von makrohard » 23. Juni 2018 20:00
Wenn ich Zeug zu unserem Schrotti fahre hab ich so die Angewohnheit mal über das Anwesen zu schlendern. Leider bringe ich dann oft mehr wieder mit nach Hause als ich entsorgt habe. Beim letzten Mal was das so ein kleiner chinesischer Freischneider. Laut Schrotti geht der noch einwandfrei, is nur grad kein Sprit drin - als ich ihm dann die gebrochenen Spritleitungen gezeigt hab hat er sich dann preislich doch auf dem Niveau einer Currywurst mit Pommes bewegt und da hab ich mit gedacht, n Versuch isses wert, n kleinen Freischneider könnte ich gut gebrauchen.
Also hab ich mir den mal angeschaut. Ein winziger Zweitakter (geschätzt 25ccm) von zweifelhafter Fertigungs- und Verarbitungsqualität, überall ziemlich verschmoddert. Hat nen winzigen Membranvergaser, nen schwimmenden Spritansaugstutzen und einen kleinen luftgekühlten Zylinder mit gefühlt viel zu kleinen Kührippen die außerdem noch ziemlich zugebaut sind. Zum Saubermachen hab ich mal den Schalldämpfer abgeschraubt - Das Kölbchen und der Zylinder sahen soweit gut aus, Kompression war da. Also Spritleitungen und Primerpumpe erneuert, Getriebe am Mähkopf abgeschmiert , Zündkerze (komplett schwarz und verschmoddert) mit der Messingbürste saubergemacht, Funken geprüft, Luftfilter entschmoddert und dann ohne groß weiter was dran zu machen ausprobiert. Er möchte 1:20 haben, also gut, noch einen Gutsch Öl extra in den Tank, bitte sehr, is ja nicht für den täglichen Profieinsatz das Gerät. Choke gezogen, Primer betätigt, drei Züge am Starter und Peng, die erste Zündung. Choke raus, nochmal ziehen, bisschen Gas dazu noch ein Zug - läuft. Sehr gut. Warm ist der Motor nach wenigen Sekunden, Standgas passt, Gasannahme ist gut, Vollgas hört sich gerade noch gesund an, tendentiell dreht er eher ein bisschen zu hoch aber nicht so drastisch dass ich nicht erstmal Mähen wollte bevor ich mit Feinjustagen am Vergaser anfange.
Also los, die ersten Minuten hat er problemlos gearbeitet, so wie ich es mir von einem solchen Gerät erwarte. Sehr gute Gasannahme, konstantes Standgas. Ich hab nicht wirklich Vollgas gegeben, sondern eher mit dem Gaszug bis auf drei viertel gespielt um das Motörchen nicht gleich zu überhitzen. Nach ca 10 Minuten Arbeit bin ich dann doch etwas mutiger geworden, da war ich an ner sehr krautigen Stelle mit dickern Stengeln, da gabs dann doch 2-3 Minuten Vollgas - aber unter Belastung, d.h. mit einer Drehzahl die sich gesund anhörte.
Nu, dann war die Arbeit getan (insgesamt ca. 15 min max) und ich bin mit dem noch laufenden Freischneider wieder zur Garage. Da ist mit schon aufgefallen, dass er im Standgas jetzt deutlich höher dreht, so hoch dass die Fliehkraftkupplung greift und das Mähwerk läuft. Egal, erstmal ausmachen und abkühlen lassen. Stopp-Schieber auf Stellung 'Aus' - Motor läuft weiter, Drehzahl nimmt zu. Tief Luft geholt und Kerzenstecker abgezogen. Motor läuft, Drehzahl nimmt weiter zu, Motor singt. WeiaWeia. Lappen geschnappt und auf den Luftansaugstutzen gehalten. Drehzahl nimmt leicht ab, Motor spuckt und qualmt aber knattert munter weiter. Okay, letzter Versuch, Spritleitung ab. Wenn dass nicht hilft habe ich das Perpetuum Mobile in Händen. 10-9-8-7-6-Aus. Donnerwetter. Spritleitung wieder drauf, Händewaschen - was war denn das? Ein selbstzündender Zweitakter? Temperatur geprüft. Ja, der Zylinder war heiß, anfassen konnte man den nicht, das hatte ich aber bei der Konstruktion auch erwartet. Denke nicht das der Motor für den Dauerbetrieb konzipiert ist, dem sollte man nach ner Viertelstunde Arbeit durchaus ne Abkülpause gönnen. Aber er war jetzt nicht extrem heiß, auf jeden Fall weit weit weg von Rotglut. Ehrlichgesagt war die Zylindertemperatur in einem Bereich den ich für diese Motorkonstruktion als 'okay' eingestuft hätte. Aber was zum Teufel hat dann den Sprit gezündet und warum hat er 'von alleine' Gas gegeben? Sowas is mir noch nie passiert vorher. Nach dem Abkühlen ist der Motor übrigens einwandfrei wieder angesprungen. Die ersten 15 Sekunden raucht der Motor ganz schön (klar, 1:20, angefettet vom Starten), nach ein paarmal Gasgeben hat er dann aber ein normales Abgas.
Was war denn da los? Durch die Verdichtung zündet das Gemisch ja wohl nicht, eher dass irgendein Schmodder im Zylinderkopf geglüht hat. Und warum das 'Durchgehen' also die Erhöhung der Drehzahl, gefühlt sogar über die Vollgasdrehzahl hinaus? Der Vergaser ist sicher nicht perfekt eingestellt und vmtl. auch ziemlich verschmoddert (hab nen nicht aufgemacht, weil ich keine Ersatzmembran da habe) aber funktionierte im 'Normalbetrieb' ja ganz ordentlich. War auf jeden Fall n ganz schöner Schreck, kurz bevor ich den mittels Abdecken der Luftzufuhr wieder angefettet hab, sah ich vor meinem geistigen Auge schon das Pleues aus dem Zylinder rausgucken...
Jemand eine Idee, was da schief gelaufen sein könnte?
Fuhrpark: TS 150 DeLuxe Bj 78