Asturien - Das etwas andere Spanien
Verfasst: 8. August 2019 12:44
Teil I
Sommer 2018,
auf der Rückfahrt aus den Seealpen, sagte die beste Frau von allen, es sei nach Elsass, Vogesen, Cevennen und den Seealpen jetzt mal genug mit Frankreich als Reiseziel… „Ich such mal was raus…“ – einige Kilometer später: „Ich hab da was: Asturien!“ – „Asturien???“ – „Ja, da gibt’s alles: Berge, entsprechend ordentliche Kurvenstrecken, Meer, Sandstrände, Steilküsten…ich hab auch schon eine Ferienwohnung, die sich ganz gut anhört, auf’m Bauernhof, sehr ruhig gelegen, naja, zum Einkaufen muss man immer fahren, aber das tun wir ja eh jeden Tag, oder?“ – „Hm, ok…ist ziemlich weit weg, oder?“ – „Japp, ca. 1700 km, dann haben wir halt zwei Tage Anfahrt…“ – „Ok, dann mach das klar!“ … Wir waren noch nicht mal in Deutschland…
Sommer 2019,
die Anfahrt begann ganz gut, Freitag mittags los, abends etwa 180 km südlich von Paris, in einem Automaten-Hotel eingecheckt, morgens nach dem Frühstück weiter Richtung Spanien…leider mussten wir uns die Autobahnen mit vielen tausend Franzosen teilen, die alle auf dem Weg zur französischen Atlantikküste waren; südlich von Arcachon ging‘s dann etwas flüssiger und bald, gegen 18:00 Uhr, erreichten wir die spanische Grenze, um dort festzustellen, richtig, mit Anhänger max. 80 km/h…ein kurzer Zeitcheck ergab, wir werden nicht vor 23:oo Uhr am Ziel sein…
„Kein Problem…“, sagte der Gastgeber, „…wir warten auf euch, unseretwegen müsst ihr euch nicht beeilen; von der Autobahnabfahrt führt eine 20 km lange Landstraße zu dem Hof, die letzten 6 km (sic!) sind etwas kurvig, also lasst es langsam angehen…“
Landstraße
Die Landstraße (das Motorradnavi kalkuliert für die 20 km 32 Minuten Fahrzeit!) entpuppt sich als Kurvenstrecke vom Allerfeinsten, etwas in der Art, wo man in manchen Gegenden zu Hause 30 km Anreise für in Kauf nimmt…na, das fängt ja gut an! Wir fahren auf den Hof, wo ein großer Hofhund uns nicht etwa bellend, sondern schwanzwedelnd und um Streicheleinheiten winselnd begrüßt…wohl ein Wachhund, der in der gewerkschaftlich organisiert ist und längst Feierabend hat…
Unser Gastgeber Martin ist ein vor 30 Jahren eingewanderter Deutscher, selbst passionierter Motorradfahrer und -schrauber, der eine Transalp fährt und mit seiner spanischen Frau hier lebt.
Die ersten Touren machen ganz schnell klar, dass es ratsam ist, trotz der grandiosen Ausblicke,
immer den Straßenzustand im Blick zu behalten: Die in Frankreich übliche, großzügige Verwendung von Rollsplitt wird hier nicht so flächendeckend praktiziert, allerdings werden hier auch keine Warnschilder aufgestellt, wie das in Frankreich üblich ist…manchmal liegt das Zeug dann einfach da…Kuhfladen auf der Straße sind nicht nur der Reifenhaftung abträglich,
sondern auch ein Hinweis auf das, was einen hinter der nächsten Kurve erwarten kann…
Was das Betätigen der Hupe für die Kühe zu bedeuten haben sollte, hat denen wohl bisher keiner erklärt, aber, wenn man in Bewegung bleibt und sich berechenbar verhält (also nicht im Zickzack fährt), laufen sie einem auch nicht in den Weg…
Die Straßen sind, durch die Bank, überwiegend in gutem Zustand, man muss schon etwas Pech haben, um an eine, im Michelin-Kartenwerk weiß markierte, Landstraße zu finden, deren Zustand es mit dem übler Eifelstrecken aufnehmen kann…aber, wofür hat man Federwege?
Man trifft erstaunlicherweise ausgesprochen wenige Motorradfahrer hier,
auch wenig motorisierte deutsche Touristen; dafür aber viele spanische Touristen aus dem Inland, von der Landbevölkerung unter dem, abfällig gemeinten, Begriff „Madrilenos“ subsummiert, was wohl sowas heißen mag wie „völlig mit den hiesigen (Verkehrs-)verhältnissen überforderte Städter“…
Wer einem jeden Tag begegnet, sind Jakobsweg-Pilger, die mit kurzen Hosen, Wanderstab und Strohhut auf Hape Kerkelings Spuren unterwegs sind; im Gegensatz zur romantischen Vorstellung von „Wandern in der Natur“ verläuft der Jakobsweg allerdings vielfach entlang der, mitunter vielbefahrenen, Straßen…
Das Klima ist atlantisch geprägt, d.h. es weht meist ein frischer Wind, es kann zu blitzartiger Bewölkung kommen, und die Regenhäufigkeit passt so gar nicht zu dem, was man sich landläufig unter Spanien so vorstellt. Die Mitnahme der Regenkombis ist also grundsätzlich, jeden Tag, angeraten, weil man nie so genau weiß, ob es jetzt schon im nächsten Tal tüchtig regnet, obwohl man im strahlenden Sonnenschein los gefahren ist. Dafür ist hier alles grün, so grün, wie wir es zu Hause schon lange nicht mehr gesehen haben, und die Temperaturen sind angenehm, selten über 28, meist zwischen 21 und 24 Grad, was dem Motorradfahren in „vernünftiger“ Bekleidung schon zuträglich ist. Hat halt alles so sein Für und Wider, oder, wie ein vielen bekannter Schrauber aus Ruppichteroth sagte: „Irgendeinen Tod musst du sterben!“
Beim Einkauf im Supermarkt stellen wir überrascht fest, man kann sich nicht einfach an eine der Bedienungstheken, gleichgültig, ob’s die Fleisch-, Käse-, Wurst-, oder Brottheke handelt: Es gibt einen zentralen Automaten, an dem man vorher für jede Theke eine Nummer ziehen muss…die nachsichtig lächelnde Verkäuferin nimmt uns „excepcionalmente“ trotzdem dran und wir bekommen was für auf den Grill…das, nach Meinung unseres Gastgebers, beste hier erhältliche Bier gibt’s bei „Lidl“, heißt „Perlenbacher“ , kommt aus Frankfurt/Oder und wird stolz mit „Ley de Pureza“(Reinheitsgebot) beworben…das einheimische Bier wird aus Mais gebraut, weil die klimatischen Bedingungen den Anbau von Gerste, Roggen und Weizen nicht ermöglichen…naja, wenn’s richtig gekühlt ist, geht schlimmstenfalls auch Maisbier, bevor man Wasser trinken müsste…
Wir fahren noch'n bisken...
Fortsetzung folgt...
Sommer 2018,
auf der Rückfahrt aus den Seealpen, sagte die beste Frau von allen, es sei nach Elsass, Vogesen, Cevennen und den Seealpen jetzt mal genug mit Frankreich als Reiseziel… „Ich such mal was raus…“ – einige Kilometer später: „Ich hab da was: Asturien!“ – „Asturien???“ – „Ja, da gibt’s alles: Berge, entsprechend ordentliche Kurvenstrecken, Meer, Sandstrände, Steilküsten…ich hab auch schon eine Ferienwohnung, die sich ganz gut anhört, auf’m Bauernhof, sehr ruhig gelegen, naja, zum Einkaufen muss man immer fahren, aber das tun wir ja eh jeden Tag, oder?“ – „Hm, ok…ist ziemlich weit weg, oder?“ – „Japp, ca. 1700 km, dann haben wir halt zwei Tage Anfahrt…“ – „Ok, dann mach das klar!“ … Wir waren noch nicht mal in Deutschland…
Sommer 2019,
die Anfahrt begann ganz gut, Freitag mittags los, abends etwa 180 km südlich von Paris, in einem Automaten-Hotel eingecheckt, morgens nach dem Frühstück weiter Richtung Spanien…leider mussten wir uns die Autobahnen mit vielen tausend Franzosen teilen, die alle auf dem Weg zur französischen Atlantikküste waren; südlich von Arcachon ging‘s dann etwas flüssiger und bald, gegen 18:00 Uhr, erreichten wir die spanische Grenze, um dort festzustellen, richtig, mit Anhänger max. 80 km/h…ein kurzer Zeitcheck ergab, wir werden nicht vor 23:oo Uhr am Ziel sein…
„Kein Problem…“, sagte der Gastgeber, „…wir warten auf euch, unseretwegen müsst ihr euch nicht beeilen; von der Autobahnabfahrt führt eine 20 km lange Landstraße zu dem Hof, die letzten 6 km (sic!) sind etwas kurvig, also lasst es langsam angehen…“
Landstraße
Die Landstraße (das Motorradnavi kalkuliert für die 20 km 32 Minuten Fahrzeit!) entpuppt sich als Kurvenstrecke vom Allerfeinsten, etwas in der Art, wo man in manchen Gegenden zu Hause 30 km Anreise für in Kauf nimmt…na, das fängt ja gut an! Wir fahren auf den Hof, wo ein großer Hofhund uns nicht etwa bellend, sondern schwanzwedelnd und um Streicheleinheiten winselnd begrüßt…wohl ein Wachhund, der in der gewerkschaftlich organisiert ist und längst Feierabend hat…
Unser Gastgeber Martin ist ein vor 30 Jahren eingewanderter Deutscher, selbst passionierter Motorradfahrer und -schrauber, der eine Transalp fährt und mit seiner spanischen Frau hier lebt.
Die ersten Touren machen ganz schnell klar, dass es ratsam ist, trotz der grandiosen Ausblicke,
immer den Straßenzustand im Blick zu behalten: Die in Frankreich übliche, großzügige Verwendung von Rollsplitt wird hier nicht so flächendeckend praktiziert, allerdings werden hier auch keine Warnschilder aufgestellt, wie das in Frankreich üblich ist…manchmal liegt das Zeug dann einfach da…Kuhfladen auf der Straße sind nicht nur der Reifenhaftung abträglich,
sondern auch ein Hinweis auf das, was einen hinter der nächsten Kurve erwarten kann…
Was das Betätigen der Hupe für die Kühe zu bedeuten haben sollte, hat denen wohl bisher keiner erklärt, aber, wenn man in Bewegung bleibt und sich berechenbar verhält (also nicht im Zickzack fährt), laufen sie einem auch nicht in den Weg…
Die Straßen sind, durch die Bank, überwiegend in gutem Zustand, man muss schon etwas Pech haben, um an eine, im Michelin-Kartenwerk weiß markierte, Landstraße zu finden, deren Zustand es mit dem übler Eifelstrecken aufnehmen kann…aber, wofür hat man Federwege?
Man trifft erstaunlicherweise ausgesprochen wenige Motorradfahrer hier,
auch wenig motorisierte deutsche Touristen; dafür aber viele spanische Touristen aus dem Inland, von der Landbevölkerung unter dem, abfällig gemeinten, Begriff „Madrilenos“ subsummiert, was wohl sowas heißen mag wie „völlig mit den hiesigen (Verkehrs-)verhältnissen überforderte Städter“…
Wer einem jeden Tag begegnet, sind Jakobsweg-Pilger, die mit kurzen Hosen, Wanderstab und Strohhut auf Hape Kerkelings Spuren unterwegs sind; im Gegensatz zur romantischen Vorstellung von „Wandern in der Natur“ verläuft der Jakobsweg allerdings vielfach entlang der, mitunter vielbefahrenen, Straßen…
Das Klima ist atlantisch geprägt, d.h. es weht meist ein frischer Wind, es kann zu blitzartiger Bewölkung kommen, und die Regenhäufigkeit passt so gar nicht zu dem, was man sich landläufig unter Spanien so vorstellt. Die Mitnahme der Regenkombis ist also grundsätzlich, jeden Tag, angeraten, weil man nie so genau weiß, ob es jetzt schon im nächsten Tal tüchtig regnet, obwohl man im strahlenden Sonnenschein los gefahren ist. Dafür ist hier alles grün, so grün, wie wir es zu Hause schon lange nicht mehr gesehen haben, und die Temperaturen sind angenehm, selten über 28, meist zwischen 21 und 24 Grad, was dem Motorradfahren in „vernünftiger“ Bekleidung schon zuträglich ist. Hat halt alles so sein Für und Wider, oder, wie ein vielen bekannter Schrauber aus Ruppichteroth sagte: „Irgendeinen Tod musst du sterben!“
Beim Einkauf im Supermarkt stellen wir überrascht fest, man kann sich nicht einfach an eine der Bedienungstheken, gleichgültig, ob’s die Fleisch-, Käse-, Wurst-, oder Brottheke handelt: Es gibt einen zentralen Automaten, an dem man vorher für jede Theke eine Nummer ziehen muss…die nachsichtig lächelnde Verkäuferin nimmt uns „excepcionalmente“ trotzdem dran und wir bekommen was für auf den Grill…das, nach Meinung unseres Gastgebers, beste hier erhältliche Bier gibt’s bei „Lidl“, heißt „Perlenbacher“ , kommt aus Frankfurt/Oder und wird stolz mit „Ley de Pureza“(Reinheitsgebot) beworben…das einheimische Bier wird aus Mais gebraut, weil die klimatischen Bedingungen den Anbau von Gerste, Roggen und Weizen nicht ermöglichen…naja, wenn’s richtig gekühlt ist, geht schlimmstenfalls auch Maisbier, bevor man Wasser trinken müsste…
Wir fahren noch'n bisken...
Fortsetzung folgt...