von Mechanikus » 16. Februar 2025 12:55
Die DKW/IZH Kupplung ist eine schwierige Geschichte, die aber in Griff zu kriegen ist. Die Originalkonstruktion von DKW mit Korkbelägen (kleine trapezförmige Korkstücken, die in passende Aussparungen der Kupplungsscheiben eingedrückt werden müssen) funktioniert ganz einwandfrei. Geringe Bedienkräfte, komfortabler, äußerst sanfter Kraftschluß, kein Rutschen. Erheblicher Nachteil: Für heutigen Straßenverkehr unbrauchbar. In der Stadt oder sonstwo, wo mehrmals hintereinander die Kupplung schleifen gelassen wird, heizt sie sich innerhalb weniger Sekunden auf, der Kork quillt und es entsteht Kraftschluß. Die Gänge lassen sich dann nicht mehr einwandfrei herausnehmen bzw. einlegen.
Heutzutage muß man also mit Reibbelägen fahren. Und da gehen die Hudeleien los. Man könnte ja denken, die komplett aus Kunststoff bestehenden Beläge (es gibt mehrere Sorten) seien eine gute Wahl. Schließlich funktionieren sie bei der RT/ES/TS/ETZ125/150 und vielen ihrer Derivate einwandfrei. Dem ist aber nicht so. Die "Plastescheiben" haben leider eine gewisse Neigung zum Rutschen. Man kann die Kupplungsfedern etwas fester anziehen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, dann ist ihr notwendiger Weg aufgebraucht (Windungen liegen aneinander an). Mit GL60 Öl aus der DDR konnte man das Problem noch weitestgehend überspielen, die heutigen Öle kleben leider zu wenig, es funktioniert einfach nicht mehr. Dafür ist der Rrrrums beim Einlegen des ersten Ganges mit den heutigen Ölen deutlich milder. (SAE90 Oldtimer Getriebeöl macht unter den vielen Ölen, die ich ausprobiert habe, übrigens die beste Figur).
Das Problem ist offenbar auch in Rußland, Ukraine, Bulgarien usw. bekannt, denn es wird auch auf den Webseiten zu den Stahlscheiben mit aufgeklebtem Reibbelag geraten. Von denen gibt es nun wieder zwei Sorten: Eine mit rötlichem und eine mit schwarzem Belag. Beide funktionieren gut. Aber: Bei dem rötlichen Belag ist es schon vorgekommen, daß sich der Belag partiell von (einer) Scheibe gelöst hat. Die Brocken verkeilen sich in der Kupplung und die trennt dann plötzlich nicht mehr. Der schwarze Belag hat einen Korkanteil und funktioniert subjektiv gefühlt am besten. Außerdem ist das Zeug leicht erhältlich, z.B. bei MMM in Pirna.
Sollte immer noch unter bestimmten Umständen die Kupplung rutschen, was bei der Konstruktion eigentlich der einzige Mangel ist, ein Rupfen oder schlechte Dosierbarkeit oder sonstige Zicken gibt es nicht, kann man verstärkte Kupplungsfedern einbauen. DKW Greiner hat sie im Angebot für die NZ. Das klappt hundertprozentig, freilich läßt sie sich dann nicht mehr ganz so kinderleicht bedienen, aber immer noch leichter als bei allen zeitgenössischen Engländern.
Fuhrpark: MZ TS 150 GS-Umbau Bj 1983; DKW NZ 250 Bj. 1938; Simson S51 Umbau Bj.1980; NSU Quick-Umbau Projekt Bj.1936; Trial-Projekt mit MZ-Motor; Eigenbau-Simmi mit Starrrahmen und MZ Motor; Phänomen Bob Projekt Bj.1941; IFA DKW RT-0 Projekt, DKW NZ 350/ISH Umbau Projekt