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bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 08:47
von Supernova
Hallo zusammen,
nach ca. 30.000km wollte ich mal die Kette wechseln. Den Primärantrieb/Ritzel würde ich auch gleich mit tauschen, da mir dort die Zahnräder schon zu spitz sind. Der Sekundärantrieb am Hinterrad sieht noch gut aus. Daher wollte ich diesen eigentlich nicht austauschen. In diversen Büchern steht jedoch, dass man, wenn man die Kette austauscht, auch alle Antriebsräder wechseln sollte. Was sagt ihr dazu ? Daher ist ein Kettenwechsel OHNE Austausch Sekundärantrieb am Hinterrad sinnvoll ?
Viele Grüße
Christian
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 08:57
von seife
Das kommt meiner Meinung nach ein wenig drauf an.
Wenn die Verfügbarkeit der Ritzel/Kettenräder kein Problem ist, dann würde ich die immer mit wechseln, weil ein verschlissenes Kettenrad / Ritzel auch die Kette schneller verschleißen lässt. Insbesondere wenn die Kette das teurere Teil ist.
Bei den MZen ist es aber im Allgemeinen wie ich gehört habe so, daß die Verfügbarkeit des Sekundärantriebs in guter Qualität ein Problem ist.
Ausserdem sind die Ketten anscheinend eher preisgünstig, und der Verschleiß an den Zahnrädern durch den gekapselten Kettentrieb eher gering.
Insofern kann es durchaus OK sein, das Kettenrad nochmal drauf zu lassen und halt evtl. die nächste Kette schon nach 25000km zu wechseln...
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 09:44
von schrauberschorsch
Beim Fahrrad ist es so, dass sich die Kette im Fahrbetrieb durch die Zugbelastung etwas längt. Je höher die Laufleistung der Kette ist, desto größer die Längung. Die Zahnräder (Kettenblatt vorne und Kassette hinten) fahren sich hierauf ein dergestalt, dass die Täler der Räder größer und die Zähne "spitzer" werden. Bei Zahnrädern größeren Umfangs (Ketternblatt vorne) ist diese Erscheinung weniger ausgeprägt als bei Zahnrädern kleineren Umfangs (Kassette hinten). Wird bei recht verschlissenen Zahnrädern nur die Kette getauscht, kann passieren, dass die neue Kette gerade beim Antreten "über die Zähne" springt bzw. durchrutscht. Daher die Empfehlung, immer alles zu erneuern.
Beim MTB habe ich das mehrfach so erlebt und ich denke, dass dieser Ablauf beim Motorrad nicht grundsätzlich anders sein wird. Ich würde daher die Kette "rechtzeitig" wechseln und nicht bis zum letzten fahren. Beim Kettenwechsel würde ich auch das Sekundärritzel am Getriebe tauschen und hoffen, dass durch das zeitige Wechseln der Kette der Verschleiß am Kettenrad am Hinterrad sich in Grenzen hält und ich damit mehrere Ketten fahren kann.
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 09:48
von Ysengrin
Die beiden Vorredner haben das für und wider gut zusammengefasst.
Theoretisch sollte man immer alles zusammen tauschen. Aber solange Mangel an guten Zahnrädern herrscht und man Ketten billig nachgeschmissen bekommt, kann man auch guten Gewissens nur die Kette tauschen. Mag sein, dass die Kette dadurch schneller verschleißt, aber dann wechselt man sie halt etwas früher.
Nach dem Wechsel prüfen, ob die Kette wirklich vernünftig greift. Wenn das nicht mehr der Fall ist, muss auch das Kettenrad getauscht werden.
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 10:19
von ektäw
Hallo,
hatte mich auch schon mal dazu geäußert. Normalerweise alles komplett wechseln. Seht euch mal die Teile
mit einer Lupe an, dann sieht man warum.
Was auch wichtig ist, die Ketten müssen den richtigen Rollendurchmesser haben (haben neue Ketten oft nicht,
sondern nur annähernd).
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 10:56
von Christof
seife hat geschrieben:Ausserdem sind die Ketten anscheinend eher preisgünstig, und der Verschleiß an den Zahnrädern durch den gekapselten Kettentrieb eher gering.
Ysengrin hat geschrieben:Aber solange Mangel an guten Zahnrädern herrscht und man Ketten billig nachgeschmissen bekommt, kann man auch guten Gewissens nur die Kette tauschen. Mag sein, dass die Kette dadurch schneller verschleißt, aber dann wechselt man sie halt etwas früher.
Sowas kann ich nur bedingt unterschreiben. Wenn die Kette nach einem Riß durchs Motorgehäuse schlägt oder im Kettenkasten hängen bleibt, bleibt es nicht beim Kettenschaden allein.
Prinzipiell prüfe ich hier die Kettenräder immer auf Verschleiß, bevor nur eine neue Kette drauf kommt oder ich alles tausche. Den Verschleiß sieht man schön, da die Zähne im Normalfall in einer Richtung verschleißen. Geringverschlißene Räder kann man auch mit einer neuen Kette weiter verwenden. Wichtig ist, dass beim Abrollen einer neuen Kette auf alten Rädern keine abnormalen Geräusche (Knacken) auftreten. Das Knacken deutet immer auf einen ungleichmäßigen Eingriff der Zähne hin. Ein Riß ist dann meist nicht weit.
seife hat geschrieben:Insofern kann es durchaus OK sein, das Kettenrad nochmal drauf zu lassen und halt evtl. die nächste Kette schon nach 25000km zu wechseln...
Ich würde mich übrigens auch mit Kilometerangaben sehr zurückhalten. Im Gespann- oder Geländebetrieb halten die Ketten nur einen Bruchteil der o.g. Laufleistung ab. Auch die Wartung und Schmierung hat einen wesentlichen Einfluß auf die Haltbarkeit der Ketten. Nicht umsonst soll man die Kette auch alle 2500km prüfen.
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 13:01
von 711021N
Dazu stehe ich auch zwei Jahre und ein paar Kilometer später noch.
von 711021N » 19. Juli 2013 14:05
Es ist ein anscheinend unausrottbares Gerücht, daß die Kettenräder immer zusammen mit der Kette getauscht werden müssen.
Der entscheidende Verschleiß einer Kette findet in den Gelenken statt. Diese bekommen dadurch Spiel und dadurch wird die Kette länger. Damit stimmt auch die Teilung nicht mehr ganz.
Der wesentliche Verschleiß an den Kettenrädern findet an den Zahnflanken und nur wenig im Zahngrund statt. Dadurch bleibt der Abstand von der Zahnflanke die die Kraft auf die Kette überträgt zur nächsten entsprechenden Zahnflanke weitgehend gleich. Damit bleibt auch die Teilung des Kettenrades gleich. Lediglich der Abstand zwischen den Zähnen wird größer, sodaß die Kette im Zahngrund beim Lastwechsel hin- und herrollt. Da müssen die Rollen etwas mehr arbeiten, was sie bei ordentlicher Schmierung aber problemlos können und es beansprucht nicht die Gelenke.
Solange der Verschleiß der Räder nicht zu stark ist, können problemlos mehrere Ketten auf denselben Rädern gefahren werden. Der Verschleiß der Räder hängt vom Werkstoff und der Schmierung ab.
Bei der ETZ150 habe ich jetzt mit 70000km hinten noch das Originalkettenrad vorn das zweite Ritzel und die 3. Kette.
Auf der CB72 mit offen laufender Kette, die auch schon ein paar Meter mehr hinter sich hat, kann ich 4-6 Ketten auf dem Originalritzel fahren. Mit einem angepaßten Industrieritzel gingen jeweils nur 2 Ketten (2x probiert). Das hintere Kettenblatt hält noch viel länger.
Dabei hält die jeweils letzte Kette etwa genauso lang wie die erste.
-- Hinzugefügt: 19. Juli 2013 14:19 --
Wenn die Kette überspringt ist sie entweder von vornherein viel zu locker oder völlig verschlissen.
Den Test, die Kette in der Mitte des hinteren Kettenrades anzuheben, mache ich auch. Ich mache ihn bei der MZ, wenn das Hinterrad gerade ausgebaut ist.
Bei der offenen Kette geht es natürlich schnell mal eben beim häufig notwendigen Nachfetten.
Entscheidend ist einfach der Zustand der Kettenräder.
Wolfgang
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 13:21
von Gespann Willi
genau so
Schmeis die Kette und das Ritzel weg
und lass den Kettenträger da wo es ist.
Du kannst den Kettenträger 2-3 Kettenwechsel fahren.
Das Ritzel aber immer tauschen,da es schneller abnutzt..
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 13:35
von Ysengrin
In dem Zusammenhang wird gerne das Argument der reißenden Ketten bemüht.
Mich würde wirklich interessieren, wie vielen hier schonmal eine "moderne" Kette gerissen ist. Mir ist nämlich kein einziger Fall bekannt (was nichts heißen muss!). Selbst bei deutlich stärkeren Westmopeds scheint das ein ganz seltenes Phänomen zu sein.
Bei den alten DDR-Ketten mag das häufiger vorgekommen zu sein. Insofern verstehe ich die Vorsicht "alter Hasen". Aber ist das bei normaler Wartung und Pflege wirklich noch ein Thema?
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 13:53
von seife
Also ich muß auch sagen daß die Berichte hier im Forum mit gebrochenen Kettenrollen die dann im Schmodder vorne ums Ritzel rumliegen etc. mich stark schockieren. Das gabs "früher" bei uns (== West) nicht

, ich bin aber auch immer nur Fernostketten (DID meistens) gefahren, und immer O-Ring.
Geschlossener Kettenkasten fand ich früher (als ich keinen hatte) eine Tolle Idee, heute muß ich sagen daß das Kontrollieren der Kette bei der Suzuki halt mal schnell beim Tanken nebenher geht, und wenn ich die alle 30000km wechsle, dann ist das auch In Ordnung. Schmieren muß ich so alle 1000km mal (ich versuche immer, nicht im Regen zu fahren).
Bei der MZ muß ich mich explizit daran erinnern, daß mal wieder nach der Kette geschaut werden müßte, und dann mache ich es doch nicht, weil das Moped gerade unterwegs ist, wenn ich Zeit und Lust hätte danach zu schauen.
So, nun sind wir aber mächtig offtopic, drum hör ich jetzt auf

Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 21:52
von Rico
Habe früher mal gelesen (MZ-Vorschrift oder Neuber/Müller), daß die Kette alle 10000km zu wechseln ist und mich immer dran gehalten.
Das Ganze ging bei mir 50000 km so und Kettenrad + Ritzel waren immer das Gleiche --> keine Probleme.
Also diese Laufleistung schaffen die Kettenräder + Ritzel auf jeden Fall.
Heute haben Ketten wie RK oder DIT eine Laufleistung von ca 30000 km, ich würd's probieren mit 2 Ketten und einem Kettenrad + Ritzel in dieser Zeit.
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
4. September 2015 22:58
von TS Jens
Hallo
Meine Erfahrung bei mir selbst.
Bis 30000km habe ich mehrere Ketten zerschrottet (sich längende Ketten / steif geworden). Ursache hinteres Ritzel war totall zerschlissen. Neues hinteres Ritzel neue Kette bis jetzt keine Probleme.
Eine Kette ist mir bei 80kmh aus dem Motorrad raus geflogen.

Ursache ein nicht richtig geschlossenes Kettenschloß.

Richtig gerissen ist mir noch keine.
Ich bin aber sehr froh eine MZ zu haben die einen Plastekettenkasten hat. Die Ketten ist schön nach hinten raus geflogen kein Sturz.
Besorge dir ein hinteres Ritzel und eine Ketten und schaue dann ob dein altes Ritzel verschliessen ist. Wenn ja altes in den Schrott neues drauf und neue Kette,
Gruß Jens
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
6. September 2015 16:17
von Martin H.
Supernova hat geschrieben: In diversen Büchern steht jedoch, dass man, wenn man die Kette austauscht, auch alle Antriebsräder wechseln sollte.
Das ist bei heutigen Maschinen mit offen laufenden Ketten auch sinnvoll, da dort Kettenritzel und -rad "im Dreck laufen".
Bei den MZs, wo sie gut geschützt sind, halte ich das für Nonsens. Da tausche ich nur, wenn es nötig ist.
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
7. September 2015 13:11
von 711021N
Wie ich bereits oben geschrieben hatte, kann auch bei offener Kette ein Kettenritzel / -rad mehrere Ketten aushalten. Es kommt ganz auf den Wekstoff und die Schmierung an. Dabei war die Schmierung wegen Ganzjahreseinsatz bei jedem Wetter durchaus nicht immer optimal. Gefahren wurden Ketten ohne O-Ringe.
530-er Ketten mit Abdichtung haben für die CB72 eine zu große Außenbreite. Die Kettenlebensdauer lag dabei bei durchschnittlich 25000 km, die Ritzellebensdauer mit Originalritzeln deutlich jenseits der 100000 km, mit Industrieritzeln nur knapp bei 50000.
Auch unsere VFR 750 F braucht nicht bei jedem Kettenwechsel neue Kettenräder, wobei hier das große Kettenrad hinten interessanterweise stärker verschleißt.
Wolfgang
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
7. September 2015 13:28
von hiha
711021N hat geschrieben:Auch unsere VFR 750 F braucht nicht bei jedem Kettenwechsel neue Kettenräder, wobei hier das große Kettenrad hinten interessanterweise stärker verschleißt.
Bei den Japanmopeds sind Kettenräder fast nie gehärtet, Ritzel hingegen eigentlich fast immer.
Gruß
Hans
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
7. September 2015 14:26
von Martin H.
711021N hat geschrieben:Wie ich bereits oben geschrieben hatte, kann auch bei offener Kette ein Kettenritzel / -rad mehrere Ketten aushalten.
Ok, ich gestehe, daß mir bei den modernen Kisten die Erfahrung fehlt.
Aber wenn selbst da ein Ritzel/Rad mehrere Ketten aushalten können, dann erst recht bei MZ.
Re: bei Kettenwechsel auch Kettenräder tauschen ?

Verfasst:
7. September 2015 14:42
von luckyluke2
Bereits mit den "guten , alten" DDR Ketten wurde es bei uns(GST) und auch bei mir folgendermaßen gehandhabt ; 1. Kettenwechsel ohne
Ritzel , 2. Kettenwechsel mit Ritzel , 3. Kettenwechsel mit Antrieb . Der 4. dann wieder mit Ritzel und je nach Zustand der 5. wiederum
mit Antrieb .
