfach nicht weg. Mein Kolbenboden ist bereits metallisch blank und jegliche Verbrennungsrückstände haben den Weg nach draußen gefunden…

Die Autobahn wird jetzt stufenweise heruntergeregelt bis auf 50km/h, das Ortseingangsschild von München begrüßt mich, es ist schon 19 Uhr und jeder will heim. Das wäre nie etwas ohne Navi geworden! Ganz zahm tucker ich durch die Umweltzone und nehme gefühlt jeden Münchner Vorort mit….50kmh…mehr darf nicht…
Mein Kumpel Daniel in Vilsbiburg wartet schon, ich erreiche ihn 20:45, in der Ferne blitzt es, er begrüßt mich gleich mit einem Bier, herrlich. nach 500km und den ganzen Tag rumkurven wieder ein bekanntes Gesicht und ein bekanntes Getränk :biggrin:
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Kilometer machen in den Alpen ist sehr zeitintensiv, ich war von 7:45 bis 20:45 unterwegs. Das 3. Mal diesen Urlaub über 12h fahrt und das 4. Mal insgesamt.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2018 09:57
von RT Opa
Sehr schön zu lesen, man hatte das Gefühl irgendwie mit dir durch die Alpen zu fahren.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 10. Oktober 2018 16:57
von blaublau
Tag 14, der letzte der Reise....14.09.2018, Freitag

Es folgt zwischen den Absätzen ein kleiner bebilderter Rückblick :wink:

Bei Daniel habe ich die Nacht verbracht, mein kleines Urlaubsgeschenk (500g Speck aus Italien und ein halber Liter Sardisches Bier) kam gut an und es hat ihn sehr gefreut. Am Morgen hat es geregnet, das kennt man ja schon von der Hinfahrt. Nach einem starken Kaffee schauten wir uns meine Zündung an. Schon gestern philosophierten wir was die Ursache für meine Zündaussetzer sein kann. Daniel machte mir Angst mit einer verschlissenen Membran, ich habe den Wechselintervall schon verdoppelt auf 10000km :‘D Trotz dass ich keine offensichtlichen Fehler finden konnte, kürzte ich das Zündkabel an beiden Enden um 1cm und verschloss anschließend den Seitendeckel.

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Um 11 ging es auch schon weiter auf die letzte Etappe meiner 2 wöchigen Reise, noch 350km trennen mich von der Heimat. Eigentlich will ich gar nicht heim, ich könnte auch einfach noch weiter fahren…mit dem letzten Liter 2T Öl die Ostsee besuchen wäre drin :D
Auf dem Weg zur Autobahn nehme ich nochmal 2 Regenschauer mit und treibe den Motor in den roten Bereich…11 Laster hab ich überholt :‘D Das macht langsam Laune, das Problem mit den Zündaussetzern schien nun auch behoben, zum Dank gibt es Shell Ultimate 102 Oktan für die Hummel und ein Energygetränk für mich.

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Diesmal fahre ich nicht die A9 nach Norden sondern die A72, auf Höhe Plauen gibt es Stau, dafür habe ich gar keine Nerven und schlängel mich an der stehenden Blechlawine vorbei. „Wird sicherlich wieder der Feierabendverkehr sein“ doch es war tatsächlich ein Unfall, aber Polizei und Krankenwagen waren schon vor Ort.

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Die Reise geht wieder bis Zwickau West, hier teilten sich schon auf meiner ersten Tour 2016 die Wege und ein kleines Ritual entstand am Wegesrand. Kurz nach der Autobahnabfahrt zünde ich mir am Straßenrand eine Zigarette an und halte kurz inne…es ist kühl und windig, meine Kleidung kann nicht atmen durch die Regenkombi, vorgestern war ich noch in Italien und Österreich und auf 2700m, unter meinen Sachen habe ich eine gesunde Bräunung und mein Kopf ist voll von Erlebnissen der letzten 2 Wochen, geil. Wenn mich jemand fragen wird wie es war, was sage ich dann? Kurzum war es „ein geiler Ritt“

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Und die Strapazen habe ich hinter mir gelassen. Noch 35km trennen mich jetzt noch vom Haus meiner Eltern. Mein Gasschieber kennt von nun an nurnoch eine Position –volllast—
Ich bin wieder da wo man mich abschleppen kann, also „gib ihm was geht“.
Kurz vor meinem Heimatdorf ist eine Senke mit anschließendem Berg, ich kündige mich schonmal mit Dauervollgas und einem Hupkonzert an.

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Ich habe es geschafft!!!!! Und meine Eltern warten schon vor der Haustür um mich in Empfang zu nehmen.
Ein tolles Gefühl, die Reise leider beendet aber ich bin gesund!

Faktencheck:
Länder/Inseln: Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Korsika, Sardinien
Kilometer: knapp 3500
Öl: 3L
Benzin: ca. 150L
Probleme:
- lockere Fußrastenanlage, unterwegs gebaut
- Choce klemmt, unterwegs gebaut
- Zündaussetzer, unterwegs gebaut

Inzwischen habe ich mein Handy selbst repariert und mein Hummelmotor hat die 10000km geknackt innerhalb diesen Jahres :ja:




Ich danke den aufmerksamen Mitlesern und deren Kommentaren :ja:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 10. Oktober 2018 17:43
von OSLer
Wir haben Dir (!) zu danken fürs Mitnehmen und Miterleben lassen ! :ja:

Gruss
Lars

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 10. Oktober 2018 18:12
von löwenherz
:D Es war schön, mit dir durch die Alpen (die ich auch kenne) und über die Inseln zu fahren, die ich nicht kenne. Und deine Ankunft zu Hause seh ich richtig vor mir :biggrin:
Falls du mal Richtung Ostsee aufbrichst, komm bei uns rein.........gibt immer Kaffee und was zu essen....... :ja:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 10. Oktober 2018 19:44
von icke1982
Danke für deinen Reisebericht, ich hab es gerne gelesen. Schön das du wieder heil zu Hause angekommen bist.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 10. Oktober 2018 22:59
von pierrej
Deine Reise und der Bericht hier war sehr spannend und kurzweilig und da hier nun eine leere eintritt ermahne ich dich: Sie zu das du wieder loskommst und uns alle teilhaben lässt.
Vielen Dank für deine mühe hier so ausführlich und schön zu berichten. :gut:

Gruß Pierre

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 03:57
von allgäumz
OSLer hat geschrieben:Wir haben Dir (!) zu danken fürs Mitnehmen und Miterleben lassen ! :ja:


Dem ist nichts hinzu zu fügen :zustimm: :respekt:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 05:29
von MZ-Jens
Echt toll geschrieben. Du hast mich und uns auf deiner Reise mitgenommen. Vielen Dank! :ja:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 05:30
von MZ Kurt
Vielen Dank für den tollen Reisebericht!

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 07:39
von trabimotorrad
:schlaumeier: Ein 58 Jähriger, alter Sack muß sagen: Zweifelsohne ist es verrückt, aus einem Moppedmotor rund 17 PS raus zu kitzeln. Es ist verrückt, mit einem 17PS-Mopped eine 3000Km-Tour überhaupt in Erwägung zu ziehen und es ist eine absolute Unmöglichkeit, mit einem über jedes Maß der Vernunft getuntem Mopped so was zu unternehmen - so was geht nicht. :!:
Mit Deinem wunderschön bebilderten und sehr interessant geschriebenen Bericht über Deine tolle Reise hast Du das Geschwätz von diesem alten Sack überzeugend widerlegt :D
Ich wäre gerne dabei gewesen :wink: - Danke, das Du uns an Deinen "Verrücktheiten" Teil haben lässt :ja:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 08:06
von blaublau
Hehe, es hat ja nur 3 Vorgängermotoren gebraucht bis mein Motorkonzept ausgereift war. Zwischendurch ein Loch im Kolben und Klemmer wegen Falschluft. Aber der letzte 100ccm Membran bin ich 17000km gefahren ohne Neuschliff oder neu lagern. Denke ich bin da auf einem guten Weg jetzt.

Haha schön das ich einige umstimmen konnte "tuning hält nicht" :D

Ich hoffe ich fahre bald wieder weg

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 09:07
von matthias1
Schön geschrieben.
Schade das ich nicht dabei war.
Aber nach der Reise ist vor der Reise.
Erstaunlich finde ich die Länge deiner Tagesetappen. Aber mit dem Motorrad war ich noch nicht auf dem Weg nach Süden.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 13:27
von jmietusch
Sehr cool, schoen das du wieder heil angekommen bist.
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen, sehr geiler Bericht und ein wirklich verruecktes Unterfangen.

Final kann man nur sagen: Hummeln koennen, aerodynamisch gesehen, nicht fliegen... ne Simson kann niemals 17 PS haben...

Was solls, stimmt beides nicht :mrgreen:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 11. Oktober 2018 14:53
von Harlekin
Hummeln können fliegen das ist Nen alter grubenhund der von Göttinger Biologen mal in Umlauf gebracht wurde bei Beinen Bier zu viel.

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 13. Oktober 2018 07:19
von MZFieber
Toller Bericht. Jetzt mag ich auch mal mit dem Mopped da hin. 8) :oops:

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 19. Oktober 2018 12:50
von FrankfurterJung
Danke für diesen Reisebericht; super Bilder und super geschrieben! :gut:
Allzeit gute Fahrt!

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 1. Mai 2019 21:16
von blaublau
Ich danke euch für die tollen Kommentare. Vielleicht schreibe ich dieses Jahr auch einen, es geht in Richtung Süden ;-)

Mein Moped ist wieder reaktiviert und erste Tests unternommen, den 2Takter zu optimieren.
Nach 11000km habe ich den Zylinder gezogen um die Kolbenfenster leicht zu vergrößern.
Neben weiteren Kleinigkeiten konnte ich nach 200km die nach dem Zusammenbau zustande kamen auf den Prüfstand um zu sehen wie es dem Motor so geht.
Gleiche Nm und ein halbes PS weniger (was durch den um 3cm nach hinten versetzten Gegenkonus im Auspuff kommtund der dadurch leicht gesunkenen Resonanzdrehzahl kommt sowie dem Verschleiss nach 11200km)
Ein hervorragendes Ergebnis.

Die erste Größere Tour wird 1 Woche vor Männertag starten, 1. Woche Wörthersee und 2. Woche auf die Pässe in Italien Österreich und Schweiz. Trifft man jemanden?

Re: Nach Korsika, Sardinien mit der Simme

BeitragVerfasst: 1. Mai 2019 21:55
von matthias1
Saubere Arbeit!
Mehr Drehmoment und Leistung als ne 150er MZ. Und dann auch nur 85kg fürs Mopped. Damit kannst du (fast) jede MZ abziehen.
Spitzenleistung bei hohen Drehzahlen zu holen ist leicht, das bei moderaten Drehzahlen zu erreichen bedeutend schwerer.
Das Drehmoment dann noch nominal über der Leistung anzusiedeln die hohe Schule beim Tuning.
Respekt!