Ich habe diese Woche mit einem Freund und meiner Mutter richtig viel im Haus geschafft. Jeden Tag auf der Baustelle, in Summe habe allein ich ca. 30 Stunden vor Ort gearbeitet. Ordentlich was geleistet. Eigentlich ein Grund zum Feiern.
Heute haben sich aber ein paar Erkenntnisse und daraus folgende Spekulationen ergeben. Sollte sich das bewahrheiten, ist es wahrscheinlich das Ende des Projekts.
Kurz zur Erinnerung: Das Haus ist zu ca. 1/3 unterkellert. Ein "Kriechkeller", ca. 160 hoch, richtig dicke Bruchsteinwände, Stahlträger an der Decke, Kappendecke aus Bimsstein, alles leicht feucht aber unbedenklich. Am anderen Ende des Hauses habe ich auf Kellerhöhe eine zugemauerte Wandöffnung gefunden. EIn zweiter Keller?
So, nun geht's los. Ich habe diese mutmaßliche Türöffnung in den letzten Tagen zu einem großen Teil geöffnet. Dahinter war Schutt bis unter die Decke. Es sieht danach aus, als wäre die Türöffnung zuerst zugemauert und dann der Keller innen vom Erdgeschoss aus aufgefüllt worden. Und dann wurde einfach Estrich draufgegossen, um einen neuen Fußboden zu schaffen. Nur leider hat sich der Schutt mit der Zeit gesetzt und nun ist ein Spalt von ca. 3 cm zwischen Schutt und Decke. Und die Decke ist der Boden des EG. An dieser Stelle ist die Speisekammer, wie groß der mutmaßliche Keller ist, kann man noch nicht erkennen.
Bis hierher muss ich davon ausgehen, dass wir von vielen Kubikmetern Schutt sprechen, die man entfernen und teuer entsorgen müsste, um den Keller zu begutachten. Außerdem stellt sich die Frage: In welchem Zustand ist die Decke des Kellers bzw. der Boden der Speisekammer. Wäre natürlich denkbar, dass vor dem Zuschütten vernünftige Stützen gesetzt und der Boden ordentlich armiert wurde. In Anbetracht des restlichen Hauses liegt aber die Vermutung nah, dass da wirklich nur ein paar cm Estrich auf den Schutt gekippt wurden und der Boden des EG damit quasi in der Luft hängt und jederzeit durchbrechen und ein paar cm absacken könnte. Ob das ein großes oder kleines Problem ist, hängt natürlich von der Größe des Kellers ab. Sind es nur 2-3 m², wird es schon halten. Ist das ganze Haus unterkellert, ...
So weit, so ungut.
Heute war der Statiker wieder da und hat sich nochmal alles angeschaut. Dabei sind uns 2 Holzbalken im bekannten Keller aufgefallen, die uns vorher nie aufgefallen waren, weil wir uns auf die Stahlträger konzentriert hatten. Die Balken verlaufen längs unter einer tragenden Wand, sind klitschnass (!) und total weich und vom Wurm zerfressen. Sch....
Daraufhin hat der Statiker folgende Hypothese aufgestellt: Was, wenn mal das ganze Haus unterkellert war und das EG komplett auf Holzbalken und -stützen stand. Und diese Balken aufgrund der Feuchtigkeit morsch waren. Und man das Problem "gelöst" hat, indem man 2/3 des Kellers zugeschüttet und einen neuen Boden draufgegossen hat. Und den kleinen Keller im vorderen Bereich erhalten und mit Stahlträgern und Kappendecke saniert hat. Und nur die zwei nassen Balken zeugen vom alten Zustand des Kellers. Eine furchtbare Vorstellung.
Er hat mir dann empfohlen, mitten im Haus mal den Boden aufzumachen, um zu schauen, was unter der zentralen, tragenden Wand ist. Hab ich gemacht, ein Loch von ca. 30x15 cm und ca. 20cm tief. Nach ca. 5-7 cm war ich durch den Estrich durch, Armierungen habe ich in diesem Stück keine gefunden. Darunter war ein kleiner Hohlraum und dann loser Schutt. Also das gleiche wie im mutmaßlichen Kellereingang. Unter der Wand ist längs ein Holzbalken, den man mit dem Finger zerdrücken kann. Und darunter nichts.
Nochmal zusammengefasst: Die zentrale tragende Wand meines Hauses steht auf einem weggegammelten Holzbalken, der quasi in der Luft hängt. Umgeben von schätzungsweise zig Kubikmetern losem Schutt.
WENN (!) das Haus wirklich komplett unterkellert sein sollte und das überall so aussieht, war es das.
Rein theoretisch müsste man dann den kompletten Keller leerräumen, was wahrscheinlich dazu führen würde, dass der Boden im EG einstürzt und dann das komplette Haus. Man müsste also beim Ausräumen gleichzeitig abstützen. Aber was? 5 cm nicht armierten Estrich? Wie soll das gehen? Und selbst wenn es ginge, was dann? Im Keller komplett neue Balken und Stützen etc. einbauen? Bei einem Haus mit ohnehin sehr fragwürdiger Statik?
Ich zwinge mich gerade, das Offenkundige nicht als offenkundig anzuerkennen. Vielleicht täuscht der Eindruck auch. Vielleicht ist nur ein winziger Teil unterkellert und ich habe zufällig diese Stelle getroffen. Vielleicht ist der Rest auf festem Gestein gebaut. Oder die restlichen Balken sind super und stehen auf gut erhaltenen Mauern. Vielleicht fällt morgen Geld vom Himmel und Schweine können fliegen.
Ich werde jetzt sämtliche Arbeiten am Haus stoppen und keinen Cent mehr ausgeben. Ich werde stattdessen erstmal in allen Ecken und unter allen Wänden Löcher bohren. Um die Größe des Kellers zu ermitteln. Und herauszufinden, worauf genau die tragenden Mauern stehend. Sollte das Ergebnis auch nur annähernd so sein, wie aktuell befürchtet, ist das Projekt zuende.
Ich fürchte, ich habe RICHTIG tief ins Klo gegriffen. Ich werde weiter berichten.