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Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 09:19
von Knuckle Duck
Hallo zusammen,

ich glaube meine /2 hatte nen Klemmer. Aber auch irgendwie keinen richtigen. Kurz zur Vorgeschichte:

Nach längerer Standzeit wurde sie vor einigen Tagen ca. 1,5km bewegt. Beim abstellen wollte mir die Tochter einen gefallen tun und schloss bei laufendem Motor den Benzinhahn. Motor lief im Stand und ging dann irgendwann aus. Da sagte sie mir, sie habe den Benzinhahn geschlossen. Mir war also klar, warum sie ausging.

Nun wollte ich sie gestern zur Tankstelle fahren, frischer Sprit usw. Zu meienr Überraschung war der Kickstarter fest. War natürlich sehr verwundert. Also ab auf die Bühne, Zylinderkopf runter und festgestellt, dass der Kolben klemmt, aber nicht allzufest. Mit einem Stück Dachlatte und Gummihammer bekam ich den Kolben zügig nach unten und konnte den Zylinder abnehmen.

Ich stellte dabei keinerlei Klemmspuren, also zumindest keine metallischen Klemmspuren fest. Was aber auffiel, dass der Zylinder wie auch der Kolben komplett verkokt sind. Zwei der drei Kolbenringe lassen sich gar nicht mehr bewegen, der dritte nur zum Teil. Alles voller Ölkohle.

Nun die Frage... Was würdet ihr tun? Mein erste Gedanke ist erstmal, den Kolben in Diesel einlegen und säubern. Da ich keinerlei Klemmspuren erkennen kann, sollten doch neue Kolbenringe, Bolzen und Sprengringe genügen, oder? Der Kolben hat die Größe 69,97. Nehme ich dann 70,00er Kolbenringe?

Anbei Bilder zum besseren Verständnis.

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Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 09:27
von der janne
Auf eine gebrauchte Laufgarnitur kann man nicht einfach neue Ringe machen,sorry,das wird Murks....

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 09:48
von trabimotorrad
der janne hat geschrieben:Auf eine gebrauchte Laufgarnitur kann man nicht einfach neue Ringe machen,sorry,das wird Murks....


Nicht, ohne den Zylinder kurz durch zu hohnen - genannt Wahl-Kur habe ich sehr oft gemacht, aber inzwischen gibt es Herrn Wahl nicht mehr :(
Ansonsten ist der Kolben sehr wohl noch Fahrbar, Es wird halt eine recht lange Zeit dauern, bis sich neue und damit RUND Kolbenringe an die leicht unrunde Form des ein/aus-Gelaufenen Zylinder angepasst haben. Ich würde die ersten 2000Km immer einen Fingerhut voll Graphitpulfer pro 10 Liter Sprit zugeben und das eine Ohr NICHT vom Zylinder nehmen...

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 09:55
von Knuckle Duck
der janne hat geschrieben:Auf eine gebrauchte Laufgarnitur kann man nicht einfach neue Ringe machen,sorry,das wird Murks....


Stimmt, hast du recht. Die Ringe passen sich ja dem leicht "ovalen" Zylinder erst an und sind dann passend.

trabimotorrad hat geschrieben:Nicht, ohne den Zylinder kurz durch zu hohnen - genannt Wahl-Kur


Mit Firma Wahl habe ich schon Kontakt aufgenommen. Da der Kolben noch brauchbar erscheint, wäre dies doch eine Möglichkeit. Hatte mich vorsichtshalber auch dort nach einem neuen Kolben erkundigt. Zum Glück scheint es ja mit dem honen ausreichend zu sein.

Also lautet euer Vorschlag, Zylinder zum Wahl damit er gehont werden kann und dann neue Ringe usw.?

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 09:56
von Mechanikus
Genau so isses. Die Verkokung rührt vermutlich daher, daß die Kolbenringe schon eine Weile fest sind. Bei einem solchen Schadensbild liegt immer die Vermutung nahe, daß ungeeignetes Öl gefahren wurde.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 10:01
von Knuckle Duck
Tja. Also ich kann zumindest für meinen Teil sagen, dass ich seit meinem ersten Motorrad (ES 150) das Addinol fahre. Also seit nunmehr 20 Jahren. Aber ich weiß natürlich nicht, was die /2 vor mir bekommen hat, denn soooo viele Km hat sie bei mir auch noch nicht gelaufen.

Nun gut. Mit dem Zylinder ab zum Wahl und der Rest ist bereits geschrieben. Bleibt nur noch die Frage, welche Größe die Ringe haben sollen. 70,00?

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 10:10
von trabimotorrad
Also ich weiß, das Klaus Wahl oft genug bei seinem Vater zu geschaut hat und weiß das dann auch Kolbenringe angepasst werdden müssen. Wenn er die "Wahl-Kur" so macht, wie sein vater, dann brauchst Du Dir um die Ringe keinen Kopf machen, die sind bei einer Wahl-Kur, wie ich sie kannt, dabei. Was die aber JETZT koste, das weiß ich nicht. als der alte Herr Wahl aufgehört hat, ist die Firma weggezogen und ist seither nicht mehr auf meinem Arbeitsweg in Fellbach...

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 10:27
von Mechanikus
Wenn sich tatsächlich keine Klemmspuren irgendwo finden und die Kolbenringe sich wieder gängig machen lassen, würde ich das zunächst einfach wieder zusammenbauen und fahren.

Was ist denn "das" Addinol? 405er?

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 10:29
von Knuckle Duck
Ja, das 405er

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 11:02
von Mechanikus
Vielleicht mal auf ein teilsyntetischs Öl umsteigen und irgendwann nochmal nachsehen. Wenn es dann besser aussieht, Ölsorte beibehalten.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 12:04
von Guzzi44
Hallo Duck!
Bin gerade auf Deinen Beitrag gestoßen: Als Erstes, die Reparatur kann man selber machen.
Ziehe vorsichtig die Kolbenringe herunter und kennzeichne die Position auf dem Kolben. Auf die Unversehrtheit der Arretierstifte achten!
Dann schleifst Du Dir einen Schraubenzieher o. ä. so, daß die Breite genau der Nutbreite im Kolben entspricht. Anschließend den Grind aus der Nute entfernen. Evtl. Rückstände an der Innenseite der Ringe ebenfalls entfernen.
Die Rückstände am Kolben mit nicht zu grobem Schleifleinen abschleifen und evtl. polieren.
Den Zylinder kann man mit einer passenden Hon-Ahle nachschleifen. Die Dinger gibt es für ein paar Euro. Durch hin und her Bewegung kann man einen leichten Kreuzschliff erzeugen.
Ich würde auf keinen Fall die Ringe erneuern, die vorhandenen sind ja wohl mehr oder weniger gut eingelaufen!
Der Vorschlag von Trabimotorrad mit dem Graphit mag ja funktionieren, da habe ich keine Erfahrung mit. Ich würde nur befürchten, mir Kerzenbrücken einzuhandeln. Aber als Notschmierung nicht von der Hand zu weisen.
Das wären meine Vorschläge, wie Du Dich entscheidest, ist letztendlich Deine Sache.
MfG aus dem Harz Guzzi44

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 12:21
von Knuckle Duck
Danke für deine Ideen!

Ich muss jedoch ehrlich zugeben, dass ich mich in einer Lebensphase befinde, bei der ich zwar richtig Lust auf diese Arbeiten habe, aber nicht die Zeit. Vielleicht später in der Pension dann wieder...

Bis dahin muss ich leider dafür bezahlen, dass andere das für mich machen. Ich habe nun einigen sehr guten Mailverkehr mit Firma Wahl gehabt. Wir haben uns darauf verständigt, dass er den gereinigten Zylinder + Kolben bekommt, den Zylinder hohnt, den Kolben neu bestückt und das wars.

Letztlich warten auch noch eine 64er ES 150, eine 62er ES 175/0, ein ES/Gespann und mit einzelnen Reperatuen auch noch die NVA-ETZ und das war dann immer noch nicht alles. Alles Projekte für den Ruhestand, in überschaubaren 22 Jahren :lach:

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 12:28
von trabimotorrad
Ja, das Graphit erzeugt ab und an Kerzenbrücken und das gilt auch nur für den, der NEUE Ringe in einen alten Zylinder einbauen will. Durch das Graphit verbessern sich die Notlaufeigeschaften, und die neuen Ringe passen sich schneller und besser an die unrunde Laufbüchse an. Wer aber das Abmagern, das ganz plötzlich entsteht, wenn sich Graphit in der Hauptdüse einen Pfropf bildet, NICHT rechtzeitig hört und weiter wie wild am Gashahn dreht, anstatt SOFRT zu stoppen und den Propf aus der Düse entfernt, der ruiniert seine Garnitur!!!

Den Tip mit dem Graphit, hat mir der Großvater vom Klaus Wahl erzählt, als der mir damals meinen "Mahle-Kolben" von denen die meisten bei der Firma Wahl bearbeitet wurden, gab und mir GENAU das Maß, auf was ich den Zylinder ausdrehen sollte, anwieß. Und bei diesem Gesparäch erzählte mir der "alte" Mann, das man vorm Krieg mit diesem Graphit-Trick und mit speziellen Einlauf-Kolbenrinen Motoren eingefahren hätte und meinte auch, das wenn ich WIRKLICH genau an den Zylinder höhren würde, könnte ich, mit diesem Graphit auch ZWEI hundertste Einbauspiel riskieren.
Ich tats, wie gehießen und habe auf den erste 2000Km ein paar Mal den alten Herrn Wahl in Gedanken verflucht, denn immer dann, wenn es eilig war, hat mich so ein Graphit-Pfropf generft... Nach 2000Km habe ich dann die endgültigen Kolbenringe mit den Einlaufringen ausgetauscht und etwa 1000Km später war der Motor so RICHHTIG frei und ging WIRKLICH gut - vor Allem aber hat er 110 000 GESPANN-Kilometer lang, gehalten - dann war eine Wahl-Kur fällig und die Garnitur liegt bereit, auf das sie auf meiner MZ wieder in den Einsatz kommt, wenn die jetzige Garnitur am Dienstzeitende angekommen ist.
:schlaumeier: Das mit dem Graphit ist wirklich nur was für den, der mit einem Ohr am Motor fahren kann, SOFORT das Abmagern erkennt und reagiert. :!:

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 13:01
von Mechanikus
Knuckle Duck hat geschrieben:Danke für deine Ideen!

Ich muss jedoch ehrlich zugeben, dass ich mich in einer Lebensphase befinde, bei der ich zwar richtig Lust auf diese Arbeiten habe, aber nicht die Zeit. Vielleicht später in der Pension dann wieder...

Bis dahin muss ich leider dafür bezahlen, dass andere das für mich machen. Ich habe nun einigen sehr guten Mailverkehr mit Firma Wahl gehabt. Wir haben uns darauf verständigt, dass er den gereinigten Zylinder + Kolben bekommt, den Zylinder hohnt, den Kolben neu bestückt und das wars.

Letztlich warten auch noch eine 64er ES 150, eine 62er ES 175/0, ein ES/Gespann und mit einzelnen Reperatuen auch noch die NVA-ETZ und das war dann immer noch nicht alles. Alles Projekte für den Ruhestand, in überschaubaren 22 Jahren :lach:


Nichts für ungut, aber ist das wegen ein paar festgebackenen Kolbenringen nicht etwas übertrieben? Wenn sonst nichts ist, würde ich den Kolben einfach wieder einbauen, nachdem die Ringe gelöst sind. Mit einem gescheiten Öl bleiben sie das auch. Das Kolbenhemd wird von selber wieder blank. Komisch ist, warum es überhaupt so eine starke Verkokung geben konnte. Artgerecht bewegt ist da eigentlich immer alles sauber. Man könnte ja noch die Wirkung eines sogenannten Systemreinigers, der dem Sprit beigemischt wird, testen.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 13:09
von Knuckle Duck
Ich vermute einfach mal, dass sie in der letzten Zeit einfach zu viel auf kurzstrecke bewegt wurde. Das Ansauggummi war auch porös, habe ich aber bereits getauscht. Vielleicht lag es auch daran, dass sie falschluft gezogen hat. Keine Ahnung.

Ich werde nun erstmal den Kolben demontieren, alles in diesel einlegen, säubern und dann sehen wir weiter.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 13:13
von Gundi
Ich würde als erstes schauen, die Ringe heil abzubekommen. Das ist denke ich das erste Problem. Die Nuten lassen sich mit einem gebrochenen Ring prima reinigen. Besser als mit einem Schraubenzieher. Wenn die Ringe heil bleiben, wie Mechanikus schreibt weiter vorgehen. Ich sehe halt ne relevante Gefahr, die Ringe zu zerknacken.
Gruß Matthias

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 13:49
von Mechanikus
Ich möchte stark davon abraten, die Ringe zu demontieren. Sie haben danach nicht mehr die Form, in der sie sich eingelaufen hatten. Wirklich nur gängig machen und fertig. Wenn sich ein festsitzender Ring erstmal unter Kriechöl geflutet auch nur ein kleines bisschen bewegt, dauert es nicht mehr lange, bis er wieder frei ist. Immer nur mit den Fingern daran rumspielen und vom losen Ende zum festsitzenden hinarbeiten. Man braucht Geduld dazu, wenn nämlich einer zerbricht, muß man den zwangsläufig durch einen neuen ersetzen und den dann wieder einfahren, was länger dauern kann als bei einer neuen Garnitur.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 15:40
von Guzzi44
Hallo, an Alle: Ich will mich hier noch einmal einklinken:
Wenn ich mit einem gebrochenen Kolbenring die Nute reinige, bedeutet das, daß ich einen davon zerbrochen habe. Genau das will ich ja vermeiden!
Daher mein Vorschlag mit dem Schraubenzieher. In gewissen Büchern wird das ja empfohlen, dann muß ich aber einen davon als Ersatz haben.
Von Kolbenringzangen halte ich nichts, bei relativ kleinen Kolben ist die Gefahr eines Bruchs m. E. zu groß. Ich nehme lieber 3 dünnwandige schmale Messingstreifen, die ich im Umfang verteile und dann vorsichtig abziehe. Aber über dieses Thema könnte man hier einen eigenen Beitrag aufmachen.
Das Zweite ist das Thema "Graphit bzw. Molycote": Die Fachliteratur schreibt, daß man diese Mittel dort nicht anwenden soll, wo 2 Reibungsflächen sich gegeneinander einlaufen sollen. Das kann man so oder so sehen. Mit der entsprechenden Sorgfalt spricht nichts gegen diese Anwendung, man verlängert vermutlich die Einlaufzeit, hat aber ein besseres Gefühl, was die Neigung zum Klemmen angeht.
Ich habe dieses Zeug (Molycote) auch immer reichlich eingesetzt und nie bereut. Ist aber vielleicht `ne Glaubensfrage. Über dieses Thema könnte man ebenfalls einen Beitrag schreiben, wenn es den nicht schon gibt !
Jetzt ein schönes Wochenende an die arbeitende Bevölkerung Guzzi44

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 16:18
von ea2873
ich bin Pragmatiker, solange 1 Kolbenring noch erhalten ist, kann man die anderen 2 notfalls auch tauschen. Klar sind die am Anfang nicht ganz dicht, die laufen sich aber ein und der verbliebene Kolbenring dichtet schon ausreichend.
Besser wäre natürlich trotzdem, wenn man alle erhalten könnte. Wenn ein Kolbenring nicht klemmt, muss man ihn m.E. auch nicht unbedingt demontieren. Falls Schmutz in den Ringnuten ist, bekommt man ihn auch rundherum raus, wenn man den Kolbenring (über die Ringsicherung hinweg) dreht.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 17:30
von trabimotorrad
Mit etwas "Glück" sind es Gußkolbenringe - dann viel Spaß beim Abziehen :lach:

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 20:15
von Konstantin
Wenn Festkörperschmierstoff dann MoS2 was z.b. im Liquimoly drin ist - und nicht Graphit. MoS2 ist viel feinkörniger und schmierfähiger als Graphit. Das ist ja noch eine Empfehlung von Wildschrei, die Empfehlung war das MoS2 1:50 dem Öl beizumischen, d.h. also 20ml auf einen Liter Öl. Das fahr ich seit 1993 im selben Motor und ich bin der festen Überzeugung das das dem Motor sehr gut getan hat, mittlerweile hat er fast 70 000km und das mit einem Mischungsverhältnis von 1:100. Das hat sich meiner Meinung nach wirklich sehr bewährt, der Motor läuft super und klingt auch noch sehr gut (ToiToiToi).

Mit dem Addinol MZ408 Synthetik habe ich die besten Erfahrungen gemacht, weil es deutlich weniger raucht und den Auspuff weniger verölt. Ich hatte auch noch nie Probleme mit Ablagerungen, nicht an der Kerze, nicht im Vergaser. Auf den Kolben habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr geschaut, es war einfach bisher noch nicht nötig. Ich habe auch den Eindruck das das MoS2 dazu beiträgt den Verschleiß beim Vergaserschieber zu minimieren, denn trotz der 70 000km hat der Schieber noch sehr wenig Spiel im original BVF Vergaser...
Aber mein Krümmer ist mittlerweile doch sehr verrostet, wenn ich den mal ersetze riskiere ich einen Blick auf Kolben und Kolbenringe durch den Auslasskanal...

Ich würde versuchen die Kolbenringe vorsichtig mit den erwähnten Methoden freizubekommen, die Gefahr das die Kolbenringe brechen ist ja nicht ganz klein, ausserdem verändert sich die Spannung. Und die Nut kann man auch auskratzen wenn die Ringe drin sind, man muss dann nur den Dreck gut ausspülen.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 20:56
von Mechanikus
Hier nichts durcheinander bringen. Molybdändisulfid ist was ganz feines für den Motorbetrieb (ich nehm es auch, ist übrigens ein alter Hut, stand schon 1960 im Illustrierten Motorsport). Aber zum Einfahren ist es überhaupt nicht geeignet. Damit verlängert man die Einfahrphase unnötig, weil die Ringe nicht so schnell wie sonst einlaufen. Das is bei Graphit eas ganz anderes. Das muß man eher als ganz ganz feine Einschleifpaste auffassen.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 21:21
von Fit
Mechanikus hat geschrieben:Das muß man eher als ganz ganz feine Einschleifpaste auffassen.


Und die Pleuellager tolerien diese "Einschleifpaste". Ich hab noch ne uralte Dose mit MoS2-Pulver. Dies habsch vor 40 Jahren mit ein wenig GL60 angerührt und in den Tank gekippt :oops:

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 5. September 2025 22:53
von Mechanikus
Ja, machen sie. Ist mehr ein Erklärungsmodell um die Vorgänge einzuordnen. Wenn mal Straßenstaub in den Motor gelangt, was ja nun auch nicht gerade unmöglich ist, dann hat der eine höhere abrasive Wirkung. Das muß der Motor auch wegstecken.

Mit dem MoS2 Pulver oder der Suspension aus DDR Zeiten habe ich nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Offenbar war da die "Körnung" noch zu grob und es passiert das, was Achim weiter oben schon beschrieben hat. Mit der heute (z.B. von LiquiMoly) angebotenen MoS2 Ölsuspension kommt das nicht mehr vor. Die löst sich bemerkenswert gut im Kraftstoff und setzt sich auch nicht mehr so leicht während Standzeiten am Tankboden ab.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 6. September 2025 07:45
von trabimotorrad
...und immer wieder kommt bei mir der Moment, wo ich froh bin, das es früher kein Inter-Net und auch keine Foren gab.
Es gab da eine Werkstatt im Hinterhof, in der drei Gesellen und ein Meister Kolben aller Art anfertigten. Und dann war da ein alter Mann, der mit Krücken in die Werkstatt ging, seine Krücken an eine extra Halterung an der Drehbank stellte und dann wahre Wunder an "seiner" Drehbank, an die NIEMAND anders ran durfte, fertigte.
Mit der Zeit hatte der Junge, der ab und zu einen defetkten Kolben brachte, das Eis gebrochen und die Gesellen, der Meister und irgendwann auch der alte Mann,, wechselten freundschaftlich ein paar Sätze mit dem Bub. Der Bub hatte einmal gesehen, wie da ein Kunde, der aus einem dicken Mercedes ausgestiegen war, eine etwas dümmliche Kritik an den Anweisungen des Meisters erwiderte und wie dann ein LKW-Kolben quer durch die Werkstatt flog - daraus hat er gelernt und wenn er eine Frage hatte und die beantwortet wurde, dann war das unumstößliches Gesetz. Man tat gut daran, das Gesetz 1 zu1 um zu setzen.
Als der alte Mann mal freundschaftlich zu mir sagte: "Woisch Bua, vorm Krieg, do henn mir d Modora, mit Graphit eigfahra, no langet au zwo Honderschtel Eibauschpiel" Da habe ich nur gefragt, in welcher Mischung man das Graphit zugeben solle und als mir dann der Fingehut auf 10 Liter genant wurde und ein Tütchen voller schwarzem Pulver in die Hand gedrückt wurde, habe ich das 1 zu 1 umgesetzt...
Genauso, wie ich den Rat vom Opa Wahl der da lautete: "A Kuageschle mehr Zwoitakt-Ehl en dr Schbridd nei, hadd no nie gschaded" niemals in Frage gestellt habe und mir ist gar niemalnicht eine MZ fest gegangen...
Einen wissenschaftlichen Beweis, das mit dem xyz-Zweitaktöl 1: 100 geht und das man zum Ein bzw. Frei fahren irgendein Mloybdän-Sulfit braucht, habe ich nie gebraucht und brauche ich nicht.

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 6. September 2025 08:39
von rally1476
Moin,

ich tät mich auch nicht genieren, die Kolbenringe im montierten Zustand wieder gangbar zu machen.
Die Olkohle rundum so gut es geht abzuwaschen.

Am Kolbenboden tät ich die moderat dran lassen, ist ja ein prima Wärmeisolator.
Lose Kohle muss natürlich ab.

Am Zylinderdeckel mach ich die aber immer ab und ziehe die Dichtflächen mit einem PLANEN Abziehstein ab.

Wichtig: Es wird eine individuell angefertigte Zylinderfußdichtung montiert.
Diese wird aus 0,5mm Zeichenkarton und mit den eh schon schmutzigen Griffeln tuschiert, die vier Löcher gestanzt und dann fein säuberlich ausgeschnitten.

Alles wieder in Ruhe montiert und dann lange über die Ursache der eben beschriebenen Aktionen nachgedacht.

Vor Nachschau und Fehlerabstellung, der im vorherigen Satz genannten Hirnakrobatik und deren Ergebnisse, wird das Aggregat nicht wieder in Betrieb genommen.

Vor allem würde ich über die eventuell steinharten Wellendichtringe nachdenken.
Ich habe hier nichts über eine vorangegangene Motorrevision gelesen.

Wenn ich den stark verkokten Kolben sehe lässt das auf minderwertige Schmierstoffe aus vergangenen Zeiten schließen.
Oder aber den exorbitant großen Einsatz eben Dieser schließen.

Beides führt wieder zu den Wedis...

Mal drüber nachdenken, bevor das nächste Malheur passiert.

Gruß Rally

Re: Kolben noch zu retten? ES/2

BeitragVerfasst: 6. September 2025 09:02
von Mechanikus
Fit hat geschrieben:
Mechanikus hat geschrieben:Das muß man eher als ganz ganz feine Einschleifpaste auffassen.


Und die Pleuellager tolerien diese "Einschleifpaste". Ich hab noch ne uralte Dose mit MoS2-Pulver. Dies habsch vor 40 Jahren mit ein wenig GL60 angerührt und in den Tank gekippt :oops:


Übrigens hat sich für Dampfmaschinen Kupferpaste als das Mittel der Wahl herausgestellt.

In einer alten Instabdsetzungsanweisung für Zweitaktmotoren aus den Zwanziger Jahren stand der interessante Hinweis, einen frisch gebohrten Zylinder mit dem dazugehörigen Kolben mithilfe von in Öl gelöstem Bimssteinpulver durch schraubenförmige Bewegungen einzupassen. Das ist quasi Anpassen und Honen in einem, allerdings sehr aufwendigen Vorgang.
Manchmal hilft es zum Verständnis, wenn man weiß, wie die üblichen Procedere früher einmal zustande gekommen sind.