Nachdem wir im vergangenen Jahr ausschließlich mit den Gespannen unterwegs waren, musste ich, wegen unseres bevorstehenden Asturien-Urlaubs, bei den Hondas etwas Hand anlegen:
Die Transalp meiner Liebsten brauchte neben einem Ölwechsel und einer Wäsche noch einen neuen Aufkleber auf dem Nummernschild, wofür dann noch ein zugelassenes Leuchtmittel im Scheinwerfer erforderlich war
...als Zugabe kam dann noch Sternenkreuzerbeleuchtung, mit Prüfzeichen drauf (!), an die Sturzbügel
Keine große Sache, dafür war an meiner Africa Twin schon etwas mehr zu tun:
Ölwechsel, Kettenkit erneuern, Federbeinumlenkung zerlegen, abschmieren und zusammenbauen, Schwingenlagerung dito, Bremssattel hinten zerlegen und überholen, in dem Zuge die seit fast zwei Jahren bereit liegende hintere Stahlflexleitung einbauen, neue Pelle hinten....hmmm, rappelt schon bisken viel im Leerlauf...die Vergaser könnte man wohl mal synchronisieren...hab ich das bei meiner überhaupt schomma gemacht? - Nee, hab ich nicht!
Vorher muss man aber die Ventile einstellen, sonst wird das nix...das letzte Mal war vor mehr als 50 Tkm, wie ging das noch mal?
Beim Abbau aller dafür im Weg befindlichen Teile (unterm Strich zieht man das Ding ziemlich komplett nackig aus, inklusive dem rechten Kühler, bis man an die Ventildeckel dran kommt) hab ich schon gedacht: "Wahrscheinlich bastel ich mir hier nen Wolf, und es gibt dann nix einzustellen..." - Jo, und richtig genug, Ventilspiel bei allen 6(!) Ventilen war perfekt!
Im Werkstatthandbuch steht: Bei meinem Modell (RD07a) könne man die Vergaser synchronisieren, OHNE IRGENDWAS vorher abbauen zu müssen, nicht mal den Tank...wow!
Die Anschlüsse für die Meßuhren liegen schrauberfreundlich frei (stimmt!), und die Einstellschraube für die Synchronisierung sei von unten erreichbar und könne mit einem "geeigneten Schraubendreher" bedient werden...
Alle anderen V2-Hondas haben ein Tunnel-Loch im Luftfilterkasten, durch das man bequem die Synchronisierung vornehmen kann...
Wie soll das denn hier gehen?
Noch mal genauer geguckt, aber keine Beschreibung, und auch kein Bild vom entsprechenden Werkzeug im Einsatz...
Es war nun eh alles abgebaut, also die Messuhren angeschlossen, die Benzinflasche angehängt und bei kaltem Motor mal im Verborgenen zwischen den Zylindern gefühlt, wo diese verf...te Schraube sein soll, aha, da ist sie...Kreuzschlitz, ok...der Standard"knubbel"-Vergaserschraubendreher hilft mir schomma nicht, kein Platz dafür...vielleicht mit 1/4" Bit, Bithalter und Kreuzgelenk?
Mist, mein kleiner Chinese mit den 18 Gelenken pro Finger aus dem Bordwerkzeug der Jialing ist nicht dabei, nee, das geht auch nicht!
Einen gerändelten Adapter 1/4 auf 3/8" auf den Bithalter gesetzt...das könnte gehen, eng, aber vielleicht machbar!
Also, Motor warmlaufen lassen, anderthalb Stunden gefummelt, geflucht, die Pfoten verbrannt...und gescheitert!
Bevor noch was durchs Fenster flog, lieber aufgehört, schlecht gelaunt nach Hause gefahren und mal das Internetz nach dem "geeigneten Schraubendreher" durchsucht:
Edles Werkzeug gefunden, 40 cm langer Winkelschraubendreher mit innenliegendem Schneckengetriebe, Drehwinkelskala auf dem Griff und festem 110° Winkel am anderen Ende...aber auch ein edler Preis: Ab 125,-€!
Das kann nicht sein, da muss es noch andere Möglichkeiten geben! (Meine Laune sank auf den Nullpunkt, meine Liebste kennt das entsprechende Gesicht schon und sagte kein Wort...)
Und siehe da, eine Art biegsame Welle mit Schraubendrehergriff und 1/4" Vierkantanschluss, fast nen halben Meter lang, eigentlich gedacht, um Schlauchschellen fest zu ziehen, für lachhafte 17,80€...jetzt noch irgendwie den 110°-Winkel realisieren und dann müsste das funktionieren!
Fix bestellt, das Grinsen war wieder da und meine Liebste sprach wieder mit mir...
Zwei Tage später war das Teil da, den Winkel lieferte ein Stück Wasserrohr aus der Kramkiste und in zehn Minuten waren die Vergaser synchronisiert!
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