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IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
15. Februar 2025 15:42
von FrankfurterJung
Hallo zusammen,
ich habe mal wieder die Kupplung meiner IZH 56 zerlegt. Zufriedenstellend war es bisher nie, entweder trennte sie zumindest im 1./2. Gang nicht richtig oder rutschte im 3./4. Gang durch...
Einstellen oder auch Verstellen der Druckfedern direkt an der Kupplung hat nie wirklich was gebracht. Daher will ich nun doch nochmal neue Reibscheiben verbauen.
Das Prinzip ist wie bei den meisten Motorradkupplungen, in einen Kupplungskorb werden mehrere Scheiben mit Stahllamellen dazwischen eingelegt, welche mit ihren Nasen außen in Aussparungen im Kupplungskorb eingreifen.
Ich habe nun zwei Sätze neue Kupplungsscheiben hier, die auf den ersten Blick ganz gut aussehen.
Ein Satz Reibscheiben ist wie man es kennt komplett aus Kunststoff (fragt mich nicht welchem).
Der andere hingegen besteht aus Reibmaterial auf einem Metallkern, das heißt daß auch die Nasen außen aus Metall sind.
Ich habe nun die Befürchtung daß diese Metallnasen meinem Kupplungskorb nicht gut tun und sich da in kurzer Zeit in den Aussparungen im Kupplungskorb einarbeiten?
Beide Sätze passen einwandfrei ohne viel Spiel in den Kupplungskorb.
Kann mir da jemand dazu einen Rat geben? Kennt jemand solche Reibscheiben mit Metallkern?
Viele Grüße,
Victor
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 10:20
von ets_g
stahl oder aluscheiben wo der kupplungsbelag aufgeklebt wurde, sind doch absoluter standard? ist bei unzähligen herstellern so..
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 11:31
von ferdi7
Mach doch mal ein Bild von den Scheiben / welche aus Kunststoff habe ich noch nicht gesehen.
-- Hinzugefügt: 16. Februar 2025 11:31 --
Mach doch mal ein Bild von Scheiben / welche aus Kunststoff habe ich noch nicht gesehen.
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 11:40
von rally1476
Moin,
die Kupplung ist ein Thema für sich.
Wie Du richtig eingeschätzt hast, ist die kraftübertragende Fläche, entscheidend für die Lebensdauer der verbauten Komponenten.
Das würde für die Kunststoff Reibscheiben sprechen.
Diese haben breitere Kontaktflächen.
Allerdings sind viele Kleinigkeiten, welche aber recht genau genommen werden müssen, ausschlaggebend für die einwandfreie Funktion.
Gute Dosierbarkeit hängt zum Beispiel direkt von den einwandfreien Führungen der Beläge im Korb und Mitnehmer zusammen.
Die Betätigung muss logischerweise auch leichtgängig sein.
Die Andruckfedern nur so stark sein, das die Kupplung bei ihrer höchsten Belastung nicht rutscht.
Die Scheiben müssen unbedingt plan sein.
Ist dem nicht so, trennt die Kupplung schlecht und das maximal übertragbare Drehmoment sinkt drastisch.
Höchste Belastung im Hinblick auf das Drehmoment, herrscht im direktem Gang bei Vollast des Motors (bei dessen höchsten Drehmoment).
Und nun kommt der größte Kompromiss bei einer Nasskupplung, welche sich die schmierende Flüssigkeit mit dem Getriebe teilt.
Nämlich dem Getriebeöl.
Neben der Verträglichkeit des Öles zu den Reibscheiben, zählen reibungsmindernde Additive zu den kritischsten Komponenten, welche in den Getriebeölen beigemischt sein können.
Bitte auch darauf achten, dass keine solche Zusätze im Getriebeöl vorhanden sind.
Hat man solch ein Öl einmal eingefüllt, kann man danach alles sehr gründlich spülen und neue Reibbeläge verbauen.
Gruß Rally
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 12:55
von Mechanikus
Die DKW/IZH Kupplung ist eine schwierige Geschichte, die aber in Griff zu kriegen ist. Die Originalkonstruktion von DKW mit Korkbelägen (kleine trapezförmige Korkstücken, die in passende Aussparungen der Kupplungsscheiben eingedrückt werden müssen) funktioniert ganz einwandfrei. Geringe Bedienkräfte, komfortabler, äußerst sanfter Kraftschluß, kein Rutschen. Erheblicher Nachteil: Für heutigen Straßenverkehr unbrauchbar. In der Stadt oder sonstwo, wo mehrmals hintereinander die Kupplung schleifen gelassen wird, heizt sie sich innerhalb weniger Sekunden auf, der Kork quillt und es entsteht Kraftschluß. Die Gänge lassen sich dann nicht mehr einwandfrei herausnehmen bzw. einlegen.
Heutzutage muß man also mit Reibbelägen fahren. Und da gehen die Hudeleien los. Man könnte ja denken, die komplett aus Kunststoff bestehenden Beläge (es gibt mehrere Sorten) seien eine gute Wahl. Schließlich funktionieren sie bei der RT/ES/TS/ETZ125/150 und vielen ihrer Derivate einwandfrei. Dem ist aber nicht so. Die "Plastescheiben" haben leider eine gewisse Neigung zum Rutschen. Man kann die Kupplungsfedern etwas fester anziehen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, dann ist ihr notwendiger Weg aufgebraucht (Windungen liegen aneinander an). Mit GL60 Öl aus der DDR konnte man das Problem noch weitestgehend überspielen, die heutigen Öle kleben leider zu wenig, es funktioniert einfach nicht mehr. Dafür ist der Rrrrums beim Einlegen des ersten Ganges mit den heutigen Ölen deutlich milder. (SAE90 Oldtimer Getriebeöl macht unter den vielen Ölen, die ich ausprobiert habe, übrigens die beste Figur).
Das Problem ist offenbar auch in Rußland, Ukraine, Bulgarien usw. bekannt, denn es wird auch auf den Webseiten zu den Stahlscheiben mit aufgeklebtem Reibbelag geraten. Von denen gibt es nun wieder zwei Sorten: Eine mit rötlichem und eine mit schwarzem Belag. Beide funktionieren gut. Aber: Bei dem rötlichen Belag ist es schon vorgekommen, daß sich der Belag partiell von (einer) Scheibe gelöst hat. Die Brocken verkeilen sich in der Kupplung und die trennt dann plötzlich nicht mehr. Der schwarze Belag hat einen Korkanteil und funktioniert subjektiv gefühlt am besten. Außerdem ist das Zeug leicht erhältlich, z.B. bei MMM in Pirna.
Sollte immer noch unter bestimmten Umständen die Kupplung rutschen, was bei der Konstruktion eigentlich der einzige Mangel ist, ein Rupfen oder schlechte Dosierbarkeit oder sonstige Zicken gibt es nicht, kann man verstärkte Kupplungsfedern einbauen. DKW Greiner hat sie im Angebot für die NZ. Das klappt hundertprozentig, freilich läßt sie sich dann nicht mehr ganz so kinderleicht bedienen, aber immer noch leichter als bei allen zeitgenössischen Engländern.
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 12:58
von FrankfurterJung
Hallo Mechanikus,
ich habe schon gehofft daß Du hier schreibst.
bisher habe ich SAE80-Öl gefahren, vor vielen Jahren hatte ich es auch mal mit SAE 120 oder SAE250 ÖL probiert, aber ohne Besserung. Ich werde mal SAE90-Öl kaufen.
WIe Du siehst sind es Metallkernscheiben mit rötlichem Belag, aber auf der Packung steht auch drauf "mit Korkanteil".
Danke für den Hinweise mit den verstärkten Kupplungsfedern!
Hier die Kunststoffscheibe:
$matches[2]
$matches[2]
Hier die Scheibe mit Metallkern:
$matches[2]
$matches[2]
Und hier die Nasen im Vergleich:
IMG_5494 Kopie.JPG
Da befürchte ich halt daß diese Metallnasen in kürzester Zeit Riefen in die Aussparungen des Kupplungskorbs fabrizieren.
Wie schätzt ihr das sein?
Nach den reibungsmindernden Additiven muß ich schauen, danke für den Hinweise.
Grüße,
Victor
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 13:24
von Mechanikus
Die originalen Kupplungscheiben von DKW für die einzelnen Korkstücke sind auch solche Stahlscheiben. Natürlich gibt es da auch irgendwann Verschleiß, allerdings nicht so furchtbar, wie man vielleicht denkt. Aber irgendwas ist ja immer. Du kannst ja die "Plastescheiben", die sicherlich die schonendste Variante darstellen, mal in Verbindung mit verstärkten Kupplungsfedern ausprobieren. Vielleicht reicht das schon. In der Konfiguration hatte ich es auch noch nicht probiert.
Wichtig beim Öl: Es sollte eben keine Additive zum Verschleißschutz enthalten, dann würde die Kupplung umso mehr rutschen. Deswegen nehme ich das Oldtimer Getriebeöl, in dem Fall von Wagner.
Für die Kupplung kann man ansonsten nur was durch die eigene Fahrweise tun. Den Motor immer unter Zug halten, Ruckeln unbedingt vermeiden, keine Lastwechsel auf den Antrieb bringen. Soll heißen, an Bergkuppen z.B. immer auskuppeln, kurze Gefälle mit gezogener Kupplung hinabrollen, lange Gefälle im höchsten Gang unter Vermeidung von Schieberuckeln (notfalls Luftschieber benutzen) oder eben ausgekuppelt runterrollen. Zwischendurch immer mal einkuppeln, um die Trennstellen der Kupplungsdruckstange mit Öl zu versorgen.
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 17:31
von rally1476
Tach jesacht,
bei der NZ mit original Kupplungsbelägen hab ich zwei Beobachtungen gemacht.
Das heißt ich habe zwei Motoren in Betrieb gehabt.
Beide mit nem alten DDR Getriebeöl befüllt.
Das Zeug ist was ganz zähes, irgendwas um SAE 200.
Beim ersten Motor ist die Kupplung tip top.
Trennt super und rutscht auch im Gegenzug nicht.
Mit der könnte man ewig bei eingelegtem Gang und gezogener Kupplung an der Kreuzung stehen.
Komisch ist auch das die Beläge nicht kleben.
Selbst bei ganz kaltem Motor geht der Erste ohne Ruck und krachen rein.
Gaanz ander bei meiner großen TS, aber das ist ja ein anderes Thema.
Beim zweiten, identischem Motor mit genau gleicher Kupplung, gibt's das von Mechanikus beschriebene Phänomen.
Die Kupplung macht nach drei, vier Sekunden langsam zu.
Das konnte ich ihr auch nicht abgewöhnen.
Allerdings habe ich mir bei all meinen Fahrzeugen angewöhnt, die Kupplung nur so lange wie unbedingt nötig zu betätigen.
Wenn man auf einen Halt zurollt wird schon vorher der Gang ausgelegt und die Kupplung wieder losgelassen.
Auch beim anfahren an einer Ampel, kann man den Gang einlegen wenn diese umschaltet.
Da muss man nicht ne Minute vorher schon der Gang drinnen sein.
Gruß Rally
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 20:45
von FrankfurterJung
Hallo zusammen,
wenn Du, Mechanikus, schreibst daß die DKW-Scheiben auch aus Metall sind...dann probiere ich das jetzt mal mit den Metallscheiben.
SAE90-Öl als Classic-Öl von Liquimoly ist bestellt.
Ich habe noch mehrere Sätze Kupplungsfedern hier, ich werde die mal versuchen zu vergleichen ob manche härter sind oder nicht.
Das mit der möglichst weichen und ruckfreien Fahrweise ist klar, so fahre ich schon immer. Auch auskuppeln im ausrollen vor der roten Ampel und Gang erst einlegen wenn man losfährt, klar.
Ich mache auch beim Zusammenbau mal Fotos.
Grüße & schönen Abend,
Victor
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 20:58
von RT-Ivo
Das Problem wir auch in einem Russischen Reparaturbuch beschrieben. Ist aber für den Tulamotor.
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
16. Februar 2025 23:33
von ferdi7
Vom Reibschluss her ist sicher die mit Metallträger am besten. Bei dem guten Reibschluss wird die sich aber wegen dem dünnen Metall sehr schnell einarbeiten.
Wenn die Kunststoff Lamellen das Drehmoment übertragen können würde ich die nehmen...
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
18. Februar 2025 15:16
von FrankfurterJung
ferdi7 hat geschrieben:Vom Reibschluss her ist sicher die mit Metallträger am besten. Bei dem guten Reibschluss wird die sich aber wegen dem dünnen Metall sehr schnell einarbeiten.
Wenn die Kunststoff Lamellen das Drehmoment übertragen können würde ich die nehmen...
Jetzt bin ich wieder etwas verunsichert
@RT-Ivo:
danke für das Foto aus der Rep.Anleitung. Ja dieses Problem am Kupplungskorb tritt zum Beispiel auch bei Simson auf, sogar am leistungsschwachen SR2 mit Kunststoffscheiben.
Die Frage ist ja um wieviel schneller Metallscheiben da Spuren hinterlassen. Andererseits - warum sollte man solche Metallscheiben überhaupt produzieren wenn sie binnen kurzer Zeit den Kupplungskorb ruinieren...?
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
18. Februar 2025 16:20
von der janne
Um einen Kupplungskorb zu verkaufen?
Re: IZH 56: Kupplungs-Reibscheiben: Kunststoff oder Metall?

Verfasst:
23. Februar 2025 19:57
von FrankfurterJung
Hallo zurück,
mal einen kurzen Bericht. Ich habe nun doch die Beläge mit Metallkern eingebaut. Bei meinen paar Kilometern kann ich damit hoffentlich einige Zeit fahren.
In meinen Kupplungskorb paßten nur 5 der 6 Scheiben rein, aber das war bei den Kunststoffscheiben auch schon so. Alles montiert und die Federn festgeschraubt - und der Kupplungshebel greift ins Leere.
Es stellte sich heraus daß eine der beiden Druckstangen wohl etwas zu kurz ist. Entweder die glatte von der Hebelseite aus oder die mit dem kleinen Teller auf der Kupplungsseite (die mit dem Teller ist bei mir 79mm lang, die andere habe ich heute nicht rausgezogen).
Abhilfe schaffte das Nachstellen der Schraube an der Schnecke an der rechten Motorseite und ein altes dänisches 10-Öre-Stück. Das hat exakt den Durchmesser der Aufnahme im Außenteil der Kupplung im Korb, auf das die Druckstange drückt und sorgt für die Verkürzung des Weges der Druckstange um einen Millimeter.
Als Getriebeöl habe ich nun ein SAE90-Classic-Öl verwendet.
Die erste Probefahrt über 10km war schon ein deutliches besseres Gefühl. Praktisch kein rutschen der Kupplung, endlich kann man im zweiten, dritten und vierten Gang aus dem Drehzahlkeller Fahrt aufnehmen ohne ständig das Gas zurücknehmen zu müssen. Feineinstellung folgt noch und an den Vergaser muß ich auch nochmal... aber so werden es dieses Jahr hoffentlich mal ein paar mehr Kilometer!
Abgesehen von der Metall-auf-Metall-Problematik sind diese neuen Kupplungsscheiben mit Metallkern wohl wirklich zu empfehlen.
Grüße,
Victor