Die MZ RT 125 (4Takt) wollte ums Verrecken nicht mit dem Anlasser starten. Mit einer Autobatterie als Starthilfe sprang sie ohne Murren an, aber wer möchte mit diesem zarten Motorrad schon eine 70 Ah Batterie im Koffer mitschleppen.
Nachdem sämtliche anderen Fehler ausgemerzt und –geschlossen waren (Batterie war neu und im prima Zustand, Kontakte alle geputzt), konnte es nur noch am zu schwachen Anlasser liegen.
Nach dem Öffnen zeigte sich der Kommutator als stark abgebrannt, und zwar waren die Kanten der einzelnen Lamellen untermaßig und damit der Kommutator nicht mehr rund, sondern im Querschnitt eher wie eine Margeritenblume.
Dadurch laufen die Kohlebürsten nur noch auf den Lamellenmitten, wohingegen sie auf den Kanten ein prächtiges Bürstenfeuer fabrizieren. Das reicht nicht um genügend Leistung zur Erzeugung eines ausreichenden Drehmoments zu übertragen.
Wir haben von einem befreundeten Dreher vorsichtig 0,3 mm abdrehen lassen, in mehreren Schritten, immer wieder mit Sicht- und Maßkontrolle.
Die Oberfläche war schon gut, wir brauchten nicht mit 1000er Schmirgel nach polieren.
Anschließend wurden mit dem Sägeblatt einer Puksäge die Nuten zwischen den Lamellen vorsichtig freigeräumt. Hierzu einen Schutz auf den Wellenstummel stecken.
Eigentlich hätte man es schon frühen machen sollen: Die Windungen wurden auf Masseschluss geprüft. Zum Glück war alles prima, ansonsten wäre das Abdrehen umsonst gewesen.
Der Kommutator war nun in Ordnung aber auch der Gegenseite, den Kohlebürsten muss Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Kohlebürsten müssen auf den Kommutator eingeschliffen werden.
Dazu wurde der Kommutator mit Schmirgelpapier 800er Körnung belegt und jede Kohlebürste einzeln beschliffen, keine Angst, das dauert nicht allzu lange.
Den Rotor dazu vorsichtig in den Stator stecken, das hintere Lagerschild aufstecken notfalls mit Klebestreifen sichern und den Bürstenhalten mit nur einer Bürste aufsetzen. Nun den Rotor mittig halten und mit aufgesetzter Bürste auf dem Schmirgelpapier in Laufrichtung drehen.
Hat man die Prozedur mit den 4 Bürsten durch, werden die Kohlebürsten eingesetzt und mit Klingeldraht gesichert. Das Aufsetzen des komplettierten Bürstenhalters ist so ganz einfach.
Keine Gewalt, es passt alles perfekt in die Aussparungen.
Zwischendurch alle Späne und Staub mit Druckluft raus blasen.
Wer Öl in seinem Anlasser gefunden hat sollte spätestens jetzt den Wellendichtring am vorderen Lagerschild wechseln. Bitte Anlaufscheibe am hinteren Lagerschild sowie Anlaufscheibe und Druckscheibe am vorderen Schild nicht vergessen.
Bei meinem Anlasser schauen die Kohlebürsten über den Kommutator raus. War im Original so und lies sich ums V. nicht ändern.
Nun das vordere Lagerschild noch aufsetzen, alles zueinander anhand der Markierungen auf Lagerschilden und Stator zueinander ausrichten und die beiden Schrauben wieder anziehen.
Wir haben dann den Anlasser mit Fremdantrieb noch ein wenig einlaufen lassen.
Danach Probelauf mit Starthilfekabel am PKW 2-3s und Einbau ins Motorrad.
Das Ergebnis war, das der Motor sofort ansprang .