Es dauerte doch ein wenig länger, bis sich das Kleingeld für das neue Motorrad vollzählig versammelt hatte. Eigentlich wollte ich die Anschaffung schon auf Frühjahr 2008 verschieben, da winkte der Importeur mit einem Rabatt von 400 Euro beim Kauf einer XT mit Tageszulassung.
Daher bestellte ich die Maschine Ende August, komplett mit Armaturenschützen (YAMAHA), Motorschutzbügel und Hauptständer von sw-motech und dem schmalen Unterfahrschutz von Touratech sowie einem Batterielade- und Pflegegerät mit Bordsteckdose. Der Gesamtpreis belief sich inklusive Überführung und Zulassung auf 6.200 Euro gegenüber dem ursprünglichen Listenpreis für das nackte Motorrad incl. Überführung von 6.233 Euro.
Auf die Anschaffung eines Koffer- und Gepäckträgers mit entsprechenden Aluboxen habe ich zunächst verzichtet. Bei Preisen von rund 700 Euro und mehr kann’s einem durchaus vergehen! Da ich allenfalls Tagestouren unternehme, reicht zumindest vorerst ein solider Tankrucksack des italienischen Herstellers FAMSA, um ein bisschen Kleinkram mitzunehmen.
Die XT ließ zunächst auf sich warten. Während die Zubehörteile bereits nach drei Tagen komplett beim Händler vorlagen, dauerte die Anlieferung des Motorrades geschlagene zwei Wochen. Angeblich soll die Spedition die Maschine zunächst verschlampt haben. Na gut, in Hannover wurde mal einer erschlagen, weil er keine Ausrede mehr wusste ... .
Am 12 September erhielt ich die XT endlich. Es fing gleich gut an, denn am nächsten Morgen befand sich ein Ölfleck darunter. Klarer Fall, dies war ein Auslaufmodell. Übeltäter war der Zentralstoßdämpfer, der ziemlich fix auch sein restliches Öl von sich gab. Es handelte sich wohl wirklich um den berühmten Einzelfall, wie der Händler sagte. In keinem Internet-Forum verschiedener YAMAHA-Modelle fand ich die Erwähnung eines solchen Defekts. Nach drei Tagen war ein neuer Stoßdämpfer montiert.
Im Gegensatz zur Vorführmaschine nervte mein neues Vehikel mit ausgeprägtem Konstantfahrruckeln. Daher wurde in der Werkstatt der Bordrechner neu programmiert. Auf meinen Wunsch hin erhielt die XT noch eine Iridium-Zündkerze für einen besseren Verbrennungsablauf. Damit war die Sache gut und ich muss seitdem nicht mehr im Känguruh-Modus durch Ortschaften fahren.

Hauptständer von sw-motech. Die Maschine läßt sich ohne großen Kraftaufwand
aufbocken.

Der hintere heruntergesetzte Teil des vorderen Kotflügels ist etwas zu schmal
und zu kurz ...

... so dass der Schmutz bis zum Kühler hinauffliegt. Der Unterfahrschutz
bewahrt nicht nur die Krümmer vor ,Feindeinwirkung', er hält auch den Dreck
von der zerklüfteten Unterseite fern.
Bremsen und Fahrwerk blieben unverändert, zumal die Gabel ohnehin straffer abgestimmt war als bei der Vorführmaschine.
Einen Punkt meines ersten Berichtes aus dem April 2007 muss ich allerdings ganz klar korrigieren – die Angabe des Benzinverbrauchs. Mir kam der damals ermittelte Verbrauch von 3,25 Litern / 100 km schon so ungewöhnlich niedrig vor, dass ich ihn vorsichtshalber als nicht repräsentativ bezeichnete. Zunächst hatte ich das allein auf meine zurückhaltende Fahrweise bei dieser Fahrt geschoben. Es gab aber noch einen zweiten Grund, eine Fehlmessung: In der Tanköffnung der XT befindet sich eine Zapfpistolenhalterung. Ich hatte bei beiden Tankvorgängen nur bis zum Abschalten der Pistole getankt und nicht daran gedacht, dass diese Automatikvorrichtungen bei unterschiedlichen Füllständen abschalten. Bei einheitlichem Volltanken bis zum Schwallblech – Maschine auf dem Hauptständer stehend – ergab sich bei zügigerer Fahrweise bislang ein Durchschnittsverbrauch von 4,75 Litern pro 100 km. Recht viel für einen Einspritzmotor! Außerdem liegt zwischen erstem Abschalten der Zapfpistole und tatsächlichem Volltanken eine Fülldifferenz von etwa drei Litern. Damit hatte sich auch das damals angesprochene Problem des vermeintlich frühen Ansprechens der Benzinwarnleuchte erledigt.
Die 1.000 km-Inspektion kostete die Kleinigkeit von 132 Euro. Nach Ablauf der zweijährigen Garantie werde ich die Wartungsarbeiten wohl selbst machen. Nur bei der Kontrolle bzw. Korrektur des CO-Wertes für die TÜV-Abgasuntersuchung bin ich auf die Werkstatt angewiesen, denn mit der momentan eingestellten Gemischanreicherung, die das Konstantfahrruckeln beseitigte, wird die XT die Prüfhürde vermutlich nicht nehmen.
Das Fahrverhalten habe ich in meinem ersten Bericht schon beschrieben, so dass ich es hier im einzelnen nicht wiederhole. Begeistert bin ich aber immer wieder über die Handlichkeit und die Art, wie die XT be...scheidene Straßen verarbeitet. Hier spürt man die Vorteile der langen Federwege und des 21-Zoll-Vorderrades. Bahnübergänge, vor denen ich mit SR 500, R 80 & Co. immer ganz erheblich die Geschwindigkeit reduzierte, lassen sich mit der XT ganz anders nehmen. Selbst bahneigene Sprungschanzen werden zum Vergnügen. Auch auf Schotterpisten lässt sich die XT gut bewegen.
Bislang habe ich runde 1.800 Kilometer zurückgelegt, auf denen keine weiteren Probleme auftraten – die Maschine läuft wie der Frühling auf Ballonreifen ... .
Gruß, Jürgen
... mal wieder irgendwo im Solling verschwunden
