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MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 07:07
von Thale
Vor einigen Jahren waren wir mal im Besucherbergwerk im Merkers. Die Dimensionen unter Tage waren gigantisch und die Stollen meist großzügig für LKW's ausgebaut. Mir ist noch im Kopf hängen geblieben das die meisten Unfälle nicht "bergwerkstypisch" waren, sondern auch im Erdinneren ganz schnöde Verkehrsunfälle.

Für's schnelle Fahren beim MotoCross waren die Jungs von Merkers ja auch bekannt, aber wie war das Untertage? Mit welchen Zweirädern ist man da rumgekurvt, wie ging sich das mit dem Salz aus und gibt es vielleicht irgendwo Fotos? Wurde Zweiräder auch in anderen Bergbauregionen verwendet?

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 08:10
von rausgucker
Gefahren sind die in Merkers 150er ES, Star und früher auch RT. Mein Opa- hab ihn selig- war bei Kali-Merkers Parteisekretär. Der hat es mir erzählt. Auch sr2 hat man gehabt. Opa war begeisterter Motorradfahrer, ES 250/1 mit Beiwagen. Im Krieg ist er bei der Wehrmacht auch Gespann gefahren. Danach waren alle Motorräder nur noch Mopeds für ihn:)
Er war aber nur bis 1970 bei merkers. Was die danach hatten, weiß ich nicht. Wird aber wohl DDR Standardware von mz und Simson gewesen sein. Die Fahrzeuge die einmal unter Tage waren, blieben auch dort. Da war alles mit Salz bestäubt- bei der trockenen Luft unter Tage ging das. Aber über Tage hat die Luftfeuchtigkeit alles zerfressen, also wegen des Salzstaubs.
Und klar, Merkers war gigantisch. Das Stollensystem des Kali-Abbaus hatte die Fläche des Straßennetzes von Leipzig.

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 08:58
von samyb

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 11:15
von RT-Tilo
Ich war selbst 15 Jahre im Bergbau in der Mitteldeutschen Braunkohle tätig und bei uns
hatte jede Abteilung mindestens eine MZ. Entweder 250er ES, TS oder zum Schluß auch
die ETZ mit oder ohne Beiwagen. Wir im Metallbau/Mechanikbereich hatten die TS 250
mit Lastenboot und eine mit SEL, unsere Tischlerei hatte mehrere mit Lastenboot. Für die
Kollegen im Schichtdienst bzw. Rufbereitschaft gab es die kleinen ES 150 in blau und schwarz,
später kamen dann noch die sogenannten LPG - Schweinchen in gelb, blau und rot metallic.
In den Material-Außenlagerngab es auch TS 125 oder 150, bei der GST ES 125 und 150 in grün,
bei der GST gab es auch noch RT 125/3, wovon einige, auch in unserer Abteilung, für den
vormilitärischen Motorrad - Orientierungssport umgebaut bzw. modifiziert wurden. So eine
RT hab ich noch im Lager stehen/liegen.(in Kisten,Kartons, Beuteln und Tüten) :oops: 8)
Große Vierecklampen waren meist mit Beiwagen ausgerüstet, nach ihrer Ausmusterung konnte
man einen Antrag auf Kauf stellen, mit bissel Glück konnte man dann eine MZ vom Betrieb kaufen.
Alle Maschinen trugen rechts und links am vorderen Kotflügel die Beschriftung vom Betrieb,
BKK Espenhain, BKW Borna usw.
War schon geil ... zur Großreparatur ab in den Tagebau mit Lastenboot, zwei Gasbuddeln,
Schlauchpaket und zwei/drei Werkzeugtaschen, dazwischen hockte noch der Lehrling ... :mrgreen:
Mann ... das waren Zeiten ! :wink:

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 11:31
von mutschy
Im Kali-Schacht Sondershausen wurden unter anderem S51 eingesetzt. Kurz nach der Wende wurden die hoch geholt und billigst (ab 20 Mark pro Stück) verscherbelt. Ein Freund hatte ne handvoll geholt. Nach nem halben Jahr war fast keine mehr am Stück. Du glaubst nich, wie schnell die wortwörtlich weggegammelt sind :shock: Die Motoren sind am Stück aufgeblüht und waren nach ein paar Wochen fest...

Mein Bruder (Tischlermeister) hatte im Schacht was gemacht (den Hochzeitssaal) und nur das billigste Werkzeug mit runter genommen. Es ist vermutlich heute noch dort, weil sich das Raufholen nicht lohnt :nixweiss:

Gruss

Mutschy

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 13:37
von soem333
mutschy hat geschrieben:Im Kali-Schacht Sondershausen wurden unter anderem S51 eingesetzt. Kurz nach der Wende wurden die hoch geholt und billigst (ab 20 Mark pro Stück) verscherbelt. Ein Freund hatte ne handvoll geholt. Nach nem halben Jahr war fast keine mehr am Stück. Du glaubst nich, wie schnell die wortwörtlich weggegammelt sind :shock: Die Motoren sind am Stück aufgeblüht und waren nach ein paar Wochen fest...

Mein Bruder (Tischlermeister) hatte im Schacht was gemacht (den Hochzeitssaal) und nur das billigste Werkzeug mit runter genommen. Es ist vermutlich heute noch dort, weil sich das Raufholen nicht lohnt :nixweiss:

Gruss

Mutschy


Zwei Exemplare sind noch immer (wieder) da unten......

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 15:46
von 2-takter
Wir hatten im Kaliwerk „Heinrich Rau“ in Roßleben zu meiner Zeit S51.
Probleme mit Rost gab es nich.Wenn aber Teile von den S51 mit nach Übertage genommen ( Sozialistische Umlagerung) wurden
war der Rost schon vorprogrammiert.
Bevor die S51 aufkamen waren es hauptsächlich ES 125 die ihren Dienst im Bergbau verrichteten.
Als Transportmittel wurden Robur in verschiedenen Umbauvarianten eingesetzt.

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 15:50
von P-J
RT-Tilo hat geschrieben:Mann ... das waren Zeiten !

hab jetzt grad Kopfkino! :mrgreen:

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 16:35
von rausgucker
@ 2Takter Klar, unter Tage war die Luft sehr trocken, da passierte nichts mit der Technik. War zwar alles ordentlich zugestaubt, aber Korrosion war nicht das Thema. Der "Metallfrass" ging erst Übertage los bei normaler Luftfeuchtigkeit.

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 17:47
von Mainzer
Diverse Fahrzeuge stehen in Merkers unten im Museum rum.
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IMG_0148.JPG

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 18:04
von Matthias-Aw
Hallo, ja Moped fahren Untertage hat mächtig Spaß gemacht (-: Leider dürften das normale Arbeiter nicht. Trotzdem haben wir heimlich Mal ein paar Runden gedreht. Eine S51 hab ich Mal gesehen nachdem ein Großgerät die volle Wanne drübergezogen hatte. Platt wie eine Briefmarke :-)

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 18:17
von mzharry
$matches[2]
Ich habe während meiner sechsjährigen Ausbildung an der Spezialschule "Glück Auf" Merkers bis 1971 einige Zeit in der dortigen Kaligrube verbracht. Unter den bereits erwähnten Kfz.-typen wurde die ES 125/150 in besonders hoher Stückzahl verwendet. Als Mannschaftstransporter dienten hauptsächlich tiefergelegte Phänos. Der Vergleich mit dem Straßennetz von Leipzig ist zutreffend, natürlich nicht bezüglich der Straßenbreite. Wenn man mit 40 km/h durch die Röhren fuhr, fühlte sich das an wie 110 und extreme Steigungen waren auch oft zu bewältigen. Die Technik wurde sehr strapaziert. An liegen- gebliebene Fahrzeuge kann ich mich aber nicht erinnern. Werkstätten, in denen auch viel improvisiert wurde, waren ausreichend vorhanden.
Ich war 2013 nochmal am Ort des Geschehens und habe ein paar Fotos gemacht.

-- Hinzugefügt: 20. Dezember 2021 19:21 --

Oh, Mainzer war schneller als ich.

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 18:56
von samyb

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 18:58
von Nordlicht
Kann man das Bergwerk unter Tage besuchen..

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 19:02
von samyb
Nordlicht hat geschrieben:Kann man das Bergwerk unter Tage besuchen..



... und auch kopulieren! ( https://genwiki.genealogy.net/Trauung )

http://www.erlebnisbergwerk.de/de/veran ... eiten.html

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 19:25
von Mainzer
Nordlicht hat geschrieben:Kann man das Bergwerk unter Tage besuchen..

Ja. Sehr sehenswert, wenn auch nicht ganz billig.

Man sollte aber nicht ganz so schnell seekrank werden, man sitzt quer zur Fahrtrichtung auf einem offenen LKW und die Fahrer sind auf den brettharten Pisten "sportlich" unterwegs. Und genügend trinken mitnehmen, die Luft ist staubtrocken da unten. Gibt aber unterwegs auch eine Bar.

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 19:26
von Nordlicht
370km..könnte man mal?? machen wenn die☀️☀️lacht

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 20. Dezember 2021 19:36
von Steffen G
Hi!

Dort wo ich meine Lehrzeit verbracht habe, und die ersten Jahre gearbeitet habe,
das war so Endzeit der DDR:

Ich weiss das nur von meinem Vater,
gab es Überlegungen, so eine Art Buggy auf Trabantbasis für eben dieses Salzbergwerk zu bauen.
Anforderung war, soll 3 Jahre halten, dann ist eh alles weggerostet.
Sollte also in Kleinserie entstehen. Nur für die.

Die wollten damit die regelmässigen Kontrollfahrten machen.

Das Bergwerk hätte die schon genommen und auch mit entwickelt,
aber unser Betrieb ( die Post der DDR ) durfte die nach einem Einspruch aus Berlin dann nicht bauen.
Kapazitätsgründe und Materialmangel halt.

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 21. Dezember 2021 07:18
von Thale
Um die Auspuffanlagen haben sie sich ja echt Sorgen gemacht, interessant Schutzbleche an Krümmer und Co.
Wurde eigentlich auch beleuchtungstechnisch nachgerüstet?

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 21. Dezember 2021 21:34
von mzharry
Die Lochbleche am Auspuff hatte in Merkers jede Maschine. Bei Stürzen oder auch in anderen Situationen sollten Verbrennungen verhindert werden. Die beiden abgebildeten ES-Motorräder sind auf dem Vorderkotflügel mit den Buchstaben T und U gekennzeichnet. Es waren die Fahrzeuge zweier Wissenschaftler der TU Dresden, die seit dem Ende der 60er in einem speziell präparierten Stollen über Jahre hinweg Strömungsversuche machten. Davon gab es nur diese beiden Maschinen, wie mir heute der damalige Steiger für Großgeräte am Telefon erzählte - also zwei geschichtsträchtige Motorräder.
Die MZ wurden Ende der 70er durch S 51 abgelöst, die sich auf den mitunter sehr glatten Straßen besser bewegen ließen, einfach weil sie handlicher waren.
Übrigens, die Lebensdauer dieser Fahrzeuge ging, leicht übertrieben, gegen unendlich. Offensichtlich konservierte das Salz. Schwierig wurde es erst, wenn sie ans Tageslicht kamen.

-- Hinzugefügt: 21. Dezember 2021 22:46 --

Pardon, eines der beiden Motorräder ist natürlich eine TS. Von beleuchtungstechnischen Veränderungen ist mir nichts bekannt.

Re: MZ im Bergbau?

BeitragVerfasst: 24. Dezember 2021 12:50
von Matthias-Aw
Thale hat geschrieben:Wurde eigentlich auch beleuchtungstechnisch nachgerüstet?


Nö, Bergleute waren ja ohnehin gegen Dunkelheit gimpft :D Sagte man schon damals wenn die Lampe schwach wurde und hat nix mit aktuellen Situation zu tun :D

Aber nein, hatte und bräuchte man nicht. Man war wirklich ehr ans dunkel gewöhnt und außerdem das Salz rechts links strahlt da auch gut zurück. Das ist weniger wie auf der Straße und freiem Feld sondern ehr so wie wenn man in der Garage Mal das Licht anmacht. Man fuhr in der Regel auch deutlich langsamer als Übertage.

PS. Als ich als Lehrling das erste Mal an der Kreuzung angehalten habe würde mir gesagt. Nee da kommen wir ja nie an, Du machst vorher das Licht aus und wenn von rechts und links nichts leuchtet bleibt das Gas stehn... Auf meine Frage was ist wen der andere das auch so macht, kam die Antwort. Du musst natürlich das Licht auch so lange wie möglich vor der Kreuzung ausmachen...Um so sicherer wird das... :D :D Hat nicht immer geklappt