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Kompressionsmessung: Geometrische Verdichtung vs Aufladung

BeitragVerfasst: 17. März 2015 13:02
von ETZploited
Bekanntermaßen ist die Interpretation einer Kompressionsmessung beim Zweitaktmotor schwierig, weil nur die effektive Verdichtung oberhalb der Auslaßsteuerkante gemesen werden kann (die Aussage "der Auspuffstaudruck fehlt" ist falsch, weil bei Standgasdrehzahl keinerlei auspuffseitigen Ladeeffekte auftreten).

Man könnte darauf hoffen, beim bekannten Wert der geometrischen Verdichtung trotzdem interpretationsfähige Messungen zu bekommen, indem variierende Auslaßsteuerwinkel vernachlässigt werden.
Das ist ein Irrtum!

Denn dabei wird die Wirkung der Kurbelhauspumpe als Ladepumpe außer Acht gelassen (der Laie würde sagen: die im Kurbelhaus stattfindende "Vorverdichtung"), deren Grad primär vom Überströmsteuerwinkel abhängt.

Zur Illustration zwei gemessene Werte: MM150/2 - 12bar, EM250 10bar.


Fazit: Referenzwerte zur Kompressionsmessung sind bestenfalls modellabhängig möglich.
Diskutabel bleibt noch der Meßfehlereinfluß (sinnigerweise sollte das Fzg. im ersten Gang geschoben werden.)

Re: Kompressionsmessung: Geometrische Verdichtung vs Aufladu

BeitragVerfasst: 17. März 2015 13:17
von Pedant
interessant wäre auch zu dokumentieren wie sich ein gemessener Wert im Laufe von Jahren verändert. Ich meine vom Neuschliff bis zur Luftpumpe.

Ob für so eine "dynamische" Messung das schieben im ersten Gang Ideal ist, wage ich zu bezweifeln. Habe aber auch keine bessere IDEE :mrgreen:

Re: Kompressionsmessung: Geometrische Verdichtung vs Aufladu

BeitragVerfasst: 17. März 2015 14:14
von robin
Hallo Arne,

tolles Thema!

Ich hab bei meiner S51 (80ccm) mal die Kompression mit und ohne limaseitigen Simmerring gemessen. Ergebnis war absolut identisch (10,5bar).
Ich schließe daraus, dass die Vorverdichtung bei Leerlaufdrehzahl (oder in dem Fall Kickerdrehzahl) keinen Einfluss hat (->enorme Spülverluste)

Aus dieser Überlegung heraus, habe ich eine kleine Excel-Tabelle erstellt, in der der maximale Druck (adiabatisch) und der minimale Druck (isotherm) für einige 2Takter berechnet werden. Ausschlaggebend ist auch hier die Auslasshöhe (Auslasswinkel) und die Herstellerangabe der Verdichtung, leider ohne Toleranzen.
Denn nur so macht es aus meiner Sicht Sinn die Kompression mit "gut" oder "schlecht" zu bewerten oder natürlich wie Pedant schreibt mit regelmäßigen Messungen.

Bei meinem Barkas hatte ich versucht die Kompression in Abhängigkeit der Drehzahl zu messen. Mehr als Standgas macht das Messgerät bei mir aber nicht mit (Ventil zu träge, Anzeige schwankt enorm und bleibt nicht beim Höchstdruck stehen).
Ein Druckmessgerät (piezoresistiv) mit digitaler Anzeige über PC steht noch auf meiner to-do-Liste.

Re: Kompressionsmessung: Geometrische Verdichtung vs Aufladu

BeitragVerfasst: 17. März 2015 15:54
von hiha
ETZploited hat geschrieben:Fazit: Referenzwerte zur Kompressionsmessung sind bestenfalls modellabhängig möglich.

Ja, so isses. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das Verdichtungsverhältnis im Bezug auf das theoretische Gesamthubvolumen interessant, einfach nur als Wert, von dem aus man arbeiten kann.

Gruß
Hans