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Unterdruckventil CV 157/320

BeitragVerfasst: 8. April 2025 16:23
von bujatronic
In einem anderen Beitrag hatte ich ja schon von meinem Katastrophen-Klemmer im vorigen Sommer berichtet, der einem Nicasil-Zylinder vorschnell das Ende bereitete. Ich war der Meinung, daß die hohen Temperaturen der Abluft- und Abgaswolke eines Trucks die Ursache waren, neben dem ich zu lange mit Vollgas gefahren war (in der Absicht, den zu überholen, aber 500PS sind nun mal kein Pappenstiel). Es gab damals schon Skeptiker, denen ich hiermit Recht geben muß. Inzwischen ist natürlich alles repariert, und die MZ läuft wieder.

Es hat sich gezeigt, daß der Klemmer auch eine Folge einer Störung bei der ansonsten doch zuverlässigen Frischöl-Schmierung (Mikuni) war. Auch japanische Technik ist nicht unfehlbar!
Bekanntermaßen sitzt am Kurbelgehäuse ein Rückschlagventil. Bei diesem Motor war die darin befindliche Feder sicher gebrochen und von der sich dann unkontrolliert bewegenden Kugel zertrümmert worden, jedenfalls war nach dem Zerlegen des Ventils nicht der kleinste Rest dieser Feder aufzufinden. Muß alles durch den Motor gegangen sein, aber so kleine Teilchen machen wohl einer MZ nichts aus. Als Folge davon hat die Vorkompression aus dem Kurbelgehäuse zu einem (kaum sichtbaren) Riß in der Ölleitung geführt, und jeder Motor braucht nun mal Schmierung! Leider war der Riß genau in der Durchführung aus dem Pumpengehäuse, also von außen nicht erkennbar. Wer weiß, wie lange ich jenseits von 1:200 gefahren bin, bis dann an einem heißen Tag der Schmierfilm versagte.
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Ich empfehle allen Frischölern, das Ventil ab und zu zu überprüfen. Einfach den Schlauch abziehen und vorsichtig einen Draht (z.B. Fahrradspeiche oder Bohrer 2mm) in das Ventil einführen.
Nach ca. 17mm muß ein federnder Widerstand spürbar sein. Alarmzeichen ist auch, wenn Öl im Pumpengehäuse steht oder bei längerer Standzeit der Schlauch leer läuft:
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Damit der MZ-Fahrer seinen Freund, den Motor etwas besser kennen lernt, hier die Details dieses Ventils:
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Das Ventil zu kaufen ist teuer, es zu reparieren möglich, aber keine Kleinigkeit. Das geht schon mit dem Zerlegen los. Der Schlauchstutzen ist eingebördelt. Man setzt ein passendes Stück Stahl, z.B. einen Bohrerschaft 2mm ein und kann dann den Stutzen in einen Schraubstock fest einspannen, wobei der Wulst am Anfang nicht beschädigt werden sollte. Also Schutzbacken oder die Vertiefungen, wo die Backen am Schraubstock angeschraubt sind, benutzen. Das äußere Gehäuse mit einer kleinen Gasflamme erwärmen, ein passendes Werkzeug (Ph2) durch das Auge stecken und kräftig hebeln:
IMG_9455.JPG

Die originale Kugel hatte schätzungsweise 3 - 3,5mm und war mir weggeflogen, Ersatz nur mit 4mm Dmr. Auch Federn (im Bild oben) fanden sich nur in dieser Größe. Die hätten nicht gepaßt, die originale Kugel wäre in sie hinein gerutscht. Nun bleibt bei einer Bohrung von (etwas mehr als) 4mm neben einer Kugel von 4mm sicher nicht genug Platz, um das Öl widerstandslos vorbei zu lassen, daher wurde auf 4,5 auf(nicht durch!)gebohrt. Zum Schluß den Stutzen (und Loctite) mit einem kleinen Stück Hydraulikrohr wieder eingepreßt, nicht auf das spitze Ende drücken! Mit einem kleinen Hammer wieder etwas gebördelt - fertig!

Re: Unterdruckventil CV 157/320

BeitragVerfasst: 8. April 2025 16:32
von Matze_2
bujatronic hat geschrieben: [...] 500PS sind nun mal kein Pappenstiel.
[...] und die MZ läuft wieder.



Mächtig gewaltig, Egon... 😉

Re: Unterdruckventil CV 157/320

BeitragVerfasst: 8. April 2025 20:01
von Heinz
Ich würde dringend davon abraten einen Draht ins Ventil zu stecken! Durch diese Maßnahme könnte die Kugel in die Feder gedrückt werden, dann ist das Ventil hin. Auch nicht mit Druckluft rein pusten.
Ich kenne es nur so, dass die Ventile im Laufe der Zeit nicht mehr 100% abdichten. Wahrscheinlich weil die Feder ermüdet und sich die Stahlkugel ins Messing eingearbeitet.

Anbei ein ähnliches Ventil mit original Feder und Kugel
DSC_1151.JPG

Re: Unterdruckventil CV 157/320

BeitragVerfasst: 9. April 2025 07:34
von Treibstoff
bujatronic hat geschrieben:... war die darin befindliche Feder sicher gebrochen und von der sich dann unkontrolliert bewegenden Kugel zertrümmert worden...

Mit Sicherheit nicht. Wie soll das Kügelchen die Energie zum "Zertrümmern" der Feder aufbringen?

Re: Unterdruckventil CV 157/320

BeitragVerfasst: 9. April 2025 08:10
von bujatronic
Was soll denn sonst mit der Feder passiert sein? Im Kurbelgehäuse und damit auch im Ventil sind ja bei jeder Umdrehung Druckunterschiede von etlichen hundert Millibar, damit kann man eine kleine Stahlkugel schon ganz schön hin- und herschießen.
Bei meinem Hinweis, die Funktionsweise des Ventils mit einem Draht zu prüfen, habe ich natürlich entsprechendes Gefühl vorausgesetzt. Und wenn man damit die Kugel sagen wir mal 2...3mm bewegt, drückt man sie mit Sicherheit nicht in die Feder.
Vielen Dank für das Foto, mich würde die Größe der originalen Kugel interessieren, kannst Du mal den Meßschieber ansetzen?

Re: Unterdruckventil CV 157/320

BeitragVerfasst: 9. April 2025 08:44
von Peterle deluxe
Genau, drücken ob die Kugel federt ist ok, nur nicht durchstoßen, und keine Druckluft verwenden, da schiesst man die Kugel auch durch die Feder.

Re: Unterdruckventil CV 157/320

BeitragVerfasst: 11. April 2025 20:26
von Heinz
bujatronic hat geschrieben: Bei meinem Hinweis, die Funktionsweise des Ventils mit einem Draht zu prüfen, habe ich natürlich entsprechendes Gefühl vorausgesetzt.

Kann man davon wirklich ausgehen :mrgreen: ? Man kann das Ventil auch mittels Schlauch und kleiner, ölgefüllter Kunststoffspritze testen.

bujatronic hat geschrieben: Vielen Dank für das Foto, mich würde die Größe der originalen Kugel interessieren, kannst Du mal den Meßschieber ansetzen?

Leider nein, die Teile sind schon in die schwarze Tonne gewandert. Der Ölanschluss ist im Durchmesser auch kleiner als bei MZ.