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Meine Skorpion hat jetzt 30 Jahre und knapp 83000 km auf dem Buckel, da habe ich mir endlich mal die Mühe gemacht, mich genauer mit dem Vergaser zu beschäftigen. Es ist ja ein weithin bekanntes Phänomen, dass diese tolle Maschine die nervtötende Eigenart hat, andere Verkehrsteilnehmer und Passanten, gelegentlich sogar den Fahrer, durch laute Knallerei zu erschrecken.

Wann genau passiert das?

Wenn ich nach zügiger Fahrt und einer gewissen Strecke im Schiebebetrieb ganz sachte das Gas wieder aufmache.

Also genau an jedem Ortseingang.

Bisher gelang es mir halbwegs, das zu vermeiden, indem ich nach dem Schiebebetrieb die Kupplung zog und einen satten Gasstoß Richtung Einlassventile schickte.

Die Fachleute unter Euch wissen längst, dass der Vergaser ein Schubanreicherungsventil hat.

Nachdem ich dessen Funktionsweise jetzt auch kapiert habe, fingen meine übrig geblieben grauen Zellen an, zu rotieren. Schiebebetrieb: Hinter der Drosselklappe des Sekundärvergasers entsteht Unterdruck, das Vakuum wirkt auf das Schubanreicherungsventil, dieses sperrt Luft ab, der Motor bekommt angefettetes Gemisch. Nun öffnet die Drosselklappe wieder ein bisschen, das Vakuum bricht schlagartig zusammen, das Ventilchen öffnet wieder, und fröhlich strömt dem fetten Gemisch ein ausreichend mit Luft versehenes Gestäube hinterher - und Wumms!

Ich habe schlicht das Schubanreicherungsventil stillgelegt, das war’s.

Keinerlei Nachteile erkennbar: Kein Gepröttel, kein Gespotzel, und vor allem: Keine Knaller mehr! Okay, noch habe ich sie nicht richtig heiß gefahren, aber auf einer 10km- Proberunde habe ich das Knallen provoziert und provoziert - es war alles vom Feinsten.

Hätte ich 1994 auch schon machen können.

Stets gute Heimkehr
Andreas

Meine Baghira hatte auch Lastwechsel-Patschen. Nicht so starkes Knallen, aber beim Fahren einer sauberen Linie in der Kurve schon manchmal hinderlich.
Bei mir war es überwiegend/meist ein undichter Übergang vom Krümmer zum Auspuff. Wenn es dort dicht ist, ist es eigentlich immer weg.
Ganz selten gab es Sprit-Sorten, die das Verhalten provozierten.
Am Vergaser habe ich noch nichts geändert.
Der erste Vergaser lief 103Mm, der zweite Vergaser lief etwa 107Mm. Ich habe die Vergaser während dieser Laufzeit nicht weiter beachten müssen...
Viele Grüße und Glückwunsch zur Skorpion!
Gruß
Hendrik

Da mich technische Lösungen immer interessieren, hätte ich eine Frage. Dank Andreas' Beschreibung ist die Funktionsweise des Schubanreicherungsventils klar. Hätte ich genauso außer Betrieb genommen. Solche Knallerei nervt mich ungemein.

Aber wozu haben sich die Konstrukteure so etwas einfallen lassen?
Bei einem luftgekühlten Hochleistungsmotor hätte ich auf bessere Innenkühlung getippt aber das wird’s hier wohl eher nicht sein.
Hast Du etwas bemerkt beim Übergang vom einfachen Rollen mit geschlossenem Gasgriff zum ganz leichten öffnen des Gasgriffs? Wäre jetzt meine einzige Vermutung, dass man hier ein fetteres Gemisch erreichen wollte, damit der Motor sehr gutmütig und ohne großen Ruck den leichten Gasbefehl umsetzt.

Gruß
Jens

Der Vergaser ist ja identisch aufgebaut wie der einiger Yamaha XT600 und Tenere, und so eine hatte ich auch mal. Dieses Anreicherungsventil ist ja genau gegen so ein Knallen eingebaut worden, drum ists komisch dass es bei Dir den gegenteiligen Effekt hat.
Ich hab an verschiedenen anderen Mopetten die Erfahrung gemacht, dass selbst kleinste Undichtigkeiten zwischen Krümmer und Endtopf dieses Geknalle verursachen, egal ob Ventil oder nicht. Das Beste war mal eine Hondawerkstatt die meinte, an einer SLR600 wäre das brutale Schießen beim Gaswegnehmen aus höherer Drehzahl normal. Ich hab den Topf mit GunGum-Auspuffpaste auf den Krümmer montiert, und schon wars weg.
Gruß
Hans

Was habe ich nicht alles versucht mit GunGum, Glasfasermatte, Blechstreifen, Kupferringen …
Auch nach dem Stilllegen des Schubanreicherungsventils ist der Übergang vom Schiebebetrieb zum Gasgeben absolut geschmeidig.
Meine Vermutung ist, dass die Konstruktion eben doch nur für die Spendermaschine wirklich passt, sprich XTZ Ansaugweg und Abgasanlage - wobei ich nicht weiß, ob die SZR 660 auch geknallt hat. Auch von Mastiff und Baghira weiß ich es nicht. Sicher ist aber, dass viele Skorpione daran leiden.
Übrigens, weil ich auch viel mit verschiedenen Stellungen der Standgas-Luftschraube experimentiert habe, habe ich mit diese so verlängert, dass ich sie ohne Werkzeug verstellen kann:

Wahrscheinlich hat dieses Verhalten der Skorpion mehrere Väter.

Bei meiner habe ich irgendwann die Zündbox von Ignitech eingebaut, weil ich das mit der Programmierbarkeit für die Abregeldrehzahl gut fand und haben wollte. Und schwups, ganz nebenbei musste ich feststellen, dass jegliches Schießen passé war.
Und weil meiner Schwester das bei ihrer Skorpion auch auf den Senkel ging, haben wir den Versuch gemacht und da auch die Ignitech rein gebaut ... und schwups auch da keinerlei Schießen oder Schiebegerülpse mehr. Und bei ihrer Skorpion ist auch der originale Vergaser noch drin.