Werkzeug für Lenkungsdämpfer

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Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon krocki » 11. November 2018 12:12

Es passiert immer wieder, daß beim Kauf eines TS oder ETZ Gespanns der Lenkungsdämpfer (die Flatterbremse) festkorrodiert ist. Beim Drehen des Handrads mit viel Kraft wird dann der Vierkant im Kunststoff rundgedreht, und es hilft nur noch aufbohren oder -sägen. Es geht aber auch anders.
Am unteren Ende steht die Spindel ein Stück aus dem sog. Führungskörper heraus. Der wird zuerst mit Kriechöl eingeweicht.
LD 1.jpg

Dieses Werkzeug hat das passende M8x1 Feingewinde. Da keine Feingewindeschraube zur Hand war, ist auf der anderen Seite normales M8, und in der Mitte wird ein Druckstift eingelegt:
LD 3.jpg

Der Grundkörper wird mit der Feingewindeseite auf die Spindel aufgeschraubt, so daß noch ein kleiner Abstand freibleibt:
LD 4.jpg

Dann werden Druckstift und Schraube mit Mutter auf Anschlag eingeschraubt und gekontert. Wird das Werkzeug jetzt im Uhrzeigersinn gedreht, sollte es die Spindel bewegen:
LD 5.jpg

Hier ist Gefühl gefragt, um das Gewinde nicht zu überdrehen. Eventuell vorher etwas erhitzen.
Wenn sich der Führungskörper mitdreht, muß er mit einer Gripzange festgehalten werden (deswegen sollte das Werkzeug im Durchmesser kleiner als der Bund des Führungskörpers sein):
LD 6.jpg

Sobald das Werkzeug am Führungskörper anliegt, Schraube lösen, Abstand wieder herstellen und so weitermachen, bis der Kopf der Spindel über dem Handrad mit einer Zange greifbar wird:
LD 7.jpg

Der demontierte Dämpfer sieht dann so aus: von links Führungskörper, Tellerfeder (fehlt hier), Gegenhalter, Reibscheibe, Napf (vom Endanschlag der Telegabel als Auflage für Stellgriff, nicht original aber sinnvoll), Stellgriff, Spindel:
LD71.jpg

Hier ist der früher abgebohrte Schraubenkopf schon mal durch eine Schloßschraube ersetzt worden (Spindel abgesägt, M8 geschnitten und Schloßschraube mit Lang-, Kontermuttern und Loctite montiert).
Der Führungskörper wird oft arg verschlissen, weil die Auflageflächen zu den Laschen im Steuerrohr sehr klein sind. Dann dreht er sich mit:
LD 8.jpg

Besser ist ein Körper aus Messing mit Nuten, spielfrei für alle vier Laschen:
LD 9.jpg

Auch das Handrad kann man retten, indem der Vierkant durchbohrt und ein Stift eingesetzt wird:
LD 10.jpg

Im Kunststoff ist dann die passende Nut einzuarbeiten. Einschmelzen hat sich dabei nicht bewährt, das Material wird nicht richtig weich:
LD 11.jpg

So ist der Lenkungsdämpfer wieder voll betriebsfähig. Es muß nur noch darauf geachtet werden, daß zwischen dem Gegenhalteblech und dem Lenkanschlag kein Spalt ist (mit Blechstreifen ausfüllen, der Gegenhalter läßt sich nur schwer biegen).
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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon Pedant » 11. November 2018 14:15

Schöne Anleitung und gute Ideen. So einen Körper aus Messing mit Nuten, spielfrei für alle vier Laschen, würde ich gerne mein Eigen nennen.
Fertigst Du sowas?

Gruß
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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon Ex-User Der alte Fritz » 11. November 2018 19:08

Hallo,

das ist eine sehr gute Werkzeug-Idee und Verbesserung des Originalzustandes!

Der Führungskörper verschleißt gerne, weil er u.a. aus zu weichem Material ist, und dann verliert der Dämpfer infolge Durchdrehen mehr oder weniger seine Wirkung. Habe mir ebenfalls einen neuen angefertigt (aus Stahl und im Durchmesser etwas größer, damit er satter im Rohr sitzt; Nuten für die Haltelaschen seitlich eingefräst). Messing wird aber gewiß ausreichen und ist leichter zu bearbeiten.

Eine weitere Fehlerquelle ist der Gegenhalter, der um den Lenkanschlag greift. Die hochgerollten Anschläge sollen wohl "federn". Habe dieselben aber mehrfach ausgeleiert bzw. sogar abgebrochen vorgefunden - das Aus für die Dämpferwirkung.

Probehalber habe ich statt der fehlenden Anschläge Stahlklötzchen aufgeschweißt. Damit war die Pendelneigung schon etwas geringer, aber noch immer erheblich. Mit der Fühlerlehre gemessen, ergab sich ein Restspiel zum Lenkanschlag von 0,4 mm. Das wurde mit einem hineingequetschten Blechstückchen entsprechender Stärke beseitigt. Ergebnis: Keinerlei selbsttätige Pendelneigung mehr, nur noch durch brachiales Wackeln am Lenker anregbar! Der Dämpfer muß auch nicht mehr granatenmäßig fest angezogen werden, um seinen Dienst zu tun, was die Lenkkräfte verkleinert.

Ich finde es außerordentlich bemerkenswert, daß ein so geringes Spiel an dieser Stelle derartige Auswirkungen hat! Fazit: Vermutlich wird viel zu oft der Reibscheibendämpfer als untauglich angesehen und aufwendig auf Hydraulikdämpfer umgerüstet, obwohl eine Instandsetzung das Problem gelöst hätte.

Nebenbei wurde noch die alte Reibscheibe ersetzt durch ein selbstgeschnitztes Exemplar aus 3 mm Dichtungskork. Grundganke dabei: Was als Kupplungsbelag früher die komplette Motorleistung übertragen konnte, sollte für einen Lenkungsdämpfer mehr als ausreichen - und es funktioniert.

Grüße, Fritz.
Ex-User Der alte Fritz

 

Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon krocki » 11. November 2018 20:22

Hallo Fritz,
genau so ist es, der Gegenhalter muß stramm auf dem Lenkanschlag des Rahmens sitzen. Wer den Unterschied nicht selbst erfahren hat, glaubt es nicht!

@Pedant: ich suche mal die Zeichnung raus. Ich habe das Teil nach dem Fräsen noch mit der Feile anpassen müssen, bis es spielfrei reinging. Vielleicht könnte man das noch besser lösen.

Zum Material: der Führungskörper ist ja im Steuerrohr verdrehsicher geführt, damit es keine Bewegung im Spindelgewinde gibt, sonst lockert sich die Vorspannung mit der Zeit. Der Führungskörper drückt aber auch auf die Tellerfeder, und die auf den rahmenfesten Gegenhalter. Bei jeder Lenkbewegung reibt es jetzt am kleinsten Durchmesser, nämlich zwischen Führungskörper (original Alu) und Tellerfeder (gehärteter Stahl). Deshalb habe ich Messing genommen (besserer Reibpartner zur Tellerfeder), und noch eine dünne Anlaufscheibe beigelegt. Das ganze mit Heißlagerfett geschmiert. Vielleicht tuts ja auch rostfreier Stahl.

Grüße
Carsten

-- Hinzugefügt: 12/11/2018, 09:30 --

Ich habe den Führungskörper nochmal geändert, so läßt er sich leichter herstellen. Das Maß 4.2 ist auf Spielfreiheit anzupassen.
Führungskörper.jpg
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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon MZ-TS-ST » 15. April 2020 09:18

Könnte jemand sowas nochmal anfertigen?
Mein Nachbau ist leider auch innerhalb kurzer Zeit durchgesägt nachdem der vorhergehende wegen Festgammeln unbrauchbar war.

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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon MRS76 » 15. April 2020 10:46

Ich hab noch einige orginale Neuteile liegen.
Falls es hilft, einfach PN.

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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon Mechanikus » 15. April 2020 13:14

Ein sehr interessanter Beitrag! Ich glaube auch, daß Reibungsdämpfer in ihrer Einfachheit einem hydraulischen Dämpfer, mit dem Vorbehalt der spielfreien Ausführung, vorzuziehen sein sollten. Allein die Charakteristik eines Reibungsdämpfers (hohes Losbrechmoment, gleichhohes Bremsmoment in beide Richtungen) macht ihn zwar für Stoßdämpder unattraktiv, gleichzeitig wird aber gerne übersehen, daß dies exakt die Anforderungen an einen Lenkungsdämpfer sind. Bei durchdachter und sorgfältiger Ausführung erhält man meiner Meinung nach einen gut funktionierenden und leichten (!) Dämpfer, was mir bei den im Beitrag gebrachten Vorschlägen gegeben scheint. Einwandfrei, vom Feinsten!

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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon Wolle69 » 15. April 2020 13:49

Naja...der hydraulische Dämpfer wirkt aber progressiv, der Reibdämpfer linear (oder sogar leicht degressiv) zur Geschwindigkeit der Schwingung... ich hatte da die letzten 2 Jahre viel Spaß damit...
Ciao
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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon MZ-TS-ST » 16. April 2020 08:49

Ich fahre im Moment ohne Flatterbremse, das geht auch, deswegen will ich mich nicht mit komplizierten Dämpferanbauten beschäftigen.
Für mich reicht eine funktionierende Flatterbremse aber die Haltbarkeit lässt halt zu wünschen übrig.
Originalteile werden da denke ich auch nicht viel besser sein weshalb ich gerne so ein angefertigtes Bauteil mit besseren Material hätte.

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Re: Werkzeug für Lenkungsdämpfer

Beitragvon Aynchel » 16. April 2020 09:36

moin auch

der Carsten hat sich viel Arbeit gemacht das Führungsstück so schön herzustellen
aber das geht auch einfacher

ich hatte hier mal ein Gespann zur Durchsicht
das wie üblich einen festgegammelten Führungskörper hatte
um die Plastikschraube zu schonen hab ich den Führungskörper am Blech bündig abgesägt so dass ich die Spindel nach oben raus nehmen konnte
die Spindel hab ich so wie der Carsten mit einer Gewindemuffe verlängert
aus einem 4mm Edelstahlblech hab ich ein neues Wiederlageblech gefertigt
auf das ich ein Drehstück als Führung verschweisst hab
das hatte dann wieder das M8er Innengewinde für die Spindel
schon ne Weile her, Fotos hab ich leider keine

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