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Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 20. Oktober 2012 18:06
von wuschi63
Hallo
Die MZ wurde ja seit Ende der 60er bei Neckermann in der BRD angeboten in der Ausführung „de Luxe“ ? (Drehzahlmesser, verchromte Tankseiten und Rücklicht, anderer Gepäckträger, 17 PS, weitere Unterschiede???)

Es gibt zwei gegensätzliche Meinungen:
1)Es war eine spezielle exklusive Ausführung nur für die BRD in Aussehen und mit teilweise besseren Teilen wie Lager etc.
2)Die DDR konnte sich aufgrund Materialmangels etc. gar nicht leisten exklusiv für den Westen zubauen und schon gar nicht in besserer Qualität und deshalb gab es die auch in der DDR

Was richtig und was ist falsch?

Gruß Wuschi

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 20. Oktober 2012 19:01
von Robert K. G.
Die Exportversionen waren technisch der DDR Version nicht überlegen. Nur beim Lack hat man besonders darauf geachtet, an die BRD nur "erste Wahl" zu liefern. In der DDR war man scheinbar nicht so pingelig. In der DDR gab es auch Exportrückläufer. Und ach, nicht alle 250er die über Neckermann verkauft wurden hatten 17 PS. ;)

Gruß
Robert

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 21. Oktober 2012 19:34
von Christof
wuschi63 hat geschrieben:2)Die DDR konnte sich aufgrund Materialmangels etc. gar nicht leisten exklusiv für den Westen zubauen und schon gar nicht in besserer Qualität und deshalb gab es die auch in der DDR


Die Materialversorgungslage der DDR war in den 60igern/ 70igern nicht so schlecht wie Anno 1989. In der Regel hat man so auch für den jeweiligen Impoteur Sonderauflagen produziert, wenn dies gewünscht wurde und werksmäßig machbar war. Darunter fällt auch die TS mit Vorderradbremslichtschalter, Die ETZ 150 mit 10PS, die BSKL 98 an der TS 250, Öldosierung, Sonderfarben, Motore mit Leistungsteigerung (ES 150 DanaSport).

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 21. Oktober 2012 23:24
von Trabant
Die ETS 250 hatte 19 PS wesentlicher Unterschied:
Hat Blinker, Fahrgestellnr an anderer Position.

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 22. Oktober 2012 09:14
von Norbert
Trabant hat geschrieben:Die ETS 250 hatte 19 PS wesentlicher Unterschied:
Hat Blinker, Fahrgestellnr an anderer Position.


sogar die TS 250 "/0" hatte noch 19 PS , die Versicherungsklassen ab 1977? führten dazu das es 17 PS Versionen gab.
Auch Umrüstsätze von 19PS auf 17 PS gab es bei Neckermann.

@Robert, wenn der Lack besser war aber nur an den Anbauteilen wie Tank und Seitenkästen, am Rahmen waren Lackblasen Normalität.

Zur Neckermannversion der TS 250/1 sei noch erwähnt das es diese nur in schwarz und blau (Solo) oder rot (später auch silber) als Gespann gab.
Es waren immer die De Luxe Versionen. AFAIR auch nur mit Flachlenker zu haben.

Die ETZ 250 gab es bei N nur in silber und in billargrün . Ebenfalls De Luxe .
Mikuniölpumpe,die anfängliche Brembo Scheibenbremsanlage und das Neimann-Lenkschloß sind die Hauptmerkmale der N-Exportversion.

Wie das in anderen NSW Exportländern gehandhabt wurde weis ich nicht.

Generell kann man aber davon ausgehen das MZ nicht unbedingt darauf aus war möglichst viele Versionen zu "bringen" .
MZ dürfte kaum Devisen dafür gesehen haben und deswegen war der Zusatzaufwand für die Kollegen dort unproduktiv.

Neckermann bekam um 2% der Jahresproduktion von MZ.

Da kann man sich dann auch ausrechnen wie hoch die Zahl der Rückläufer von NSW Maschinen waren .
Die Verbreitung solcher Maschinen in der DDR war deshalb entsprechend gering.
Und freiwillig hat damals niemand an einer TS auf Nierenspiegel oder ES Rücklicht umgebaut.
Allenfalls aus Teilemangel.
Das Design dieser Anbauteile galt damals als völlig veraltet.

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 22. Oktober 2012 10:06
von Robert K. G.
Hallo Norbert,

ganze Motorräder kamen eher selten zurück. Es gibt aber KFT Berichte in denen beschrieben wird dass TS Motorräder mit einer vorderen Ankerplatte verkauft werden, die einen Bremslichtschalter hatten. Dieser müsse "nur" verkabelt werden. Auch die wenigen EM 250 Motoren in der DDR mit Gemischschmierung waren Exportrückläufer. Von Christof habe ich dazu mal eine Änderungsmitteilung des Werks bekommen. Da steht das explizit drin. Es gab sogar MZtten mit Meilentacho in der DDR. Es gibt sogar MZ Fahrer die schwören eine ETZ 250 mit H4 Licht neu gekauft zu haben, als es das noch garnicht offiziell gab. Das sind seltene Ausnahmen - richtig. Aber es gibt sie und es wurde auch offiziell darüber berichtet.

Gruß
Robert

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 12:16
von t-eiche
Christof hat geschrieben:
wuschi63 hat geschrieben:2)Die DDR konnte sich aufgrund Materialmangels etc. gar nicht leisten exklusiv für den Westen zubauen und schon gar nicht in besserer Qualität und deshalb gab es die auch in der DDR


Die Materialversorgungslage der DDR war in den 60igern/ 70igern nicht so schlecht wie Anno 1989. In der Regel hat man so auch für den jeweiligen Impoteur Sonderauflagen produziert, wenn dies gewünscht wurde und werksmäßig machbar war. Darunter fällt auch die TS mit Vorderradbremslichtschalter, Die ETZ 150 mit 10PS, die BSKL 98 an der TS 250, Öldosierung, Sonderfarben, Motore mit Leistungsteigerung (ES 150 DanaSport).



Ich lese "Die ETZ 150 mit 10PS".
Also gab es die ETZ 150 auch über Neckermann. Hat jemand davon noch Katalogbilder :surprised:

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 13:51
von muenstermann
ne, Hein Gericke

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 14:35
von AHO

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 15:41
von t-eiche
Cool. DANKE

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 19:55
von lupover
Auch für die TS 150 gab es Drosselsätze auf 10 PS, bestehend aus Vergaser (22N1?) und Kettenrad. Wobei die Drosselung auf 10 PS kompletter Schwachsinn war, dafür gab es nie einen sachlichen Grund. Es wurden nämlich alle Motorräder bis 175 cm³ automatisch in die 10 PS-Klasse eingeordnet. Ich habe mit meiner 14 PS "starken" Kawasaki KH 125 damals selbst davon profitiert. Es ging dabei immerhin um die Frage 130 DM oder 350 DM im Jahr. Es gab auch noch stärkere Maschinen in der 10 PS Klasse, z. B. Hercules 125 oder Zündapp 125/175, Yamaha RD 125 usw.

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 19:57
von AHO
lupover hat geschrieben:Auch für die TS 150 gab es Drosselsätze auf 10 PS, bestehend aus Vergaser (22N1?) und Kettenrad. Wobei die Drosselung auf 10 PS kompletter Schwachsinn war, dafür gab es nie einen sachlichen Grund. Es wurden nämlich alle Motorräder bis 175 cm³ automatisch in die 10 PS-Klasse eingeordnet. Ich habe mit meiner 14 PS "starken" Kawasaki KH 125 damals selbst davon profitiert. Es ging dabei immerhin um die Frage 130 DM oder 350 DM im Jahr. Es gab auch noch stärkere Maschinen in der 10 PS Klasse, z. B. Hercules 125 oder Zündapp 125/175, Yamaha RD 125 usw.


Da habe ich noch nie von gehört, wann soll das denn gewesen sein?

Gruß


Nachtrag:
Habe es gefunden, das war eine 18 Monate gültige Übergangsregelung ab Januar 1977. Damit sollten in speziellen Fällen 100% und mehr Steigerung durch die Umstellung von Hubraumklassen auf Leistungsklassen abgemildert werden, bis eine saubere statistische Basis für eine Berechnung nach Schadenshäufigkeit und Kosten für die einzelnen Leistungsklassen vorlagen.
Damit machte es aber zumindest für spätere TS 150 Sinn, die nach Ablauf der Übergangsregelung versichert wurden.

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 20:05
von Lorchen
Meines Wissens gab es für die TS 125/150 keine Drosselung. Jedoch wurde die TS 125 auch unter der Bezeichnung "TS 150" angeboten und hatte dann 10PS, denn es war ja eine 125er.

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 3. Dezember 2018 20:56
von lupover
Stimmt, habe nochmal nachgesehen, bei den Drosselsätzen habe ich was verwuxelt. Der Drosselsatz für die 150 enthielt auch Kolben und Zylinder der 125er, die Drosselung der 250eer auf 17 PS erfolgte mit dem unsäglichen 26er Vergaser ohne Standgas (jedenfalls bei der TS, die ETZ war anders gedrosselt).

Die Einstufung bis 175 in 10 PS (und übrigens aller 250er in 17 PS) erfolgte seit Einführung der PS-Klassen. Meine Kawa habe ich 1979 gekauft. Groß beworben wurde das von den Versicherungen nicht, war aber generell bei allen Versicherungen so. Zum Beispiel die alte Yam RD 250 mit 32 PS wurde durchgängig als 17PS versichert. Das machte bei der Yamaha einen Unterschied von mal eben 1000 DM/Jahr.
Die Anbieter waren natürlich nicht bescheuert und haben sinnlos gedrosselt, die Sache hatte einen kleinen Haken, der aber nie wirklich zum Tragen kam: Es handelte sich um eine Übergangslösung, angeblich nur kurzzeitig zur Vermeidung von Härten. Wurde dann zwar jedes Jahr brav verlängert, man konnte sich aber nie wirklich drauf verlassen. Ich habe damals auch immer geschwitzt wenn die Beitragsrechnung kam. Deswegen waren ungedrosselte Maschinen schwer verkäuflich. In späteren Jahren sind die Beiträge dann ständig gesunken, da hat das dann nicht mehr so noch interessiert.

Derartige Übergangslösungen gibt es z. B. seit über 30 Jahren auch bei der Helmpflicht: So Anfang der 80er sollten nur noch Helme nach Europa-Norm zulässig sein. Ich habe daher meinen guten Uvex-Daytona Helm für einen 10er auf dem Flohmarkt verkauft. Die Norm wurde seitdem viele Male verändert. Die Pflicht einen entsprechenden Helm zu tragen gibt es aber bis heute nicht. Der Hut muss ein spezieller Motorradhelm sein, z. B. kein Bauhelm, das war es dann aber auch. Ähnliches gilt für Bekleidung. Die Protektoren sind genormt, haben muss man sie aber nicht.
Das mit dem Helm war übrigens doppelt ärgerlich: Auf dem hatte nämlich der damals amtierende Weltmeister Toni Mang personlich bei einer Veranstaltung eines großen Reifenhändlers in Bremen mit nem Edding ein Autogramm hinterlassen - der wäre vielleicht noch einiges wert gewesen...

PS: Das mit der 18 monatigen Übergangslösung habe ich auch so ähnlich in Erinnerung, deswegen auch meine Angst vor der Versicherungsrechnung. Die Kawa habe ich bis 1981 gefahren un immer nur für 10 PS bezahlt, ging dann auch noch einige Jahre länger. Bis wann weiß ich nicht, ging aber noch etliche Jahre und hat sich durch sinkende Prämien mehr oder weniger von selbst erledigt.
Prämien Ende der 70er in groben Zügen:
10 PS 140 DM
17 PS 350 DM
27 PS 750 DM
50 PS 1300 DM
drüber 1500 DM
War damals ne Menge Holz, da kann man eine gewisse Unruhe bei jugendlichen Fahrern schon verstehen...

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 4. Dezember 2018 10:04
von Wolf_XL
… ich kann diesbezüglich nur für meine ETS 250 Bj. 71 (seit 1981 in meinem besitz) meinen Senf dazu geben. Der Unterschied zu den DDR-Modellen hielt sich in Grenzen. Bei den Neckermännern war das Rücklicht anders - gelbes Bremslicht, kein integrierter Rückstrahler, sondern separater Trabi-Rückstrahler unterm Nummernschild. dann die Lenkerendenblinker - die gab es in der DDR zu der Zeit auch nicht serienmäßig. Der DDR-MZ-Gepäckträger wurde auch durch ein Modell aus westdeutscher Produktion ersetzt - das machte auch Sinn, weil die DDR-Packtaschen damals im Westen eh' kaum lieferbar waren - zumindest nicht für den Standard-ETS-Treiber. Die Leistungsreduzierung auf 17 PS erfolgte mit dem Zylinderkopf durch Absenkung der Kompression. Diese Zylinderköpfe hatte auf einer Erhebung am Zylinderkopf "MZ 7,5" eingeschlagen... auf dem Foto ist das im Fahrzeugbrief vermerkt... Weiterhin dürften die meisten Neckermann-ETS mit dem Hochlenker ausgeliefert worden sein, weil der einfach bequemer war...

2018-12-04-0001.jpg

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 4. Dezember 2018 17:32
von P-J
Icxh hatte ne Kawa KH250/b, Frei hatte die 32 PS aber für den deutschen Markt 26 Pferde. Da die Stufe über 27 Ps bis 50 ging kostete die nur die Hälfte. Der Unterschied von der 17 bis 27 Ps Klasse war nicht so hoch aber das scheute viele.

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 4. Dezember 2018 19:00
von Christof
Wolf_XL hat geschrieben:Die Leistungsreduzierung auf 17 PS erfolgte mit dem Zylinderkopf durch Absenkung der Kompression. Diese Zylinderköpfe hatte auf einer Erhebung am Zylinderkopf "MZ 7,5" eingeschlagen


Das vordere Kettenritzel musste übrigens auch getauscht werden, von eins mit 21 auf 20 Zähne. Die daraus resultierende Ungenauigkeit am Tachoantrieb hat man aber ignoriert. Macht man es richtig, baut man den Tachoantrieb / Das Räderpaar der ES 250/1 - Solo - ein.

Re: Ausführung „Neckermann MZ“ in der DDR?

BeitragVerfasst: 7. Dezember 2018 11:09
von Wolf_XL
… ich habe es anders gemacht - ich hab' in den vorhandenen 19PS-Kopf einfach "MZ 7,5" reingekloppt. Bis jetzt hat das noch kein Prüfer bei der HU gemerkt... :mrgreen: Das Ritzel hab' ich bei 20 Zähnen gelassen.