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Beratung für TS 125

BeitragVerfasst: 27. April 2014 21:16
von heinrich teebeutel
Moin Moin und vielen Dank für die Aufnahme!

Vllt ersteinmal was zu mir, da ich hier ja neu bin.Ich bin 24 jahre alt, komme aus Parchim (M-V) und interessiere mich brennend für die 125er TS.
Mein Vater hat eine 150er TS von 1974, die er auch schon seit dem besitzt, und ich bin begeistert von diesem 2Rad! Für mich ist das die schönste MZ und der kleine Motor stört mich nicht, denn Geschwindigkeit ist doch irgendwie nicht alles beim fahren...

Nun zu meinem Anliegen.Da ich recht wenig technisches Verständnis habe bräuchte ich etwas Kaufberatung.
-lohnt sich eine TS überhaupt, wenn man gerademal eine Zündkerze oder einen Reifen alleine gewechselt bekommt?
-gibt es einen großen technischen Unterschied zwischen der normalen und der Neckermann Version?Also kann man eine von beiden eher empfehlen? (wobei mir die ohne DZM besser gefällt,je puristischer je besser;) )
-gibt es bestimmt Dinge auf die man beim Kauf achten sollte? (Bremsen,Getriebe oder Gabel ist ja klar)
-und kann man ein so altes Motorrad als zuverlässig betrachten, wenn der Motor ersteinmal auf vordermann gebracht wurde? Von der TS meines Papas kann ich leider keine Rückschlüsse ziehen.Die läuft alle 2 Jahre ein paar Kilometer zum TÜV und sonst nix:D welch eine verschwendung...!

Naja ansonsten möchte ich euch meinen höchsten Respekt aussprechen!Ich bin begeistert von dem gutem Umgangston und der Respektvollen Bahandlung hier.

Falls es auf meine frage schon genügend Themen gibt dann entschuldigt bitte.Alles was mir die Suchfunktion ausgespuckt hat war nicht befriedigend.

Schoneinmal vielen Dank für die Hilfe.

Re: Beratung für TS 125

BeitragVerfasst: 28. April 2014 12:27
von michi89
Mahlzeit und willkommen hier :hallo: .

Wenn keiner will probiere ich mich mal.

-gibt es einen großen technischen Unterschied zwischen der normalen und der Neckermann Version?Also kann man eine von beiden eher empfehlen? (wobei mir die ohne DZM besser gefällt,je puristischer je besser;) )


-die Inlands- und Neckermannversionen unterscheiden sich nur optisch. Tacho in der Lampe oder außen und Chromblenden gab es bei beiden Varianten je nach Wunsch (bzw. was da war). Ansonsten ist bei der TS alles Baukasten, du kannst auch problemlos eine Lampe mit Tacho drin "nachrüsten" (wobei ich es schade finde, wenn gute TSen umgebaut werden, dazu gibt es genug verranzte).

-lohnt sich eine TS überhaupt, wenn man gerademal eine Zündkerze oder einen Reifen alleine gewechselt bekommt?


M. M. n. ganz klar nein. Du hast es mit einem 30 Jahre oder noch älteren Motorrad zu tun. Entweder du zerlegst die Kiste komplett und machst alles neu (hast dann quasi ein Neufahrzeug) oder du musst damit leben, dass du immer mal was reparieren musst, da eben alles 30 Jahre oder älter und demzufolge die Garantie schon ein paar Tage abgelaufen ist :wink: . Wenn du keine 2 linken Hände hast, kannst du dir aber dank sehr guter Literatur vieles selber beibringen (im Prinzip alles bis evt. den Motor, wobei auch der kein Hexenwerk ist).

-gibt es bestimmt Dinge auf die man beim Kauf achten sollte? (Bremsen,Getriebe oder Gabel ist ja klar)


Kommt drauf an, was du vorhast. Willst du dir eine Reuse wieder aufbauen oder willst du was fahrbereites kaufen? Alles ist reparabel, fragt sich nur wie teuer der Spaß wird. Prinzipiell kannst du in einem 30 Jahre alten Gegenstand nie drinstecken und es kann immer ein Griff ins Klo werden, ohne das der Verkäufer das so beabsichtigt hat. Lass die Finger von Grotten, die nur aufgebaut wurden, um verkauft zu werden. Wenn man das ordentlich macht, funktioniert das nicht wirtschaftlich.

-und kann man ein so altes Motorrad als zuverlässig betrachten, wenn der Motor ersteinmal auf vordermann gebracht wurde? Von der TS meines Papas kann ich leider keine Rückschlüsse ziehen.


Das kannst du so pauschal nicht sagen. Ich war mit meiner TS auch an der Ostsee und bin pannenfrei wieder angekommen (bis auf Kerzenwechsel, die war aber vorher schon breit). Allerdings ist die TS nur so zuverlässig, wie sie ihr Mechaniker gewartet und repariert hat. Wenn du damit ernsthaft fahren willst, musst du früher oder später schonmal Hand anlegen. Es ist aber auch nicht so, dass es immer ungewiss ist, wann und ob man überhaupt ankommt. Bei guter Pflege und Wartung laufen die schon.

Anzumerken ist noch, dass es 2 verschiedene Telegabeln gibt. Die alte 32er Gabel (unten Chrom) und die neuere 35er Telegabel (unten Alu). Ich fahre nur die neue (kam irgendwann 1977 glaube ich) und es soll auch die bessere sein. Zur alten Gabel fehlt mir die Erfahrung.

Ersatzteile gibt es im Regelfall problemlos, da fast jeder MZ-Fahrer noch eine halbe TS 125/150 auf Halde liegen hat :) .

Noch Fragen? Dann trau dich.

Re: Beratung für TS 125

BeitragVerfasst: 28. April 2014 13:03
von Svidhurr
Willkommen Herr Teebeutel,

Michi hat ja deine Frage schon sehr ausführlich beantwortet.

Eie 125iger kostet in der Regel ca. 100 € mehr,
da sie eher seltener sind :wink:

Re: Beratung für TS 125

BeitragVerfasst: 28. April 2014 15:46
von EmmasPapa
Willkommen hier,

die Neckermänner sind technisch nichts anderes, als die im Osten verkauften Maschinen. Ich glaube, am ehesten bzw. schnellsten sind die Neckermänner an den hinteren Blinkleuchten zu erkennen, die direkt unter der Sitzbank angebaut waren, wenn denn noch kein Bastler dran war. Drehzahlmesser und Chrom am Tank gab es auch (wahlweise, bzw. was halt gerade verfügbar war) im Osten. Ansonsten gibt es kaum optischen Unterschiede. Ich glaube das Typschild sitzt noch an anderer Stelle, bin da aber nicht so sicher.

Der Drehzahlmesserantrieb kann Probleme machen, wenn sich das Antriebsrad in der Plastebuchse (wo die Welle angeschraubt wird) schwer dreht. Zu erkennen ist dass dann an einer "tanzenden" Drehzahlmessernadel. Mögliche Ursache kann da aber auch eine schwergängige Drehzahlmesserwelle sein. Der Primärantrieb kann in beiden Fällen Schaden nehmen, muss aber nicht.

Wenn Du einen Reifen wechseln kannst, dann ist das doch schon ein Anfang. Oder meinst Du nur den Radwechsel am Auto? Reifen ist das Gummiteil um die Felge, zusammen bilden die dann das Rad. Den "Reifen" an der MZ zu wechseln heißt dann, diesen von der Felge und einen anderen/neuen wieder auf die Felge zu montieren. Wenn dabei dann auch der im Reifen befindliche Schlauch (bei Speichenrädern im allg. üblich) heile bleibt, dann sind bestimmt ausbaubare Grundfertigkeiten vorhanden und ein Kauf sollte nicht abschrecken. Heute eine alte TS zu fahren, bedeutet im Grunde nichts anderers, als einen Oldtimer zu bewegen. Und da sollte man immer damit rechnen, dass man reparieren muss, auch mal unterwegs.

Es gab dann noch, fast zeitgleich zu dem beschriebenen Wechsel der Telegabel von 32 auf 35 mm Duchmesser der Führungsrohre, den Wechsel vom MM 125/2 auf MM 125/3 (bzw. mm 150/2 auf MM 150/3). Wichtigstes Merkmal waren die außen liegenden Simmeringe und damit die Schmierung der Kurbelwellenhauptlager durch das Öl im Gemisch. Und natürlich der Drehzahlmesserantrieb, den es bei den Modellen vor 1977 gar nicht gab. Die Standartmotoren des MM 125+150/3, die keinen Drehzahlmesser anzutreiben hatten, erkennt man an der vorgesehenen Anguss im Motorgehäuse (es gab wenige Übergangsmodelle mit altem Gehäuse), welcher nicht gebohrt wurde. Einen Standartmotor kann man daher nicht auf Drehzahlmesser umbauen (bei den 250´er geht das).

Im weiteren solltest Du auf mögliche Brüche am Rahmen achten, die Fussratenaufnahme dabei besonders beäugen. Die 6 V- Elektrik kann gern mal Probleme machen. 60/90 Watt aus der Lima ist beim Fahren mit Licht sehr wenig. Zudem ist der Sicherungshalter mit den Torpedosicherungen im Original echtes Teufelszeug. Der mechanische Regler ist auch so eine Sache, die man erst mal in den Griff bekommen muss. Wenn nicht, kann einen die Maschine ganz schön ärgern. Schau auch in den Tank, der kann innen verrostet sein, dann gibt es Probleme mit dem Spritfluss, was zum Motortod führen kann.

Wenn Dein Vaddern aber seit 40 Jahren eine kleine TS hat, sollte das meiste jedoch bekannt sein. Und er sollte im Falle eines Kaufes Dir zur Seite stehen.

In jedem Falle ist die kleine TS ein schönes Motorrädchen, das viel Fahrspass bereitet, vor allen mit einer super Straßenlage, wendig ist und dabei auch sehr komfortabel.

Wenn die angebotenen 125´er zu teuer sind, wenn man denn mal eine findet, dann sollte man wissen, das auch eine 150´er recht einfach zur 125´er wird, nur mit anderem Zylinder, Kolben, Kolbenbolzen und ggf. neuem oberem Pleullager. Die Teile muss man aber mittlerweile auch suchen und "mit einem Appel und einem Ei", das ist mittlerweile auch vorbei. Der Vollständigkeit halber müßte noch ein anderer Vergaser (ein BVF 22 N 1 oder N 2) anstelle des 24´er Vergasers besorgt werden. Der 24´er funktioniert aber auch bei der 125´er Laufgarnitur.

So, jetz aber genug gelabert. Doch noch einen, der Name Heinrich Teebeutel hat echt was, meine kleine Tochter würde sagen, echt cool.

Grüße

Frank

Re: Beratung für TS 125

BeitragVerfasst: 28. April 2014 18:41
von michi89
EmmasPapa hat geschrieben:Im weiteren solltest Du auf mögliche Brüche am Rahmen achten, die Fussratenaufnahme dabei besonders beäugen. Die 6 V- Elektrik kann gern mal Probleme machen. 60/90 Watt aus der Lima ist beim Fahren mit Licht sehr wenig. Zudem ist der Sicherungshalter mit den Torpedosicherungen im Original echtes Teufelszeug. Der mechanische Regler ist auch so eine Sache, die man erst mal in den Griff bekommen muss. Wenn nicht, kann einen die Maschine ganz schön ärgern. Schau auch in den Tank, der kann innen verrostet sein, dann gibt es Probleme mit dem Spritfluss, was zum Motortod führen kann.


Das mit dem Rahmen ist so eine Sache. Meine TS hatte nicht immer viel zu lachen. Wenn du nur auf der Straße fährst, halten die schon. Zum im Gelände rumspringen ist er niht so richtig das wahre. Wackel mal an den Fußratsen und guck, ob die fest sind. Man kann und darf dort am Rahmen auch schweißen. Besser ist es aber, wenn noch alles heile ist. Die 6V-Elektrik ist tatsächlich nicht so der Weißheit letzter Schluss. Allerdings bekommt man die mit ein paar Tricks auch alltagstauglich hin. Ein Umbau auf 12V ist ebenfalls über mehrere Wege möglich. Das mit den Torpedosicherungen stimmt leider. Früher ging das vermutlich sehr gut. Heute ist das Zeug 30 Jahre alt und zwischen den vernieteten Blechen tobt oft der Gammel. Ich habe den Sicherungsträger ausgebaut und auf Flachsicherungen umgebaut (geht recht einfach). Den mechanischen Regler kann man einstellen, ich mag ihn trotzdem nicht (bin da wohl zu blöd dazu :) ). Eine gute elektronische Alternative kostet ca. 25€. Rost im Tank maht viel Arbeit, bis der wieder raus ist (bissl Flugrost ist OK, sollte aber auch raus), ist aber machbar. Das Blech ist sehr dick, aber irgendwann trotzdem mal durch. Der linke Seitendeckel reißt gerne durch die Motorvibrationen ein, kann man aber reparieren (schweißen, nur dann ist der Lack weg).

Es ist alles machbar und möglich (auch mit überschaubaren Finanzen bei etwas Eigeninitiative, aber nicht mehr zu Schleuderpreisen). Aber sei dir trotzdem bewusst, auf was du dich einlässt und das du immer mal was dran machen musst. Ich will dir das nicht ausreden (Emme fahren fetzt), aber wo Licht ist ist auch Schatten :) .

Re: Beratung für TS 125

BeitragVerfasst: 28. April 2014 19:29
von Hanz krazykraut
Michi, das sind echt wahre Worte. :top:
Ich besitze seit nunmehr Zwanzig Jahren meine TS 125.
Es ist eine echte originale, gekauft von der Kolchose im Nachbarort. :mrgreen:
Gesamtkilometer bis jetzt ca 200.000.
Eher mehr.
Fussrasten sind bei meiner auch neu verschweisst.
Ansonsten kann ich nichts schlechtes über den Rahmen sagen.
In all den Jahren haben mich nur Elektrik und Vergaser geärgert.
Seit dem letzten Neuaufbau hat Sie nen Bing und eine 12 Volt Vape.
Ja, das war echt viel Geld...(eigentlich nicht, 220 € für beides... :oops: )
Aber seitdem läuft Sie wie eine Biene. :D :D :D

Drei Jahre Alltagsfahrzeug ohne die kleinste Zickerei.