Seite 1 von 1

Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 24. Juli 2009 21:55
von Rico
Möchte in Zukunft wenn nötig meine MZ-Motoren selber überholen.
Bei der letzten Überholung meines Motors voriges Jahr durch eine Werkstatt ist mir ein Punkt auf der Rechnung aufgefallen:
-Pleuel auswinkeln

Hab ein bißchen bei Google geguckt und dadurch herausgefunden, daß, wenn man das nicht macht, ein vorzeitiger Pleuellagerschaden passieren kann.
Nur, wie macht man das?
Also das Ziel ist klar, das Pleuel soll absolut gerade stehen, damit es nicht zu einer Seite läuft und die entsprechende Anlaufscheibe wegreibt und durch einseitige Belastung das Pleuellager beschädigt.

Nur wie mach ich das?
Wie kann ich das messen und wenn es nicht stimmt, biege ich dann einfach am Pleuel rum, bis es paßt?
Und wie biege ich am Besten am Pleuel rum, ohne das Pleuellager zu sehr zu beanspruchen?

Fragen über Fragen.
Hab bis jetzt schon 3 Simson S 51 Motoren erfolgreich überholt, ohne mir über Pleuelauswinkelung Gedanken zu machen, weil ich davon noch nie was gehört hatte, aber Tante Google sagt, das wäre wichtig, und vielleicht habe ich ja bis jetzt einfach nur Glück gehabt.
Leider verrät Google nicht, wie man das nun macht oder ich hab es einfach nicht gefunden.

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 24. Juli 2009 22:35
von ETZploited
Meine Gedanken dazu:
Es gibt nichts auszuwinkeln, entweder ist das Pleuel winklig, oder nicht.
Schließlich ist der Pleuelschaft extra gehärtet.
Wurden keine Fehler beim Einpressen des Hubzapfens oder der Montage des Motors gemacht, muß es winklig sein.
(Gefahr droht zum Beispiel, wenn man den Kolbenbolzen mit dem Hammer einschlägt).

Wie man mit Hausmitteln die Winkligkeit überprüft, steht im Hertweck beschrieben.
Ist etwas aufwändig, man muß die Kolbenringe dazu abnehmen (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht).

Was anderes könnte es bei Kurbelwellen sein, bei denen die Aufnahme am Hubzapfen verschraubt und das gesamte Pleuel nicht aus einem Guß ist - das weiß ich nicht.

Wahrscheinlich tust du sehr gut daran, dich zukünftig weniger abhängig von deiner Werkstatt zu machen.

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 25. Juli 2009 09:32
von hiha
ETZploited hat geschrieben:Schließlich ist der Pleuelschaft extra gehärtet.

Das Gegenteil ist der Fall: Extra weichgeglüht, wie man hier am unteren Neupleuel sehen kann:
http://www.nefo.med.uni-muenchen.de/~hiha/bilder/MZ/kurbelwelle/pict6303.jpg

Wie man mit Hausmitteln die Winkligkeit überprüft, steht im Hertweck beschrieben.

Richtig.
Ist etwas aufwändig, man muß die Kolbenringe dazu abnehmen (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht).

Wenn mans anständig machen will, sollte man sogar das Pleuel abnehmen, um es auf Torsion zu prüfen. :biggrin: Gehts jedoch nur um die Verbiegung, können die Kolbenringe drauf bleiben. Ich bevorzuge jedoch die Methode mit dem langen Prüfdorn und den Parallelunterlagen.
Übrigens:
Eine anständige Motorenwerkstatt MUSS das Pleuel dahingenhend prüfen. Was der Privatmensch daheim macht, bleibt natürlich ihm überlassen.
Wenn der Werkstattmensch ein krummes Pleuel übersieht (und man übersieht es, wenn mans nicht extra prüft) dann ist der Motorschaden auf seinem Mist gewachsen, und er muss dann dafür gerade stehen.
Das wär das Gleiche, wie wenn sich ein Zylinderschleifer auf die Maßangabe auf dem Kolbenboden verlässt, und das vorm Bohren/Honen nicht selber nachmisst.

Gruß
Hans

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 25. Juli 2009 11:38
von ETZploited
hiha hat geschrieben:
ETZploited hat geschrieben:Schließlich ist der Pleuelschaft extra gehärtet.

Das Gegenteil ist der Fall: Extra weichgeglüht, wie man hier am unteren Neupleuel sehen kann:
http://www.nefo.med.uni-muenchen.de/~hiha/bilder/MZ/kurbelwelle/pict6303.jpg

Auf die Anlaßfarben habe ich mich auch bezogen - aber du hast natürlich vollkommen recht, durchs Anlassen nimmt die Härte ab und die Zähigkeit steigt, wodurch die Bruchfestigkeit zunimmt.
Danke fürs berichtigen :wink:

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 25. Juli 2009 16:33
von alexander
ETZploited hat geschrieben:.. Bruchfestigkeit zunimmt...


abnimmt, weil weniger sproede; verbiet und bricht nicht!
(deswegen wird manches auch nicht durchgehaertet.)

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 27. Juli 2009 20:26
von Christof
Peuele winkelt man bei MZ mit nem Lineal und nem exakten Dorn aus. Und so gehts:

Durch unsachgemäßen Transport bzw. bei einer wiederverwendeten Kurbelwelle durch Herausschlagen des Kolbenbolzens kann das Pleuel schief oder verdreht sein.
In diesem Zustand würde nach kurzer Laufzeit die Nadellagerung des Pleuels durch einseitige Belastung ausfallen.
Deshalb muß das kleine Pleuelauge überprüft und evtl. nachgerichtet werden.
Am Spalt zwischen Dorn und Lineal ist die Achsparallelität der Kurbelwelle zum Kolbenbolzen ersichtlich (Verdrehung).

Bild

Bild

So wird geprüft, ob das Pleuel winklig steht.
Lief der Motor bereits einige Zeit, so ist schon am Laufbild des Kolbens ersichtlich, ob das Pleuel gerade ist.
Dorn und Lineal sind unter Nr. 05-Ml 24-3 erhältlich.

Bild

Zum Nachrichten immer gegenhalten. Nicht das ganze Pleuel verdrücken - es geht meist wieder in die alte Lage zurück.

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 27. Juli 2009 21:17
von MZ Fighter
Mal am Rande, wie soll man denn den Kolbenblzen ohne Spezialwerkzeug denn ohne Hammer rausbekommen.

Ich mach das immer mit ner kleinen Nuss und Verlängerung und dann sachte mit Gummihammer; nebenbei halte ichdenKolben fest.

Da bekommt man ja glatt angst, dass mein pleuel auch verbogen ist,

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 27. Juli 2009 21:24
von Emmendieter
MZ Fighter hat geschrieben:Mal am Rande, wie soll man denn den Kolbenblzen ohne Spezialwerkzeug denn ohne Hammer rausbekommen.

Ich mach das immer mit ner kleinen Nuss und Verlängerung und dann sachte mit Gummihammer; nebenbei halte ichdenKolben fest.

Da bekommt man ja glatt angst, dass mein pleuel auch verbogen ist,


Zum einen ist das Pleuel nicht aus Knetmasse. Ihr arbeitet da schon immernoch mit Metall. Aber, wenn man mit zu viel Kraft/Gewalt arbeitet, dann kann man das Pleul schon verbiegen.

Der Kolbenbolzen sollte relativ leicht auszudrücken sein. Geht es sehr schwer, dann kann man den Kolben auch leicht erwärmen (ca 50°C).

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 28. Juli 2009 06:41
von hiha
Edit hat gerade gesehen, dass sie noch ein bisserl lesen lernen muss, und daher den vorher noch da stehenden Einwand gelöscht. :oops:

Gruß
Hans

Re: Motorüberholung - Pleuel auswinkeln

BeitragVerfasst: 28. Juli 2009 08:54
von telefoner
Christof hat geschrieben:Peuele winkelt man bei MZ mit nem Lineal und nem exakten Dorn aus. Und so gehts:

Durch unsachgemäßen Transport bzw. bei einer wiederverwendeten Kurbelwelle durch Herausschlagen des Kolbenbolzens kann das Pleuel schief oder verdreht sein.
In diesem Zustand würde nach kurzer Laufzeit die Nadellagerung des Pleuels durch einseitige Belastung ausfallen.
Deshalb muß das kleine Pleuelauge überprüft und evtl. nachgerichtet werden.
Am Spalt zwischen Dorn und Lineal ist die Achsparallelität der Kurbelwelle zum Kolbenbolzen ersichtlich (Verdrehung).

Bild

Bild

So wird geprüft, ob das Pleuel winklig steht.
Lief der Motor bereits einige Zeit, so ist schon am Laufbild des Kolbens ersichtlich, ob das Pleuel gerade ist.
Dorn und Lineal sind unter Nr. 05-Ml 24-3 erhältlich.

Bild

Zum Nachrichten immer gegenhalten. Nicht das ganze Pleuel verdrücken - es geht meist wieder in die alte Lage zurück.


na das nenne ich mal einen informativen beitrag. danke :!: