Tag 11 - der 2. Geburtstag
Es hat die ganze Nacht geregnet, am Frühstückstisch bin ich alleine, spreche mit meinen Kumpels in Jesolo nocheinmal alles ab über Whatsapp. Ich habe sogar ein Platz im Hotelzimmer bei ihnen
In meinem kleinen Zimmer mit Meerblick ziehe ich wieder alles an wie am 1. Tag, das Moped wird im strömenden Regen beladen, das Zimmer bar bezahlt und der Chocehebel lässt mein Motor mit einem beherzten Kick aufhäulen. Vorsichtig schlängel ich mich die Serpentinen nach oben auf das Dach der Insel Cres, ich folge den spärlichen Schildern nach Porozina, wo ich mit der Fähre nach Istrien aufs Festland will.
Den Weg hätte ich am liebsten bei Sonnenschein erlebt, die Wolken kratzen über die Insel und setzen sich fest, bilden einen undurchsichtigen Schleier welcher die Sicht auf echte 15m herabsetzt. In Kombination mit der transpirierenden Flora der Insel eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Meine Straße führt fast auf dem Bergkam entlang und wären die Wolken nicht, ich wette es wäre eine wahnsinns Aussicht!
Die Fahrt durch die Tropen endet in einer plötzlichen Baustelle bergab hinter einer Kurve. Ein Glück hatte ich alles unter kontrolle und rolle vorsichtig über die aufgerupfte Straße zum Fährterminal. Zufällig will die Fähre gleich ablegen, mit eile darf ich noch mit aufs Schiff!
Habe ich den Regen erwähnt? Man denkt das Schiff geht gleich unter..
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Wir legen in Brestova an, ich bin wieder auf der Halbinsel Istrien, hier war ich schon 2017 mit meiner Gelben...die Landschaft kommt mir bekannt vor als wäre ich im Nachbardorf spazieren..so schließt sich der Kreis also
Es geht auf kurvigen Landstraßen durch winzige Orte zur Grenze nach Slowenien. An der Grenzstation wird mein treues Gefährt gemustert mit einem Grinsen der Grenzpolizisten. Kurvige Kilometer später halte ich an einer Tankstelle und gönne mir einen Kaffee im Regen, ich bin in Verzug, sollte schon etwas weiter gekommen sein als ich jetzt bin, aber es ging nicht schneller, vorallem nicht bei dieser Witterung
Nun gut, im Urlaub soll man nicht hetzen sage ich mir und tucker von der Tankstelle los.
Die Grenze zu Kroatien ist 10km hinter mir, ich steuere mich mit 50kmh durch den kleinen Ort Kubed auf der B208, eine harmlose 90° Kurve trägt an dessen Ende das Ortsausgangsschild welches ich nicht selbstständig verlassen werde..
"Alles klar, eine Kurve, ich werde mal leicht bremsen" und mein Körper will die typische Haltung für Kurven im Regen einnehmen, dieser Reflex wurde unterbunden da der Anbremsversuch ohne Reaktion der Geschwindigkeitsänderung einherging, stattdessen ein kurzes schieben über das Vorderrad mit zeitgleichem Gleichgewichtsverlust. Ein weißer SUV taucht hinter der Kurve auf, doch ich war schon auf gutem Weg den Mittelstreifen zu überqueren mangels Haftung der Reifen..
Ich denke mir "Nein! Scheiße!!" - Blackout - ich liege auf dem Fußgängerweg, mein Moped entgegen meiner ursprünglichen Fahrtrichtung, ich versuche aufzustehen, falle nach 2 Schritten auf die nasse Straße! Meine Werkzeugtasche ist durch den Pneumantkoffer geschossen, der rechte Koffer 15m entfernt auf der Wiese, Sprit läuft aus, meine Ölbehälter und anderer Schutt auf der Straße.
In den ersten Sekunden bestand mein Wortschatz nur aus FUCK!
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Mein Unfallgegner, eine Slowenin mittleren Alters parkt ihr rampuniertes Auto in einer Einfahrt und kommt zu mir. Ich humpel wieder auf den Gehweg, wir verständigen uns mit wenigen Worten, Police? Police! Yes!
Ich kann es nicht glauben, die Reise hier zuende? Wieso ich? Ist das ein Traum?
Ich ziehe mir meinen Helm und kontaktiere meine Versicherung. Die genaue Ortsbestimmung gestaltet sich sehr schwirig, die Polizei erscheint, ich mache meine Aussage und soll 300€ bezahlen fürs Anrücken der Ordnungshüter...oder 150€ sofort...
Ich schaue in mein Portmone und kratze 130€ im Beisein der Polizei zusammen, hinter meiner Handyhülle entbare ich die restlichen 20 Euro..ich habe nun nicht nur einen Unfall sondern bin auch noch Pleite!
Der Abschlepper kommt und darauf noch der Krankenwagen. Ab hier sehe ich mein Moped nicht mehr, mittels Google Translator komuniziere ich mit dem Polizisten, meine hier war eine Ölspur, das passiert nicht aus heiterem Himmel! ...
Es ist eh vorbei..die Strafe bleibt so oder so, ich lasse den Abschlepper antanzen und zeige ihm mein Handydisplay -> "Oldtimer , teuer, sei vorsichtig"
steht auf slowenisch, er grinst und nickt.
Ich werde abtransportiert ins Krankenhaus, mit dem Rollstuhl zum Röntgen geschoben wegen meinem rechten Bein, 19 Uhr dann die Gewissheit, nichts gebrochen :O Ich bekomme ein Entlassungsschreiben vom Arzt und werde "auf die Straße gesetzt" samt meinem Gepäck..
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"Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben" -Goethe
Fortsetzung folgt...
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