von Waldtv » 13. September 2022 18:36
Soooo...
Vielen Dank für die beiden Hinweise.
Nach langem Suchen sind alle wichtigen Teile beisammen und der Beiwagen ist montiert. Der Zusammenbau verlief recht unkompliziert, wobei ich schon sagen muss, dass die angebotenen Schraubensätze für den Beiwagen nicht unbedingt alles enthalten, was man braucht... Egal. Nachdem die Schwinge und der Stabi montiert waren, ging es an die hintere Befestigung vom Boot. Ist ja ziemlich simpel. Jeweils 2 Schrauben, zwei Lagerschalen, eine Klemmschelle und zwei Muttern. Zwei Muttern, an die man mit einem Schlüssel kaum im entferntesten ran kommt. Nach minimaler Recherche wusste ich dann auch, dass es dafür extra Muttern mit angeschweißtem Blechstreifen gibt. Um mir die zu holen war ich dann doch zu geizig und ungeduldig. Ich hab mir also ziemliche Umstände gemacht, um 4 Muttern innerhalb von zwei Stunden fest zu ziehen bzw. die Muttern festzuhalten, während ich die Schrauben fest zog. Die vordere Befestigung fürs Boot war dann ein toller Trost zum Feierabend... wenigstens etwas, das einfach geht.
Es gingen einige Tage ins Land, bis ich den nächsten Einsatz am Beiwagen durchziehen konnte. Der hatte es dafür in sich... Aufgrund meines jugendlichen Leichtsinns hatte ich mir zur ergonomischen Bearbeitung mittels zwei Böcken und zwei Brettern einen Tisch gebastelt, auf dem ich den Rahmen vormontiert habe. Anstatt an eben diesen vormontierten Rahmen das entsprechende Rad zu montieren und an der ES anzuschließen, hielt ich es für eine gute Idee, erst mal das Boot aufzusetzen und zu befestigen. Danach das Rad, den Stoßdämpfer und den Schwanenhals. "Super!" dachte ich mir und habe für den Bruchteil einer Sekunde vor Freude gegrinst. Einen Wimpernschlag später wurde mir klar, dass ich alleine bin und der Tisch jetzt aber unterm Beiwagen verschwinden muss... "Kann ja so schwer nich sein!" ... Spanngurt gesucht, ums vordere Boot gewickelt, um den Hals geworfen und das Boot in die Hüfte gestemmt. Doofe Idee... Das wurde mir dann klar, als ich das ganze Paket angehoben und den Tisch dabei umgeworfen habe.
Nach einer kurzen Aufräumpause hab ich dann begonnen, den BW an der ES zu befestigen. sind ja nur 3 Klemmpunkte und der Stabi. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass der Rahmen vom BW neu Pulverbeschichtet wurde und der Beschichter es wirklich gut gemeint hat. Die Kreuzschelle für den Schwanenhals konnte ich ohne Gewalt nicht auf dem Rahmen platzieren. Ich hatte jedenfalls nach einiger Mühe alle drei Klemmstellen wenigstens platziert und grob angezogen. Siehe da: das Kunstwerk steht. Krumm und schief, aber immerhin dran. Die Justage des BW stellte ich mir etwas einfacher vor. entsprechende Schrauben lösen... Den Rahmen nachrichten und die Schrauben wieder anziehen... Stattdessen artete die ganze Prozedur eher in eine Art "Spaltmaß beim Trabi einstellen" aus. Mit viel Kraft und Schweiß habe ich den BW grob justiert bekommen. Reicht erst mal.
Zur Belohnung hab ich dann erst mal ne Runde über den Garagenhof gedreht. Und dann noch eine... Beim Bremsen fühlte sich das Gespann irgendwie seltsam an... Es schob immer irgendwie nach links... Sollte das nicht... Oh. Stimmt. Da fehlt ja noch die Bremse. Also zurück in die Garage und erst mal Feierabend. Man soll ja aufhören, wenn's am schönsten ist.
Es verging wieder einiges an Zeit, aber dann hatte ich ganze zwei Tage am Stück Zeit. "Geil. Da kann ich in aller Ruhe Bremse und Elektrik machen." Denkste. Ich habe eine kleine Garage. Sie hat keine Grube und schon gar keine Hebebühne. Außerdem habe ich keine kleinen Unterstellböcke. Dementsprechend gemütlich waren dann meine ersten Minuten unter dem BW bei der Motage der Bremse. Aber das sollte noch nicht das schlimmste werden. Nach einer kleinen Ladung Hack-Brötchen dachte ich mir, dass es ja nicht so Schwer sein kann, die Bremse zu befüllen. Bremsflüssigkeit war ausreichend vorhanden. Dann fiel mir die Kontruktion auf... Ich bin ein großer Fan der ostdeutschen Ingenieurskunst. Speziell bei Simson hat man gezeigt, wie gut eine modulare, durchdachte Bauweise funktionieren kann. Bei MZ ist das allein durch die Baugrößen etwas Schwieriger, aber immernoch gut gelöst. Auch der Beiwagen ist mit seiner Einstiegsluke überaus praktisch und sehr bequem. Aber wer kommt bitte auf die bekloppte Idee, eine Entlüftung für ein Bremssystem so zu platzieren, dass sie bei montiertem RBZ nur mittels Maulschlüssel durch die Speichen des Rades durch mitdrehen des selbigen gelöst werden kann? Warum muss man bitte diese Schraube zwischen Bremsleitung, Schwingenarm und Rad platzieren? Ich wollte die Ausrüstung so weit wie möglich original halten, also habe ich wenigstens versucht, das System mittels unterdruck zu befüllen. Pustekuchen. Die Entlüftungsschraube zog am Gewinde so viel Luft, das es mir nicht möglich war, das System ordentlich zu befüllen und zu entlüften. Am Ende des Zweiten Tages habe ich dann aufgegeben... Eine Bremswirkung ist zwar vorhanden, abr ich konnte den Hebel bis zum Anschlag durchtreten und die Bremswirkung war fast nicht vorhanden... Nach kurzer Recherche bin ich auf Entlüftungsventile von Stahlbus gestoßen. Heute habe ich das Passende Ventil eingebaut und das Problem war innerhalb von 10 Minuten inkl. Montage des neuen Ventils behoben. Der Druckpunkt kommt zwar rel. spät, aber dafür wird dann auch ordentlich Druck aufgebaut. Feineinstellung folgt später...
Es fehlen mir leider noch zwei Teile. Zum einen das Lampenglas der Positionsleuchte am vorderen Schutzblech und zum anderen der Halter für den rechten Blinker. Die positionsleuchte werde ich mir wohl aus der Bucht holen, wenn denn mal eine gebrauchte angeboten wird. Den halter für den Blinker werde ich aber nicht kaufen... 50 € für dieses kleine Stück Alu ist es mir nicht wert. Eine Ausweichlösung war schnell Parat: der alte Kolben meiner Hufu hat ganz gute Maße... Zum einen ist er für mich ästhetisch ansprechender, zum anderen bietet er im Hohlraum ausreichend Platz, um Adern zu vervielfältigen.
Fazit: Eingestellt ist er noch nicht, das werde ich wohl erst tun, wenn der Rest fertig ist. Die Elektrik ist einmal neu verlegt. Ich hatte noch ein Wenig Ölflex rumliegen. Das reicht locker für alles notwendige und ist zudem äußerst widerstandsfähig gegenüber Witterung und evtl. aufgewirbeltem Dreck bei der Fahrt.
Es bleibt spannend, aber ich bin fast auf der Zielgeraden...
Habt Ihr gute Tipps zum finalen einstellen? Speziell was den Winkel des Motorrades zum Boden angeht und die Vorspur des BW. Die Neigung vom BW ist erst mal so, dass die unteren Zierleisten waagerecht sind.
Basteln getreu nach dem Motto: "Wer nur das tut, was er schon kann, wird nur das bleiben, was er schon ist." (Henry Ford)
Fuhrpark: MZ ES 150/1, 1972, MZ ES 250/2, 1968