Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

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Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon rausgucker » 30. Mai 2021 22:14

Hallo in die Runde, mal ein Gedanke zum Sonntagabend, nachdem ich heute in der Garage die elektrische Doppelheizplatte für die Motorreparaturen mal sauber gemacht habe. Wie hat man eigentlich bei MZ in der Großserie bspw. den EM 250, also den ETZ 250/251-Motor zusammengeschraubt?
Ich frage mich nämlich, ob da wirklich am Band (und die Motoren werden ja am Band hergestellt worden sein) mit Wärme gearbeitet wurde? Oder hat man die Motoren bei MZ kalt zusammengedrückt - und lediglich für Regenerierungen / Reparaturen usw. wurde dann in den Werkstätten Wärme eingesetzt wie in der Reparaturanleitung aufgeführt?
SOllten die da wirklich am Band in Zschopau elektrische Heizplatten o.ä. stehen gehabt haben?
Weiß da vielleicht jemand was Genaueres? ... würde mich wirklich mal interessieren :) DANKE!

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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon ertz » 31. Mai 2021 07:01

Hallo,
vor dem Montageband war ein Wärmedurchlauf-Ofen, die kalten Gehäuse wurden daran aufgehängt und liefen langsam durch den Ofen, danach nahm, der erste Arbeiter das Gehäuse raus und legte die erste Hälfte auf den Montagebock des Motoren-Montagebandes.

Ab da wurde fortlaufend durch ca.15 Personen der Motor komplettiert.
Jetzt frag mich bitte nicht was mit den Pausenzeiten war... Da wird dann schon mal was kalt geworden sein....
Andererseits waren die Gehäusehälften nach dem 3-ten Takt schon zu, also kpl. Getriebe und Kurbelwelle reingeschmissen, das kann man vor der Pause fertigmachen.

Ich habe selbst nur 2x am Frauentag bzw Sonderschicht als Lehrling dort gearbeitet und die feiernden Frauen ersetzt.... ;-)

2 Lehrlinge ersetzten dann immer den Takt einer Frau :-).
Auf jeden Fall habe ich mir die Hände versengt beim Einbau der Kurbelwellensimmeringe, das war so der 4-te oder 5-te Takt nach dem Ofen....
Es kamen damals (ca.1983???) auch TS 150 und ETZ 250 Motoren im wechsel durchgelaufen, sodass mann immer was anderes machen musste, ja nach "großem" oder "kleinem" Motor.

Die Motorräder wurden dann auf 2 separaten Motagebändern ( 150-er und 250-er Band) ca 20m weiter montiert.

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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon bluelagune » 31. Mai 2021 08:08

Mein Nachbar arbeitete dort und sagte, das nach der Montage alle Motoren auf den Prüfstand kamen. Motoren mit zu wenig Leistung gingen zurück, Motoren mit mehr Leistung als gewöhnlich gingen in die Rennabteilung zur weiteren Bearbeitung. Das muss so um 1960 gewesen sein.
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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon Stephan » 31. Mai 2021 08:59

Interessant wäre mal die Taktung, Taktzeit und die Norm bei der Montage.
Bitte schickt mir eure FIN, Motor-Nr. und Baujahr eurer ETZ 125/150 für die Analyse der Baureihe.
Die Daten werden vertraulich behandelt.


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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon ertz » 31. Mai 2021 19:57

bluelagune hat geschrieben:Mein Nachbar arbeitete dort und sagte, das nach der Montage alle Motoren auf den Prüfstand kamen. Motoren mit zu wenig Leistung gingen zurück, Motoren mit mehr Leistung als gewöhnlich gingen in die Rennabteilung zur weiteren Bearbeitung. Das muss so um 1960 gewesen sein.


Das war 1983/84 nicht mehr so.
Es gab zwar einen Motorenprüfstand nach dem Band wo alles da war, wie Benzinvorrat, Gebläse und Abgasanlage, dort wurden aber nur testweise rausgenommenen Motoren vom Kettenritzel angetrieben , also von rückwärts bewegt, und alle Gänge durchgeschaltet. Ohne eine Zündung zu machen. Ob dort auch die Leistung gemessen werden konnte ist mir nicht bekannt, aber sicherlich irgendwie schon.
Dies betraf nur die Motoren für den separaten Ersatzteil-Export oder DDR Vertrieb.
Da war ich ganz schön enttäuscht als ich dort mal 1 Tag aushelfen sollte und wir die Dinger nicht mal zum knallen gebracht haben :-(
Es ging so halt viel schneller und man hatte mehr Zeit... :biggrin: ;D

Die Motoren für die Fahrzeugbänder machten ihre ersten Takte am Ende des Fahrzeugbandes als kpl. Motorrad, kamen also auf den Wagen, direkt vom Motorenband an das Fahrzeugband.
Vor unserem Wertzeugbau war der Schrottplatz, dort lagen dann immer die Zylinderköpfe mit den eingedengelten Kolbenringstücken.... ;-)

Vor allem als unsere Mosamikanischen Kollegen da waren tauchte öfters mal ein Gummihammer hinter dem Motorrad auf und dann knallte es paar mal.... :roll: :oops:
Übrigens so eine Mutter für die vordere Steckachse, die geht auch drauf, ohne das da ein Gewinde drin ist, man muss nur den Schlagschrauber lange genug rödeln lassen !
:cry: :cry: :cry: :cry:
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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon Fit » 31. Mai 2021 20:38

Hach, da fällt mir wieder mein Ersatzmotor für meine ETZ 250 ein ..... :love:

Gekauft nach dem Motto: "Ich kaufe das was im IFA Vertrieb da ist und nicht was ich benötige" :oops:
Den lagerte ich im Kleiderschrank, unten. Klar, war ja auch mit 1450 Mark teurer als meine Klamotten als 19 jähriger .... :P

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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon Christof » 31. Mai 2021 20:45

ertz hat geschrieben:Hallo,
vor dem Montageband war ein Wärmedurchlauf-Ofen, die kalten Gehäuse wurden daran aufgehängt und liefen langsam durch den Ofen, danach nahm, der erste Arbeiter das Gehäuse raus und legte die erste Hälfte auf den Montagebock des Motoren-Montagebandes.


Genauso habe ich das auch in meinem Bilderarchiv. Hier mal der erste Takt nach dem Erwärmen.

123.jpg
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Grüße

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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon rausgucker » 1. Juni 2021 08:13

Hallo, danke für die Super-Einblicke! Das ist wirklich spannend - für mich zumindest. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass die im MZ-Werk die Motorgehäuse wirklich zur Montage systematisch heiß gemacht haben. Man müsste eigentlich viel mehr aus der Serienproduktion berichten - da sieht man, wie die "Profis" die MZen behandelt haben.

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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon holger999 » 1. Juni 2021 13:17

:gut:

besten Dank für die tollen Bilder und Einblicke in die Produktion.

solche Fotos und Berichte sollten ein gutes MZ Buch ergeben können.

Gruß
Holger

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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon rausgucker » 1. Juni 2021 19:19

@ Emme DAS sind ja tolle Bilder! Unglaublich. Wirkliche Zeitdokumente. Wenn ich recht sehe, sind da auch Fotos von vietnamesischen Vertragsarbeitern vor dem IFA-Vertriebsladen zu sehen. Die haben bereits Helme in der Hand und wollen sich Motorräder kaufen. Das haben die Vietnamesen sehr gern gemacht; Motorräder, Fahrräder und bei uns vor allem Simson S51 kaufen. Mit solchen Teilen waren die in ihrer Heimat voll "der Chef". Auch die Kubaner und Mosambikaner waren zweiradfixiert. Die wollten aber fast ausschließlich 250er ETZen.

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Re: Wie lief die MZ-Motorenfertigung in Großserie?

Beitragvon derschonwieder » 1. Juni 2021 20:58

ich hatte einen "Fidschi"-Kollegen, der hieß Hung. Der nähte Hosen und ich rep. sein Moped. Er sagte zu mir das erst der Dorfälteste in Vietnam ein Moped bekommen musste bevor auch nur irgendjemand anderes eines haben konnte. Das hieß für Hung 2 Simsons in den Container packen....

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