von Ludwig Sonnenkönig » 30. November 2020 21:20
Schon lange wollte ich mit meiner MZ ETZ 125 mal eine größere Tour machen. Jetzt, wo der Motor komplett überholt und eingefahren war, sollte das Abenteuer beginnen. Ziel der Tour war Schönau am Königssee, immerhin 513 km, die ich ohne Autobahnen zu benutzen, an einem Tag fahren wollte. Am 20.07.2019 wurde der „Esel“ bepackt. Am nächsten Morgen sollte es um 4 Uhr losgehen. Eingeplant hatte ich 10 -11 Stunden. Sehr zuversichtlich, eine 125er ist schließlich kein Rennpferd. Tatsächlich ging es 4 Uhr nach einem reichlichen Frühstück los, die Nacht davor hatte ich eh nicht gut geschlafen. Zu viel Aufregung, würde das Mopped durchhalten? Die wichtigsten Teile hatte ich dabei, für alle Fälle. Aber meistens geht sowieso das kaputt was man nicht dabei hat. 1,5 Liter Zweitaktöl und 10 Liter Super zusätzlich waren auch an Bord. Zelt und so was brauchte ich nicht, da ich meinen Sohn auf dem Campingplatz Grafenlehen überraschen wollte. Ein Plätzchen im Wohnwagen würde sich finden. Also fuhr ich 4 Uhr in Wallichen ( Ortsteil von Erfurt) los. Das Wetter war nicht optimal, zumindest regnete es nicht, noch nicht. Es ging Richtung Niederzimmern, Hopfgarten, Nohra, Bad Berka, weiter über Rudolstadt, Saalfeld, Kronach und Kulmbach in Richtung Bayreuth. Anfangs fuhr ich sehr verhalten, da immer mal ein Reh die Strasse querte. Auch Hase und Dachs liefen über die Strasse. Mit einsetzender Helligkeit wurde der Wildwechsel weniger. Ich konnte dadurch die Reisegeschwindigkeit erhöhen, soweit das mit einer 125er möglich ist. Auf der Geraden waren schon mal 100 km/h drin, aber Berg hoch fault der Motor sofort ab. Immerhin wiege ich 105 Kg und das ganze Gepäck, da kann man keine Rennen fahren. Trotzdem kam ich gut voran, es war Sonntag, die Straßen fast leer und keine LKW unterwegs! Irgendwo zwischen Bayreuth und Weiden füllte ich den ersten 5 Liter Kanister nach. Den Zweiten wollte ich als eiserne Reserve lassen. Immer noch war der Himmel Wolken verhangen, aber es regnete nicht. Leider waren dann auf der B 22 und B20 keine Tankstellen, nur abseits der Strecke, wo ich nicht wusste, ob die Sonntags geöffnet haben. Also weiter, den zweiten Kanister auch noch rein geschüttet, und gebibbert, ob es bis Straubing reicht. Zu allem Überfluss fing es nun doch an zu regnen. Der Sprit hat gereicht bis Straubing, ich fuhr von der Bundesstrasse in die Stadt zum Tanken. Das dauert natürlich, da man erst die Kanister mit Zweitaktöl bestücken muss, dann Tanken, den Fahrzeugtank noch mit Öl befüllen. Alles erst in den Messbecher, das ist beim Zweitakter sehr zeitaufwendig. Alles wieder wegpacken, da sind schnell 30 bis 45 Minuten weg. Dann noch was essen und zu Hause anrufen, das alles im grünen Bereich ist. Zwischenzeitlich schien die Sonne, bis hinter Eggenfelden. Dann fing es wieder an zu regnen. Das war jetzt auch egal, die Stiefel waren gefühlt halb voll Wasser. Also immer weiter über Altötting, Tittmoning und Freilassing Richtung Salzburg, zwischenzeitlich hat mich das Navi mal verkehrt geführt, also wieder umkehren und 5 Liter rein, kein Risiko eingehen. Bei dem Wetter wollte ich nicht mit leerem Tank stehen bleiben. Schließlich erreichte ich Salzburg, die Straßen standen gut unter Wasser, der Regen wurde aber schwächer. Natürlich war jede Ampel rot, wie meistens bei Sauwetter, aber schließlich erreichte ich die Tankstelle, wieder habe ich mehr als 30 Minuten dort verbracht. Aber der Spritpreis war schon mehr wie versöhnlich. Zwischenzeitlich kam die Sonne wieder hervor, und da der Wahnsinn keine Grenzen kennt und ich in der Zeit gut lag, beschloß ich noch die Roßfeld Panoramastrasse zu fahren. Also auf geht’s Richtung Deutschland, über Grödig, rechts der Untersberg teils in Wolken, und weiter nach Marktschellenberg, dann links weg Richtung Roßfeld Strasse. Schöne Steigung, der 4. und 5. Gang hatten erst mal Pause. Voraus der Hohe Göll und rechts winkte der Watzmann und der Hochkalter in der Ferne. An der Mautstelle waren fünf Euro zu zahlen. Am Ahornkaser einen Kaffee auf die Schnelle, der Hohe Göll ganz nah, davor das Purtschellerhaus und rechts davon das Kehlsteinhaus. Dann ging es wieder zurück, durch Berchtesgaden, vorbei am Salzbergwerk, der Watzmanntherme, durch den Kreisverkehr am Bahnhof nach Schönau am Königssee. Als Überraschungsgast kam ich bei meinem Sohn auf dem Campingplatz an. Nach dem Duschen ging’s erst mal zum Königssee ein Bier trinken. Fahrzeit mit Roßfeldstrasse waren 10 Stunden, das Mopped lief ohne zu zucken. Viel Zeit braucht immer das Tanken, aber das ist halt beim 2 Takter so.
Zwei Tage verbrachte ich im Berchtesgadener Land, dann ging es am Mittwoch nach dem Frühstück wieder ohne Probleme auf der selben Strecke bei schönstem Sonnenschein nach Hause. Es waren diesmal LKW unterwegs, was so schlecht auch nicht ist, da man auf der Bundesstrasse schön im Windschatten Sprit sparend fahren kann. Fahrzeit diesmal acht Stunden. Fazit: Solche Strecken sind durchaus mit einer 125er zu machen, aber Autobahnen sollte man wirklich meiden. Ich habe auf den über 1000 km kein Werkzeug angefasst! Ich denke, alleine kommt man schneller voran, da man auf keinen Mitfahrer achten muss, aber schöner ist es natürlich zu zweit oder zu dritt. Auf der Heimfahrt habe ich zweimal getankt, und einmal einen Kanister nachgefüllt. Auf den letzten Kilometern habe ich dann schon mein Hinterteil gemerkt. Besonderer Dank gilt Dirk Singer für die Reparatur des Motors, gute Arbeit!
Fuhrpark: MZ Typ/Baujahr, MZ Typ/BaujahrMZ ETZ 125 Baujahr 1990, ...
MZ ETZ 251 Baujahr 1989