hermann27 hat geschrieben:Entschuldige bitte meine deutlichen Zweifel.
Aber ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass im Serien-Motorbau Lager im 1.000tel Bereich sortiert und dann paarweise verbaut wurden.
Wer soll diesen Aufwand a messtechnisch und b kostenmäßig rechtfertigen können?
Sinnvoll wäre es ja unter Umständen schon.
Aber wie wirtschaftlich darstellen ?
mfG Hermann
TS-Jens hat geschrieben: Vorallem geht es noch immer um einen MZ Motor. Dessen Toleranzen lassen die möglichen Toleranzen innerhalb einer Lagerluftgruppe wie Sternenstaub erscheinen.
Die gepaarten Lager wurden tatsächlich ab Werk in die Motorenbaureihen MM 125/3, MM 150/3, EM 125 und EM 150 eingebaut. In den MM 125/2- und MM 150/2-Motoren wurden solche gepaarten Lager nach meinem Kenntnisstand noch nicht verwendet. Dazu möchte ich mein bisheriges Wissen gern mal zusammenfassen.
Dazu möchte ich zunächst den in meinem letzten Beitrag genannten KFT-Artikel "Qualitätsverbesserungen am Motor MM 125/150 und am MZ-Motorrad TS 125/150" von Ing. S. Krauß, Dipl.-Ing. E. Müller und der Versuchsabteilung des VEB Motorradwerk Zschopau aus dem Jahr 1977 im Heft 9 zitieren:
"
2. Kurbelwellen-Hauptlager
Bei den Veränderungen an den Kurbelwellen-Hauptlagern wurde davon ausgegangen, daß der Abstand der Lager maßgeblich für die Durchbiegung der Welle ist. Im Fahrbetrieb mit dem bisherigen Lagerabstand wurde wiederholt festgestellt, daß Stumpfenbrüche und vorzeitige Lagerausfälle auftraten. Dieser Umstand war Veranlassung, die Kurbelwellen-Hauptlager soweit wie möglich an die Hubscheiben heranzurücken. Mit der gleichzeitigen Verstärkung der Kurbelwellenstumpfen erfolgte dann der Einsatz von zwei Radial-Rillenkugellagern 6204, auf der Antriebsseite nebeneinanderliegend. Hierbei wurden gepaarte Lager verwendet, damit eine gleichgute Lastaufnahme erfolgen kann. Auf der Lichtmaschinenseite wird ein Lager 6304 verwendet, wodurch die bisherigen Lager 6303 abgelöst werden. Eine Tragzahlerhöhung erfolgt hierbei nur an der Lichtmaschinenseite des Kurbelwellenstumpfes, und zwar von 10 200 N auf 12 500 N, da hauptsächlich auf dieser Seite Ausflälle auftraten.".
In der 1., 2. und 3. Auflage "Wie helfe ich mir selbst? - MZ-Motorräder" von Ing. Heinz Neuber und Ing. Karlheinz Müller wird jeweils in der "Tafel 2.15.7. Lager und Dichtringe der MZ-Motoren" für die oben genannten Motorbaureihen angegeben:
Kurbelwelle links: 2x6204 TNW C4f (Lager nach TGL 2981)In der 4. Auflage des gleichen Werkes wird an gleicher Stelle angegeben:
Kurbelwelle links: 2x6204 TNW C46In der 2. Auflage des "REPARATURHANDBUCH für die MZ-Motorräder ETZ 125 und ETZ 150" von 1986 ist unter "3.4.8. Radialrillenlager für Kurbelwelle und Getriebe" folgende Tabelle abgedruckt:
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In der Kopie des "REPARATURHANDBUCH für die MZ-Motorräder ETZ 125, ETZ 150 und ETZ 251" (vermutlich von 1989 oder 1990) ist unter "7.4.10. Radialrillenlager für Kurbelwelle und Getriebe" folgende Tabelle abgedruckt:
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Auf dem Werkstattposter mit der Explosionszeichnung für dem Motor EM 125/150 von 1991 steht folgende Angabe für die beiden linken Kurbelwellenlager:
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Mir liegt natürlich auch die
TGL 20907 - Wälzlager Bezeichnung Kurzzeichen von Januar 1982 vor. Daraus lässt sich zumindest zweifelsfrei entnehmen, welche Bedeutung die Nachsetzzeichen in der Lagerbezeichnung "6204 TN U C 46" haben:
TN: Wälzkörpergeführter Massivkäfig aus Polyamid.
U: Wälzlager, die für beliebige Paarungen verwendbar sind (universal paarbar).
C 46: Das ist ein Verbundkurzzeichen welches zusammenfassend auf die Toleranzklasse P0, die Luftgruppe C4 (Lagerluft größer als C3) und das Laufgeräusch C6 (gesenktes Laufgeräusch (geräuscharm)) hinweist.
In den oben genannten älteren Werken wird die Lagerbezeichnung ja mit "6204 TN W c 4 f" angegeben. Leider liegt mir keine ältere Version (vor 1982) der TGL 20907 vor. Aber ich denke das "W" hat hier die gleiche Bedeutung wie das "U" und das "f" die gleiche bedeutung wie die "6" (im Verbundkurzzeichen für C6 - gesenktes Laufgeräusch).
Nun bin ich noch den Beweis schuldig, dass diese speziellen gepaarten Lager auch tatsächlich ab Werk eingebaut wurden. Hier sind mal zwei Beispiele:
Im Ausgust 2018 habe ich den Motor von einem guten Kumpel (siehe auch Beitrag "Garagenfund ETZ mit 537 km" hier im Forum

Link:
viewtopic.php?f=28&t=79454) neu abgedichtet. An der Kennzeichnung U mit tiefgestellten T jeweils auf den Lageraußenringen erkennt man sehr schön, dass es sich um gepaarte Lager handelt:
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Die genaue Lagerbezeichnung auf den Außenringen konnte ich leider nicht erkennen, da die Lager mit 537 km Laufleistung noch gut waren und ich diese nicht abgezogen habe.
Erst kürzlich habe ich einen EM 125 aus Nachwendeproduktion regeneriert. In diesem waren zwei DKFL-Lager auf dem linken Kurbelwellenstumpf montiert:
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Die Kennzeichnung "L.0F DKFL 6204A.TVH.P646T GERMANY" auf den Lageraußenringen ist deutlich erkennbar. Darin bedeuten:
L.0F: Das ist sicher ein Kurzzeichen für den Herstellungsort und das Herstellungsdatum.
DKFL: Das ist das Verbundkurzzeichen für den Hersteller (Deutsche Kugellagerfabriken GmbH, Leipzig).
6204A: Grundbezeichnung (Lagerreihe + Bohrungsdurchmesser). Das "A" steht vermutlich für "Rillenkugellager, einreihig mit verändertem Innenaufbau".
TV: Massivkäfig aus glasfaserverstärktem Polyamid (PA66-GF..).
H: Schnappkäfig
P646: Das ist wieder ein Verbundkurzzeichen welches zusammenfassend auf die Toleranzklasse P6 (Toleranzklasse 6 (genauer als 0)), die Luftgruppe C4 (Lagerluft größer als C3) und das Laufgeräusch C6 (gesenktes Laufgeräusch (geräuscharm)) hinweist.
T: Gepaarte Lager, bei denen im gespannten Zustand die Kontaktlinien gleich verlaufen, Tandem-Anordnung.
Um die Lager korrekt einzubauen, sind auf den Außenseiten der Lageraußenringe Markierungen angebracht:
Lager DKFL 3.jpg
Ich denke, dass die Ingenieure bei MZ diese mit Sicherheit preisintensiveren gepaarten Lager nicht umsonst vorgesehen haben (höhere Grenznutzungsdauer).

Daher baue ich die aktuell leider nur noch als Standard erhältlichen 6204er Lager immer mit einem komischen Gefühl ein.
Mechanikus hat geschrieben:Bitte nochmal zur Ausgangsfrage zurück:
muenstermann hat geschrieben:SKF, FAG, NTN, Timken kannst du ohne Bedenken verbauen!
DKF darfst du ohne Bedenken verschrotten!!!
Was ist gegen DKF Lager einzuwenden? Gibt's die überhaupt noch?
Gar nichts ist gegen DKF-Lager einzuwenden. In meiner ETZ 150 laufen die Originallager von 1990 mittlerweile seit fast 30 000 km problemlos. Wenn Du noch einwandfrei konservierte DKF-Lager ohne Korrosionsspuren auftreiben kannst, kannst du diese auch verwenden. Ich glaube bei Gabor gibt es sogar noch welche.
Die DKF-Lager wurden übrigens sogar in den Westen exportiert und dort von STIHL in ihre Kleinmotorgeräte eingebaut.
Grüße
Martin