Urlaub! Sommer! Und wieder sollte es per Motorrad in den Süden gehen.
2018 trafen Peter und ich uns für eine Woche auf Korsika, er kam von daheim und ich setzte von Sardinien über.
Neugierig geworden auf Sardinien wollte Peter da auch mal hin, und so nahmen wir uns vor das 2019 zu machen, denn ich hatte die Insel auch nich nicht genug erkundet. Im Frühjahr buchten wir die Fähren und stimmten uns schonmal ein. Grobe Planung, wie fahren wir am besten hin und all sowas.
Anfang Juni, am Nachmittag prötteln Peter und seine V50 bei mir ein. Nachdem er den Sonntag zuvor noch die rechte Zylinderkopfdichtung gewechselt hat schlug ich vor das nochmal nachzuziehen, was wir am nächsten Morgen machten.
Dann starteten wir durch in Richtung Ulm, es war tatsächlich ziemlich frisch im Westerwald, und wir nutzten eine Tankstelle mit hübscher Bedienung gleich zum Kaffeetrinken.
ABFAAAAAHRT!
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Über den Tag und nach Süden wurde es dann immer wärmer, das machte zuversichtlich. Im großen und Ganzen sind wir auch ohne Verfahrer und Probleme weitergekommen, bis ich auf einmal an einer Ampel strauchelte...Die Sohle meines Stiefels hat sich gelöst und hing runter! Na toll, und nun? Mit Panzertape geht Erfahrungsgemäß EINIGES!
Provisorisch geflickt und weiter! Im Ulm haben wir dann erstmal einen Decathlon besucht und ein paar Wanderschuhe als Ersatz gekauft...
Im Vorfeld hatte ich ein Hostel gebucht, wo man uns nett begrüßte und auch einen Überdachten Stellplatz für die Mopeten im Hinterhof hatte.
Frisch gemacht und los nach Ulm, wo wir uns mit Olli treffen wollten. Ihn hatte ich 2018 auf Sardinien kennengelernt und wir wollten ihn Abends treffen. Auf dem Weg in die Altstadt kam plötzlich ein Honda Innova um die Ecke, Olli wollte seine Frau Tine nachhaus bringen und dann auch in die Altstadt kommen. Zufällig kreuzten sich da schon unsere Wege, großes Hallo auf beiden Seiten!
Peter und ich gingen zu Fuß weiter und kehrten ersteinmal auf ein Bierchen ein, bevor Olli zu uns Stieß und wir in einem Lokal leckere, handgeschmiedete Burger aßen und noch ein paar Bier vertilgten. Ein schöner Abend!
Witzig auch das passende 50er Nummernschildchen an der Vespa!
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Am morgen holten wir gut erholt unsere Mopeds hervor und es ging wieder auf die Straße. Wenig Verkehr und eine schöne Strecke machten es uns leicht.
Am Bodensee entlang, kurz durch Österreich und schon ging es in die Schweiz und nach einem kurzen Augenblick nach Liechtenstein. Natürlich nicht lang, so klein wie das Fürstentum ist, also waren wir fix wieder in der Schweiz.
Hier ereilten mich Aussetzer und Leistungsverlust...Naaa toll!
Kurz gehalten und nachgeschaut, aber auf die Schnelle nix gefunden, also weiter! Dann an einer Ampel war ein Zylinder ganz weg. An einem kleinen Bach ging es auf die Fehlersuche, und nachdem Sitzbank und Tank herunter waren lagen alle Verdächtigen frei, und eine Zündspule war kochend heiß. Ja, genau diese Zündspule hatte ich im Frühjahr ausgetauscht, weil der Vorbesitzer eine neue beigelegt hatte und sagte dass sie defekt ist...Später hatte ich dann gefunden woran es wirklich lag, aber die neue Zündspule drin gelassen. Tja, da die alte OK war hatte ich sie als Ersatz im Gepäck und so kam sie nun wieder zum Einsatz. Das sollte es für den Rest der Reise aber gewesen sein, weitere Ausfälle gab es trotz heftiger Bedingungen nicht.
Nun konnte die Fahrt weitergehen, die Örtchen flogen vorüber, die Berge sorgten für tolle Aussichten.
Bei einer kleinen Pause an einem Dorfbrunnen hörten wir ein merkwürdiges Brummen, und ich war mir sicher dass es von Peters V50 kommt. Ich witzelte schon dass es wohl die Benzinpumpe ist, aber nachdem Peter mir endlich glaubte dass es aus Richtung seines Mopeds kam fand er seinen Rasierer eingeschaltet im Rucksack!
Der Rest der Schweiz war schnell erledigt, und schon sahen wir den Passo di Splugi auf uns zukommen und erklommen ihn Meter für Meter bis zur Höhe, die gleichzeitig die Grenze zu Italien ist. Es wurde auch Stück für Stück kühler, aber blieb erträglich.
Auf der Passhöhe waren plotzlich Peters Handschuhe weg, und wir hatten schon 2 durchgefrorene Radler in Verdacht sie mitgenommen zu haben, aber Peter hatte sie bloß bei der Pinkelpause aus der Tasche verloren.
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Nun geht es bis zum Lago die Como nur noch bergab! Bergab ging es auch mit dem Wetter, keine 10 Minuten später fing es zu regnen an. Mann was war das ein Ärger sich in die Regenhaut zu zwängen wenn man schon angefeuchtet ist!
Auf dem weiteren Weg nach unten wurde es zum teil ziemlich haarig, einige der Spitzkehren liegen in (düsteren) Tunneln und Galerien, der Straßenzustand ist miserabel und löchrig. Das ganze kombiniert mit Nässe und leicht beschlagener Brille machten es nicht einfacher.
Als der See in Sichtweite kam ging es erstmal auf die SS36, und es war nun auch wieder trocken. Da kann man ja mal eine Raucherpause einlegen dachten wir uns.
Das allein ist nicht wirklich erwähnenswert, aber dass Peter seinen Rucksack ans Hinterrad lehnte....
Jedenfalls waren wir wieder auf der SS36 als hinter mir ein Mercedes mit Lichthupe und Blinker auf sich aufmerksam machte. „Mensch, fahr doch vorbei, ich bin doch schon auf der rechten Spur!“
Tat er dann auch und der Beifahrer hielt rufend und lachend Peters Rucksack hoch! Die beiden hatten auch auf dem Parkplatz gehalten und haben Peters vergessenen Rucksack eingesammelt! Spitzentypen!
Puh, ein ereignisreicher Tag ging zuende als wir in Mandello del Lario landeten! Zum Glück gabs auf dem Campingplatz noch ein kleines Bungalowzimmer, denn das Wetter war wieder schlechter geworden.
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Im Restaurant direkt am See gabs lecker Pizza und schonmal ein sardisches Ichnusa, zusammen mit der ohrenbetäubenden Hintergrundbeschallung eines italienischen Kindergeburtstags.
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Gut geschlafen und erholt besuchten wir zum Frühstück wieder das Restaurant und konnten uns bei Seeblick für den Tag stärken.
Los gings, ersteinmal natürlich in die Via Emmanuele Vittorio Parodi Nr. 63, aka MOTO GUZZI!
Ein Stück den Berg hinauf findet sich auch das neue Werk, sowie direkt nebenan die Firma Gilardoni, wo traditionell Zylinder und Kolben für Guzzi gefertigt werden.
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Das Wetter hatte sich gebessert, so ging es bei Sonnenschein ab nach Süden, über Monza ab in die Po-Ebene. Ein großer Fehler, diese Ebene hat uns eine Hitzepeitsche und nicht enden wollende Geraden entgegengeworfen. RICHTIG anstrengend!
Auflockerung brachte eine Pause in der wir Motorenlärm hörten der uns zu einer Rennstrecke führte wo wir uns ein Viertelstündchen Zeit nahmen um den Fahrern dort zuzusehen.
Wir suchten uns per Handy nun schonmal eine Übernachtungsmöglichkeit und fanden in Castelnuovo 'ne Monti ein nettes B&B.
Simples Abendbrot, Bierchen, schöne Aussicht und kühle Metallstühle für die belasteten Hintern sorgten für Entspannung.
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Morgens ging es auf nach Pontedera! Dort sollte sich unser „Trio Eskalazione“ endlich komplettieren!
Denn eine Woche vor Abfahrt meldete sich unser Kumpel Dirk und fragte nochmal genau nach wann wir denn nun in den Urlaub wollten. Es stellte sich heraus dass er die Gelegenheit hatte frei zu kriegen. Er wollte aber noch nach Thüringen auf ein Treffen, darum wollte er nachkommen und uns an der Fähre treffen! Yeah!
Zwischenzeitlich genossen wir nette Strecken und eine schöne Gegend. Das Reggio Emilia ist echt zu empfehlen!
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Dank Handy waren wir die ganzen Tage in Kontakt, so machten wir das Vespamuseum zu unserem Treffpunkt. Da er sich aber ein anderes Vespamuseum bei Google herausgesucht hat verzögerte sich seine Ankunft ein wenig.
Peter und ich nutzten die Zeit um das Museum ausgiebig zu erkunden.
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So, nun hieß es warten, denn Dirk war noch immer nicht da.
Vor der Tür des Museums standen wir nun mit unseren Mopeds, als wir von einem Italiener angesprochen wurden. Ein seeehr netter Zeitgenosse, der wie sich herausstellte aus Mandello stammte und ehemals in der Entwicklung bei Guzzi beschäftigt und nun zu Piaggio gewechselt war.
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Und zwischenzeitlich kam noch mehr Besuch, ein Paar aus Portugal dass auf einer Vespa auf Europarundreise war!
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Wir hatten viele interessante Themen und die Wellenlänge passte, so verging die Zeit schnell. Dirk hatte zwischendurch nochmal angerufen um sich zu vergewissern die richtige Adresse zu finden und irgendwann hörte man aus einer Gasse das charakteristische Donnern eines durch offene Lafranconis ausatmenden 1000er V2 widerhallen.
Großes Hallo und Begrüßung!
Von hier an ging es nun auf direktem Wege auf nach Livorno, wo unsere Fähre am Abend auslaufen sollte.
Da noch Zeit war, der Magen sich auch meldete beschlossen wir noch einzukehren.
Im industriell geprägten Gürtel Livornos sahen wir eine Gaststätte mitten im Industriegebiet, und der Riecher sollte sich nicht getäuscht haben! Da wo Arbeiter und Trucker essen gehen schmeckt es und ist nicht zu teuer! So verklüngelten wir da unsere Zeit, aßen, tranken, wurden noch von Tunesiern auf gebrochenem Deutsch begrüßt nachdem sie unsere Kennzeichen erkannt hatten und machten uns dann auf die letzten Kilometer festland.
Trotzallem waren wir noch ziemlich früh an der Fähre. Also erstmal aus den Moppedklamotten raus! Durst war natürlich auch, also zog der Dirk los, weil er ein Schild „BAR“ entdeckt hatte. Er kam nach längerer Zeit und aus einer ganz anderen Richtung wieder, hatte aber Bier im Gepäck. Deutsches Bier! Was war denn da los?
Es stellte sich heraus dass die Bar geschlossen war, und so hat Dirk einen Reisebusfahrer angesprochen und ihm seine letzten 6 kalten Bier abgekauft!
Die grauen Wölfe an Bord mussten sich nun mit warmem Bier begnügen!
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Aus unserem Bluetoothlautsprecher plärrte Adriano Celentano, wir waren gut drauf und die Italiener in der Wartezone amüsierten sich gut über die bekloppten Tedesci.
Endlich ging es nun an Bord, und nachdem die Karren verzurrt waren konnten wir unsere Kabine beziehen.
An Deck war natürlich der Durst wieder da, also ab an die Bar! Dort griffen wir nachdem ich es unten im Köhlschrank entdeckt hatte natürlich zum guten Pietra, das mit Kastanienmehl gebraute Bier von Korsika! Damit setzten wir einen totalen Trend in Gang, alle die uns mit den Flaschen sahen holten sich auch eins.
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Diverse Rallyefans waren auch schon mit uns auf der Fähre, denn die Rallye-Weltmeisterschaft gastierte ja ein paar Tage später auf Sardinien.
Eine ruhige und schöne Überfahrt, mit leichtem Kater am Morgen.
Die Tage kommt der nächste Teil!
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